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Die italienische Laufradmarke Fulcrum bringt zur Saison 2023 mit den Modellen Speed 42 und Speed 57 zwei neue High-End-Laufradsätze auf den Markt. Die Zahlen im Namen beziffern dabei die jeweilige Felgenhöhe, wobei zur Optimierung von Handling und Aerodynamik auch zwei unterschiedliche Vorder- und Hinterräder zur Version Speed 42/57 kombiniert werden können.
Fulcrum beschreibt die neuen Carbonfelgen als "breiter, höher und leichter" und bezieht sich damit auf die Vorgängermodelle, die "nur" mit 40 bzw. 55 Millimetern Felgenhöhe kamen. Die Innenweite wurde von 19 auf 23 Millimeter erweitert, die Felgen sollen jetzt optimal mit 28 Millimeter breiten Reifen harmonieren. Neben diesen Neuerungen in Breite und Höhe mutet die Optik völlig anders an: Kamen die "alten" Speed-Laufräder mit glänzendem Finish und offenliegender, sehr engmaschiger Carbonstruktur, wirken die neuen, mattschwarzen Speed-Carbonfelgen sehr wertig. Fulcrum nennt die Technologie, die ohne Lackierung auskommt, Direct Inmold Matt Finish (DIMF).

Doch nicht nur die Optik wurde verändert, sondern auch die gesamte, im Windkanal entwickelte Felgenform. Dadurch will man die Aerodynamik der neuen Speed 42 und Speed 57 im Vergleich zu den Vorgängern um 10 %, das Handling gleichzeitig um 19 % verbessert haben. Was genau mit Handling gemeint ist, erläutert Fulcrum nicht näher – vermutlich ist die Laufruhe des Vorderrads bei Seitenwind gemeint. Insgesamt verspricht Fulcrum "mehr Kontrolle, mehr Komfort, mehr Geschwindigkeit."
Speichen, Naben, Nippel
Die Speichennippel werden per Magnet an ihren Bestimmungsort in der Felge manövriert (MoMag TECH), weswegen das Felgenbett ohne Bohrung für Speichenlöcher auskommt und – selbstverständlich – tubeless-kompatibel ist. Fulcrum betont die Handarbeit beim Laufradbau und dass die Laufräder sowie alle verwendeten Komponenten zu 100 Prozent in Europa produziert werden.
Komplett neu entwickelt wurden die Naben, die nun deutlich schmaler sind, was der Aerodynamik zugute kommen dürfte: Die Flansche sind um satte 40 % niedriger, die Nabenkörper 10 % schmaler. Der Freilauf hingegen wurde vergrößert und verstärkt und kommt mit drei Klinken, 36 Zähnen und einem Eingriffswinkel von 10°. Erhältlich sind die Freilauf-Standards Campagnolo N3W, Shimano HG und Sram XDR. Dank Keramiklagern verspricht Fulcrum widerstandsfreien Leichtlauf.

