Was du schon immer wissen wolltest, dich aber nie getraut hast zu fragen
Ich frage für einen Freund/ Freundin

Was du schon immer zum Thema Radfahren wissen wolltest, dich aber nicht getraut hast zu fragen. Unsere Sammlung der Fragen, die dich heimlich bewegen und die Antworten, die du schon immer wissen wolltest.

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Fragen über Fragen

Jeder Radfahrer hat mal klein angefangen. Mit der stetig mehr werdenden Ausübung des Hobbys "Radfahren" kamen sicherlich peu à peu immer mehr Fragen auf. Darunter garantiert welche, die du dich kaum getraut hast, im altgedienten Peloton deines neuen Radsportclubs zu stellen. Doch wir haben Abhilfe für dich und beantworten alle deine ungestellten Fragen für einen Freund/ einer Freundin.

Ich frage für einen Freund / Freundin

Macht Sex vor dem Wettkampf langsamer?

„Dass Fußballer vor wichtigen Spielen enthaltsam leben sollen, hat wohl jeder schon mal gehört. Das entbehrt aber jeder wissenschaftlichen Grundlage. Im Gegenteil: Ausdauersportler profitieren von der muskelentspannenden Wirkung durch Sex. Denn dabei werden Glückshormone ausgeschüttet, die für einen ruhigeren Schlaf sorgen – hilfreich für alle, die vor einem Wettkampf vor Aufregung schlecht schlafen. Acht bis zehn Stunden vor dem Rennen ist ein guter Zeitpunkt, meist ist das der Abend zuvor. Natürlich sollte der Sex entspannend und keine andauernde körperliche Höchstleistung sein. Außerdem ist der Nutzen geschlechterabhängig. Frauen beklagen oft zu Recht: ‚Der Mann dreht sich danach um – und pennt. Ich hingegen bin noch aufgewühlt und schlafe schlecht.‘ Männer profitieren also stärker von Sex vor dem Wettkampf. Im Übrigen gelten die Effekte auch für anspruchsvolle Intervall-Workouts – nicht nur für Wettkämpfe.“ Prof. Dr. Ingo Froböse, Sportwissenschaftler an der Deutschen Sporthochschule Köln.

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Wie machen Radprofis Pipi im Rennen?

„Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten: entweder das Feld hält gemeinsam an, etwa weil das Gelbe Trikot mal muss, oder das Rennen ist so schnell und hektisch, dass du im Fahren und ohne zu Treten vom Rad aus pinkelst. Die zweite Variante geht natürlich nur bei den Männern und idealerweise in einer leichten Abfahrt – oder ein Teamkollege schiebt dich. Manche Fahrer lassen es auch bei nasskaltem Wetter einfach in die Hose laufen, um sich zu wärmen – dafür war meine Hemmschwelle aber immer zu hoch. In der Spitzengruppe kann man die Fluchtkollegen entweder zur schnellen gemeinsamen Pause überreden oder die anderen nehmen etwas Tempo raus, lassen dich kurz dein Bedürfnis verrichten und wieder aufschließen. Denn wir sind ja alle nur Menschen. Man muss nur aufpassen, es nicht vor den Zuschauern zu machen. Gerade bei der Tour oder den Klassikern ist das aufgrund der Massen oft schwierig. Dann drohen Geldstrafen.“ Jens Voigt, ehemaliger Radprofi, heute TV-Experte.

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Wie kriegt man den muffigen Geruch aus den Radklamotten?

