Zum ersten Mal zeigte Pivot das Switchblade Im Jahr 2016. Der Plus-Reifen-Boom war in vollem Gange und Pivot entwarf mit dem Switchblade ein kompromissloses Trailbike mit der Option, es mit Puls-Reifen oder 29er Reifen zu fahren.
Um den Plus-Reifen-Boom ist es mittlerweile ruhig geworden, und dennoch ist das Switchblade ein äußerst beliebtes Bike im Portfolio der Bike-Marke aus Pheonix, Arizona. Der Grund: Das Switchblade war mit seinen 135 mm Federweg am Heck und 160 mm an der Front ein äußerst vielseitiges 29er-Trailbike.
Fast vier Jahre später kommt jetzt die nächste Evolutionsstufe des Edel-Trailbikes.
Was ist neu am Switchblade?
- Vertikal verbauter Dämpfer mit 142 mm Federweg
- Tieferes Sitzrohr und Oberrohr für mehr Größenauswahl
- Überarbeitete flachere, längere Geometrie
- Neuer Dämpfer-Tune
- Mit Fox-Live-Valve-Fahrwerk erhältlich
- Vorbereitet für „On-Bike-Tools“
Was bleibt beim Alten?
- 160 mm Federgabel
- 157 mm breiter SuperBoost-Hinterbau
- Fahrbar mit 29, 27,5 Zoll und 27,5 Plus Reifen
- DW-Link-Hinterbau
- Voll-Carbon-Rahmen in Monoqocue-Bauweise
Neue Geometrie – optimierte Rahmengrößen
Eine der größten Neuerungen am Switchblade, zumindest optisch, ist die neue Dämpferanlenkung. War der Dämpfer bisher horizontal verbaut und somit am Oberrohr befestigt, steht er nun vertikal vor dem Sitzrohr. In Kombination mit der Dämpferaufnahme Trunnion-Mount konnten die Entwickler das Oberrohr deutlich niedriger gestalten. Dadurch ergibt sich ein konstruktiver Vorteil, der sich bei der Rahmengrößenauswahl bemerkbar machen soll. Die sehr geringe Überstandshöhe des neuen Switchblade kommt zum einen kleinen Bikern entgegen, aber auch größere Fahrer dürften von dem Plus an Bewegungsfreiheit profitieren.
Neben dem niedrigeren Oberrohr konnte Pivot die Sitzrohre aller Rahmengrößen sehr kompakt gestalten, sodass Fahrer jeder Körpergröße zwischen mehreren Rahmengrößen auswählen können. So ist zum Beispiel das Sitzrohr bei einem Rahmen der Größe L nur 430 mm lang und somit von Fahrern, die normalerweise ein Bike der Größe M fahren, und ein längeres Oberrohr wünschen, problemlos fahrbar. Bei der Größenauswahl von S, M, L und XL sollen laut Pivot Fahrer zwischen 152 cm und über 200 cm Körpergröße fündig werden.
Selbstverständlich wurden auch Parameter wie Lenkwinkel und Sitzwinkel überarbeitet. Insgesamt fällt die Geometrie länger und flacher und somit auch moderner aus. Den Lenkwinkel stellt Pivot mit 66° nun deutlich flacher. Der Vorgänger rollte noch mit relativ steilem 67,25° Lenkwinkel bei 29 Zoll um die Kurve. Der Reach wuchs hingegen lediglich um ein paar Millimeter im Vergleich zum Vorgänger. Das Bike der Rahmengröße XL liegt jetzt bei 490 mm, bei Größe M sind es 455 mm. Und auch die Kettenstreben wuchsen um ein paar Millimeter an und sind jetzt 431 mm lang.