Bei den Speichen setzt Fulcrum auf jeweils 24 Aero-Messerspeichen aus Stahl, die ohne sich an der Kreuzung zu berühren in 2:1-Einspeichung mit der Felge verbunden sind: Am Vorderrad sitzen 16 Speichen auf der Bremsscheibenseite und acht auf der abgewandeten, am Hinterrad ist es anders herum, was die Antriebskräfte an der Kassette auffangen und für maximale Torsionssteifigkeit sorgen soll.
Gewichte, Preise, neues Brand Image
Die Fulcrum Speed 42 sollen als Satz aus Vorder- und Hinterrad schlanke 1410 Gramm wiegen, die höheren Speed 57 immer noch bemerkenswerte 1485 Gramm. Der Preis, egal in welcher Konstellation (Speed 42, Speed 57, Speed 42/57): 2265 Euro.
Die neuen Speed-Laufräder sind der erste Aufschlag eines neuen Brand Images, das Fulcrum sich unter dem Claim "Form. Function. Fulcrum" gibt. Form steht dabei laut Fulcrum für ein neues Gesamtdesign, mit moderner Ästetik und sauberen, klaren Linien, das die italienische Marke mit den neuen Felgenformen, dem matten Oberflächenfinish und den darauf abgebildeten Symbolen, die für die technischen Spezifikationen stehen, geschaffen haben will. Mit dem Schlagwort Funktion betont Fulcrum seine zwanzig Jahre Erfahrung im Laufradbau, innovative Technologien, Produkt- und Verfahrenstechnologien. Der Begriff Fulcrum im neuen Dreiklang soll für ein markenspezifisches Fahrgefühl stehen.
Erster Test: Fulcrum Speed 42
Auf zahlreichen Trainingskilometern auf der Schwäbischen Alb und im Schwarzwald sowie bei einigen Radrennen – darunter dem neuen Rad Race 120 im Allgäu – konnten wir die niedrigere Version der neuen Speed-Laufräder von Fulcrum ausgiebig testen. Und auch im Prüflabor mussten sich die Fulcrum Speed 42 beweisen.

Bemerkenswerte 1386 Gramm brachten die Fulcrum Speed 42 im ROADBIKE-Labor auf die Waage - und damit sogar 24 Gramm weniger als vom Hersteller angegeben.
Auf den Prüfständen bestechen die Fulcrum Speed 42 mit einem Set-Gewicht von unter 1400 Gramm – bei gerade einmal 1386 Gramm bleibt die Waage stehen. Fulcrum selbst gibt 1410 Gramm für das Set aus Vorder- und Hinterrad an – erfreulich, denn sonst runden Hersteller oft eher nach unten ab...
Mit 92 Nm/° am Vorderrad und 84 Nm/° am Hinterrad zeigen sich die Fulcrum Speed 42 zudem sehr seitensteif. Klar, mehr ginge immer, aber mit diesen Werten dürften Fahrerinnen und Fahrer aller Gewichtsklassen gut zurechtkommen. Darüber hinaus gefällt der tadellose Aufbau der Laufräder, die mittig und ohne Seiten- oder Höhenschläge zentriert sind.

Hingucker: das mattschwarze Finish der Felgen mit neuer Designsprache. Diese soll auch auf künftige Fulcrum-Laufräder übertragen werden, etwa die für Herbst 2023 angekündigten, etwas preisgünstigeren Wind-Modelle.
Auf der Straße schneiden die Laufräder gefühlt pfeilschnell durch den Wind und halten ihr Tempo spielend – sicher auch ein Verdienst der leicht laufenden Keramiklager. Die Beschleunigung macht Spaß, das Handling ist präzise, so manche Unebenheit schluckt das Set. Wollte man auf hohem Niveau jammern, gäbe es einen Hauch von Nervosität am Vorderrad bei Seitenwind zu beklagen.

Drehen sich auffällig leicht: die Keramiklager.
Dass Seitenwind oder Böen spürbar sein können, heißt aber nicht, dass sie nicht beherrschbar wären. Im Gegenteil: Im Renneinsatz beim Rad Race One Twenty vermittelten die Fulcrum Speed 42 auch bei der sehr schnellen Abfahrt vom steilen Riedbergpass mit Geschwindigkeiten jenseits der 80 km/h jederzeit volle Sicherheit.
Erfahrungen aus der Praxis: Die Montage von Tubelessreifen gelang einfach und ohne Reifenheber, Luft hielten die Reifen auf der ungelochten Felge sehr gut, die zum Lieferumfang gehörenden Tubeless-Ventile ließen sich einfach montieren und bedienen. Insgesamt gelingt den Fulcrum Speed 42 ein toller Auftritt!

Härtetest: Beim Rad Race One Twenty im Allgäu mussten sich die Fulcrum Speed 42 beim Bergzeitfahren und Straßenrennen bewähren - und taten dies mit Bravour.