„Schweiß besteht zu 99 % aus Wasser, der Rest aus Salzen, Harnstoff, Harnsäure, langkettigen Fettsäuren, Aminosäuren, Ammoniak, Zucker, Milchsäure, Ascorbinsäure, Cholesterin“, sagt Heidrun Sander, Leitung Qualitätssicherung bei Löffler. Die genaue Zusammensetzung sei dabei individuell, frischer Schweiß völlig geruchslos. „Erst der Abbau der langkettigen Fettsäuren zu kürzeren Ketten wie Ameisensäure oder Buttersäure sorgt für den typischen Schweißgeruch. Dieser Geruch kann sich im Laufe der Zeit in einem Bekleidungsstück ‚einlagern‘.“ Doch wie wirkt man dem entgegen? Sander rät, beispielsweise Essig oder Citro-Essenz in das für Weichspüler vorgesehene Fach der Waschmaschine zu füllen. Alternativ könne auch ein handelsüblicher Hygienespüler verwendet werden. Außerdem wichtig: die Wäsche nach der Tour nicht liegen lassen, sondern zum Trocknen aufhängen und auch nach dem Waschgang umgehend auf die Leine hängen.“ Heidrun Sander, Qualitätssicherung Löffler.

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Macht Radfahren wirklich impotent?

„Nein, sogar das Gegenteil ist der Fall: Radsport ist langfristig betrachtet förderlich für die Potenz – weil die Fruchtbarkeit stark vom allgemeinen Gesundheitszustand abhängt und dieser bei Sportlern tendenziell besser ist als bei Sportmuffeln. Dennoch hält sich das Märchen von der ‚radelnden Impotenz‘ hartnäckig – und selbst einige Urologen vertreten diesen Glauben. Es gibt aber zahlreiche Studien zu diesem Thema, von denen keine Radfahren als Ursache einer Potenzstörung bestätigt hat. Zwar kann es zu einer vorübergehenden Einschränkung der Potenz bei Männern kommen, wenn diese unmittelbar zuvor sehr lange im Sattel saßen – zum Beispiel länger als 300 km. Bei solchen Anforderungen können die Nerven und die Durchblutung im Penis nachweislich beeinträchtigt werden, ein Taubheitsgefühl oder eventuelle Erektionsstörungen sind spürbare, aber kurzfristige Folgen. Das legt sich nach spätestens einem Tag wieder, Durchblutung und Nervenfunktion sind dann vollständig wiederhergestellt. Auch die Fruchtbarkeit wird nicht beeinträchtigt: Einige Studien sprechen zwar von einer Spermienveränderung bei Radfahrern, konnten die Ursache aber nie zweifelsfrei auf das Radfahren zurückführen. Frauen müssen sich ebenfalls keine Sorgen machen, selbst wenn bei ihnen die Belastung auf den Beckenboden messbar höher ist und sie dadurch früher über Sitzbeschwerden klagen. Die Taubheitsgefühle sind einfach unangenehm, der Spaß am Radfahren leidet darunter. Hier lohnt es sich – bei Problemen –, verschiedene Hosen oder Sättel auszuprobieren bzw. ein professionelles Bikefitting vornehmen zu lassen. Schon ein bis zwei Millimeter in der Sattelneigung nach unten oder ein anderes Sattelmodell können viel bewirken. Wer so seine Sitzbeschwerden in den Griff bekommt und als Folge davon öfter Rennrad fährt, tut seiner Potenz etwas Gutes.“ Sabine Brookman-May, Urologin und Sportmedizinerin.

Soft rocket
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Wie bleiben die Beine länger glatt?

