Kurz und knapp:
- Sram bringt nach Red und Force seine dritte Elektro-Schaltung auf den Markt: die Rival eTap AXS
- Kabellos, 12 Gänge, integrierter Leistungsmesser: Das Ensemble bringt alle wichtigen Features der teureren Gruppen mit – zum günstigeren Preis
- Sehr positiver erster Praxiseindruck
- nur für Scheibenbremsen
- UVP-Preis Komplettgruppe: Rival 1411 Euro ohne Powermeter (Force: ca. 1700 Euro, Red: ca. 3600 Euro)
- Gewicht Komplettgruppe: Rival 3202 g (Force: 2842 g, Red: 2514 g)*
*RB-Messung bei Force und Red, Herstellerangabe bei Rival, Angabe jeweils mit Powermeterkurbel und ohne Innenlager

Ein sanfter Klick, ein kurzes Sirren – schon liegt der neue Gang auf. Butterweich, präzise, ohne Schleifen. Wer einmal am Rennrad elektronisch geschaltet hat, möchte diese Performance nicht mehr missen. Bislang gab es elektronische Schaltvorgänge aber "nur" für die teureren Schaltgruppen: Dura-Ace und Ultegra bei Shimano, Red und Force bei Sram, Super Record bei Campagnolo. US-Hersteller Sram ändert nun die Spielregeln – und elektrifiziert mit der Rival die Nummer drei im Portfolio.

Dass es sich dabei um keine Mogelpackung handelt, konnte ROADBIKE bei ausgiebigen Testfahrten mit einem Scott Addict SE mit Sram Rival eTap AXS-Ausstattung feststellen: hochpräzises Schalten, definiertes Klicken der Schalttasten, kraftvolles Bremsen, dazu ein innovatives Übersetzungskonzept. Wer den Blindtest machen würde, könnte nur anhand der schlankeren Bremsschaltgriffe erfühlen, dass er/sie eine Rival eTap AXS in Händen hält – funktional sind keine Unterschiede zu den größeren und teureren Geschwistern Red und Force feststellbar.
Nah dran an den Geschwistern
Um Unterschiede zu Red und Force aufzuspüren, muss man schon ins Detail gehen: Bei der Rival eTap AXS lassen sich zusätzlich zu den großen Tasten am Hebel keine weiteren Schaltknöpfe montieren, etwa am Ober- oder Unterlenker – bei der Red sind es zwei pro Schalthebel, bei der Force immerhin je einer. Was die Materialien angeht, kommt bei der Rival weniger Carbon, sondern mehrheitlich Aluminium zum Einsatz, etwa bei den Bremsgriffen oder der Kurbel, die Flattop-Kette ist weniger hart beschichtet.

An den Bremssätteln der Rival sitzt ein anderes Entlüftungsventil, im Schaltwerk eine Federkupplung statt des Orbit-Flüssigkeitsdämpfers von Red und Force. Und während es diese auch als Versionen für Felgenbrems-Rennräder gibt, heißt es bei Rival: disc-only. Ansonsten gilt: Die Rival ist verdammt nah dran an ihren Geschwistern Red und Force. Sie schaltet kabellos elektronisch, hat 12 Gänge am Hinterrad, startet mit einem 10er-Ritzel, bietet wahlweise eine 1- oder 2-fach Kurbel und auf Wunsch auch eine Leistungsmessung.

Auch was die verfügbaren Übersetzung angeht, folgt die Rival weitgehend Red und Force: Statt der klassischen Kettenblattgrößen der Konkurrenz á la 52/36 oder 50/34 setzt Sram auf die Abstufungen 48/35 für Rennfahrer und 46/33 für Marathonisti. Darüber hinaus stehen – vor allem fürs Gravelbike – eine 43/30-Kurbel und ein 1-fach-Antrieb mit wahlweise 38, 40 oder 42 Zähnen am Kettenblatt. Dank 12 Gängen und den beiden verfügbaren Rival-Kassetten mit wahlweise 10-30 oder 10-36 Zähnen ergibt sich ein breites und dennoch eng abgestuftes Übersetzungsspektrum.