Die Geometriewerte auf einen Blick:
Rahmengröße | XS | S | M | L | XL |
Oberrohrlänge | 569 | 529 | 620 | 638 | 661 |
Sitzrohrlänge | 342,90 | 368,30 | 393,70 | 431,80 | 469,90 |
Sitzwinkel | 75,50° | 75,50° | 75,50° | 75,50° | 75,50° |
Steuerrohrlänge | 85 | 90 | 102 | 108 | 120 |
Lenkwinkel | 66° | 66° | 66° | 66° | 66° |
Kettenstrebenlänge | 431 | 431 | 431 | 431 | 431 |
Radstand | 1147 | 1169 | 1193 | 1216 | 1241 |
Reach | 410 | 430 | 455 | 470 | 490 |
Stack | 610 | 614 | 625 | 630 | 641 |
Mehr Federweg am Heck
Das Switchblade ist ein klassisches Trailbike, so bietet das Heck 142 mm Federweg, das sind lediglich 7 mm mehr als am Vorgänger. Das Plus an Federweg soll den Einsatzbereich weiter in Richtung Enduro verschieben und das neue Switchblade (noch) vielseitiger machen. So setzt Pivot an der Front auf die Fox-36-Enduro-Gabel mit 160 mm Federweg. Da es den Pivot-Produktmanagern wichtig war ein qualitativ hochwertiges Fahrwerk zu verbauen, kommen an allen Modellen Fox-36er-Federgabel mit Grip- oder Grip2-Kartusche zum Einsatz. Einzig an den Live-Valve-Modellen ist eine Fit-Kartusche verbaut, da Fox die elektronische Dämpfung nur mit dieser anbietet.
Am Heck verbauen die Amis den teuren und hochwertigen Fox-DPX2-Dämpfer (außer an den Live-Valve-Modellen). Hier kommt ein neues Inneres zum Einsatz, über das Pivot bis Dato noch nicht viel verraten darf. Es soll dem Dämpfer vor allem einen optimierten Ölfluss verleihen.
So viel Fahrwerk-Hightech hat seinen Preis: Die hohe Preisgestaltung der Pivot-Bikes erlaubt, ausschließlich Fox-Fahrwerke zu spezifizieren. Sämtliche Bikes der Marke liegen im „High“-Highend-Segment. So auch das neue Switchblade, das je nach Modell und Ausstattung zwischen 6200 und 14000 Euro (mit Fox Live Valve) kostet. Alle Modelle sind übrigens als Shimano- und Sram-Aufbau erhältlich.





Auch als Live-Valve-Modell erhältlich
Wer beim Fahrwerk auf eine elektronische Steuerung setzen möchte, der kann das neue Switchblade auch mit Fox-Live-Valve-Fahrwerk ordern. Das mit Sensoren an Gabel und Hinterbau bestückte Bike schaltet innerhalb von Millisekunden automatisch über Elektrostellmagnetventile die Dämpfung des Fahrwerks von offen auf zu und umgekehrt. So viel Highend-Technologie hat seinen Preis: Das günstigste Switchblade mit Live Valve kostet bereits 9849 Euro.
Ausstattung und Preise:
Spezifikationen | Team XX1 AXS w/Fox Live Valve | Team XTR w/Fox Live Valve | Team XX1 AXS | Team XTR | Pro X01 w/ Fox Live Valve | Pro XT/XTR w/ Fox Live Valve | Pro X01 | Pro XT/TR | Race X01 | Race XT |
Schaltwerk | 1x12 Kettenschaltung Sram XX1 Eagle AXS | 1x12 Kettenschaltung Shimano XTR M9100 | 1x12 Kettenschaltung Sram XX1 Eagle AXS | 1x12 Kettenschaltung Shimano XTR M9100 | 1x12 Kettenschaltung Sram X01 Eagle | 1x12 Kettenschaltung Shimano XTR M9100 | 1x12 Kettenschaltung Sram X01 Eagle | 1x12 Kettenschaltung Shimano XTR M9100 | 1x12 Kettenschaltung Sram X01 Eagle | 1x12 Kettenschaltung Shimano XT M8100 |
Schalthebel | Sram XX1 Eagle AXS | Shimano XTR M9100 | Sram XX1 Eagle AXS | Shimano XTR M9100 | Sram X01 Eagle | Shimano XT M8100 | Sram X01 Eagle | Shimano XT M8100 | Sram GX Eagle | Shimano XT M7100 |
Bremsen | Sram G2 Ultimate | Shimano XTR M9120 | Sram G2 Ultimate | Shimano XTR M9120 | Sram G2 RSC | Shimano XT M8120 | Sram G2 RSC | Shimano XT M8120 | Sram Guide RE | Shimano SLX M7120 |