„Dauerhaft glatte Beine, ohne ständig rasieren zu müssen, das wollen viele Radsportler und Radsportlerinnen. Aber bei nahezu allen Möglichkeiten der Haarentfernung gibt es den einen oder anderen Haken – und jede Haut reagiert individuell. Für viele am einfachsten ist die klassische Nassrasur – aber je nach Typ sind schon nach zwei bis drei Tagen wieder erste Stoppeln zu sehen, zudem gibt es oft Hautirritationen, kleine Schnittverletzungen, Pickelchen und eingewachsene Haare. Bei meinen Rennrad-Kunden habe ich die besten Erfahrungen mit Warmwachs gemacht. Dabei wird das Wachs erwärmt und auf die Beine aufgetragen. Anschließend werden die Haare inklusive Haarwurzel aus der Haut gezogen. Das kann anfangs etwas schmerzhaft sein, hält dafür aber deutlich länger – und die Beine bleiben mehrere Wochen glatt. Damit das Wachs gut greifen kann, müssen die Haare aber eine gewisse Länge aufweisen, mindestens 5 mm. Es gibt zwar auch Warmwachs-Anwendungen für zu Hause, aber es ist von Vorteil, ins Kosmetikstudio zu gehen. Dank der Übung der Experten geht es dort schneller und das Wachs hat die optimale Temperatur. Wichtig ist eine gute Hautpflege sowohl vor als auch nach dem Waxing. Zumindest am Tag danach sollte man auf Sport verzichten, weil Schweiß die Haut zusätzlich reizt, auch Chlorwasser sollte man meiden. Das Sugaring ist eine ähnliche Methode mit einer Zuckerpaste statt Wachs. Noch dauerhafter, aber auch teurer, sind Behandlungen per IPL, also mit Licht, oder gar mit Laser. Letzteres verspricht eine dauerhafte Haarentfernung, kann aber teils mehrere Hundert Euro pro Bein kosten.“ Ingrid Brill, Kosmetikerin.

Man shaving his leg in bathroom
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Kann ich auf dem Rennrad geblitzt werden?

"Wer kennt ihn nicht, den stationären Blitzer in der 30er-Zone nach einer schnellen Abfahrt. Und wen reizt es da nicht, einmal auszuprobieren, ob die Lichtschranke auch bei einem Radfahrer auslöst? Kann man für solche Geschwindigkeitsverstöße belangt werden? Grundsätzlich ist es so, dass nicht jeder der „Starenkästen“ bei Fahrrädern, insbesondere solchen aus Carbon, auch auslöst. Manchmal sind es technische Gründe, manchmal sind sie aber auch einfach nicht „scharf geschaltet“. Gibt es tatsächlich ein Foto, könnte die Polizei den Radfahrer tatsächlich mit einem Bußgeld belegen. Wenn sie ihn denn ermitteln kann, was in der Praxis jedoch eher selten der Fall sein wird, wie Verkehrsrechtsanwalt und Hobby-Rennradfahrer John Haug erklärt. Anders sieht es bei mobilen Kontrollen mit einem Lasermessgerät aus. Auch wenn die Polizei dabei in der Regel die Autos im Blick hat, können auch Radfahrer, die zu schnell unterwegs sind, angehalten werden. „Die Ausrede, dass man keinen Tacho hat, führt da nicht zum Erfolg“, sagt Haug. „Es wird erwartet, dass man seine eigene Geschwindigkeit gut genug einschätzen und anpassen kann.“ Denn die jeweiligen Tempolimits gelten auch für Radfahrer. Haug empfiehlt, sich einsichtig zu zeigen und zu kooperieren, dann komme man meist mit einer mündlichen Ermahnung davon." John Haug, Rechtsanwalt

Radar measurement in a pedestrian zone
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Wie vermeide ich das peinliche Kettenblatt-Tattoo?

Fast jedem Rennradfahrer ist es wohl schon mal passiert: Zurück von der Ausfahrt, prangt der schwarze Abdruck des großen Kettenblatts dick und fett auf der rechten Wade. Da bleibt nur zu hoffen, dass das niemand gesehen hat! Denn der auch als „Deppen-Tattoo“ oder „Amateurstempel“ verschriene Abdruck gilt in Rennradler-Kreisen als Inbegriff der Peinlichkeit. Besonders ärgerlich zudem sollte sich das Kettenblatt auf den neuen weißen Socken abzeichnen. Denn die Mischung aus Öl, Fett und Schmutz geht oft nur mit starker Chemie wieder rückstandslos raus. So viel Stress muss aber gar nicht sein – denn das „Tattoo“ lässt sich ganz einfach vermeiden. Etwa mit diesen drei ROADBIKE-Tipps:

    1. Putzen: wo kein Schmutz, da auch kein Abdruck. Positiver Nebeneffekt: Ein sauberer Antrieb hält länger.
    2. Klicken: beim Stopp mit dem linken Fuß ausklicken. Das vermeidet den Kontakt der rechten Wade mit dem Kettenblatt.
    3. Wischen: wenn’s trotzdem passiert ist, wischen Baby-Feuchttücher (z. B. in der Satteltasche) das Tattoo mühelos ab.
Wade,Tattoo,Rennrad,Kette
Roadbike
Wie vermeide ich es, beim Ausklicken umzufallen?

