Fahrradpreis: Warum gerade alle über diese Hamburger Straße sprechen

Deutscher Fahrradpreis
Warum gerade alle über diese Hamburger Straße sprechen

Zuletzt aktualisiert am 05.06.2025
Deutscher Fahrradpreis 2025 / Louise-Schröder-Straße Hamburg
Foto: Deutscher Fahrradpreis

Die Louise-Schroeder-Straße in Hamburg-Altona war jahrzehntelang ein Paradebeispiel für das autozentrierte Stadtbild der Nachkriegszeit: breite Fahrbahnen, enge Gehwege, keine Rücksicht auf Radfahrende – trotz über 4.000 Radfahrenden täglich. Die Straße zerschnitt den grünen Stadtteil Neu-Altona wie ein Asphaltmesser.

Mit der dringend nötigen Grundinstandsetzung 2023/2024 wurde diese städtebauliche Altlast endlich neu gedacht – und radikal umgestaltet.

Louise-Schroeder-Straße mit dem Deutschen Fahrradpreis ausgezeichnet

Für diese Umgestaltung wurde die Stadt Hamburg nun prämiert – mit dem Deutschen Fahrradpreis in der Kategorie Infrastruktur.

Die Jury des Deutschen Fahrradpreises 2025 schreibt:

"Das Projekt zeigt eindrucksvoll, wie zukunftsfähige Straßenräume aussehen können: Mit breiten, baulich getrennten Radwegen, großzügigem Platz für den Fußverkehr und einem begrünten Mittelstreifen wird nicht nur die Verkehrssicherheit deutlich erhöht – auch die Aufenthaltsqualität steigt spürbar. Die innovative Lösung verbindet Grünflächen und Regenwasserspeicher mit moderner Verkehrsplanung und leistet so einen aktiven Beitrag zur Klimaanpassung. Durch die Umverteilung des Straßenraums entsteht ein besseres Miteinander im Verkehr. Das Konzept überzeugt durch hohe Übertragbarkeit, Wirtschaftlichkeit und ein Vorher-Nachher-Erlebnis, das als Musterbeispiel der Verkehrswende gelten kann."

Drei Meter breite Radwege

Deutscher Fahrradpreis 2025 / Louise-Schröder-Straße Hamburg
Deutscher Fahrradpreis

Das Herzstück der Neugestaltung: Beidseitig wurden drei Meter breite, asphaltierte Radwege geschaffen – baulich getrennt vom Kfz- und Fußverkehr. So ist entspanntes Nebeneinanderfahren und sicheres Überholen problemlos möglich. Die klare Trennung reduziert Konflikte, Unfälle und Frust.

Die Gehwege wurden verbreitert, barrierefrei ausgebaut und mit besseren Querungsmöglichkeiten ausgestattet. So entsteht ein durchgängiger, komfortabler Fußweg – ideal auch für mobilitätseingeschränkte Personen und Kinderwagen. Ausführliche Infos zum Hamburger Projekt gibt's hier.

Weniger Autos, mehr Lebensqualität

Statt drei Spuren für Autos gibt es jetzt nur noch eine – und 86 statt bisher unzähliger Parkplätze. Die frei gewordenen Flächen dienen Radwegen, Gehwegen und Grünflächen. Die Louise-Schroeder-Straße ist damit kein Transitkorridor mehr, sondern ein sozialer Raum.

Weniger Asphalt, mehr Grün

Deutscher Fahrradpreis 2025 / Louise-Schröder-Straße Hamburg
Deutscher Fahrradpreis

Circa 3.700 Quadratmeter Fläche wurden entsiegelt, 73 neue Linden gepflanzt, Regenwasser wird in die Grünflächen geleitet. Damit wird nicht nur das Siel entlastet, sondern auch aktiv gegen den Klimawandel gearbeitet – Stichwort "Schwammstadt". Gleichzeitig sorgt die Begrünung für Schatten, kühlere Temperaturen und mehr Aufenthaltsqualität.

Das ist der Deutsche Fahrradpreis

Die Auszeichnung für die Louise-Schroeder-Straße ist Teil des renommierten Wettbewerbs Deutscher Fahrradpreis, der jährlich innovative Projekte im Radverkehr prämiert. Neben der Hamburger Vorzeigestraße wurden 2025 zwei weitere Projekte ausgezeichnet: Die Initiative AKTIONfahrRAD, die Kinder und Jugendliche spielerisch ans Radfahren heranführt, und das Bremer Projekt BIKE IT!, das seit Jahren Radverkehr, Stadtmarketing und Kultur kreativ verbindet – etwa mit Fahrradkonzerten.

Der Preis ist eine gemeinsame Initiative des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) und der AGFS NRW, unterstützt vom Zweirad-Industrie-Verband und dem Verbund Service und Fahrrad e.V. – und zeigt jedes Jahr aufs Neue, wie modern, vielfältig und zukunftsfähig Radverkehr heute gedacht werden kann.