6 Dinge, die du vor dem Gravelbike-Kauf wissen solltest

Inklusive Praxistipps
6 Dinge, die du vor dem Gravelbike-Kauf wissen solltest

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Veröffentlicht am 25.03.2025
Was ich als Gravelbiker gerne vorher gewusst hätte
Foto: franckreporter / Getty Images

Ein Gravelbike kaufen? Gute Entscheidung! Aber wer vom Trekkingrad, Rennrad oder MTB auf die angesagten Schotterräder umsteigt, weiß nicht immer genau, was auf ihn zukommen. Wir haben Dinge gesammelt, die wir gerne gewusst hätten, bevor wir unser erstes Gravelbike gekauft haben.

1. Pflegeaufwand

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Thomas Terbeck

Bevor ich aufs Gravelbike umgestiegen bin, bin ich im Alltag immer Trekkingrad gefahren. Pflegeaufwand dort dank verspannter Schutzbleche – minimal. Wie viel mehr Wartung und Pflege mein sportliches (und schutzblech-loses) Gravelbike braucht, habe ich unterschätzt – bis ich das erste Mal nach einer Fahrt durch nasses Herbstlaub nach Hause gekommen bin. Aber die wöchentliche Putzsession ist mir mein Rad allemal wert. Die gute Nachricht: Gravelbikes sind auch im Alltag universal einsetzbare Wunderwerke!

Praxistipp: "Achte darauf, dass dein Gravelbike zumindest die Option zur Montage von Schutzblechen hat. Und für die unweigerlich eintretende Verschmutzung und Verstaubung habe ich mir ein Kettenreinigungsgerät angeschafft – die beste Investition! Die Zeit, die für Kettenpflege draufgeht, ist nun drastisch reduziert, der Sauerei-Faktor tendiert gegen Null. Empfehlung!" – Jana Wagner, Redakteurin

2. Reisemöglichkeiten

Pannen und Lektionen der ersten Bikepacking-Tour
Jana Wagner

Gekauft habe ich mein Gravelbike als Rad für den Alltag. Ein Jahr später bin ich mit ihm von Hamburg nach Madrid gefahren. Die Montagepunkte am Rad schreien förmlich: "Schnall Taschen an uns fest – wir sind zum Reisen da!" Und schneller als gedacht hat das als einfaches Alltagstransportmittel gekaufte Gravelbike meine Reisemöglichkeiten immens erweitert!

Praxistipp: "Wenn du auch nur entfernt in Betracht ziehst, mit deinem Gravelbike auch auf kleine oder große Reise zu gehen, achte darauf, dass genug Montagepunkte für Biekpacking-Taschen vorhanden sind. Übrigens: Unverzichtbare Tipps fürs Bikepacking, gesammelt von der Gravelbike-Redaktion, findet ihr hier." – Jana Wagner, Redakteurin

3. Antrieb

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Thomas Terbeck

Zu Beginn meiner "Karriere" als Gravelbiker hatte ich keinen Plan. Shimano und Sram waren mir namentlich bekannt, doch mit der Annahme, wenn da nur der Name allein schon dransteht, muss das Bike ja quasi unschlagbar sein. Berg- oder Sprint-Übersetzung? Geschenkt, wird schon passen. Bis ich dann mit "falscher" Übersetzung am Berg hing und die Kurbel kaum gedreht bekommen habe. Da ging mir ein Licht auf, warum man vielleicht doch ein klein wenig auf eine passende Übersetzung achten sollte, um nicht so zu krepieren, wie ich es damals tat.

Praxistipp: "Werde dir im Vorfeld darüber klar, ob du hauptsächlich im bergigen oder flachen Gelände unterwegs bist und wähle dementsprechend deine Übersetzung. Auch, ob ein 1-fach- oder 2-fach-Antrieb eine Option sein könnte. Und/oder lass dich von deinem Händler zu diesem Thema beraten." – Thomas Terbeck, BikeX-Redakteur

