Canyon Exceed: Hardtail für Langdistanz und Gravel-Rennen

Canyon Exceed mit erstem Fahreindruck
Von Racehardtail zu Adventure-Buddy?

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Veröffentlicht am 21.03.2025

Wer heute Cross-Country-Rennsport betreiben will, kommt an einem Racefully nicht vorbei. Zu technisch sind die Rennstrecken geworden. Gleichzeitig verschwimmen die Grenzen zwischen Gravel- und Adventure-Racing immer mehr. Wo das Race-Gravel an seine Grenzen kommt, ist das Hardtail der richtige Begleiter. Grund genug für die Koblenzer, ihr Exceed neu zu interpretieren.

Doch geht der Plan auf? Wir haben mit einer Expertin in Sachen Ultracycling, Bikepacking und Ultra-Rennen gesprochen, die das Exceed bereits auf seine Langdistanzqualitäten getestet hat.

Sofie Mangertseder hat am Sahara Gravel teilgenommen, einem viertägigen Etappenrennen über insgesamt 445 Kilometer und mehr als 4.500 Höhenmeter von Ouarzazate nach Erg Lihoudi in der Sahara. Ihre Wahl für das Rennen? Das Canyon Exceed. Warum, verrät sie im Interview.

Kurz & knapp: Canyon Exceed

  • Carbonrahmen mit 100 mm Federweg
  • Rahmen erstmals mit Staufach im Unterrohr
  • überarbeitete, flachere Geometrie
  • fünf Modelle, fünf Rahmengrößen (XS-XL)
  • Preise ab 1999€ bis 4999€

Interview: Mit dem Hardtail beim Sahara Gravel

Sofie Mangertseder
Athletin bei Canyon GRL PCK
Beim Sahara Gravel warst du eine der wenigen, die mit einem Hardtail gefahren ist. Wie kam es dazu?

Ich war bereits für das Rennen angemeldet, als Canyon meinte, dass wir von den GRL PCKs (Girl Packs) das neue Exceed mit nach Marokko nehmen könnten. Da dachte ich mir: perfekt! Ich bin bisher bei jedem Ultra-Race – auch wenn sie als Gravel-Events ausgeschrieben waren – mit einem Mountainbike gefahren. Je nach Strecke hat das einfach Vorteile.

Wie hast du das Rennen erlebt? Und was für Vorteile hat ein Hardtail für dich?

Es war sehr abwechslungsreich: mal steinig, dann wieder tiefer Sand oder längere Straßenabschnitte. Ich komme ursprünglich vom Rennrad und bin technisch nicht besonders versiert, aber mit dem Mountainbike war es viel angenehmer als mit einem Gravel-Bike. Ich konnte die Gabel voll nutzen und habe mich total sicher gefühlt. Es ist einfach viel angenehmer, wenn du nicht ständig von technischen Streckenabschnitten gestoppt wirst und aus dem Rhythmus kommst. Die Profis kommen mit dem Gravel-Bike vielleicht besser klar, aber für mich war das Hardtail die ideale Wahl.

Hat sich das Hardtail auch in puncto Komfort bezahlt gemacht?

Definitiv! Viele hatten Blasen an den Händen, einige sogar offene Wunden. Fast alle klagten über Schulterschmerzen – ich hatte nichts. Keine eingeschlafenen Finger, keine Schmerzen. Das war schon fast lustig, als wir nach der dritten Etappe im Ziel waren und sich viele über den tiefen Sand beschwert haben, während ich mit dem Mountainbike echt eine gute Zeit hatte. Das war krass, wie unterschiedlich die Eindrücke der Gravelfahrerinnen im Vergleich zu meinem waren.

Unter welchen Bedingungen würdest du ein Hardtail oder ein Gravel-Bike wählen?

Ich glaube, ich würde ein Gravelbike nur fahren, wenn ich Straße und "Champagne-Gravel" in Kombination habe. Aber sobald es in sandige Wüstengebiete geht oder auf extrem groben Schotter, wie er in manchen Balkan-Ländern zu finden ist, fühle ich mich mit breiten Reifen und einer Federgabel einfach wohler. Besonders auf Schotter-Downhills gibt mir das Mountainbike mehr Sicherheit. Letztendlich hängt es stark vom Fahrertyp und den persönlichen Zielen ab. Wenn du ein Rennen gewinnen möchtest, kommt ein effizienteres Gravel-Bike vielleicht eher infrage. Aber bei mir geht’s eben auch nicht um die letzten Watt. Ich habe es jedenfalls noch nie bereut, mit einem Hardtail zu fahren – besonders mit einem leichten Modell. Das ist einfach mega!

Das Terrain scheint also der entscheidende Faktor zu sein. Und das, obwohl die Renndistanz beim Sahara Gravel gar nicht so lang war?

