Individuelle Radbekleidung
Dresscode: Teamgeist

Für viele Radfahrende, Vereine, Teams oder Trainingsgruppen ist die eigene, individuelle Radbekleidung ein Traum. Wie es geht, wer was anbietet – und zu welchem Preis –, zeigt diese Übersicht.

Dresscode: Teamgeist
Foto: Keno Topilin/Leeze Cycling Team by tinteistbesser.de

Worin liegt der besondere Reiz von Teambekleidung?

Egal ob für den Eigenbedarf, den Radsportverein, das Jedermannteam oder die Trainingsgruppe. Ob für ein Event- oder andere radsportliche Anlässe: Ein eigenes, individuell gestaltetes Outfit steht bei vielen Fahrradfahrerinnen und -fahrern hoch im Kurs. Denn einheitliche Optik ist identitätsstiftend, stärkt den Zusammenhalt, motiviert und erleichtert die Orientierung im Wettkampf – innerhalb des Pelotons wie auch von außen, für die Zuschauer. Für Sponsoren ist die Bekleidung von entscheidender Bedeutung, um Schriftzüge und Logos platzieren zu können. In großer Stückzahl georderte oder durch Verein/Sponsoren subventionierte Teambekleidung kann zudem deutlich günstiger kommen, als die Ausrüstung in vollem Umfang selbst zu finanzieren.

Wer bietet so etwas an?

Einige große Radbekleidungshersteller bieten spezielle Custom-Linien an. Darüber hinaus haben sich verschiedene kleinere Marken auf die Herstellung individueller Radbekleidung spezialisiert. "Wir gewinnen viele Kunden über Mund-zu-Mund-Propaganda", verrät Martin Vetter, Inhaber des Anbieters Dowe, "neben klassischen Radsportvereinen bestellen inzwischen immer öfter auch private Trainingsgruppen, kleine Teams oder Mountainbiker." Entscheidungskriterien für oder gegen einen Anbieter können neben den konkreten Produkten der Preis, der Produktionsstandort, der Prozess der Designerstellung oder die Möglichkeit, vorab Testmuster auszuprobieren, sein. Eine Liste mit Anbietern findet ihr weiter unten.

Endura
Trikotproduktion bei Endura. Mode ist immer ein persönliches Statement – natürlich auch auf dem Fahrrad. Eine Option: selbst gestaltete Radbekleidung.

Welche Schritte sind es von der ersten Idee bis zur fertigen Klamotte?

Je nachdem, wie groß die eigene Gruppe ist, kann es Zeit und Nerven kosten, bis man in den eigenen Radklamotten steckt. Folgende Schritte sind (mindestens) zu gehen:

• grundsätzliche Entscheidung für individuelle Teambekleidung

• Einholen von Angeboten

• Sichten von Produktsamples

• Entscheidung für einen Anbieter

• Erstellung und Entscheidung Design

• Abfrage, welche Teile und Größen wie oft bestellt werden sollen

• verbindliche Bestellung

• Produktion

• Organisation der Verteilung

Welche Teile lassen sich individualisieren?

Prinzipiell alle: Von Trikots und Hosen in kurz, lang, dick oder dünn über Accessoires wie Westen, Arm- und Beinlinge, Socken, Mützen oder Halstücher bis hin zu Sonderfällen wie Renneinteilern, Handschuhen, Überschuhen oder Funktionsbekleidung ist herstellerabhängig vieles möglich. Viele Anbieter werben auch mit passender Freizeitbekleidung, haben Ausführungen für Männer, Frauen sowie den Nachwuchs im Programm und bieten – insbesondere die Trikots – auch in verschiedenen Schnitten bzw. für verschiedene Disziplinen an (Aero, Mountainbike, Triathlon, Trekking).

Kann ich die Teile vor einer Bestellung anprobieren und testen?

Viele Anbieter individueller Radbekleidung stellen kostenlos Produktsamples zur Verfügung, meist mit Sets für Erwachsene, Kinder und verschiedene Disziplinen bzw. Schnitte (z. B. Aero vs. "normal"). Problem: Diese sind aus hygienischen Gründen nur zum Anprobieren gedacht – nicht für Probefahrten. Das ist nachvollziehbar, aber schade, da gerade das Sitzpolster einer Radhose kaufentscheidend sein kann. "Wir verwenden aber die Materialien und Polster wie bei unseren Standardprodukten", betont Katrin McDonald vom schottischen Radbekleidungshersteller Endura. Bei Dowe kann man neben den kostenlosen Samples vergünstigte Probefahrt-Sets kaufen – mit Kostenverrechnung bei Bestellung.

Wie entsteht das Design?

Hier gilt: Alles kann, nichts muss. Wer technisch und grafisch versiert ist, gestaltet sein Wunschdesign selbst. Alternativ bieten die Grafikabteilungen der Hersteller Unterstützung und erstellen auf Grundlage von Zeichnungen oder Beschreibungen Entwürfe. Bei manchen Herstellern kann man auch per Online-Konfigurator in Vorlagen mit Farben, Logos und Beschriftungen experimentieren. Im Austausch mit dem Hersteller wird das Design bis zur Freigabe finalisiert, bei großen Stückzahlen sind auch Andrucke möglich. Wichtig: Vereins- oder Sponsorenlogos müssen hochaufgelöst oder als Vektordateien vorliegen.

Endura
Design-Erstellung bei Endura - viele Wege führen nach Rom bzw. zur Radbekleidung im eigenen Wunschdesign.

Gibt es eine Mindestbestellmenge?

