- Shimano GRX Kurbel und Umwerfer für mehr Reifenfreiheit
- Shimano GRX Schaltwerk mit verschiedenen Käfiglängen
- Shimano GRX Schalthebel
- Shimano GRX Bremsen und Laufräder
- Die mechanische Shimano GRX im Praxistest
- Die elektrische GRX Di2 im Dauertest
Shimano kombiniert unter dem Label GRX bewährte Rennrad- und Mountainbike-Technologien zu spezifischen Gravelkomponenten. Erhältlich sind gleich mehrere Versionen: Die neue Shimano GRX kommt wahlweise als elektronische oder mechanische Ausführung, mit 1- oder 2-fach Kurbeln und 10- und 11-fach Schaltwerken. Die 11-fach Komponenten mit den Kürzeln 800 bzw. 600 liegen etwa auf Ultegra bzw. 105-Niveau, der 10-fach-Antrieb mit Kürzel 400 entspricht etwa der Shimano-Tiagra-Gruppe. 12-fach – wie die neuen MTB-Gruppen – gibt’s die GRX nicht.

Shimano GRX Kurbel und Umwerfer für mehr Reifenfreiheit

Die Shimano GRX Kurbeln sind speziell für den Gravel-Einsatz konzipiert. Die Kurbel sind etwas breiter und die Kettenlinie wandert um 2,5mm nach außen, um für mehr Reifenfreiheit am Hinterrad zu sorgen. Bis zu 42mm Reifenbreite sind möglich.

Außerdem haben die GRX-Kurbeln eine größeren Übersetzungs-Bandbreite. Die 2-fach GRX Kurbel kommt mit 48-31 Kettenblättern (11-fach) bzw. 46-30 Kettenblättern (10-fach). Das ist ein Unterschied von 17 (bzw. 16) Zähnen zwischen den beiden Kettenblättern.

Die 1-fach GRX-Kurbeln kommen mit 40 Zähnen. Um zu verhindern, dass die Kette vom Kettenblatt springt, verfügen die 1-fach Kurbeln über das Dynamic Chain Engagement Zahnprofil. Hierbei ist jeder zweite Zahn etwas breiter, was die Kette fester am Kettenblatt halten soll.
Bezeichnung | Kettenblatt | 10-fach | 11-fach | Gewicht |
FC-RX810-1 | 1 | X | 644 g | |
FC-RX810-2 | 2 | X | 710 g | |
FC-RX600-1 | 1 | X | 743 g | |
FC-RX600-11 | 2 | X | 806 g | |
FC-RX600-10 | 2 | X | 810 g |
Noch mehr zum Thema Gravelbikes finden Sie im ROADBIKE-Podcast gleich hier im Webplayer sowie aktuell auf iTunes/Apple Podcasts, Spotify, Deezer, CastBox, Google Podcasts und vielen anderen Podcast-Apps und Verzeichnissen.
Bezeichnung | 10-fach | 11-fach | mechanisch | Di2 | Gewicht |
FD-RX815-F | X | X | 131 g | ||
FD-RX810-F | X | X | 96 g | ||
FD-RX400-F | X | X | 96 g |
Shimano GRX Schaltwerk mit verschiedenen Käfiglängen
Um auch hinten an der Kassette möglichst viele Übersetzungen abzudecken, gibt es die elektronischen und mechanischen GRX-Schaltwerke in zwei Käfiglängen. Bis 34 Zähne gibt es ein Schaltwerk mit kurzem Käfig. Wer bis zu 42 Zähne auf dem größten Ritzel nutzen möchte, sollte das GRX Schaltwerk mit langem Käfig wählen.

Die GRX Gruppe kommt übrigens ohne eigenen Kassette und Kette. Stattdessen ist die GRX Schaltung mit Rennrad- und MTB-Kassetten kompatibel. Wer 11-fach schalten möchte, kann Ultegra oder 105er Rennradkassetten oder Deore XT oder SLX MTB-Kassetten verwenden. Die 10-fach GRX-Schaltwerke funktionieren mit Tiagra und Deore Kassetten.
Bezeichnung | Abstufung Max | 10-fach | 11-fach | mechanisch | Di2 | Gewicht |
RD-RX817 | 42T | X | X | 322 g | ||
RD-RX815 | 34T | X | X | 288 g | ||
RD-RX812 | 42T | X | X | 267 g | ||
RD-RX810 | 34T | X | X | 255 g | ||
RD-RX400 | 36T | X | X | 303 g |
Shimano GRX Schalthebel

Auch die Schalthebel unterscheiden sich in einigen Details von den Brems-Schalthebeln der Rennrad-Gruppen. Um für mehr Bremskraft auf Schotterabfahrten zu sorgen, wurde der Drehpunkt der Bremshebel nach oben versetzt (siehe Abbildung unten). So erhöht sich die Hebelkraft des Bremshebels.

