- Keyfacts Mavic X-Tend E-Motor
- Leicht, kompakt & effizient
- Was kann der neue Mittelmotor?
- Wie fährt sich der Mavic E-Motor?
- Wann gibt es die ersten E-Rennräder mit dem Mavic Mittelmotor?
Ein Elektromotor von Mavic? Richtig! Der französische Hersteller betritt neues Terrain. Bisweilen ist Mavic für exklusive Laufräder, Helme, Schuhe und Bekleidung bekannt.
Doch nach turbulenten fünf Jahren – dem Verkauf des Unternehmens an amerikanische Investoren durch die Amer Sports Group, anschließenden finanziellen Schwierigkeiten, dem Konkurs und der in letzter Minute erfolgten Übernahme durch die französische Bourellier-Gruppe – ist der Schritt in Richtung Elektrifizierung ein wichtiger für Mavic.
Und das Debut lässt aufhorchen und könnte den heiß umkämpften E-Bike Markt im Bereich der leichten E-Rennräder, E-Gravelbikes und urbanen E-Bikes revolutionieren. Laut Mavic können mit dem kompakten X-Tend-Motor leichte E-Bikes unter 10 kg realisiert werden. Bei unserem Besuch in Annecy brachte das Testbike mit Shimano Dura-Ace Di2 R9200 Gruppe und dem Mavic Ultimate SLR Carbon-LRS 9,73 kg auf die Waage!





Keyfacts Mavic X-Tend E-Motor
- Kompakter und leichter Mittelmotor zur Integration am Tretlager
- Einsatzbar im Rennrad, Gravelbike und Urban Bike
- Systemgewicht 3,2 kg: Antriebseinheit (1,2 kg) + Akku (1,8 kg) + Tretlager + Sensoren + Powermeter
- Durchmesser Antriebseinheit 87 mm, Standard Q-Faktor 146 mm
- Verwendung von Standard-Kurbelsets ist möglich
- Natürliches Fahrgefühl dank sanfter Unterstützung
- Hohe Effizienz dank geringer Reibungskräfte, kein Widerstand bei ausgeschaltetem Motor
Leicht, kompakt & effizient
Die Hauptgründe, weshalb die Elektrifizierung im Rennrad-Segment bislang noch keine Durchdringung erlebte, sind laut Mavic a) das hohe Gewicht, b) die geringe Reichweite und c) das unnatürliche Fahrgefühl insbesondere bei hohen Geschwindigkeiten. Genau an diesen Punkte setzten die Mavic-Ingenieure an. Mit dem Ziel, das effizienteste Fahrgefühl mit natürlicher Fahrdynamik und dem leichtesten Gewicht am Markt zu kombinieren, realisierten sie in enger Entwicklungskooperation mit BMC serienreife Fahrmuster auf Basis des Rennrad-Flaggschiffs Teammachine.
Der Mavic X-Tend Mittelmotor bietet drei Unterstützungsmodi und verstärkt die eigene Pedalkraft um 30% (Stufe 1), 60% (Stufe 2) und 120% (Stufe 3). Der 250 Watt Motor erreicht eine Spitzenleistung von bis zu 390 Watt, das Drehmoment liegt bei maximal 50 Newtonmetern.
Die von uns getesteten Bikes lagen allesamt deutlich unter 10 kg – das ist eine Ansage und laut Mavic sei hier das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht! Zum Vergleich: das aktuell leichteste E-Rennrad, das Pinarello Nytro E9 mit TQ-Motor wiegt 11,4 kg.
Was kann der neue Mittelmotor?
Rund vier Jahre Entwicklungsarbeit stecken in dem Projekt – a) im Motor selbst und b) im dafür kompatiblen Fahrradrahmen, der mit BMC realisiert wurde. Kurzum, Mavic adressiert mit dem System die Zielgruppe der sportiven Radfahrer. Der Fokus liegt auf E-Rennrad und leichten Urban E-Bikes.
1. Er lässt sich leicht integrieren
Laut Mavic fällt der Entwicklungsaufwand für Fahrradhersteller vergleichsweise gering aus, wenn sie den Mavic E-Motor einbauen möchten. Für die Integration der kompakten Drive Unit muss das Tretlager auf einen Durchmesser von 88 mm angepasst werden. Der schlanke Akku findet im (wohl auch modifizierten) Unterrohr Platz und die Bedieneinheit sitzt unauffällig im Oberrohr. Für die Kühlung sollten im Tretlagerbereich entsprechende Lüftungsöffnungen vorgesehen werden.
2. Er erlaubt die Verwendung von Standard-Kurbelsets
Das Mavic X-Tend Motorsystem ermöglicht die Verwendung von Standard-Kurbelgarnituren, die über eine einfache Zusatzhalterung befestigt werden. Bei unserem Testrad wurde eine Dura-Ace R9200-Kurbelgarnitur verwendet. Die Kurbelwelle läuft durch den X-Tend-Motor, genau wie eine normale Tretlagerschnittstelle.