4. Reifenwahl

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Pirelli

Eine flotte, unvorhersehbare seitliche Bewegung mit dem Gravelbike bei matschigem Untergrund und Slick-Bereifung und – ZACK – liegt der Protagonist dieser Erzählung auch schon in der Pfütze. Finde den Fehler. Wäre ich doch nicht so neunmalklug gewesen und hätte gehört, was mir damals die Freunde erzählt haben, die schon länger im Gelände unterwegs waren: "Du brauchst mehr Profil, sonst legst du dich auf die Nase!" Wer nicht hören will, muss fühlen. Heute bin ich (hoffentlich) schlauer und achte darauf, wo und wann ich fahre. So habe ich meist im Winter bei Matsch und Dreck gut profilierte und breite Gravelreifen, die mich sicher durch die Landschaft pflügen lassen. Im Sommer dagegen, bei trockenen Bedingungen, kommt schon mal der schnellere Semi-Slick-Gravelreifen mit nur seitlichen Stollen zum Einsatz.

Praxistipp: "Achte darauf, dass dein Gravelbike mit einem Reifen passend zu dem von dir befahrenen Terrain bestückt ist. Wer nicht nur schlingernd durch Matsch und Dreck graveln möchte, sollte sich einen entsprechenden Reifen mit ausreichend Profil besorgen. Semi-Slicks sind zwar vornehmlich schneller, bieten gegenüber dem profilierten Reifen im Gelände jedoch mehrheitlich weniger Sicherheit, um in der Spur zu bleiben. Und: Breitere Reifen bieten zusätzlichen Grip." – Thomas Terbeck, BikeX-Redakteur

5. Verkehrssicherheit

GRAVELBIKE Coverbild
Alain Rumpf

Ich bin eingefleischter Rennradfahrer. Und dementsprechend auf der Straße unterwegs. Problem bei der Sache: Dort fahren verteufelt viele Autos. Und die sind immer stärker, stinken und kommen einem viel zu oft ungefragt viel zu nahe. Nachdem ich den "Gravel-Firlefanz" zunächst eher belächelt habe, musste ich plötzlich feststellen: Auf Schotterstraßen, auf Wald- und Wiesenwegen sind verdammt wenig Autos unterwegs. Wäre ich nicht so überheblich gewesen, Gravel erstmal argwöhnisch bis ablehnend zu betrachten, hätte ich mir viele Nahtod-Erfahrungen mit minderwertigkeitskomplexbehafteten Autofahrern ersparen können. Heute fahre ich regelmäßig Gravel – und bevorzuge auch mit dem Rennrad auf der Straße deutlich kleinere Sträßchen und Radwege als früher...

Praxistipp: "Gravelbikes gibt's heutzutage in vielen Ausrichtungen – auch als schnelle Schotterflitzer. Wenn du – wie ich es hatte – Sorge haben solltest, ob du mit dem Gravelbike nicht den Pfad des sportlichen Rennradfahrens verlässt, glaube mir: Dem ist nicht so! Solltest du zwischen einem Rennrad und einem Gravelbike schwanken, bedenke: Mit einem sportlichen Gravelbike schlägst du zwei Fliegen mit einer Klappe und bist auf Asphalt und auf Schotter schnell." – Moritz Pfeiffer, ROADBIKE-Redakteur

6. Sitzposition / Geometrie

Das neue Cannondale Topstone
Cannondale

Ich gebe zu, ich bin schon manchem optischen Schein erlegen. Sprich: Ich habe ein Bike gekauft, das rattenscharf aussah und mit dem ich mich gefühlt habe wie King Louie. Problem: Nicht immer war das Rad dann dauerhaft für mich die richtige Wahl. Knackpunkt war immer die Geometrie bzw. die daraus resultierende Sitzposition. Denn diese beeinflussen maßgeblich den Fahrspaß. Wenn du bevorzugt mindestens sechsstündige, epische Graveltouren planst, ist es von Vorteil, wenn dich die Geometrie/Sitzposition nicht schon nach anderthalb Stunden zum Abbiegen in Richtung Physiotherapeut zwingt...

Praxistipp: "Recherchiere, welches Gravelbike deine Interpretation des Gravelns am ehesten widerspiegelt. Und beschäftige dich mit verschiedenen Geometrien und Sitzpositionen, um einen teuren und ärgerlichen Fehlkauf zu vermeiden. Idealerweise kannst du das Bike beim Händler auch schon Probe fahren – oder jemand in deinem Bekanntenkreis fährt das Rad in deiner Rahmengröße, und du darfst es einmal ausprobieren." – Moritz Pfeiffer, ROADBIKE-Redakteur