Auffälligste Änderung am neuen Canyon Grail: Das 2018 erstmals vorgestelle Gravel-Bike der Koblenzer verzichtet künftig auf den markanten "Hover Bar" und kommt nun mit "klassischer" Lenkerform. Denn das Canyon Grail wurde von Grund auf neu gedacht und für einen klaren Zweck entwickelt: den Einsatz bei schnellen Gravel-Rennen. "Der Hover Bar ist zwar sehr komfortabel, aber eben nicht aerodynamisch", erklärten die Entwickler auf ROADBIKE-Nachfrage ihre Abkehr vom "Doppellenker".

Ohne den markanten "Hover Bar", dafür mit einm zentralen Anschraubpunkt für Headunit, Smartphone bzw. Aero-Auflieger hebt sich das neue Canyon Grail deutlich vom Vorgängermodell ab.
Mit 5 Grad Backsweep, 16 Grad Flare und "abgesenktem Griffbereich sollen Gravel-Piloten in eine aerodynamische Position gebracht werden. Damit wird auch die Rollenverteilung der Gravel-Bikes im Hause Canyon klar: Das neue Canyon Grail richtet sich vor allem an sportliche Fahrer, die gern schnell auf Schotter unterwegs sind und an Gravel-Rennen teilnehmen. Das Canyon Grizl hingegen bleibt mit seiner entspannteren Geometrie und vielen Anschraubpunkten das Gravel-Bike für Bikepacker, Abenteurer und Genussfahrer.
Canyon Grail CF SL, CF SLX & CFR
Das Canyon Grail Gravel-Bike ist ab sofort mit drei verschiedenen Rahmensets erhältlich, die alle bis zu 42 mm Reifenfreiheit bieten sollen. An der Spitze des Lineups steht die brandneue CFR-Plattform, die 2023 bereits zu mehreren prestigeträchtigen Rennsiegen wie Carolin Schiffs Triumph beim Unbound 200 oder dem Weltmeistertitel von Kasia Niewiadoma bei der Gravel-Weltmeisterschaft in Venetien beigetragen hat. Zudem kommt das Canyon Grail sowohl als günstigere CF SL- sowie mittelpreisige CF SLX-Version. Eine Aluvariante bieten die Koblenzer beim neuen Canyon Grail hingegen nicht an.

Beim weltberühmten Unbound siegte die Deutsche Carlin Schiff auf dem neuen Canyon Grail.
Am Canyon Grail CFR kommen laut Canyon die leistungsfähigsten Carbonfasern und modernste Fertigungsverfahren zum Einsatz, die einen geringeren Materialeinsatz bei höherer Rahmensteifigkeit und Widerstandsfähigkeit ermöglichen sollen. Das Canyon Grail CFR-Rahmenset soll 118 g leichter und im Hinblick auf die Kraftübertragung an Tretlager und Steuerrohr 10 Prozent steifer sein als das neue Canyon Grail CF SLX.
Individualisierbares Performance-Paket
Mit einer ganzen Reihe an Innovationen soll das neue Canyon Grail laut Canyon 9 Watt bei 45 km/h gegenüber dem Vorgängermodell einsparen – eine Geschwindigkeit, die auf Schotter zwar in manchem Profi-Rennen, von Hobbysportlern jedoch eher selten gefahren wird. Dazu wurde der Rahmen des Canyon Grail überarbeitet, u.a. mit der speziellen Stauraumlösung des Aero LOAD Systems. Dieses umfasst die im Rahmen integrierte LOAD Down Tube Storage sowie die LOAD FidLock QuickLoader-Rahmentasche, welche die Aerodynamik des neuen Grail um 1,5 Watt verbessern soll und den Vorteil bietet, dass die Tasche sicher hält und nicht am Lack scheuert.

Mit einem Staufach im Unterrohr bietet das Canyon Grail reichlich Platz für alle Essentials auf der Gravel-Tour. Nur das Canyon Grail CF SL kommt ohne das Staufach.
Neben der überarbeiteten Silhouette bietet der Double Drop Bar die Möglichkeit, verschiedene Radcomputer bzw. Smartphones zu integrieren oder individuell anpassbare Aero-Aufsätze zu montieren. Weitere Zubehöroptionen wie die LOAD Fork Sleeves für zusätzliches Gepäck oder die schnell montierbaren DEFEND Fast Fenders machen das neue Canyon Grail trotz fehlender Aufnahmen an den Gabelscheiden noch vielseitiger – so sind theoretisch auch Bikepacking-Trips mit dem Gravel-Bike möglich.
Fahreindruck
Auch die Fahrdynamik des Canyon Grail wurde überarbeitet, die neue Rahmengeometrie soll für zusätzliche Stabilität bei agilem Handling sorgen. Davon konnten wir uns bereits überzeugen: Unsere Testfahrer fühlten sich auf dem neuen Canyon Grail sofort wohl, auch weil das Handling sich dank des längeren Radstands aber dem vergleichsweise kurzen Vorbau als ausgewogen erweist. Das Rad behält so auch auf ruppigem Terrain die Ruhe und sorgt mit einem ebenso ruhigen wie präzisen Handling für Sicherheit und Vertrauen. Sportlern mit einer Vorliebe für sehr agile, wendige Gravelbikes mag das Fahrverhalten jedoch möglicherweise zu träge erscheinen, für die meisten dürfte das Fahrverhalten jedoch auf Zustimmung stoßen. Denn etwaige Sorgen, dass das Canyon Grail seinen Piloten in einer Kurve plötzlich abwirft, sind unbegründet.