3. Er lässt sich bei ausgeschaltetem Motor vollständig entkoppeln
Für das natürliche Fahrgefühl vor allem bei hohen Geschwindigkeiten, z.B. bei langen Abfahrten sorgen die Außenplatten mit einem Zwei-Klinken-Freilauf. Das ist Mavic-exklusiv, dadurch kann sich der Motor mechanisch vollständig vom Antriebsstrang entkoppeln, wenn er ausgeschaltet ist. Der Motor erzeugt quasi keinen Widerstand auf den Antriebsstrang, wenn er nicht gebraucht wird.
4. Er integriert einen hochpräzisen Power Meter
Im Inneren des X-Tend sitzt ein Leistungsmesser, der die Leistung des Fahrers mit einer Genauigkeit von +/- 2% erfasst. Zusammen mit dem Geschwindigkeitssensor an der hinteren Kettenstrebe liefert das laut Mavic die aktuell genaueste Leistungsmessung aller Elektromotoren.
5. Er ist der leichteste E-Motor
Mit seinen schlanken 3,2 kg Systemgewicht ist der Mavic X-Tend der leichteste E-Bike Motor.
Wie fährt sich der Mavic E-Motor?





Erster Eindruck: Sehr gut! Die 25 km Testrunde rund um Annecy in den französischen Alpen bot jede Menge Abwechslung, um einen aussagekräfigen Eindruck von dem System zu bekommen. Schon mit ausgeschaltetem Motor fährt sich das Testbike -wie von einem Rennrad dieser Kategorie zu erwarten- sehr geschmeidig und zeigt beim leisesten Tritt aufs Pedal, welches Potenzial in ihm steckt.
Bei der ersten Steigung schalten wir den Motor per Druck auf die Bedieneinheit im Oberrohr zu. Zugegeben, etwas überrascht waren wir von dem deutlich wahrnehmbaren Motor-Surren. In der Gruppe und bei höheren Geschwindigkeiten ist dies weniger zu hören. Doch ist man alleine unterwegs, dann ist das Geräusch gewöhnungsbedürftig. Die Motorunterstützung funktioniert tadellos; hier hat Mavic nicht zu viel versprochen. Das Fahrgefühl ist sehr natürlich, harmonisch und linear in allen drei Unterstützungsstufen. Es fühlt sich nicht nach E-Bike, sondern nach Fahrrad an.
Das Drehmoment von bis zu 50 Nm lieferte auf unserem Test-Loop mehr als ausreichend Power – unsere Testerin mit 55 kg Gewicht ist hier allerdings am unteren Ende der Gewichtsklasse. Inwieweit das Drehmoment bei Personen mit 80 kg und mehr bzw. im urbanen Einsatz ggf. mit Packtaschen und entsprechendem Mehrgewicht für satte Unterstützung sorgen wird, bleibt abzuwarten.
Das Mittreten ist selbst bei Geschwindigkeiten über 25 km/h gut möglich, das typische Abbremsen aus dem Motor gibt es hier nicht. Nimmt man langsam Geschwindigkeit raus, so kommt das System gut mit. Hört man ruckartig auf zu Pedalieren, so gab es kurzzeitig leichte Pedalrückschläge. An diesem Thema arbeitet Mavic aber bereits. Wie gesagt, findet unser Test mit fahrbaren Musterrädern im Prototypenstatus statt, die noch nicht die Serienreife erreicht haben.
Stark ist der Akku. Mit 360 Wh soll er laut Hersteller bis zu 3.000 Höhenmetern schaffen, erweiterbar soll das künftig per optional erhältlichem Range Extender sein, der im Flaschenhalter transportiert werden kann. Klasse!
Alles in allem steckt in dem von Mavic vorgestellten X-Tend E-Motor jede Menge Potenzial. Unser Fahreindruck ist durchaus positiv, unserer Meinung ist das Produkt sehr vielversprechend! Wir sind gespannt, in welchen Bikes das System zu sehen sein wird!
Wann gibt es die ersten E-Rennräder mit dem Mavic Mittelmotor?
Alle, die sich jetzt schon gefreut haben, noch dieses Jahr in den Fahrgenuß eines schnellen E-Rennrads, E-Gravelbikes oder schlanken Urban E-Bikes mit dem neuen Mavic System zu kommen, müssen wir an dieser Stelle etwas vertrösten. Wie oben erwähnt, handelt es sich bei dem X-Tend um einen Prototypen in Vorserienreife. Konkret bedeutet das, dass der Hersteller Mavic nun Fahrradhersteller aquiriert, die künftig den Motor in ihren Modellen verbauen. Ganz grob darf man im Modelljahr 2025/2026 die ersten serienreifen E-Rennräder, E-Gravelbikes und Light E-Bikes mit dem Mavic X-Tend Mittelmotor erwarten.