"Wer bremst, verliert" – kalauert es nicht nur an MTB-Stammtischen. Dabei ist doch jedem aktiven Mountainbiker klar: Ohne in der Abfahrt zu verzögern, fliegt auch der waghalsigste Mountainbiker aus der Kurve.
Die MTB-Scheibenbremsen dienen nicht nur der Sicherheit, sie ermöglichen vor allem eins: die Geschwindigkeit zu dosieren. Also: Wer (richtig) bremst, gewinnt! Am besten gelingt dies mit modernen Scheibenbremsanlagen, die viel Bremspower mit hoher Standfestigkeit, feiner Dosierbarkeit und Ergonomie verbinden.
MountainBIKE wollte wissen, welche aktuellen MTB-Bremsen in diesen vier Disziplinen überzeugen, und unterzog elf Scheibenbremsen in zwei Preisklassen einem aufwendigen Labor- und Praxistest.





MTB-Bremsen ab 84 Euro im Vergleich
In der preiswerten Kategorie finden sich vier Scheibenbremsen von 84 Euro bis 176 Euro pro Stück. Vor allem der Preis der Shimano Deore ist eine Kampfansage. Offiziell geben die Japaner zwar keine Preise raus, der deutsche Vertrieb hält jedoch eine Liste mit "Marktpreisen" bereit, laut der die Deore ab 84 Euro inklusive Scheibe feilgeboten wird. Die Hayes Radar kostet im Paket 119 Euro.
Teurer, dafür aber "made in Italy" ist die neue CR3 von Formula (140 Euro). Sram bietet in diesem Vergleich die neue Vier-Kolben-Bremse Guide R für 176 Euro. Im hochpreisigen Segment markiert Sram mit der Guide RSC für 221 Euro den Einstieg. Es folgen Magura mit der neuen Vier-Kolben-Bremse MT 7 (256 Euro) und Hope mit der Race Evo E4 (281 Euro).
Ganz neu im Bremsen-Segment ist FSA mit der leichten K-Force ab 284 Euro. Shimanos XTR Trail gibt es ab 338 Euro – auch das ein "Circa"-Preis. Teuer, weil in Deutschland gefertigt, sind die MTB-Bremsen von Brake Force One (390 Euro) und Trickstuff (399 Euro).
MountainBIKE bestellte alle Bremsen mit 180-mm-Scheibe für Vorder- und Hinterrad. Ein Maß, das für die meisten Fahrer zum Einsatzbereich passen dürfte. Für Mountainbiker über 85 Kilo oder Bergfexe, die vornehmlich in den Alpen radeln, ist eine 200-mm-Scheibenbremse – zumindest vorne – die bessere Wahl. CC-/Marathon-Racer sowie leichte Mountainbiker(innen) kommen auch mit 160er-Rotoren klar.
Da die Vorderbremse die meiste Bremskraft übertragen sollte, ist es oft sinnvoll, die Größen zu mixen, also vorne eine größere Disc als hinten zu verbauen. Scheibengrößen von 140 mm sind kaum noch erhältlich und nur Gewichtsfetischisten zu empfehlen.
11 MTB-Bremsen im Labor- und Praxis-Test
Den "Theorieteil" des MTB-Bremsentests führte MountainBIKE im Prüflabor am Technikum Wien durch. Die Prüfer ermittelten die Bremskraft bei Nässe sowie bei Trockenheit. Zudem wurde die Standfestigkeit der Scheibenbremsen auf dem Prüfstand gemessen.
In Latsch (Südtirol) führte MountainBIKE den Praxistest der MTB-Bremsen durch. Hier wurden alle Scheibenbremsen auf einer fordernden Abfahrt getestet. Vier Testfahrer bewerteten Bremspower und Standfestigkeit der MTB-Bremsen, speziell in Spitzkehren die Dosierbarkeit.
Klasse: Schon die preiswerten MTB-Bremsen liegen meist auf hohem Niveau. Vor allem die Formula CR3 bietet viel Power und lässt sogar die teuren Scheibenbremsen von FSA, Hope und Sram hinter sich.
Bei den hochpreisigen Mountainbike-Bremsen liefern Brake Force One, Shimano, Trickstuff und allen voran Magura immense Power. Top-Ergonomie bieten die Bremsen von Sram, Shimano und Hope mit schlankem Einfingerhebel.
In Sachen Dosierung punkten Shimano und Sram, aber auch Magura. In der Praxis gab es in puncto Standfestigkeit nur kleinere Auffälligkeiten, im Labor deformierten jedoch die Alu-Rippen der Shimano-Ice-Tech-Scheibe so sehr, dass diese am Sattel schliffen.
In der hochpreisigen Kategorie gewinnt Magura mit satter Power, top Dosierbarkeit und hoher Standfestigkeit. Bei den preiswerten Bremsen holt die neue Formula CR3 den Sieg, auch die Shimano-Deore bietet viel fürs Geld.