Es ist wohl jedem Rennradler schon mal passiert: beim Anhalten an der Ampel nicht mehr rechtzeitig aus dem Pedal gekommen und unsanft Bekanntschaft mit dem Boden gemacht. Vor allem Rennradneulinge müssen sich oft erst noch an das Verdrehen des Fußes zum Auslösen der Pedalplatten/Cleats gewöhnen – weshalb es auch mal zum Sturz kommen kann. Glücklicherweise erleidet meist nur das Ego größeren Schaden – für viele allerdings ein besonders tief sitzender Schmerz … Mit diesen ROADBIKE-Tipps bleibt dir die Peinlichkeit in Zukunft (hoffentlich) erspart:

  1. Gewicht verlagern: du hast ein bevorzugtes Bein zum Ausklicken? Dann verlagere dein Gewicht beim Anhalten immer in dessen Richtung.
  2. Trockenübungen: übe das Ein- und Ausklicken anfangs am besten auf einer Wiese. So verinnerlichst du die Abläufe – und fällst im Ernstfall weich.
  3. Spannung lösen: das Ausklicken geht viel zu schwer? Viele Pedale besitzen an der Rückseite eine Schraube zum Verstellen der Auslösehärte. Löse diese etwas, ohne dass der Schuh von selbst aus dem Pedal rutscht.
Low angle view of mountain bike
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Eignet sich eine Rennradtour für ein erstes Date?

„Gemeinsam zum Sport – das ist grundsätzlich eine gute Idee für ein erstes Date. Es sollte dabei allerdings nicht der Trainings- oder Wettkampfgedanke im Vordergrund stehen, sondern die gemeinsame Unternehmung. Auch, weil man sich im Zustand der Erschöpfung oft nicht mehr als attraktiv wahrnimmt – wie auch die gesamte Situation. Deshalb ist es wichtig, dass der- oder diejenige mit mehr Erfahrung, Kraft und Schnelligkeit das nicht ‚raushängen‘ lässt – und Rücksicht nimmt. Beim Radfahren steht am Anfang natürlich die passende Routenplanung, die im Idealfall gleich gemeinsam erfolgt. Auf dem Rad steht dann die Kommunikation im Vordergrund. Nachweislich unterstützt Bewegung unsere sprachliche Entwicklung von Geburt an – wie auch unsere geistige Leistungsfähigkeit. Die Kommunikationsbereitschaft wird durch die Bewegung beim Radfahren also im Wortsinn angekurbelt. Natürlich spielt dabei, neben vielen anderen Faktoren, die individuelle Prägung und Herkunft eine große Rolle: Nicht jede(r) redet von Haus aus gerne. Eine Radausfahrt für ein Date zu nutzen, kann aber gerade Personen helfen, die sonst eher weniger reden, auch weil der Sport vom ausschließlichen Fokus aufs Gespräch ablenkt. Zudem birgt das Thema Fahrrad natürlich viele Gesprächsthemen, gerade wenn beide Seiten für den Sport brennen: Die gemeinsame Leidenschaft verbindet und das Gespräch kann durch das Teilen von Wissen, Erfahrungen und Erlebnissen leicht intensiviert werden. Wer dann noch die Tipps beachtet, hat alle Weichen für ein erfolgreiches erstes Date gestellt!“ Andrea Köpp-Partenheimer, Paartherapeutin.