Außerdem gibt es trotz hydraulischer Bremsleitungen wieder die Möglichkeit, zusätzliche Bremshebel am Oberlenker zu montieren. So kann auch in der Oberlenkerposition gebremst werden. Dies war bisher nur mit mechanischen Bowdenzug-Bremsen möglich.

Für den 1-fach Betrieb gibt es auch spezielle linke Schalthebel – entweder mit starrem Bremshebel ohne interne Mechanik oder, wie bekannt, mit nach innen schwenkendem Bremshebel, an dem ein Zug für eine absenkbare Sattelstütze eingehängt werden kann.
Bezeichnung | 11-fach | 10-fach | mechanisch | Di2 | Gewicht |
ST-RX815 | X | X | 282 g | ||
ST-RX810 | X | X | 284 g | ||
ST-RX600 | X | X | 306 g | ||
ST-RX400 | X | X | 306 g | ||
ST-RX810-LA(Dropperpost) | X | X | 263 g | ||
BL-RX810-L | X | hydraulisch | 222 g | ||
BL-RX600-L | X | hydraulisch | 227 g | ||
BL-RX812 Zusatzbremshebel | X | hydraulisch | 82 g |
Shimano GRX Bremsen und Laufräder

Die GRX Gruppe gibt es nur mit hydraulischen Scheibenbremsen geben. Wie alle anderen Rennrad-Scheibenbremsen von Shimano werden diese per Flatmount-Standard montiert.
Bezeichnung | Gewicht |
BR-RX810 | 141 g |
BR-RX410 | 109 g |
Komplettiert wird das Shimano GRX-Sortiment mit zwei Alu-Laufradsätzen. Die GRX-Laufräder sind Tubeless ready, kommen mit 21,6mm Maulweite und in den Größen 28 Zoll und 650B. ROADBIKE hat ein Paar in 28 Zoll getestet: Das Set aus Vorder- und Hinterrad bringt es inklusive Felgenband auf 1734 Gramm, ist sehr gut mittig und rund zentriert und erfreulich seitensteif (Vorderrad 88 Nm/°, Hinterrad 84 Nm/°). Der Fahreindruck nach knapp 1000 Kilometern ist positiv: Die Laufräder beschleunigen ordentlich, lenken präzise, zeigen sich haltbar und unanfällig für störende Knackgeräusche aufgrund des wahlweise staubigen oder schlammigen Offroad-Einsatzes. Kostenpunkt: 489,90 Euro für das Set (UVP).

Bezeichnung | Gewicht VR | Gewicht HR |
WH-RX570 700C | 769 g | 951 g |
WH-RX570 650B | 737 g | 920 g |
Die mechanische Shimano GRX im Praxistest
ROADBIKE stand ein Testrad mit Shimanos GRX-Schaltgruppe zur Verfügung, die Komponenten aller drei Preisklassen mischt – Schaltwerk auf 800er-Ebene, Kurbel und Bremsschaltgriffe auf 600er-Niveau und Scheibenbremsen aus der 400er-Linie, dazu die MTB-Kassette der SLX-Gruppe und gruppen-übergreifende Kette, Innenlager, Bremsscheiben und Züge/Leitungen. Hier zeigt sich: Wie von den Straßengruppen bekannt, sind viele Teile untereinander kompatibel, sodass sich die eigene Gruppe gemäß individuellen Präferenzen, Fahrerprofil und Brieftaschengröße zusammenzustellen lässt.

Im Fahreindruck überzeugte die mechanische Gruppe: Im Praxistest gab es kein Kettenschlagen, keine -abwürfe, -klemmer oder anderen Probleme. Im Gegenteil: Der Antrieb arbeitete präzise, geräuscharm – und schaltete etwas knackiger als die gewohnten Straßenkomponenten. Was die Übersetzung angeht, fühlt sich die Einfach-GRX "offroad" wohler, da dort die teils großen Gangsprünge weniger stören und auch die Bandbreite ausreicht. Auf Asphalt müssen die Beine bei einer 40/11-Übersetzung ab ca. 45 km/h schon ganz schön wirbeln … 12-fach-Antriebe, wie sie Shimanos Mitbewerber für Straße und/oder MTB anbieten, haben hier etwas mehr zu bieten.

Gut dosierbar, auf Schotter aber fast etwas bissig zeigten sich die hydraulischen Bremsen. Sehr positiv fielen die Schaltbremsgriffe auf: Sie sind deutlich breiter und bieten mehr Auflagefläche für die Finger. Zudem wurde die Oberfläche der Hebel leicht "gummiert", um ein Abrutschen zu vermeiden – sinnvoll, um kontrolliertes Bremsen auf holprigem Untergrund zu erleichtern, da waren sich alle RB-Tester einig.

