GRC 30 und 50: Neue Gravel-Laufräder von DT Swiss

Neues Produktionsverfahren für Carbonfelgen
GRC 30 und 50: Neue Gravel-Laufräder von DT Swiss

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Veröffentlicht am 30.05.2024
DT Swiss bringt zwei neue Gravellaufradsätze auf den Markt: die GRC 30 und GRC 50.
Foto: DT Swiss

Kurz und knapp

  • zwei neue Gravel-Laufradsätze von DT Swiss: GRC 30 und GRC 50
  • Zielsetzung: Leichtgewicht für Abenteuer und Bikepacking (GRC 30) bzw. Aerodynamik für Gravel-Rennen (GRC 50)
  • Felgendimensionen: 30 bzw. 50 mm hoch, innen 24 mm weit
  • tubelessfähige Hakenfelgen
  • neues, patentiertes Produktionsverfahren für einzigartiges Oberflächenfinish der Felgen
  • Gewicht: ab 1350 Gramm (GRC 30) bzw. ab 1567 Gramm (GRC 50)
  • maximales Systemgewicht: 130 kg (Fahrer, Rad, Ausrüstung)
  • zwei Ausführungen: GRC 1100 Dicut mit Keramiklagern (2499 Euro) und GRC 1400 Dicut (2049 Euro)
Detailansicht der Felgen der neuen DT Swiss GRC 30 und GRC 50-Gravellaufräder.
DT Swiss

Technische Details

Gravel-Offensive bei DT Swiss – die Schweizer wollen mit gleich zwei neuen Laufradsätzen verschiedene Einsatzbereiche des gepflegten Schotterns abdecken: Die GRC 30 mit 30-mm-Felge sollen leicht, agil und komfortabel sein und sich besonders für Abenteuer-Touren, Bikepacking und Bergfahrten eignen. Die aerodynamisch optimierten GRC 50 mit 50-mm-Felge sollen hingegen bei Gravel-Rennen und der Jagd nach persönlichen Bestzeiten die richtige Wahl sein.

DT Swiss

Interessant: Waren die bisherigen Gravel-Laufräder von DT Swiss noch hookless, setzen die Schweizer nun wieder auf klassische Hakenfelgen. Laut DT Swiss ist der Grund dafür nicht nur größere Sicherheit gegenüber abspringenden Reifen, sondern auch ein klarer aerodynamischer Vorteil für Hakenfelgen aufgrund eines geringeren Luftwiderstands und niedrigeren Lenkmoments. Das wollen die Schweizer in CFD-Simulationen und Windkanaltests gemeinsam mit Aerodynamik-Kooperationspartner Swiss Side herausgefunden haben. Fakt ist: Mit Einführung der neuen Gravel-Modelle ist nun das gesamte Produktportfolio von DT Swiss für Rennrad und Gravelbike (wieder) mit Hakenfelgen ausgestattet.

Die GRC-Laufräder kommen mit einer Felgeninnenweite von 24 Millimeter. Die GRC 50 (im Bild) messen an der breitesten Stelle 36,5 Millimeter.
DT Swiss

Die beiden neuen GRC-Modelle kommen einheitlich mit Messerspeichen, 24 Millimetern Maulweite und einem neuen, edel anmutenden matten Oberflächenfinish der Felgen. Ein neues, patentiertes Produktionsverfahren soll Lufteinschlüsse oder Harzansammlungen im Carbon ausschließen, die Felgen kommen quasi fahrfertig aus der "Backform" und müssen nicht mehr nachbearbeitet oder lackiert werden.

Beide Varianten der neuen GRC-Laufräder von DT Swiss wurden auch im Windkanal entwickelt.
DT Swiss

Beide GRC-Modelle kommen zudem in jeweils zwei Ausführungen: als GRC 1100 mit DT-180-Nabe inklusive Keramiklagern für 2499 Euro und als GRC 1400 mit DT-240-Nabe für 2049 Euro. Die GRC 30 sind auch in Laufradgröße 650B erhältlich, zudem hat DT Swiss auch neue, besonders robuste Laufräder für E-Gravelbikes im Angebot.

Die niedrigen GRC 30 sind für Abenteuertouren und Bikepacking gedacht, bei denen es auf Komfort und Agilität ankommt.
© Gaudenz Danuser, Flims Switze

Erster Praxistest

Die Testsamples kamen mit sehr wenig Vorlauf vor dem Produktembargo. Mehr als ein kurzer erster Check war uns deshalb leider noch nicht möglich. Ein ausführlicherer Praxistest folgt in den kommenden Wochen – dieser Artikel wird dann ergänzt – sowie in der nächsten Ausgabe des GRAVELBIKE-Magazins. Zur Verfügung gestellt wurden uns übrigens die GRC 1100 Dicut 50, also die Aero-Variante in ihrer hochwertigsten Ausführung.

Der neue DT Swiss GRC 100 Dicut 50-Laufradsatz im Pivot Vault von ROADBIKE-/GRAVELBIKE-Redakteur Moritz Pfeiffer
Moritz Pfeiffer

Der erste Eindruck: ganz schön massiv! Egal ob die 24 Millimeter Maulweite, die breiten Speichen, die 50 Millimeter Felgenhöhe oder die 36,5 Millimeter maximale Außenweite – die GRC 50 sind optisch ein ordentlicher Brummer. Deshalb sollte man vor einem Kauf abwägen, ob sich ein solcher Laufradsatz harmonisch in das Erscheinungsbild des eigenen Gravelbikes einfügt – oder dieses womöglich (zu) stark dominiert. Einem filigranen Stahl-Graveler etwa steht die niedrigere Ausführung vielleicht besser.

