Der Bestseller des Orbea Rise kommt für 2024 komplett neu

Orbea Rise - Neuauflage des Light-E-Bikes
Erfindet Orbea das Light-E-Bike neu?

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Veröffentlicht am 02.05.2024

Das Orbea Rise legte im Jahr 2020 den Grundstein für den Erfolg der heutigen Light-E-Mountainbikes. Nun kommt die zweite Generation auf den Markt. Und für diese haben sich die Basken wieder einiges einfallen lassen, es könnte erneut das wegweisende Konzept für moderne E-MTBs sein.

Kurz und knapp: Orbea Rise 2024

  • Neuausrichtung des Bestseller Light-E-MTB Orbea Rise
  • SL-Variante mit 140/140 mm Federweg
  • LT-Variante mit 160/150 mm Federweg
  • Shimano EP801 RS Motor – jetzt mit bis zu 85 Nm Drehmoment
  • Zwei Akkuvarianten wählbar (420 Wh und 630 Wh)
  • Neuer, leichter Range Extender mit 210 Wh
  • Preis: ab 7999 €
  • Gewicht: ab 16,3 kg

Das neue Rise im ersten Test – Video

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Leichte E-Bikes liegen voll im Trend. Das Orbea Rise ist mit seinem Shimano EP8-Motor mit einem maximalen Drehmoment von 60 Nm, seinem Mini-Akku und seinem geringen Gewicht seit 2020 ein Vorreiter in dieser Kategorie. Inzwischen gibt es mit dem 55 Nm starken SX-Motor von Bosch, dem neuen Fazua Ride 60-Motor mit 60 Nm Drehmoment oder dem kleinen und leisen TQ HPR50-Agreggat mit 50 Nm einige Konkurrenten auf dem Markt. Sogar Specialized hat den SL-Motor von 35 auf 50 Nm Drehmoment aufgebohrt. Grund genug für Orbea, bei der nächsten Generation des Rise neue Wege zu gehen. Statt eines Light- oder sagen wir Minimal-Assist E-Bikes, setzt Orbea am Rise künftig auch auf die vollen 85 Nm des Shimano EP801 Motors.

Mehr Möglichkeiten dank offenem RS-MC-Konzept

Die wichtigste Neuerung des Rise für das Jahr 2024 ist also die Möglichkeit, den Shimano Motor mit einem Drehmoment von 85 Nm zu fahren. Bisher war der EP8 RS Motor, der zuvor verbaut wurde, auf 60 Nm reduziert, um den Akku zu schonen. Das soll auch so bleiben, Orbea liefert das Rise weiterhin mit 60 Nm aus. Aber man kann jetzt über die Shimano E-Tube App die volle Leistung freischalten und die Unterstützungsstufen neu konfigurieren und sogar mehrere hinzufügen. Orbea nennt das Konzept RS (Rider Synergy) mit dem Zusatz MC, was für Mountain Control steht.

Mehr Power, dickerer Akku

Wurde das "alte" Rise aus 2020 zunächst mit einem 350 Wh Akku auf den Markt gebracht, kam später ein Update auf 540 Wh. Für das Modell 2024 bietet Orbea nun optional zwei Batterien an. Im Online-Konfigurator MyO von Orbea kann die Größe der Batterie gewählt werden. Zur Auswahl stehen ein 420 Wh-Akku, der nur 1956 Gramm wiegt, und ein 630 Wh-Akku, der 2893 Gramm wiegt. Der Aufpreis für den größeren Akku beträgt 200 Euro.

Orbea Rise Akkus 420 wh und 630 wh
Orbea

Bis zu 840 Wh Akku Kapazität möglich

Orbea hat auch den Range Extender überarbeitet. Dessen Kapazität ist zwar von 250 Wh auf 210 Wh geschrumpft. Dafür wiegt er nur noch 1050 g statt 1414 g (250 Wh). Mit 449 Euro ist der Zusatzakku allerdings kein Schnäppchen.

Geblieben ist die Konnektivität mit einem Endgerät von Garmin, Sigma oder Brithon. Damit lassen sich zum Beispiel Trittfrequenz, Fahrmodi und Restreichweite anzeigen. Standardmäßig wird das Rise ohne Display ausgeliefert. Es kann jedoch über den MyO-Konfigurator mit einem Display ausgestattet werden.

Orbea Rise 2024 Garmin Fenix 7
Jeremie Reuiller

Neu: Zwei Federwegsplattformen

Die Auswahlmöglichkeiten beim neuen Rise enden nicht bei der Batteriegröße. Orbea bietet das Rise 2024 in zwei Versionen mit unterschiedlichen Federwegen an. Genau wie das im vergangenen Jahr vorgestellte Non-E-Bike Occam gibt es das Rise SL als Trailbike mit 140 mm Federweg vorn und hinten und das Rise LT mit 160 mm Federgabel und 150 mm hinten. Beide rollen auf 29er-Laufrädern über den Trail. Orbea war es dabei wichtig, den Hinterbau so kompakt wie möglich zu halten. Beide Modelle sind mit 440 mm langen Kettenstreben ausgestattet. Ein Maß, das dem Rise eine gute Uphill-Performance und ein agiles Trail-Handling verleihen sollte.

