Rockrider E-ACTV 900 im Test: So gut ist das Decathlon-E-Bike mit Automatik-Schaltung!

Rockrider E-ACTV 900 von Decathlon im Test
Was kann der Automatik-Tourer vom Sport-Allrounder?

Veröffentlicht am 18.05.2025

Jahrelang litt der Sport-Discounter Decathlon unter einem Ramsch-Image – gerade bei seinen Rädern. Doch die Franzosen werkeln im Hintergrund tapfer an ihren Produkten, bereits das im letzten Jahr getestete E-MTB aus gleichem Hause war ein echter Geheimtipp für Einsteiger mit kleinem Portemonnaie. Jetzt will Decathlon unter der Mountainbike-Marke Rockrider den Trekking-Sektor angreifen: 2699 Euro kostet der wahlweise als Tiefeinsteiger oder mit klassischem Diamantrahmen erhältliche Tourer mit veritablem Wundermotor. Da schauen wir doch gerne mal näher drauf!

Was ist denn bitte ein Owuru?

Und der erste Blick geht direkt in Richtung Motor – doch wer oder was ist denn bitte "Owuru"? Da mussten auch wir E-Bike-Tester kurz googeln: Die Firma hinter dem Motor nennt sich E2 Drives, gestartet sind sie 2023 mit dem eben genannten Mittelmotor. Die Firma stammt aus Belgien, der Motor selbst wird laut Hersteller-Webseite gar in der Decathlon-Heimat Frankreich gefertigt. Auch die Eckdaten lesen sich nicht minder beeindruckend: 65 bis maximal 120 Nm soll er leisten können, typische 600 Watt in der Spitze bei gesetzeskonformen 250 Watt Dauerleistung sollen drin sein. Die eher stattlichen 4,6 Kilo Motorgewicht liegen am eigentlichen Höhepunkt des kleinen Antriebs: Der Owuru hat nämlich ein integriertes, stufenlos schaltendes CVT-Getriebe. Stattliche 265 Prozent Gangbandbreite soll das Wundergetriebe aus dem Pkw-Sektor haben und den E-Biker immer im idealen Unterstützungs-Bereich halten können. Ob das in der Praxis wohl auch so gut funktioniert, wie es hier klingt?

Samsung-Akku, vollwertige Ausstattung

Auch der Akku weiß auf dem Papier zu überzeugen: Die Zellen stammen laut Decathlon von Samsung, insgesamt 694 Wattstunden stehen zur Verfügung – das ist für den Preis sehr ordentlich. Ordentlich gilt auch für die weiteren Anbauteile, obschon sie wie üblich High-End-Piloten wenig umhauen dürften. Eine einfache 100-mm-Forke von SR-Suntour steckt in der Front, die 160-mm-Bremsanlage stammt von Tektro, der Sattel vom Sitzspezialisten Selle Royal, Reifen und Felgen sind laut Logos aus eigener Produktion. Lichtanlage, Spritzschutz, Gepäckträger und ein an Boschs Kiox-300-Display erinnerndes Mäusekino runden die Ausstattung ab. In Summe ist das ein faires Gesamtpaket, auch wenn wir für schwere Piloten mindestens 180-mm-Scheiben empfehlen würden. Das gilt besonders, wenn man die Zuladung von guten rund 123 Kilo ausschöpfen möchte. Das Rad selbst ist mit 27 Kilo klassentypisch schwer.

Im Alltag gefahren: Rockrider E-ACTV 900

Doch weg von der Steckdose und ab in den Feierabend! Nach kurzem Boot-Vorgang fährt das Decathlon-E-Bike einfach los, bleibt im Stadtbetrieb dabei ähnlich leise wie ein moderner Bosch-Antrieb. Der Vortrieb ist je nach Modi zwischen lau und kräftig wirklich gut dosierbar gespreizt – top. Decathlon gibt auf der Webseite übrigens "nur" 65 Nm Drehmoment an – als schwächlich empfanden wir den Owuru aber auch am Berg nicht. Größte Überraschung ist jedoch das CVT-Getriebe. Autokenner wissen um die technische Raffinesse der "stufenlosen Schaltung": Sie verändert die Übersetzung kontinuierlich durch zwei kegelförmige Scheiben und einen Riemen, sodass der Motor stets im optimalen Drehzahlbereich läuft. Dadurch gibt es keine festen Gänge, sondern eine stufenlose Anpassung an die Fahrbedingungen und entsprechend auch keine manuelle Eingriffsmöglichkeit, wie man das von einer Naben- oder Kettenschaltung kennt. Der Owuru-Motor schaltet wirklich automatisch und so sanft und unmerklich, dass es eine wahre Freude ist, mal einfach nur treten und lenken zu müssen. Und das Beste: Im Alltag funktionierte dieses Killer-Feature wirklich ausgesprochen gut. Stopp an der Ampel? Direkt ohne Fahrer-Input wieder im richtigen Gang. Schnelles "herunterschalten" bei Bergfahrten? Völlig unmerklich – und dank der deftigen Bandbreite auch für steile Rampen gut geeignet. Aber so viel Licht zieht auch Schatten nach sich. Denn wo man den Sparzwang merkt, ist besonders im Talschuss: Hier ist das Rockrider eher flatterig und braucht Führung. Das kommt dem Tourer im Stadtgeläuf wiederum zupass, hier ist das Radl schön wendig und zirkelt toll durch enge Gassen. Die Gabel ist einmal mehr für das anvisierte Terrain in Ordnung, für Wald- und Wiesen-Touren gibt es aber bessere E-Bikes, zudem ist leider nur die Vorspannung auf das Fahrergewicht einstellbar. Unschön war bei unserem Testrad die Batterie-Abdeckung, sie schloss nicht bündig mit dem Rahmen ab. Auch die Steckdose für den Akku oberhalb des Tretlagers war erstaunlich lose – wir hoffen, dass das ein Einzelfall unseres Testrads darstellt.

Test-Fazit: Rockrider E-ACTV 900

Insgesamt gehen die Fahrleistungen für innerstädtischen Einsatz und leichte Touren voll in Ordnung – ein Rennrad will (und kann ...) das Decathlon nicht sein. Loben müssen wir das Getriebe, das quasi unmerklich schaltet und über eine ausreichend breite Gangspreizung verfügt. Der Motor ist kräftig, der Akku für Stadt und Tour prima gewählt. Die Ausstattung ist für den Preis durchdacht, wenn auch an einzelnen Stellen wie der Bremse einfach gehalten. In der Summe seiner Teile ist das Decathlon-Rad schlussendlich aber einmal mehr ein echter Preisbrecher und in unseren Augen nicht nur für Einsteiger eine gute Option.

👍 Das gefällt

  • toller Motor
  • prima funktionierendes Automatikgetriebe
  • reichweitenstarker Akku
  • im Gesamtpaket äußerst preisattraktiv

👎 Das weniger

  • Verarbeitungsschwächen
  • kein Riemenantrieb

💗 Das perfekte Rad für ...

  • ... E-Bike-Einsteiger, die ein komfortables Stadt-Überland-E-Bike suchen