Corratec, der Bike-Spezialist aus dem bayrischen Raubling, feiert 34-jähriges Firmenbestehen und hat jüngst sein auf 34 Exemplare limitiertes Rennrad-Jubiläumsmodell CCT Evo Ultra herausgebracht (wir haben auf BikeX darüber berichtet).
Exklusiv hatte ROADBIKE jetzt die Chance, dem im wahrsten Sinne des Wortes genannten High-End-Renner die Sporen zu geben. Schaut man sich zuerst den Rahmen näher an, fallen diverse Details zur Aero-Optimierung auf. Corratec nennt dies "Bow-Design". So besitzt das Unterrohr untenherum zunächst runde Formen. Nach Innen, in Richtung Flaschenhalter, sind sie abgewinkelt und das Rohr ist dort gerade.

Understatement: die Lackierung ist beim gefahrenen CCT Evo Ultra eher dezent, es gibt aber noch drei weitere Farben.
Das ist das Jubiläumsmodell
Das Sattelrohr dagegen ist wie ein an der Spitze abgerundeter Keil konstruiert, der die Luft links und rechts vorbeileiten soll. Die Sitzstreben sind ebenfalls abgerundet, am Ausfallende auf der Antriebsseite ist keine Steckachse zu sehen. Damit es keine unnötigen Luftverwirbelungen gibt, verbleibt sie im Inneren versteckt. Auch das konische Steuerrohr sieht zwar nach erstem Augenschein groß aus, soll aber aerodynamische Optimierungen besitzen. Insgesamt soll der Rahmen bei äußerst leichten 800 g liegen.
Beim Cockpit besteht die Möglichkeit, sich zwischen drei Lenkerbreiten von 380 mm, 400 mm und 420 mm zu entscheiden. Auch die Länge des Vorbaus kann zwischen vier Größen ausgewählt werden. Flache, aerodynamische Formen sollen auch hier dem Wind keine Angriffsfläche bieten. Alle Kabelzüge sind vollintegriert.
Das CCT Evo Ultra-Bike kommt dazu mit einem kompletten, hochwertigen Outfit: Vom Ultra Jersey und der passenden Bib über Handschuhe, Helm und Socken ist alles dabei. Auch für die Wartung gibt es ein Ultra Toolkit und für Reisen ein Evoc Ultra Reise-Case.
Gewicht und Aerodynamik
Die Gabel dürfen wir dabei ebenfalls nicht vergessen. Mit einem Gewicht von rund 350 g besitzt sie nach modernsten Kenntnissen einen auffällig breiten Querschnitt. Auch dies ganz im Sinne der Aerodynamik: so sollen Verwirbelungen vermieden werden. Die Lightweight Obermayer EVO-Carbon-Laufräder gehören zur absoluten Oberklasse. Trotz des geringen Gewichts von nur 1230 g bieten sie in vielen Tests bewiesene enorme Steifigkeit.

Vortrieb satt: bei jeder Pedalumdrehung spürt man den enormen Vortrieb. Dabei kann die eigene Leistung mit dem SRM Origin PM9 gemessen werden.
Die 2 × 12 Shimano Dura-Ace Di2 9250 mit 11-34er-Kassette und Ceramic Speed-Schaltwerkröllchen schaltet bekanntlich äußerst präzise, der SRM Origin PM9 Look Carbon-Kurbelsatz mit 50/34er-Carbon-Titanium-Kettenblättern und mit integriertem Powermeter gehört zum Maß aller Dinge. Das Gewicht auch hier sagenhaft: 252 g gibt der Hersteller dafür an. Top: mithilfe der sogenannten Look-eigenen Trilobe-Technologie können die Kurbelarme wahlweise auf 170 mm, 172,5 mm oder 175 mm eingestellt werden. Dazu muss die kleine Platte mit der Bohrung nur gedreht werden und schon ändern sich die Maße.
Der Asphalt-Test mit dem Corratec CCT Evo Ultra
Bei einem 25.000 Euro-Boliden neigt man dazu, es bei den ersten Pedalumdrehungen mit Samthandschuhen anfassen zu wollen. Doch das CCT Evo Ultra lässt den Fahrer beim Platznehmen in sehr sportlich-gestreckter Position direkt wissen, dass es genau das nicht will. Sobald die Pedale in Schwung kommen, giert es unweigerlich nach vorn. Man kann fast ein "Mehr! Mehr! Mehr!" vernehmen, wenn die eingeklickten Radschuhe hochgezogen werden. Diese schon fast ungestüme Wildheit weiß zu gefallen, muss jedoch auch vom Fahrer gezähmt werden können.
Denn: das Corratec Evo Ultra ist sehr agil und wendig, das leicht nervöse Cockpit muss ein Fahrer handeln können. Je schneller das Rad jedoch wird, umso besser und ruhiger liegt es auf der Straße. Auf der Schussfahrt den Sudelfeldpass hinab nach Bayrischzell beweisen die über jeden Verdacht erhabenen Lightweight Obermayer-Evo-Laufräder ihre große Klasse. Aerodynamisch im absoluten High-End-Bereich sind sie wie das Salz in der Suppe und geben dem Fahrgefühl ihre ganz eigene Würze mit. Kurz: Sie stehen dem Ultra Evo optimal zu Gesicht.

Abfahrten mit hoher Geschwindigkeit oder ein kräftiger Ortsschildsprint? Da wird das Corratec stets in der Spitze zu finden sein.
Knackige Anstiege und deftige Sprints durften auf der Tour nicht fehlen. Gut, wenn ein kompromissloser Antrieb mit passender Übersetzung an Bord ist. Im Flachen fegte das Corratec CCT Evo Ultra nur so über die Straße nach Kufstein in Österreich. Nach verdienter, erfrischender Pause im schattigen Biergarten zeigte es dann seine Tanz-Künste am Berg und hinterließ im Gesicht unseres Testfahrers ein Staunen. Die Tatzelwurmstraße, wieder auf deutscher Seite, mit einem satten 15 %-Anstieg nahm es dermaßen gelassen, sodass erst einmal nachgefragt werden musste, ob das denn wirklich besagter Anstieg gewesen wäre. Beeindruckend.
Der Fahrkomfort
Auffällig ist der Komfort vorn am Cockpit, die Dämpfungseigenschaften sind hervorragend. Wohingegen es am Heck spürbar härter zugeht und Schläge sich trotz abgesenkter Sitzstreben hin und wieder bemerkbar machen können. Da half auch der sportlich bequeme, handgefertigte, nur 95 g wiegende Selle Italia SLR Boost Tekno Superflow Carbon-Sattel nicht weiter.