    1. Wo lang: Verkehrsarme, landschaftlich schöne, nicht zu anspruchsvolle Strecke wählen. Wer nur auf den Verkehr achtet, hat keinen Kopf für anderes.
    2. Outfit: Selbstverständlich sind frische Klamotten und ein sauberes Rad Pflicht. Wer unbedingt mit Optik punkten möchte, montiert die hohen Wettkampflaufräder.
    3. Auf den Punkt: Dein Date nie warten lassen, sei pünktlich am Treffpunkt. Unzuverlässigkeit ist einer der größten Beziehungskiller.
    4. Zeit nehmen: Ein Date ist kein Rennen – und kein Work-out. Der/die Schwächere gibt das Tempo vor. Immer. Ohne Wenn und Aber.
    5. Mach halblang: Wenn’s zum Ende hin zäh wird, tritt jeder nur noch stumpf in die Pedale. Da funkt nichts  ... Besser: eine kürzere Runde wählen und Tipp 7 befolgen.
    6. Auf Augenhöhe: Du bietest großzügig dein Hinterrad an, um mit deinem Rücken zu entzücken? Nebeneinander plaudert sich’s leichter. Siehe auch Tipp 1.
    7. Runter vom Rad: ein Kaffeestopp beim Date? Gute Idee! Ein ernst gemeintes Kompliment dabei lässt nicht nur die Sahne schmelzen ....
Radfahren,Date
Björn Hänssler
Was hilft gegen Blähungen nach dem Training?

„Blähungen nach dem Sport sind völlig normal und fast immer ernährungsbedingt. Radsportler nehmen viele Kohlenhydrate auf, ein hoher Fruktoseanteil kann dann ursächlich für Blähungen sein. Zudem arbeitet die Verdauung unterwegs langsamer, dennoch sammelt sich Luft im Darm an, die Stunden später rauswill. Im Übrigen ist es besser, die Gase rauszulassen, sonst drohen Krämpfe. Eine hohe Proteinaufnahme ohne ausreichende Kohlenhydratzufuhr nach dem Training (ideales Verhältnis 1:3) kann das Problem verstärken, da die Eiweiße nicht optimal aufgenommen werden können und es im Dickdarm durch bakteriellen Abbau zu vermehrter Gasbildung kommt. Wenn die Blähungen sehr plagen, kann zunächst den Fruktosegehalt seiner Riegel/Gels überprüfen und ggf. reduzieren oder die Marke wechseln. Ein Blick auf die FODMAP-Tabelle (via Google) für vergärbare Kohlenhydrate zeigt, welche Lebensmittel außerdem ursächlich sein können. Ein Reizdarmsyndrom, wie in der Werbung gern suggeriert, liegt in den seltensten Fällen vor, auch von Medikamenten rate ich ab. Erst wenn die Beschwerden trotz Ernährungsanpassung länger als drei Monate andauern, würde ich einen Facharzt aufsuchen.“ Dr. Denis Biró, Facharzt für Innere Medizin und Verbandsarzt des BDR.

Man with satisfied smile sits on toilet
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Wie vermeide ich Sitzpickel?

„Im Sitzbereich tritt beim Radfahren viel Reibung auf, weshalb es hier schon mal zu Beschwerden kommen kann. In der Fachsprache handelt es sich bei den Beulen um eine Follikulitis, also eine Haarwurzelentzündung in der Haut. Oft bilden sich kleine Eiteransammlungen, ähnlich wie bei einem Pickel im Gesicht. Medizinisch betrachtet unterscheiden sich diese jedoch, da ein Sitzpickel nicht durch eine Talgdrüse gebildet wird. Zu der Reibung kommen die vielen Bakterien des Dammbereichs sowie die Feuchtigkeit durch den Schweiß hinzu. Diese Gemengelage begünstigt Entzündungen, besonders auf langen oder mehrtägigen Touren. Die gute Nachricht: An all diesen Faktoren kann man ansetzen, um etwaige Probleme zu beheben (siehe Tipps unten). Auf keinen Fall sollten Sitzpickel gedrückt oder aufgeschnitten werden! Das kann die Symptome verschlimmern, da noch mehr Bakterien in die Entzündungen gelangen können. Im schlimmsten Fall droht eine Blutvergiftung inklusive Krankenhausaufenthalt. Also lieber die Finger davon lassen und ein paar Tage mit dem Radfahren pausieren, damit die Entzündungen abheilen können. Eine Jodsalbe und regelmäßiges „Luftdranlassen“ fördern den Heilungsprozess. In den meisten Fällen tritt nach 2–3 Tagen eine Besserung ein und nach einer Woche kann man in der Regel bereits wieder beschwerdefrei in den Sattel steigen.“ Sabine Brookman-May, Urologin und Sportmedizinerin.