Die Felge der neuen GRC-Laufräder von DT Swiss kommt mit einer Maulweite von 24 Millimetern.
ROADBIKE/Moritz Pfeiffer

Als ersten Handgriff haben wir die Laufräder auf die Waage gelegt: 746 Gramm für das Vorder- und 863 Gramm für das Hinterrad ergeben ein Setgewicht von 1609 Gramm. Die Herstellerangabe lautet 1567 Gramm – also 42 Gramm weniger. Womöglich ohne Felgenband gemessen, dennoch eine gewisse Abweichung. Angesichts der großen Felgendimensionen überrascht das Gewicht nicht, zumal die Laufräder Robustheit, Langlebigkeit und Sicherheitsreserven ausstrahlen – durchaus attraktive Eigenschaften im harten Gravel-Einsatz. Dazu passt ihre Einstufung in die ASTM-Klasse 2, sprich ihre zertifizierte Fähigkeit, auf unbefestigtem Untergrund mit Gefälle und Steigungen sowie für kleinere Sprünge bis zu 15 Zentimetern Höhe nutzbar zu sein. Zur Orientierung: ASTM-Klasse 1 bezeichnet reine Straßenlaufräder, ASTM-Klasse 3 hingegen für Mountainbike-Laufräder, ASTM-Klasse 5 bezeichnet Enduro-/Downhill-Laufräder für extreme Anforderungen.

Welche Reifenbreiten und Luftdrücke darf man fahren? Das steht beim neuen GRC 100 Dicut 50-Laufradsatz von DT Swiss auf der Felge.
Moritz Pfeiffer

Genug der Worte, ab ins Gelände. Der erste Fahreindruck auf Schotter ist durchaus positiv. Bereift mit Vredesteins Semislicks Aventura Seta in 38 Millimetern Breite – problemlose, schnelle Montage – halten die GRC 50 hohes Tempo sehr gut, zirkeln sauber durch Kurven und pflügen sicher auch über nasse Wiesen und durch vom Regen aufgeweichte, matschige Passagen. Die 180er-Naben mit Keramiklagern gefallen dabei mit auffällig leichtem Lauf, der Freilauf röhrt trotz vergleichweise großzügiger Fettung ordentlich. Angenehm: Trotz der amtlichen Felgenhöhe ist der Dämpfungskomfort hoch, wobei sich natürlich schwer einschätzen lässt, ob das im Detail nun stärker auf den Laufradsatz oder die Reifen zurückzuführen ist.

Die Zusammenarbeit mit Swiss Side ist auf den Felgen am neuen GRC 100 Dicut 50-Laufradsatz vermerkt.
Moritz Pfeiffer

Die hohen Felgen liefern einen dezenten Bollersound und machen so gefühlt noch einmal einen halben Kilometer pro Stunde schneller. Interessant: Es ist deutlich spürbar, wie sich Luftströme an die Felge anhängen und zum Vortrieb beitragen (Segeleffekt), dennoch geben sich die Laufräder aber trotz ihrer Höhe vergleichsweise fahrstabil. Seitenwind war hier und da zu spüren, sorgte aber für deutlich weniger Unruhe als etwa bei den ähnlich hohen Aero- oder Endurance-Modellen von DT. Einschränkend sei erwähnt, dass Erfahrungen bei stärkerem sowie böigem Wind noch ausstehen.

Seitlicher Blick auf die maximal 36,5 Millimeter breite Felge am neuen GRC 100 Dicut 50-Laufradsatz von DT Swiss.
Moritz Pfeiffer

Ist der erste Eindruck in punkto Fahrstabilität, Handling und Tempofahrten im Großen und Ganzen positiv, wünscht man sich beim Beschleunigen etwas mehr Dynamik und Lebhaftigkeit. Natürlich gehen die Laufräder nach vorne, verlangen im Antritt aber einen etwas stärkeren Krafteinsatz als erhofft. Dieser Eindruck drängt sich nicht nur im Gravel-Setup auf, sondern auch auf der Straße, wo wir die GRC 50 zeitweise mit 32-Millimeter-Pro-One-Reifen von Schwalbe bestückt hatten und an einem Canyon Endurace CF SLX fuhren.

Die neuen DT Swiss GRC 1100 Dicut 50 in einem Canyon Endurace CF SLX
ROADBIKE/Moritz Pfeiffer

Nichts zu beanstanden gibt es hingegen in punkto Seitensteifigkeit, Rundlauf und Stabilität. Angesichts der Felgenhöhe, der breiten Speichen und der DT-Swiss-Expertise beim Laufradbau ist das allerdings auch keine Überraschung. Insgesamt ist das erste Fazit durchaus verheißungsvoll. Detailliertere Testeindrücke folgen.

Blick auf die DT Swiss 180-Nabe mit Keramiklagern am neuen GRC 100 Dicut 50-Laufradsatz
Moritz Pfeiffer