Auch die 12-fach-Kassetten 10-28 und 10-33 von Red und Force können mit der Rival gefahren werden. Allein die 10-26-Kassette ist nicht kompatibel, da die Rival "nur" mit dem langen Schaltwerkkäfig kommt. Dank der vollständigen Kompatibilität der Rival-Komponenten mit der gesamten AXS-Familie von Sram lassen sich aber auch Mountainbike-Teile kombinieren. Einzig die 50/37-Kurbel und die neuen Profi-Kettenblattabstufungen sind nicht für die Rival vorgesehen.

Optionale Leistungsmessung
Ungewöhnlich für die Preisklasse ist eine vollständig in die linke Kurbel integrierte Leistungsmessung, die auch separat zum attraktiven Preis erworben und nachgerüstet werden kann (260 Euro, plus 49 Gramm). Sram bietet die Powermeter-Option für alle Rival-12-fach-Kurbelgarnituren an (1-fach, 2fach, Wide). Die Messung erfolgt "nur" linksseitig, die Werte werden verdoppelt und per ANT+ oder Bluetooth BLE an kompatible Radcomputer gesendet.

Laut Sram handelte es sich bei dem Powermeter um den aufwändigsten Teil der Entwicklung bei der gesamten Rival-Gruppe, da eine komplett neue Leistungsmesstechnologie in der Kurbel steckt: Die Messeinheit sitzt in einem Schlitten, der separat in die hohle Kurbelwelle eingeschoben wird. Das System wird über eine AAA-Batterie mit Energie versorgt, die AXS-Taste zur Aktualisierung der Firmware befindet sich im Schlitten und dadurch nach IPX7-Standard vor Nässe geschützt.

Was die Schaltlogik angeht folgt die Rival übrigens auch Red und Force: einseitiges Klicken wechselt einen Gang am Hinterrad, beidseitiges Klicken betätigt den Umwerfer. Welche Taste dabei in welche Richtung schaltet, kann in der AXS-App individuell festgelegt werden, zudem stehen auch die semi- und voll-automatisierten Schaltmodi "Sequential" und "Compensating" zur Verfügung.
Elektro-Rival soll Ultegra-Kunden abwerben
Mit der neuen Rival eTap AXS schafft sich Sram ein Alleinstellungsmerkmal, denn der große Konkurrent Shimano hat es bisher vermieden, seine Nummer drei – die 105-Schaltgruppe – zu elektrifizieren. Zu unrentabel, hieß es bei den Japanern, die Elektronikteile seien zu teuer als dass man den Kunden ein wirklich attraktives Angebot machen könnte. Sram wagt nun den Schritt – und das, obwohl man nebenher die UVP-Preise für die Force eTap AXS-Gruppe gesenkt hat. "Nur" 300 Euro Unterschied liegen zwischen den Komplettgruppen. Einzelkäufer sind aber auch nicht das primäre Ziel der US-Amerikaner. Vielmehr soll die Rival AXS als Erstausstattung von Kompletträdern den Markt aufmischen – und an Rennrädern ab ca. 2800 Euro Kunden mit elektronischer Schaltperformance locken. "Unsere Zielgruppe ist der Fahrer oder die Fahrerin, die bisher vielleicht mit einer älteren mechanischen Schaltgruppe unterwegs war, vielleicht auch noch mit Felgenbremsen, und jetzt beim Neuradkauf einen wirklich großen Schritt in Sachen Schaltperformance machen möchte", sagt Yannick Mayer, Road Communications Manager von Sram.
Die Radhersteller nehmen die Vorlage gerne auf: Schon am Tag der Vorstellung der Gruppe trudelten die Nachrichten über neue Rennradmodelle mit Sram Rival eTap AXS-Ausstattung ein. Specialized, Storck und Orbea gehörten zu den ersten, die neue Modelle vorstellten. Auch das Scott Addict SE, das ROADBIKE in einem Sonderaufbau mit Zipp-Teilen Probe fahren konnte, soll bald in ähnlicher Form in den Handel kommen.

Apropos: Sram verspricht, dass die Rival eTap AXS ab sofort verfügbar sein soll, auch an Kompletträdern.
Ausführungen/Preise:
- Rival AXS 1x HRD (Group Excl BB) 1176.00 EUR
- Rival AXS 2x HRD (Group Excl BB) 1411.00 EUR
- Rival AXS Power 1x HRD (Group Excl BB) 1401.00 EUR
- Rival AXS Power 2x HRD (Group Excl BB) 1636.00 EUR