Ja, die Etappen waren nur um die 100 Kilometer lang, was für ein Gravel-Rennen nicht besonders viel ist. Trotzdem konnte ich mit dem Mountainbike gut mithalten – selbst mit den Profis. Auf den technischen Abschnitten mussten sie teilweise absteigen und schieben, während ich einfach weiterfahren konnte. Selbst auf der Straße, wo ich dachte, dass ich kämpfen müsste, konnte ich gut dranbleiben – auch wenn die Profis natürlich bei Gegenwind schneller waren. Das hat mich echt überrascht!

Hört sich nach dem idealen Setup an!

Fast! Ich glaube, die perfekte Kombination für mich wäre ein Hardtail mit Dropbar. Das ist gerade beim Ultraracing im Kommen. Beim Sahara Gravel gab es einige Straßenabschnitte mit starkem Gegenwind, und da war das Mountainbike mit der breiten Flatbar echt mühsam. Ich habe mich manchmal auf den Lenker gelegt und mir dabei eine Dropbar gewünscht. (lacht)

Wie hast du dich auf das Rennen vorbereitet?

Ehrlicherweise nicht gezielt. Während der Wintermonate habe ich viele Intervalle auf der Rolle gemacht und bin oft Skitouren gegangen. Ein wirklicher Trainingsplan steckt da aber nicht dahinter, ich bin mit der Arbeit und Dienstreisen einfach zu viel eingespannt. Deshalb mache ich einfach so viel wie ich kann und wie es mir Spaß macht. So klappt’s für mich persönlich immer am besten.

Wie sah dein Gepäck-Setup beim Rennen aus?

Beim Sahara Gravel war es ein Supported-Race, also hatte ich nur das Nötigste dabei: Trinkrucksack, Flaschen und Snacks. Mein Werkzeug war im Staufach vom Exceed untergebracht.

Und beim Bikepacking oder bei Rennen ohne Support?

Da fahre ich trotzdem mit einem leichten Setup: eine Arschrakete, ein Snackbag am Lenker und manchmal noch eine Rahmentasche. Beim Bikepacken eignet sich die Flatbar wiederum super, weil man das Zelt so gut am breiten Lenker befestigen kann.

Sahara Gravel Canyon Exceed
Samantha Dugon

Canyon Exceed: Details und Geometrie

Erstmals kommt das Carbon-Hardtail mit angesagtem Rahmen-Staufach. Früher undenkbar für ein stets auf Diät getrimmtes Racebike. In das Staufach passt die hauseigene Werkzeugtasche, die eine Unterteilung für Werkzeug hat.

Ganz konsequent verfolgt Canyon den Adventure-Ansatz jedoch nicht. Es fehlen Anschraubpunkte für Equipment am Rahmen. Das will Canyon mit eigenen Rahmentaschen lösen. Die gibt es in zwei Taschengrößen für 59 und 69 Euro. Die Staufachtasche ist ebenso optional (20 Euro).

Ein Blick auf das Gewicht zeigt, dass die neue Generation des Exceed CF 8, das bisherige Spitzenmodell, im Vergleich sogar um 480 g schwerer geworden sein soll. Das jetzige Topmodell CF 9, das auch hier abgebildet ist, soll 10,1 kg wiegen, was für ein Hardtail mit Staufach in Ordnung geht.

Die neue Geometrie ist länger und flacher. Der Lenkwinkel wurde um zwei Grad auf 67 Grad abgeflacht, der Reach um 10 mm verlängert. Wie beim Vorgängermodell wachsen die Kettenstreben mit. Bei allen Größen ist ein 70-mm-Vorbau sowie BSA-Tretlager verbaut.

Das Exceed kommt ab Werk mit starrer Sattelstütze, ist aber mit Dropperpost kompatibel. Dafür hat der Rahmen Leitungsführungen im Unterrohr, durch die die Züge verlegt werden können. Das Staufach bleibt somit kabelfrei und gut erreichbar. Im Topmodell verbaut Canyon die VCLS-Sattelstütze, die für mehr Komfort sorgen soll.

Das Hardtail ist in fünf Rahmengrößen und Ausstattungsvarianten von 1999 Euro bis 4999 Euro erhältlich.

First Ride

Platz genommen, sitzt man sportlich und nicht zu sehr gestreckt im Sattel. Ganz in Hardtail-Manier kennt das Exceed nur eine Richtung: nach vorne. Es klettert flink, technische Uphills meistert es leichtfüßig.

Bergab fällt der flache Lenkwinkel positiv auf, dieser bietet viel Sicherheit. Das Rad ist dennoch nicht zu lang und geht gut um Kurven. Mehr Downhill-Freude würde die optionale Dropperpost bringen. Und: Etwas mehr Federweg hätte dem Exceed gut getan.