Gewichte ab 16,3 kg

Zwar teilen sich beide Bikes den gleichen Carbon-Rahmen, der "nackt" nur 2200 g wiegen soll. Aufbau und Geometrie sind jedoch völlig unterschiedlich. So kommt das Topmodell des SL mit einer leichteren Fox 34-Federgabel, einer leichten Fox Transfer SL Vario Stütze sowie Sram XX Schaltung und leichten Schwalbe Reifen sowie einem kleinen 420 Wh Akku.

Deshalb bringt das Bike in Größe M sagenhafte 16,3 kg auf die Waage (was wir mit unserer eigenen Waage überprüfen konnten).

Orbea Rise SL 2024 an der Waage
Jeremie Reuiller

Die LT-Version ist natürlich stabiler aufgebaut und kommt mit einer Fox 36-Gabel und in der Team-Version sogar mit der stabilen und schweren DD-Reifenkarkasse von Maxxis hinten und der EXO+ Karkasse vorn. Optional kann auch ein Stahlfederdämpfer im MyO-Shop konfiguriert werden.

Unser Testbike M Team bringt in Größe L mit Luftdämpfer, 230 mm Vario-Stütze und großem 630 Wh Akku 19,99 kg auf die Waage.

Vier Modelle zum Marktstart

Orbea wird zunächst vier Modelle des Rise zu Preisen ab 7999 Euro anbieten. Da es das Vorgängermodell auch in einer preiswerteren Alu-Ausführung gab, kann man davon ausgehen, dass Orbea auch ein Alu-Modell des neuen Rise anbieten wird. Im Allgemeinen ist Orbea dafür bekannt, auch preisgünstige Bikes anzubieten.

Orbea RISE_SL_M10 2024
@ J u a n j O t a z u
Orbea RISE_SL_MLTD 2024
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Orbea-RISE_LT_M10 2024
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Orbea RISE_LT_MTEAM 2024
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Die Geometrien im Überblick

Orbea war es nicht nur wichtig, das Rise mit kurzen Kettenstreben auszustatten. Auch alle weiteren Geometriewerte sind auf den jeweiligen Einsatzbereich abgestimmt. So unterscheiden sich das Rise SL und das Rise LT deutlich. Hier die wichtigsten Daten für die Größe L im Überblick:

Orbea Rise LT

  • Lenkwinkel: 64°/64,5°
  • Sitzwinkel: 77°/77,5°
  • Oberrohrlänge: 620 mm/622 mm
  • Reach: 480 mm/485 mm
  • Stack: 623 mm/633 mm
  • Sitzrohrlänge: 430 mm
  • Vario-Stützenlänge: 210 mm

Orbea Rise SL

  • Lenkwinkel: 65,5°
  • Sitzwinkel: 78°
  • Oberrohrlänge: 620 mm
  • Reach: 490 mm
  • Stack: 623 mm
  • Sitzrohrlänge: 430 mm
  • Vario-Stützenlänge: 170 mm

Rise LT mit Flip Chip am Dämpfer

Orbea setzt beim LT auf einen Flip Chip. Dieser lässt sich erstaunlich schnell "on the fly" verstellen. Als Inbusschlüssel dient der Hebel der Hinterradachse. Ist die Schraube geöffnet, lässt sich der Chip durch Anheben oder Absenken des Sattels in die jeweils andere Position bringen. Ein lästiges Herausnehmen von Aluminiumeinsätzen ist nicht notwendig. Nichts kann verloren gehen oder in den Matsch fallen. Ein von Orbea patentierter Exzenter macht dies möglich.

Orbea Rise 2024 Flip Chip
Jeremie Reuiller

Das Rise SL muss ohne Flip Chip auskommen, besitzt dafür aber eine Carbon-Dämpferaufnahme, die noch einmal 35 g Gewicht spart.

Vario-Stütze bis 230 mm Hub

Natürlich hat das neue Rise viele weitere Details zu bieten (siehe auch Bildergalerie). Dazu gehört das sogenannte Steep & Deep-Sitzrohr. Es ist so konstruiert, dass jede Rahmengröße den größtmöglichen Hub der Vario-Stütze aufnehmen kann. Dafür hat Orbea eine spezielle Ladebuchse entwickelt, die innen Platz für die Stütze lässt. Auf diese Weise kann der Sattelstützenhub am XL-Rahmen bis zu 230 mm betragen.