Federgabel | Fox Factory Live, 160 mm | Fox Factory Live, 160 mm | Fox Factory, 160 mm | Fox Factory, 160 mm | Fox Factory 36, 160 mm | Fox Factory 36, 160 mm | Fox Factory, 160 mm | Fox Factory, 160 mm | Fox Performance, 160 mm | Fox Performance, 160 mm |
Federbein | Fox Factroy Live Valve | Fox Factroy Live Valve | Fox Factroy Float DPX2 | Fox Factroy Float DPX2 | Fox Factory Live Valve | Fox Factory Live Valve | Fox Factroy Float DPX2 | Fox Factroy Float DPX2 | Fox Performance DPX2 | Fox Performance DPX2 |
Reifen (29 Zoll) | Vorne: Maxxis Minion DHF, 29x2,5" WT 3C EXO Hinten: Maxxis Minion DHR2, 29x2,4" WT 3C EXO | Vorne: Maxxis Minion DHF, 29x2,5" WT 3C EXO Hinten: Maxxis Minion DHR2, 29x2,4" WT 3C EXO | Vorne: Maxxis Minion DHF, 29x2,5" WT 3C EXO Hinten: Maxxis Minion DHR2, 29x2,4" WT 3C EXO | Vorne: Maxxis Minion DHF, 29x2,5" WT 3C EXO Hinten: Maxxis Minion DHR2, 29x2,4" WT 3C EXO | Vorne: Maxxis Minion DHF, 29x2,5" WT 3C EXO Hinten: Maxxis Minion DHR2, 29x2,4" WT 3C EXO | Vorne: Maxxis Minion DHF, 29x2,5" WT 3C EXO Hinten: Maxxis Minion DHR2, 29x2,4" WT 3C EXO | Vorne: Maxxis Minion DHF, 29x2,5" WT 3C EXO Hinten: Maxxis Minion DHR2, 29x2,4" WT 3C EXO | Vorne: Maxxis Minion DHF, 29x2,5" WT 3C EXO Hinten: Maxxis Minion DHR2, 29x2,4" WT 3C EXO | Vorne: Maxxis Minion DHF, 29x2,5" WT 3C EXO Hinten: Maxxis Minion DHR2, 29x2,4" WT 3C EXO | Vorne: Maxxis Minion DHF, 29x2,5" WT 3C EXO Hinten: Maxxis Minion DHR2, 29x2,4" WT 3C EXO |
Vario-Stütze | Fox Factory Kashima Trasfer | Fox Factory Kashima Trasfer | Fox Factory Kashima Trasfer | Fox Factory Kashima Trasfer | Fox Factory Kashima Trasfer | Fox Factory Kashima Trasfer | Fox Factory Kashima Trasfer | Fox Factory Kashima Trasfer | Fox Transfer | Fox Transfer |
Preis | 13.999 Euro | 12.299 Euro | 11.849 Euro | 10.149 Euro | 10.399 Euro | 9.849 Euro | 8.249 Euro | 7.649 Euro | 6.549 Euro | 6.199 Euro |
Liebe zum Detail
Wer sich auf der einen Seite über die hohen Preise wundert, muss auf der anderen das hohe Maß an Detailverliebtheit bedenken, dass Firmengründer und Pivot-Mastermind Chris Cocalis an den Tag legt. So entwickelte der Ex-BMXer schon 2016, als die Plus-Reifen-Welle aufkam, den Hinterbaustandard SuperBoost. Da ihm der von Trek und Sram gemeinsam entwickelte Boost-Standard mit 148 mm Nabenbreite nicht weit genug ging, verbaute er fortan 157 mm breite Hinterradachsen. Der Vorteil: Mehr Reifenfreiheit und höhere Laufradsteifigkeit durch einen flacheren Speichenwinkel. Mittlerweile hat der Standard an fast allen Pivot-Modellen Einzug genommen und ist auch am neuen Switchblade zu finden.
Auch eine Geometrieverstellung, wie am alten Switchblade, ist am neuen vorhanden, so dass die Geometrie am Umlenkhebel auf 29 Zoll, 27,5+ und 27,5 Zoll angepasst werden kann.
Neu am Switchblade ist der spezielle Kettenstrebenschutz, der das Schlagen der Kette in ruppigen Abfahrten dämpfen soll. Diesen findet man auch an Bikes von Specialized und Co, er soll am Switchblade aber dank einer Hohlkonstruktion leichter ausfallen. Darüber hinaus befinden sich am hinteren Rahmendreieck an allen entscheidenden Stellen eingelassene Gummibeschichtungen, die den Carbon-Rahmen vor Beschädigungen der Kette schützen sollen.