ROADBIKE konnte das neue Canyon Grail bereits ausführlich testen.
In Sachen Komfort nimmt das neue Canyon Grail keine Abstriche in Kauf und setzt auf ein vom Straßenrennrad Ultimate übernommenes, für den Gravel-Einsatz optimiertes Sattelstützenkonzept. So überzeugte auch der Komfort unsere Tester auf Anhieb, was auf langen Touren oder in einem Gravel-Rennen wertvolle Körner für die entscheidende Rennsituation sparen kann. Zudem besticht das Canyon Grail mit seiner guten Kraftübertragung, die eine kraftvoll gesetzte Attacke oder eine Beschleunigung am Berg klaglos in Vortrieb ummünzt. Einzig das Cockpit könnte für manchen Geschmack zugunsten der Aerodynamik einen Tick schmaler ausfallen, schafft aber zugleich auch eine hohe Sicherheit auf technischen Passagen – letztlich eine Frage der perönlichen Vorliebe bzw. des Einsatzzwecks. Zudem können die Maße des Cockpits – wie bei Canyon üblich – nicht bei der Bestellung konfiguriert werden, sondern dieses muss bei Änderungswunsch einzeln nachgekauft und umgerüstet werden.
Fazit: Mit seinem Mix aus hoher Laufruhe, sehr guten Komfort und sportlicher Kraftübertragung trifft das Canyon Grail bei Gravel-Rennen voll ins Schwarze. Wer hingegen ein sehr wendiges Gravelbike bevorzugt, dem könnte das neue Canyon Grail etwas träge erscheinen.
Preise und Modelle
Mit einem Preis von 2.699€ bildet das Canyon Grail CF SL den Einstieg in die neue Canyon-Grail-Palette. Dafür verzichtet der Canyon Grail CF SL Rahmen auf das LOAD Unterrohrfach, ist aber mit der LOAD FidLock QuickLoader Rahmentasche kompatibel. Außerdem verfügt der CP0045 Double Drop Bar des Canyon Grail CF SL nicht über die Gear Groove Schnittstelle für Zubehör wie integrierte Aero-Aufsätze oder Computerhalterungen.

Das Canyon Grail CF SL kommt wahlweise mit Komponenten von Shimano oder Sram.
Das Canyon Grail CF SLX bietet mit der LOAD Down Tube Storage und der Gear Groove die volle Flexibilität und ist mit elektronischen Schaltgruppen mit einem oder zwei Kettenblättern erhältlich. Das Grail CF SLX 8 Di2 mit Shimano GRX Di2 Schaltgruppe kostet 4.999€, während das Grail:CF SLX 8 AXS mit SRAM Force und Zipp 303 Firecrest-Laufrädern mit 5.299€ zu Buche schlägt.

Das Canyon Grail CF SLX ist mit ausschließlich mit elektronischen Gruppen von Shimano oder Sram erhältlich.
An der Spitze des Lineups stehen die leichtesten Modelle: Das Canyon Grail CFR Di2 zum Preis von 6.999€ und das Canyon Grail CFR AXS mit Quarq Powermeter zum Preis von 7.999€. Zu guter Letzt sind weltweit 70 Exemplare des streng limitierten Canyon Grail CFR LTD mit dem GRVL DZZL Design für 10.000€ erhältlich.

Das Canyon Grail CFR bietet das leichteste und steifste Carbon in der Canyon Grail-Serie und kommt mit Gruppen von Shimano oder Sram
Die Geschichte des Canyon Grail
Mit ihrem ersten Gravel-Bike setzten die Koblenzer 2018 mit dem Canyon Grail ein Ausrufezeichen – der markante Hover Bar polarisierte die Gemüter. Doch die gewöhnungsbedürftige Optik entpuppte sich in der Realität als komfortable Lösung, da der Vorbau in Verlängerung des Oberrohrs in einen Steg mündet, der die Bögen des Rennlenkers verbindet, während der Oberlenker freischwebte und so besser federte.
Bereits 2018 hatte ROADBIKE die Gelegenheit das Canyon Grail CF SL zu testen.