Orbea Steep an Deep Sattelstützen Einstecktiefe
Orbea

Gut gelöst hat Orbea auch die Aufnahme für den Range Extender. Die Zusatzbatterie hat den gleichen Durchmesser wie eine Trinkflasche. Ein robust konstruierter Halter nimmt also entweder die Flasche oder den Akku auf. Im Test konnten wir uns davon überzeugen, dass der Akku absolut sicher sitzt. Für die Regularien des amerikanischen Marktes, wo das Rise auch angeboten wird, musste Orbea sogar noch einen Spanngummi für den Flaschenhalter mitliefern. Dieser kann bei Bedarf natürlich auch in Europa verwendet werden, war aber in unserem Fall nicht notwendig.

Wie bereits erwähnt, ist das neue Rise stark am Bio-Bike Occam angelehnt. Das spiegelt sich auch in der Optik wider. Die asymmetrische Rahmenform wurde laut Orbea aber nicht nur aus optischen Gründen gewählt. Gute Erfahrungen haben die Basken mit der zusätzlichen Verstärkung in Sachen Rahmensteifigkeit gemacht. Diese soll den Rahmen um 22 Prozent steifer machen. Apropos Steifigkeit: Orbea verzichtet auch bewusst auf einen herausnehmbaren Akku. Er kann also nur vom Fachhändler entfernt werden. Die Konstruktion soll stolze 80 Prozent steifer sein als ein Rahmen gleicher Dimension mit offenem Unterrohr für die Batterieentnahme.

Orbea gibt als Gewichtsbeschränkung für das Rise mit Carbon Lenker 117 kg ohne Radgewicht an. Mit Aluminium-Lenker soll es bis zu 125 kg aushalten.

Erster Test des Orbea Rise LT M Team

Orbea Rise 2024 Press Camp First Ride CP
Jeremie Reuiller

MOUNTAINBIKE-Testchef Chris Pauls hat das neue Orbea Rise bereits ausgiebig getestet. Er fuhr das 10999 Euro teure Rise LT Team in Größe L mit großem 630-Wh-Akku. Das Bike mit Luftfederdämpfer und Maxxis DD Reifenkarkasse hinten und Exo Reifenkarkasse vorn wiegt auf unserer Waage 19,99 kg. Für ein Full-Power-E-Bike mit 160 mm Federweg vorn und 150 mm hinten ist das erstaunlich leicht. Für ein echtes Light-EMTB könnten es allerdings ein paar hundert Gramm weniger sein.

Womit wir beim Thema wären. Denn nun hat man die Möglichkeit, das Orbea auch mit vollen 85 Nm Drehmoment über die Trails zu jagen. Das nutzten wir natürlich gleich für unseren Testride. Die Modi haben wir so konfiguriert, dass wir vier zur Auswahl hatten. Zwei davon sind die sogenannten dynamischen Trail-Modi. Der erste lieferte maximal 50 Nm, der zweite etwas über 60 Nm. Im Boost-Modus konnte man dann die vollen 85 Nm abrufen. Dieses neue Feature ist wirklich extrem hilfreich. Gerade an den steilen, verblockten Anstiegen im spanischen Ainsa konnte man so einige Körner sparen. Allerdings mag der Shimano Motor sehr hohe Trittfrequenzen nicht so gerne wie z. B. der neue Bosch SX Motor. Ab ca. 115 U/min hört der Schub abrupt auf. Nach kurzer Eingewöhnungszeit fuhr der Tester dann mit langsamerer Trittfrequenz, wo die hohe Nm-Zahl dann umso hilfreicher ist.

Das Fahrwerk erweist sich unterdessen als sehr ausgewogen. Es bietet sehr gute Traktion und sackt nicht weg. Ein Umbau auf einen Stahlfederdämpfer machte das Heck noch sensibler und bergauf traktionsfreudiger und komfortabler.

Der schnell umbaubare Flip Chip wurde vom Tester erstaunlich oft genutzt (natürlich auch zu Testzwecken). Wer viel auf verblockten Anstiegen unterwegs ist, sollte die hohe Position wählen, da das Tretlager sonst sehr tief liegt und ein Aufsetzen der Pedale häufiger möglich ist.

Im Downhill hat uns das Rise LT aber stets überzeugt, auch in steiler Flip Chip Stellung. Auch hier liegt es sicher und stabil auf dem Trail. Wer es in Low-Position und mit Stahlfederdämpfer fährt, bekommt fast schon waschechtes Enduro-Feeling geliefert.

Etwas Vorsicht ist bei der Größenwahl geboten. Das Rise ist in Größe L mit 480 oder 485 mm Reach und 620/622 mm Oberrohr nicht gerade üppig lang. Pauls saß etwas gedrungen auf dem Rad. Mit 189 cm Körpergröße und eher langen Armen sollte man definitiv zur Größe XL greifen, diese war zum Testzeitpunkt noch nicht verfügbar.

Einen ausführlichen Test mit Bewertung auf vier Seiten findest du in der MOUNTAINBIKE Print-Ausgabe 07/2024. Diese liegt ab 4. Juni am Kiosk oder ist bequem Online zu bestellen.

Orbea Rise LT Testride Presscamp 2024 Ainsa CP
Jeremie Reuiller