Outdoorbekleidung soll Regen abhalten, Wind blocken und dabei möglichst atmungsaktiv sein. Jahrzehntelang setzte die Branche dafür auf PFC. Das sind fluorhaltige Chemikalien, die in der Umwelt kaum abbaubar sind und mittlerweile weltweit nachweisbar sind, sogar in entlegenen Regionen wie der Arktis.
Viele Outdoor-Marken kündigen an, komplett auf PFC in Outdoor-Textilien zu verzichten. Was bedeutet das für Materialien wie Gore-Tex? Welche Alternativen gibt es und wie gut funktionieren sie wirklich?
Wir haben mit Materialexperte Frank Wacker über die neuen Entwicklungen gesprochen. Er erklärt, wie sich Gore-Tex neu erfindet, worauf Verbraucher*innen jetzt achten sollten und woran man PFC-freie Jacken erkennt.
Interview mit Ausrüstungsredakteur Frank Wacker
Nein. Aber die seit über vier Jahrzehnten verarbeiteten Membranen aus ePTFE laufen aus. Für die Herstellung von PTFE – der bekannteste Markenname dafür ist Teflon – benötigt man PFC, also fluorhaltige Chemikalien. Die sind seit diesem Jahr für Outdoor- und Sportbekleidung verboten.

Frank Wacker ist Ausrüstungsredakteur bei unserem Schwester-Magazin Outdoor und hat in den letzten 30 Jahren Tausende von Jacken getestet.
In der Gruppe der PFCs gibt es Tausende unterschiedlicher Verbindungen. Wenn sie in die Umwelt gelangen, sind die meisten davon gesundheitsschädlich. Weiteres Problem: Sie bauen sich nicht ab und können mittlerweile sogar in der Antarktis nachgewiesen werden. Das ist aber nur bedingt die Schuld von Bikern und Wanderern. Verpackungen von fett- und ölhaltigen Lebensmitteln brauchen PFC, damit Wurst, Käse, Chips & Co. nicht daran kleben bleiben. Sitze in Autos, Zügen und Flugzeugen, Teppiche, Gardinen, Tischdecken und vieles mehr wurden damit imprägniert, weil es neben Wasser auch Öl und Fett abweist.
Deshalb gibt es auch für Dichtungen in Hydrauliksystemen und Motoren kaum eine Alternative. PFC steckte auch in Löschschäumen und Militärtreibstoffen. Das führte zu massiv verseuchten Böden auf Militärflughäfen – und von dort gelangt es ins Grundwasser. Auch in Klärschlamm findet sich PFC – Ursache der Grundwasserverseuchung in der Gegend von Rastatt.
Wie immer gilt: Die Dosis macht das Gift. PFC wird mittlerweile aber als krebserregend eingestuft. Dupont, der Erfinder des Teflon, stellte schon in den Sechziger Jahren fest, dass Menschen bei der Teflonproduktion erkrankten und Frauen missgebildete Kinder zur Welt brachten – was natürlich auch an der hohen Konzentration lag.
Ein guter Film zum Thema heißt "Vergiftete Wahrheit" mit Schauspieler Mark Ruffalo in der Hauptrolle. Er spielt einen Anwalt, der Dupont auf Schadensersatz verklagt. Eine Szene zeigt aber auch die Komplexität der Sachlage: Eines Abends kommt Mark Ruffalo heim und wirft alle Teflonpfannen aus Angst panisch in den Müll. Dabei ist gebundenes PFC wie in Teflonpfannen oder einer Gore-Tex Membran nach heutigem Stand unbedenklich. Erst wenn es bei zu niedrigen Temperaturen verbrannt wird, gelangt es in die Umwelt. Der Film zeigt auch eine der Hauptursachen für PFC in der Umwelt: die unsachgemäße Entsorgung der Abwässer bei der Produktion. Wenn eine Imprägnierung PFC enthält, gelangt es durchs Waschen und Abrieb, etwa durch einen Rucksack, in die Umwelt.
Aus diesem Grund verzichten viele Hersteller im Outdoor- und Bikebereich schon länger darauf – was man daran erkennt, dass das Außenmaterial Wasser schneller aufsaugt als früher. Um die wasserabweisenden Eigenschaften zu erhalten, sollte man Regensachen und Softshells häufiger waschen. Am besten mit Spezialwaschmittel wie von Nikwax, weil es die Imprägnierung nicht so schnell herauswäscht. Hitze nach der Wäsche, im Trockner oder mit dem Bügeleisen auf niedrigster Stufe, reaktiviert die wasserabweisende Wirkung. Wenn das nichts mehr bringt, muss man mit einem PFC-freien Spray nach imprägnieren.
Nein, das neue Gore-Tex aus expandiertem Polyethylen, ePE abgekürzt, funktioniert klasse. Bekleidung daraus ist leichter, geschmeidiger und raschelärmer als früher, in unseren Tests liegt die Atmungsaktivität meist auf höherem Niveau – trotz schlechterer Messwerte. Wir wissen aber schon seit über 25 Jahren, dass sich die Dampfdurchgangswerte verschiedener Materialien nicht eins zu eins miteinander vergleichen lassen.
Gore-Tex ePE enthält kein PFC, auf Nachhaltigkeit bedachte Hersteller wie Vaude oder Schöffel verzichten schon länger darauf. Spätestens 2026 sollte neu auf den Markt gekommene Bekleidung ebenfalls PFC-frei sein.
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