Auch die Zug- und Leitungsverlegung machte auf uns einen sehr hochwertigen Eindruck. Die Leitungen bzw.- Züge verlaufen durch den Rahmen und werden an den Eintritts- und Austrittsstellen jeweils mit einer Schraubenverbindung geklemmt. Große Öffnungen hinter den Kappen erlauben es die Leitungen und Züge einfach durch den Rahmen zu fädeln.
Ein weiteres Qualitätsmerkmal, das nicht auf den ersten Blick erkennbar ist, ist der hohe Fertigungsstandard bei Pivot. Alle Carbon-Rahmen werden im aufwendigen Monocoque-Verfahren in China hergestellt. Die Toleranzen sollen deutlich geringer ausfallen, als bei manch anderem Bike-Hersteller. So hält Pivot zum Beispiel am Pressfit-Standard am Tretlager fest, bei dem manche Hersteller aus Fertigungstoleranzgründen zurück zum schraubbaren BSA-Lager gehen.
Noch geheim: Der Rahmen ist jetzt für „On-Bike-Tools“ vorbereitet, die erst in naher Zukunft vorgestellt werden.
Das Rahmengewicht soll ohne Dämpfer bei 2,57 kg liegen.
Auch bei den Anbauteilen setzt Pivot höchste Fertigungs- und Qualitätsstandards ein. Neben einer eigenen Lenker-Vorbau-Einheit entwickelte Pivot nun eigene Griffe. Phoenix-Factory-Lock-On heißen die ergonomisch geformten Griffe, die 100 g das Set wiegen sollen und sich durch eine hohe Vibrationsdämpfung auszeichnen.
Erster Test des Pivot Switchblade

Test-Redakteur Chris Pauls hatte bereits die Möglichkeit das neue Pivot Switchblade ausgiebig zu testen. Als Testgröße stand ein Bike in Größe XL zur Verfügung. Dieses passte dem 1,90-cm-Mann perfekt. Dank des tiefen Oberrohrs wirkte das XL-Bike optisch keineswegs groß.
Das mit Shimano XTR ausgestattete Highend-Bike war mit Reynolds-Carbon-Laufrädern und Maxxis-Reifen sehr hochwertig ausgestattet (Preis 10149 Euro).
Auf den schroffen Trails der Kanareninsel Gran Canaria fiel sofort auf, dass das neue Switchblade extrem leise ist – lediglich das Klappern der Bremsbeläge der Shimano-XTR-Bremse störte etwas. Wunderbar satt liegt das Switchblade auf dem Trail und rollt sanft über Geröll hinweg. Sobald das Gelände steiler wird, kommen die Enduro-Gene zum Tragen. Der spürbar steife Rahmen bringt viel Sicherheit. Präzise zieht es um Kurven und durch schroffe Trail-Abschnitte. Top: Die um 175 mm versenkbare Sattelstütze, die an Bikes der Größe XL und L verbaut sind. Heißhungrig arbeiten sich Gabel und Heck durchs grobe Terrain. Apropos Heck: Hier experimentierten wir beim Test mit unterschiedlichen Volumen-Spacern. Bei einem zweiten Testride wechselten wir auf einen kleineren Volumen-Spacer im Fox-DPX2-Dämpfer. Fühlte sich das Heck des Switchblade am Vortag noch an wie das eines reinrassigen Trailbikes, dass einen guten Gegenhalt für Bunny-Hopps und Co. bietet, mutierte es mit dem kleinerem Spacer im Dämpfer fast schon zum rassigen Enduro. Unglaublich potent frisst sich das 142 mm Heck durch verblocktes Gelände. Auf Trettpassagen und flachen Trails stellte Pauls dann den Hebel am Dämpfer auf Trail-Mode um, so dass das Switchblade wieder seine Trailbike-Gene ausspielen konnte – und das sogar ohne große Einbuße bei Sensibilität der Federung.
Fazit:
Dank moderner, aber nicht zu progressiver Geometrie, dank potentem und zugleich effektivem Fahrwerk, das via Tuning den Bike-Charakter spürbar beeinflusst, und dank hochwertigem Voll-Carbon-Rahmen mit vielen cleveren Details, begeistert das neue Switchblade rundum. Wer über das nötige Kleingeld verfügt, bekommt ein zeitloses und äußerst hochwertiges All-Mountain.