CONTRA E-Rennrad
Ja, ich weiß, es gibt viele gute Argumente für Elektromotoren an Fahrrädern. Und trotzdem will ich sie nicht mehr hören. Für mich pervertiert ein Motor den wundervollen Geist eines Zweirads. Punkt.

Dieses so einfache wie geniale Konzept mit zwei Rädern auf einer Linie, angetrieben von einer Kurbel, erlaubt es dem Menschen, aus eigener Kraft Distanzen zurückzulegen, die sonst völlig außer Reichweite liegen. Oder sind Sie schon mal 120 Kilometer am Stück gewandert? Mit dem Rennrad kein Problem. Einzig mit der Kraft seiner Muskeln gleitet der Rennradfahrer durch die Landschaft, erklimmt Pässe und erfährt seine Grenzen – im wahrsten Sinne des Wortes.
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Was er schafft, schafft er aus sich heraus, ohne Unterstützung, ohne Zusatzantrieb. Das ist für mich ein Gefühl von Freiheit: Die einzigen Grenzen, die mir gesetzt sind, sind die meines Körpers. Die Herausforderung liegt darin, diese Grenzen Stück für Stück hinauszuschieben; jeder Erfolg gibt Bestätigung und Selbstbewusstsein, und auch am Scheitern kann man wachsen.
Ein Elektromotor macht all das kaputt. Leistungen und Grenzen sind nicht mehr die eigenen, sondern die von Motor und Akku. Mit Motor wird aus der perfekten Symbiose von Mensch und Maschine ein nüchternes, möglichst effizientes Fortbewegungsmittel. Ohne mich.
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PRO E-Rennrad
Selten hat ein Thema die ROADBIKE-Leserschaft mehr gespalten als das Thema „E“. Warum eigentlich? Es wird doch keiner gezwungen, ab sofort nur noch motorunterstützt Rennrad zu fahren. Kollege Brunker spricht vom „wundervollen Geist eines Zweirades“. Eine Faszination, der sich wohl keiner entziehen kann, der unserem Sport huldigt. Aber wo fängt Technik an, diesen Geist zu verfälschen?

Schon die Laufmaschine, mit der Karl Drais vor über 200 Jahren den Grundstein legte, war in ihrer Schlichtheit überzeugend. Dennoch käme keiner auf die Idee, deren Weiterentwicklung infrage zu stellen: Stahlrahmen, Kurbelantrieb, (Luft-)Reifen, später der Kettenantrieb und die Schaltung. Alles getrieben von der Idee, schneller, sicherer und komfortabler voranzukommen – um letztlich den Lustgewinn zu vergrößern. Auch Errungenschaften wie Scheibenbremse, Aero-Optimierung oder immer ausgefeiltere Schaltungen braucht’s eigentlich nicht, wie mancher Rennradler nicht müde wird zu betonen. Und doch findet die Technik viel Zuspruch.
Wer also Spaß daran hat, mit E-Motor zu fahren, weil er damit besser, schneller, länger fahren kann als ohne: soll er doch! Solange Technik dazu dient, den Menschen die Freude am Radfahren nahezubringen oder zu erhalten: Her damit! Vielleicht fahre ich ja selbst in ein paar Jahren E-Rennrad ...




