Das ungute Gefühl auf einer stark befahrenen Straße kennt wohl jeder Rennradfahrer. Aber muss man deshalb den edlen Renner für immer im Keller vermodern lassen und stattdessen mit dem Gravelbike den Wald unsicher machen? Wir von ROADBIKE sagen natürlich: Nein! Mit unseren 10 Tipps kannst du das Risiko auf jeden Fall deutlich reduzieren, sodass du entspannt und mit einem guten Gefühl deine Runde genießen kannst.
1. Planung ist das halbe Leben:
Nehmt euch die Zeit, vorher eine Strecke mit einer der üblichen Anwendungen wie Komoot etc. zu planen. Das hat gleich mehrere sicherheitsrelevante Vorteile: Zum einen könnt ihr so stark befahrene Straßen vermeiden und Strecken über Nebenstraßen und Wirtschaftswege aussuchen. Zum anderen könnt ihr euch so eine Strecke erstellen, die euch nicht überfordert und ihr nicht am Ende mehr Kilometer absolvieren müsst, als ihr eigentlich wolltet. Denn wenn ihr konditionell am Ende seid und sprichwörtlich überkreuz guckt, leidet die Konzentration und ihr macht leichter einen potenziell gefährlichen Fehler.
2. Rücklicht/Beleuchtung
Fahrt immer mit Rücklicht an eurem Rennrad – und schaltet es auch tagsüber ein. Aktuelle Rücklichter sind klein, wiegen nur wenige Gramm und stören kaum. Gleichzeitig erhöhen sie eure Sichtbarkeit, sei es in einem schattigen Waldstück, einem kurzen Tunnel/Unterführung oder bei einem überraschenden Regenschauer. Übrigens: In Deutschland sind blinkende Rücklichter laut StVO zwar verboten, aber insbesondere als Tagfahrlicht haben sie zweifellos ihre Vorteile.
Praktische, kleine Rücklichter gibts beispielsweise von Sigma.
Info am Rande: Dieses Verbot gilt nur für am Rad selbst angebrachte Rücklichter. Es gibt beispielsweise auch Helme mit integriertem Rücklicht, die dürfen blinken wie sie wollen. Und wenn ihr eine Tour in den Alpen plant: Auf manchen Passstraßen erwarten euch unbeleuchtete Tunnel, wie beispielsweise oben auf dem Gavia-Pass. Packt in solchen Fällen ein kleines Frontlicht ein.
3. Haltet euer Rad in Schuss
Checkt euer Rad regelmäßig, d.h. überprüft Klemmschrauben an Vorbau und Lenker und zieht sie bei Bedarf nach. Gleiches gilt für den Steuersatz. Auch eure Bremsen sollten immer auf Top-Niveau funktionieren. Überprüft deshalb regelmäßig eure Bremsbeläge. Insbesondere bei Scheibenbremsen hat man diese nicht so leicht im Blick. Saubere, gut gewartete Bremsen verkürzen euren Bremsweg deutlich und können so manchen Unfall verhindern. Selbstredend solltet ihr das Bremsen, vor allem eine Vollbremsung, regelmäßig üben.
4. Wählt helle und/oder bunte Kleidung
Auch euer Trikot kann eure Sichtbarkeit auf der Straße deutlich verbessern – und je auffälliger ihr seid, desto geringer das Risiko, dass ihr übersehen werdet. Einen komplett in Schwarz gekleideten Rennradfahrer übersieht man einfach leichter als einen in Hellgelb oder Rot. Und wenn ihr unbedingt das schwarze Trikot tragen wollt: Zieht dann wenigstens einen farbigen Helm auf. Und ohne Helme solltet ihr selbstredend niemals fahren.
Nie ohne Helm fahren - und bunte Farben sind einfach auffälliger als Schwarz.
5. Beansprucht euren Platz auf der Straße
Auch wenn es für manche verlockend sein mag, sich ganz rechts am Straßenrand zu verstecken: Etwas mehr in der Mitte der Fahrspur seid ihr stärker im Blickfeld der Autofahrer. Außerdem verhindert ihr so, dass Autofahrer in Versuchung geraten, euch trotz Gegenverkehr und mit zu geringem Seitenabstand zu überholen. Und nicht zuletzt: In der Mitte ist die Fahrspur sauberer und ihr fahrt euch seltener Glasscherben o.ä. ein. Fahrt ihr an parkenden Autos vorbei: Lasst immer mindestens 1,50 Meter seitlichen Abstand, um nicht unvermittelt gegen eine geöffnete Autotür zu knallen. Lasst euch auch von eventuell hinter euch herzockelnden Autos nicht verleiten, zu nah an Autos vorbeizufahren.
6. Livetracking
Viele GPS-Radcomputer wie von Garmin oder Wahoo und Apps wie Strava bieten die Möglichkeit, via Livetracking euren Standort permanent zu teilen. Eure Kontakte bekommen dann beim Start eurer Tour einen Link, über den sie immer sehen können, wo ihr gerade unterwegs seid. Ebenfalls wichtig: Viele haben auch eine Sturz-Erkennung integriert. D.h.: Erkennt das Gerät eine untypische Beschleunigung, sendet sie eine Notfall-Nachricht mit eurem Standort an die hinterlegten Kontakte. Bei Fehl-Alarmen, die auch immer wieder mal vorkommen, bspw. bei starken Bremsmanövern, habt ihr in der Regel rund 30 Sekunden Zeit, die Nachricht abzubrechen. Wichtig ist: Kommt ihr wirklich mal zu Fall, egal ob alleine oder bei einem Unfall, vergeht keine wertvolle Zeit, bis Hilfe zu euch geschickt werden kann.
7. Rechtsabbieger
Die gefährlichste Situation für Radfahrer im Allgemeinen sind rechts abbiegende Autos oder gar LKWs, die beim Abbiegen nicht auf Radfahrer auf einem rechts verlaufenden Radweg achten oder sie schlichtweg übersehen. In der Stadt kann es daher eine Alternative sein, lieber die Fahrbahn zu nutzen als einen abgesetzten Radweg. Und seid beim Vorbeifahren an möglicherweise rechts abbiegenden Fahrzeugen sehr vorsichtig.
8. Gebt klare Handzeichen
Rennradfahrer haben keine Blinker, deshalb gebt klare Handzeichen, damit andere Verkehrsteilnehmer wissen, was ihr vorhabt. Auch Schulterblicke etc. sollten selbstverständlich sein. Und wenn ihr in einer Gruppe unterwegs seid, solltet ihr euch über die häufigsten Handzeichen informieren und Infos in eurer Gruppe weitergeben.
9. Kopfhörer raus
Manche hören zwar auf dem Rad gerne Musik über Kopfhörer und wenn ihr eure Umgebungsgeräusche wahrnehmen könnt, ist das auch nicht verboten. Im Auto darf man schließlich auch das Radio anhaben. Dennoch empfehlen wir, aufs Musikhören unterwegs zu verzichten, so nehmt ihr eure Umgebung einfach besser war.
10. Haltet euch an Verkehrsregeln
Klar, es ist verlockend, eine rote Ampel an einer komplett leeren, gut einsehbaren Kreuzung zu überfahren oder eben nicht an der Fußgängerampel zu stoppen, wenn der Fußgänger schon rüber ist. Dennoch: Wenn wir Rennradfahrer erwarten, dass sich andere Verkehrsteilnehmer an die Regeln halten, sollten wir das auch selbst tun, selbst wenn es mit gefühlt unnötiger Wartezeit verbunden ist.