Und was wiegt und kostet das Ensemble? Die gemischte Testgruppe aus 800er, 600er, 400er und gruppen-unspezifischen Komponenten bringt es laut RB-Messung mit Einfach-Kurbel, 40er Kettenblatt, 11-40er-Kassette und 11-fach-Hebeln und -Schaltwerk auf 3034 Gramm. Addiert man alle Zirka-Preise des deutschen Importeurs, würde diese Zusammenstellung 979 Euro kosten.
FAZIT
Braucht es eine spezifische Rennradgruppe nur fürs Gravelbike? Warum nicht, könnte man fragen. Der Sektor boomt, kaum ein Radhersteller, der nicht mindestens einen Offroad-Renner im Programm hätte. Da liegt es nahe, auch entsprechende Antriebskomponenten auf den Markt zu haben – zumal, wenn sie so gut funktionieren wie Shimanos GRX.

Allenfalls ließe sich Shimano vorwerfen, dass unter dem Label GRX "nur" bekannte Rennrad- und Mountainbike-Technologien zu spezifischen Gravelkomponenten kombiniert werden. Wirklich neu sind das vom MTB inspirierte Schaltwerk mit Dämpfer, der für eine konstant hohe Kettenspannung sorgt, und die Schaltbremsgriffe, bei denen insbesondere die Bremshebel überarbeitet wurden. Den ganz großen, neuen Wurf wagen die Japaner am Rennrad/Gravelbike (noch) nicht. So scheint es nur eine Frage der Zeit, bis Shimano dort – wie schon am MTB – mit 12-fach nachlegt. So gesehen könnten die aktuellen GRX-Teile nur eine Übergangslösung darstellen. Spricht das gegen ihre Funktionalität? Wir denken: Nein.
Die elektrische GRX Di2 im Dauertest
Knapp 2500 Kilometer hat die GRX-Di2-Gruppe im RB-Dauertest abgespult, teils unter widrigsten Bedingungen. Und damit genug für einen Testbericht, der fast durchweg positiv ausfällt.

Die gute Nachricht für alle Traditionalisten vorab: Shimano bietet auch im Gravel-Segment weiterhin eine Zweifachkurbel an, mit Offroad-tauglicher Abstufung (48/31) und somit einem ungewöhnlich großen 17-Zähne-Sprung. Ob das funktioniert? Ja, und zwar absolut problemlos. Im Dauertest gab es nicht einen Kettenklemmer oder -abwurf! Mit stoischer Präzision wuchtet der Umwerfer die Kette hin- und her – maximal verlässlich, untermalt vom typischen Geräusch des E-Motors. Kein Grund also, auf "Zweifach" im Gelände zu verzichten. Die Bandbreite im Zusammenspiel mit einer 11–34-Kassette überzeugte, die Abstufung ist feiner als bei jedem Einfach-Ensemble, obwohl Shimano noch immer auf elf Ritzel setzt und nicht, wie bei den MTB-Top-Gruppen, auf deren zwölf. Auch das Schaltwerk funktionierte stets geschmeidig und präzise, Kettenschlagen unterbindet es verlässlich. Zwei kapitale Stürze kratzten etwas am Lack von Hebel und Schaltwerk, der Funktion tat das keinen Abbruch.

Die Bremse lässt sich auch mit einem Finger bedienen, gerade wenn’s offroad mal ruppiger zur Sache geht, eine feine Sache – weil der Fahrer den Lenker fest im Griff behalten kann. Auch Lukas Hoffmann, Redakteur bei MOUNTAINBIKE sowie Gasttester, war angetan: "Die GRX schaltet wie ein Uhrwerk und bietet eine tolle Hebel-Ergonomie. Mehr als einen Finger brauche ich nicht zum Bremsen. Nur das Feedback der Schalttasten könnte deutlicher sein – speziell bei der Bedienung mit Winterhandschuhen."
Der Verschleiß hält sich nach der relativ kurzen Laufzeit erwartungsgemäß in engen Grenzen: Die Bremsbeläge haben noch rund die Hälfte ihrer ursprünglichen Stärke, Kettenblätter und Kassette sehen noch sehr gut aus. Nur die Kette nähert sich der Verschleißgrenze und sollte getauscht werden. Eine Akkuladung hielt auch im Winter weit über 1000 Kilometer – genug selbst für ausgedehnte Gravel-Abenteuer. Kurz: Die GRX Di2 überzeugte bislang voll.