      1. Intimrasur: Eine Rasierklinge hinterlässt immer auch Mikroverletzungen, durch die Bakterien in die Haut eindringen können. Am besten also nicht direkt vor einer langen Tour rasieren, sondern mindestens 1–2 Tage wachsen lassen.
      2. Radhose: ein gut belüftetes Sitzpolster reguliert die Feuchtigkeit im Sitzbereich. Regelmäßiges Im-Stehen-Fahren hilft dabei ebenfalls. Die Hose sollte nach jeder Fahrt gewaschen werden, hier reichen 40 Grad und ein Standard-Waschmittel.
      3. Bikefitting: Ein zu hoher Satteldruck im Dammbereich erhöht die Wahrscheinlichkeit für Hautirritationen. Ob das Modell nicht passt oder der Sattel falsch eingestellt ist, kann ein Experte oder eine Expertin leicht feststellen und korrigieren.
      4. Sitzcreme: Eine leichte, nicht zu fetthaltige Creme reduziert die Reibung zwischen Haut und Sitzpolster. Spezielle Puder zur Feuchtigkeitsreduktion helfen hingegen nur kurzzeitig, aber nicht über mehrere Stunden. Auf keinen Fall sollte man Creme und Puder kombinieren.
Zoom in acne on buttocks with magnifier
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Darf ich eigentlich draußen Pipi machen?

Nein, das Urinieren im Freien ist in Deutschland grundsätzlich und überall verboten, auch unterwegs im Wald. Das fällt in der Regel unter § 118 des Ordnungswidrigkeitengesetzes: „Ordnungswidrig handelt, wer eine grob ungehörige Handlung vornimmt, die geeignet ist, die Allgemeinheit zu belästigen oder zu gefährden und die öffentliche Ordnung zu beeinträchtigen“. Oder es gilt als „Erregung öffentlichen Ärgernisses“ (§ 183a, StGB) – und damit sogar als Straftat. Heißt: Wer beim „Wildpinkeln“ erwischt wird, kann mit einem Bußgeld belegt werden, dessen Höhe die jeweiligen Kommunen festlegen. Dieses kann – je nach Region und Schwere des Falles – zwischen 35 Euro und 5000 Euro betragen, es gibt aber einen Ermessensspielraum. Auch im europäischen Ausland wie Spanien, Frankreich oder Italien ist das Pinkeln in der Öffentlichkeit verboten und kann empfindliche Strafen nach sich ziehen, auf Mallorca kann Wildpinkeln beispielsweise bis zu 1500 Euro kosten. So weit die Theorie. Dass die Praxis anders aussieht, ist genauso klar. Denn wer oft und viel mit dem Rennrad unterwegs ist, weiß: Früher oder später muss jeder mal „zum Zwecke des Wasserlassens“ rechts ran. Es versteht sich von selbst, dass man dafür am besten ein möglichst verschwiegenes Eckchen aufsucht, das nicht einsehbar ist. Am besten also, wenn ihr irgendwo durch einen Wald fahrt oder es andere, „natürliche“ Sichthindernisse gibt; in Ortschaften sollte Wildpinkeln grundsätzlich tabu sein. Tipp: An Straßen durch den Wald gibt es immer wieder Feldwege, auf denen man auch mit dem Rennrad ein paar Meter von der Straße wegkommt, ohne mit den Radschuhen über matschige Böschungen etc. klettern zu müssen. Denn klar: Wer sich um größtmögliche Diskretion bemüht, reduziert zum einen das Risiko, auf frischer Tat ertappt zu werden, zum anderen wirkt sich dieses Vorgehen – sollte man tatsächlich mal erwischt werden – auch deutlich strafmildernd aus.

