Kurz und knapp
- zwei neue Gravel-Laufradsätze von DT Swiss: GRC 30 und GRC 50
- Zielsetzung: Leichtgewicht für Abenteuer und Bikepacking (GRC 30) bzw. Aerodynamik für Gravel-Rennen (GRC 50)
- Felgendimensionen: 30 bzw. 50 mm hoch, innen 24 mm weit
- tubelessfähige Hakenfelgen
- neues, patentiertes Produktionsverfahren für einzigartiges Oberflächenfinish der Felgen
- Gewicht: ab 1350 Gramm (GRC 30) bzw. ab 1567 Gramm (GRC 50)
- maximales Systemgewicht: 130 kg (Fahrer, Rad, Ausrüstung)
- zwei Ausführungen: GRC 1100 Dicut mit Keramiklagern (2499 Euro) und GRC 1400 Dicut (2049 Euro)

Leicht und agil oder aerodynamisch-schnell? Bei den neuen Gravel-Laufrädern GRC von DT Swiss hat man die Qual der Wahl.
Technische Details
Gravel-Offensive bei DT Swiss – die Schweizer wollen mit gleich zwei neuen Laufradsätzen verschiedene Einsatzbereiche des gepflegten Schotterns abdecken: Die GRC 30 mit 30-mm-Felge sollen leicht, agil und komfortabel sein und sich besonders für Abenteuer-Touren, Bikepacking und Bergfahrten eignen. Die aerodynamisch optimierten GRC 50 mit 50-mm-Felge sollen hingegen bei Gravel-Rennen und der Jagd nach persönlichen Bestzeiten die richtige Wahl sein.

Beide Felgenhöhen der GRC-Laufräder gibt es sowohl als Top-Variante GRC 1100 Dicut mit DT-180-Nabe mit Keramiklagern und DT-Aerolite-II-Messerspeichen als auch als etwas günstigere GRC 1400 Dicut-Ausführung mit DT-240-Nabe und DT- Aerocomp-II-Messerspeichen.
Interessant: Waren die bisherigen Gravel-Laufräder von DT Swiss noch hookless, setzen die Schweizer nun wieder auf klassische Hakenfelgen. Laut DT Swiss ist der Grund dafür nicht nur größere Sicherheit gegenüber abspringenden Reifen, sondern auch ein klarer aerodynamischer Vorteil für Hakenfelgen aufgrund eines geringeren Luftwiderstands und niedrigeren Lenkmoments. Das wollen die Schweizer in CFD-Simulationen und Windkanaltests gemeinsam mit Aerodynamik-Kooperationspartner Swiss Side herausgefunden haben. Fakt ist: Mit Einführung der neuen Gravel-Modelle ist nun das gesamte Produktportfolio von DT Swiss für Rennrad und Gravelbike (wieder) mit Hakenfelgen ausgestattet.

Die Carbonfelgen der neuen GRC-Laufräder von DT Swiss kommen mit 24 Millimeter Maulweite, neuem Oberflächenfinish und klassischer Hakenkonstruktion. Hookless ist bei den Schweizern Geschichte - zumindest bei Rennrad- und Gravelbike-Laufrädern.
Die beiden neuen GRC-Modelle kommen einheitlich mit Messerspeichen, 24 Millimetern Maulweite und einem neuen, edel anmutenden matten Oberflächenfinish der Felgen. Ein neues, patentiertes Produktionsverfahren soll Lufteinschlüsse oder Harzansammlungen im Carbon ausschließen, die Felgen kommen quasi fahrfertig aus der "Backform" und müssen nicht mehr nachbearbeitet oder lackiert werden.

Die neue, optisch auffällige Carbonfelge wurde unter anderem im Windkanal entwickelt. Im Bild die GRC 50-Ausführung, die außen vergleichsweise spitz zulaufend stolze 36,5 Millimeter breit ist und sich dann zu den Speichen hin U-förmig verjüngt.
Beide GRC-Modelle kommen zudem in jeweils zwei Ausführungen: als GRC 1100 mit DT-180-Nabe inklusive Keramiklagern für 2499 Euro und als GRC 1400 mit DT-240-Nabe für 2049 Euro. Die GRC 30 sind auch in Laufradgröße 650B erhältlich, zudem hat DT Swiss auch neue, besonders robuste Laufräder für E-Gravelbikes im Angebot.

Die DT Swiss GRC 30 sollen mit ihrem Leichtgewicht und sportlich-agilem Handling die richtige Wahl sein für Abenteuertouren und Bikepacking.
Erster Praxistest
Die Testsamples kamen mit sehr wenig Vorlauf vor dem Produktembargo. Mehr als ein kurzer erster Check war uns deshalb leider noch nicht möglich. Ein ausführlicherer Praxistest folgt in den kommenden Wochen – dieser Artikel wird dann ergänzt – sowie in der nächsten Ausgabe des GRAVELBIKE-Magazins. Zur Verfügung gestellt wurden uns übrigens die GRC 1100 Dicut 50, also die Aero-Variante in ihrer hochwertigsten Ausführung.

Teileträger: Erste Kilometer sammelten wir mit den DT Swiss GRC 1100 Dicut 50 DB an einem Pivot Vault, bestückt mit Vredestein-Aventura-Seta-Reifen in 38 mm Breite.
Der erste Eindruck: ganz schön massiv! Egal ob die 24 Millimeter Maulweite, die breiten Speichen, die 50 Millimeter Felgenhöhe oder die 36,5 Millimeter maximale Außenweite – die GRC 50 sind optisch ein ordentlicher Brummer. Deshalb sollte man vor einem Kauf abwägen, ob sich ein solcher Laufradsatz harmonisch in das Erscheinungsbild des eigenen Gravelbikes einfügt – oder dieses womöglich (zu) stark dominiert. Einem filigranen Stahl-Graveler etwa steht die niedrigere Ausführung vielleicht besser.