Das ist von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich. Manche Anbieter realisieren sogar Einzelstücke, andere Anbieter verlangen eine Mindestabnahme von Teilen. Achtung: Manche Hersteller bezeichnen mit Mindestbestellmenge den gesamten Auftrag, andere nennen pro Artikel Mindeststückzahlen. Gerade bei großen Aufträgen können aber auch dann – ggf. mit Aufpreis – Einzelstücke oder geringere Margen realisiert werden (zum Beispiel Einteiler für Rennfahrer, wenn als übrige Bestellung eher luftiger sitzende Trikots bestellt werden).

Maisch Sportswear
Manche Hersteller bieten Online-Konfiguratoren an - wie hier die Firma Maisch Sportswear. Damit entwirft man ganz einfach ein erstes eigenes Design und perfektioniert dieses anschließend mit dem Anbieter.

Wie lange dauert die Produktion?

Beim schottischen Hersteller Endura dauert die Produktion individueller Radbekleidung im Allgemeinen fünf Wochen, sagt Marketingmanagerin Katrin McDonald – ein Zeitraum, der bei vielen Anbietern ähnlich ausfällt. Um Missverständnisse zu vermeiden: Damit ist die Produktion nach Auftragserteilung gemeint – der gesamte Prozess von der ersten Idee bis zur Jungfernfahrt im eigenen Trikot dauert deutlich länger. Die Stückzahl ist für die Produktionsdauer in der Regel nicht entscheidend. Übrigens: Durchschnittlich bestellen Vereine oder Trainingsgruppen laut Dowe-Geschäftsführer Martin Vetter zwischen 150 und 200 Teilen.

Wie viel kostet so was?

Die gute Nachricht: Der Traum von individueller Radbekleidung ist nicht unbezahlbar. Im Gegenteil: Gerade bei großen Stückzahlen oder wenn Sponsoren die Anschaffung unterstützen, können die Preise deutlich unter jenen Beträgen liegen, die mancher Hersteller für seine Stangenware aufruft. Wechseln Sponsoren, müssen allerdings auch neue Klamotten her. Und: Wer sich von Kopf bis Fuß im Teamlook einkleidet, muss auf einen Schlag einen nicht unwesentlichen Betrag hinlegen.

ROADBIKE-Magazin
Das gesamte Marktangebot lässt sich nicht abbilden – als Orientierung und Entscheidungshilfe haben wir einige Zahlen,Daten und Fakten für ausgewählte Anbieter zusammentragen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Viel Erfolg bei der Auswahl – und viel Spaß im eigenen Outfit!

Gibt es auch Übergrößen oder anpassbare Arm- oder Trikotlängen?

In der Regel ja. "Unsere Kunden wollen Sonderlösungen – nicht nur optisch. Für viele ist das sogar ein kaufentscheidender Faktor", betont Martin Vetter von Dowe. Schließlich kann es deutlich einfacher sein, im direkten Gespräch mit dem Produzenten Details wie zwei Zentimeter längere Ärmel, enger geschnittene Brustumfänge oder besonders gestaltete Bündchen zu vereinbaren, als zu hoffen, exakt das Benötigte im riesigen Angebot der Stangenware zu finden. Kehrseite der Medaille: Manche Hersteller bieten Sonderlösungen erst ab relevanten Stückzahlen an – oder es wird teuer.

Gibt es einen Reparaturservice?

Zahlreiche Hersteller bieten einen Reparaturservice an, etwa um lose Fäden wieder zu vernähen, kleinere Löcher zu stopfen oder defekte Reißverschlüsse zu tauschen. Günstiger und schneller kann es aber sein, zu einer Änderungsschneiderei vor Ort zu gehen oder – je nach Alter und Zustand der Bekleidung – neu zu produzieren, anstatt zu reparieren. Positiv: Manche Hersteller nehmen ihre Stoffe zurück und recyclen diese.

Endura
Um individuelles Design und Farbverläufe realisieren zu können, werden die Stoffe erst bedruckt und anschließend genäht.

Wie lange dauern Nachbestellungen?

Nur weil das Design bereits feststeht, geht es nicht unbedingt schneller – viele Hersteller geben einheitliche Produktionszeiten an, egal ob für Nachbestellungen oder die erste Charge. Positiv: Zahlreiche Anbieter bemühen sich, den Bestellprozess zu vereinfachen. "Wir haben ein digitales Ordersystem", erklärt Katrin McDonald von Endura, "jedes Mitglied der Gruppe, die bestellen will, bekommt einen Login zu einem Webshop, wo alle Teile im Design ihres Teams hinterlegt sind. Innerhalb eines vereinbarten Zeitfensters kann man die Teile und Größen, die man haben will, auswählen, bezahlen und zu sich nach Hause liefern lassen."

Wo ist der Haken?

Innerhalb der Gruppe muss jemand das Projekt "einheitliche Sportbekleidung" koordinieren. Und je mehr Personen beteiligt sind, desto komplexer und frustrierender kann das sein, da es unterschiedliche Interessen, Geschmäcker, Befindlichkeiten und Sonderwünsche unter einen Hut zu bringen gilt. Tipp: ein kleines, gut harmonierendes Team von Projektverantwortlichen bilden, einen klar definierten, realistischen Zeitplan aufstellen, transparent und präzise kommunizieren, womöglich durch eine Abstimmung über das Design hohe Akzeptanz schaffen – und in Kauf nehmen, dass man es nie allen recht machen kann. Lohn für alle Mühen: der Moment, wenn die gesamte Gruppe erstmals im einheitlichen Look am Treffpunkt steht.

Keno Topilin/Leeze Cycling Team by tinteistbesser.de
Das Sahnehäubchen: Auch Helme und Räder passen zum Look. Viele Vereine starten erstmal mit einheitlichen Trikots und Hosen.