  1. Augen auf Es gibt mehr öffentliche Toiletten, als man denkt: Bahnhöfe, Supermärkte, Tankstellen oder auch Tourist-Informationen/Rathäuser/Friedhöfe etc. haben oft (Kunden-)Toiletten. Es gibt auch Apps, die öffentliche WCs auflisten – und manchmal hilft auch Google Maps weiter.
  2. Kleines Schloss Ein kleines Kabel-/Seilschloss passt easy in die Trikottasche und schützt vor Gelegenheitsdiebstahl, wenn der Renner mal zwei, drei Minuten nicht im Blickfeld ist.
  3. Feuchte Tüche Praktisch für unterwegs: feuchtes Toilettenpapier oder Babytücher im Gepäck, evtl. im kleinen Zippbeutel/Satteltäschchen. Damit lassen sich auch schwarze Finger nach einem Kettenabwurf reinigen. Alternative für die Hände (und haltbarer): feuchte Brillenputztücher.
Outdoor adventure road trip in California.
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Brennen im Intimbereich - habe ich die falsche Sitzcreme?

„Ein Brennen im Intimbereich nach der Verwendung von Sitzcreme ist ein Anzeichen für eine Unverträglichkeit eines der Inhaltsstoffe. Das können diverse Substanzen oder Stoffe sein, zum Beispiel Menthol oder andere Parfums, die manchen Cremes beigemischt werden. Durch diese Stoffe kann die Haut im Intimbereich austrocknen, das Keimmilieu gerät aus dem Gleichgewicht. Wenn die verwendete Creme zu solchen Reaktionen führt, sollte man sie möglichst gut entfernen und die betroffenen Stellen mit pflegenden Ölen wie Oliven- oder Mandelöl behandeln.“ Sabine Brooklyn-May, Urologin und Sportmedizinerin.

  1. Creme checken: Je weniger Inhaltsstoffe eine Creme aufweist, desto verträglicher ist sie in der Regel. Parfümierte oder mentholhaltige Cremes am besten meiden!
  2. Fetthaltige Creme: Je höher der Fettanteil in einer Creme, desto stärker wird die Reibung im Sitzbereich reduziert. Das verhindert Wundscheuern und Entzündungen.
  3. Intimpflege: bei Unverträglichkeiten oder Entzündungen solltest du die aufgetragene Creme möglichst gut entfernen und die betroffenen Stellen mit Pflegeöl und Ruhe heilen lassen.
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Warum müssen Rennradfahrer unterwegs nicht Groß?

„Das liegt hauptsächlich daran, dass das Blut in der Beinmuskulatur benötigt wird und daher die Arbeit im Verdauungstrakt nicht unterstützen kann. Denn Verdauung ist letztlich auch Muskelarbeit, die aber während der Fahrt nur sehr eingeschränkt funktioniert – der Stuhlgang verzögert sich daher. Entgegen der verbreiteten Meinung liegt es auch nicht an der Sitzposition auf dem Rennrad, dass man unterwegs fast nie ‚groß‘ muss. Zwar kann eine hohe Fruktose-Aufnahme beim Sport den Stuhlgang fördern, letztlich reagiert aber jeder Sportler anders auf die Ernährung. Am Tag vor einer langen Ausfahrt – speziell einem längeren Wettkampf – würde ich darauf achten, die Ballaststoff-

Zufuhr zu reduzieren, damit ich am Renntag keine Zwangspause machen muss. Sprich: weniger Salat, Gemüse oder Vollkornprodukte verzehren. Wer bei frühen Starts Probleme hat, vorab noch aufs Klo zu gehen, kann nach dem Aufstehen ein großes Glas Wasser trinken, zudem regt leichte Bewegung den Stuhlgang an. Von Abführmitteln sollte man hingegen die Finger lassen.“ Robert Gorgos, Ernährungsberater, betreut die Profis von BORA-hansgrohe.

Toilet and toilet paper holder in field of dandelions (Taraxacum sp.)
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