Maulweite, Außenweite, Profilhöhe, Speichenbreite: Vieles an den neuen GRC 1100 Dicut 50 von DT Swiss ist sehr großzügig dimensioniert, die Laufräder wirken dadurch recht massiv.
Als ersten Handgriff haben wir die Laufräder auf die Waage gelegt: 746 Gramm für das Vorder- und 863 Gramm für das Hinterrad ergeben ein Setgewicht von 1609 Gramm. Die Herstellerangabe lautet 1567 Gramm – also 42 Gramm weniger. Womöglich ohne Felgenband gemessen, dennoch eine gewisse Abweichung. Angesichts der großen Felgendimensionen überrascht das Gewicht nicht, zumal die Laufräder Robustheit, Langlebigkeit und Sicherheitsreserven ausstrahlen – durchaus attraktive Eigenschaften im harten Gravel-Einsatz. Dazu passt ihre Einstufung in die ASTM-Klasse 2, sprich ihre zertifizierte Fähigkeit, auf unbefestigtem Untergrund mit Gefälle und Steigungen sowie für kleinere Sprünge bis zu 15 Zentimetern Höhe nutzbar zu sein. Zur Orientierung: ASTM-Klasse 1 bezeichnet reine Straßenlaufräder, ASTM-Klasse 3 hingegen für Mountainbike-Laufräder, ASTM-Klasse 5 bezeichnet Enduro-/Downhill-Laufräder für extreme Anforderungen.

Welche Reifenbreiten und Luftdrücke gefahren werden dürfen, steht bei den GRC 50 auf den Felgen.
Genug der Worte, ab ins Gelände. Der erste Fahreindruck auf Schotter ist durchaus positiv. Bereift mit Vredesteins Semislicks Aventura Seta in 38 Millimetern Breite – problemlose, schnelle Montage – halten die GRC 50 hohes Tempo sehr gut, zirkeln sauber durch Kurven und pflügen sicher auch über nasse Wiesen und durch vom Regen aufgeweichte, matschige Passagen. Die 180er-Naben mit Keramiklagern gefallen dabei mit auffällig leichtem Lauf, der Freilauf röhrt trotz vergleichweise großzügiger Fettung ordentlich. Angenehm: Trotz der amtlichen Felgenhöhe ist der Dämpfungskomfort hoch, wobei sich natürlich schwer einschätzen lässt, ob das im Detail nun stärker auf den Laufradsatz oder die Reifen zurückzuführen ist.

Die Zusammenarbeit mit den Aerodynamik-Experten von Swiss Side ist auf den Felgen der neuen GRC 50 von DT Swiss deutlich sichtbar vermerkt.
Die hohen Felgen liefern einen dezenten Bollersound und machen so gefühlt noch einmal einen halben Kilometer pro Stunde schneller. Interessant: Es ist deutlich spürbar, wie sich Luftströme an die Felge anhängen und zum Vortrieb beitragen (Segeleffekt), dennoch geben sich die Laufräder aber trotz ihrer Höhe vergleichsweise fahrstabil. Seitenwind war hier und da zu spüren, sorgte aber für deutlich weniger Unruhe als etwa bei den ähnlich hohen Aero- oder Endurance-Modellen von DT. Einschränkend sei erwähnt, dass Erfahrungen bei stärkerem sowie böigem Wind noch ausstehen.

Optisch markant: Oben am Horn sind die Felgen außen 31 Millimeter breit, danach wachsen sie an auf 36,5 Millimeter Außenweite, um sich dann vergleichsweise schnell wieder U-förmig zu verjüngen - eine stark von den bisherigen Felgenprofilen der Gravel-, Aero- und Endurance-Laufräder von DT Swiss abweichende Form.
Ist der erste Eindruck in punkto Fahrstabilität, Handling und Tempofahrten im Großen und Ganzen positiv, wünscht man sich beim Beschleunigen etwas mehr Dynamik und Lebhaftigkeit. Natürlich gehen die Laufräder nach vorne, verlangen im Antritt aber einen etwas stärkeren Krafteinsatz als erhofft. Dieser Eindruck drängt sich nicht nur im Gravel-Setup auf, sondern auch auf der Straße, wo wir die GRC 50 zeitweise mit 32-Millimeter-Pro-One-Reifen von Schwalbe bestückt hatten und an einem Canyon Endurace CF SLX fuhren.

Funktioniert auch: Bestückt mit einem 32-mm-Schwalbe-Pro-One machten die neuen GRC 50 von DT Swiss auch an einem Endurance-Renner eine gute Figur - in dem Fall einem Canyon Endurace CF SLX.
Nichts zu beanstanden gibt es hingegen in punkto Seitensteifigkeit, Rundlauf und Stabilität. Angesichts der Felgenhöhe, der breiten Speichen und der DT-Swiss-Expertise beim Laufradbau ist das allerdings auch keine Überraschung. Insgesamt ist das erste Fazit durchaus verheißungsvoll. Detailliertere Testeindrücke folgen.

Rollt auffällig leicht: Die DT-180er-Nabe mit Keramiklagern. Der Zahnscheibenfreilauf knattert trotz ordentlicher Fettung vergleichsweise laut.