Weil das gute Rad teuer war, wollen viele auch im Urlaub nicht auf ihr eigenes Fahrrad oder E-Bike verzichten. Die Lösung: Ein Träger muss her, aber was für einer? Welche Vor- und Nachteile haben Systeme für Dach, Heck und Innenraum? Um das herauszufinden, haben wir gemeinsam mit den Kollegen unserer Schwesterzeitschrift AUTOStraßenverkehr fünf Fahrradträgerkonzepte verglichen.
Da Opel als einziger Autohersteller einen integrierten Fahrradträger anbietet, dienten uns zwei Zafira als Testfahrzeuge. Zwei Träger von Atera Giro repräsentierten dabei die Dachsysteme: Der Atera Giro AF mit Rahmenhalterung und der Atera Giro Speed mit Gabelaufnahme.
An der Heckklappe wurde der Thule BackPac 973, auf der Anhängekupplung der Uebler X21 S montiert. Im Innenraum kam der RadFazz zum Einsatz. Alle Fahrradträger mussten sich zunächst in puncto Montage und Handhabung beweisen. Anschließend wurden die Auswirkungen auf Fahrverhalten und Verbrauch ermittelt.





Kupplungsträger mit Vorteilen bei Montage und Beladung
Die deutlichsten Unterschiede der einzelnen Radträger-Systeme zeigten sich bereits bei Montage sowie der Beladung mit Fahrrädern. Am Besten meisterten diese Disziplinen der Kupplungsträger sowie das integrierte System.
Der Uebler X21 S lässt sich mit wenigen Handgriffen aus der platzsparenden Verstau-Position klappen – das gelingt selbst ohne Bedienungsanleitung. Trotz 13 Kilogramm Gewicht lässt er sich mühelos auf die Kupplung stecken und fixieren. Achtung bei der der Stützlast: Mit zwei bis zu 30 Kilogramm schweren E-Bikes plus Träger ist diese bei Mittelklassefahrzeugen schnell überschritten.
Auch das Beladen des Kupplungsträgers gelingt auf Grund der tiefen Position selbst mit schweren E-Bikes leicht. Fahrräder mit großem Radstand oder breiten Plus-Reifen können ebenfalls gut auf den Laufradschienen befestigt werden.
Der Flexfix-Träger von Opel ist auch ein Tieflader. Sein größter Vorteil: Er ist immer dabei und in weniger als einer Minute einsatzbereit. Allerdings erfordert der erste Aufbau einen Blick in die sehr übersichtlich geratene Bedienungsanleitung. Bei Fahrrädern mit großen Radständen und ausladenden Rahmen wird es schnell eng auf dem FlexFix – im Test kam es deshalb zu leichten Lackschäden an zwei Fahrrädern.
Steht das innere Pedal ungünstig, zerkratzt es leicht die Heckklappe. Wie der Uebler X21 S ist der Opel-Träger der neuesten Generation abklappbar. Rückfahrkamera und Parkpiepser werden aber bei beiden durch die Fahrräder blockiert. Zudem lässt sich das Flexfix-System nicht nachrüsten oder mit einer Anhängerkupplung kombinieren.
Der Inneraumträger RadFazz überzeugt bei der Montage ebenfalls. Die Trägerschiene wird mittels zweier Schraubhaken einfach auf den Kindersitzverankerungen der umgeklappten Rücksitzlehne fixiert – fertig. Nachteil: Die Bikes beanspruchen die Fond-Sitzplätze und einen Großteil des Laderaums, eine Lösung für Singles und Paare also.
Etwas umständlich gestaltet sich die Beladung: Als erstes müssen die Vorderräder ausgebaut werden, die hinter den Vordersitzen oder in der optionalen Halterung Platz finden. Am besten Lenker und Sattelstützen vorher einfahren, denn selbst im großzügigen Zafira-Innenraum eckt man sonst leicht an.
Zudem kann die Ladekante schnell durch den Kettenkranz in Mitleidenschaft gezogen werden. Zu zweit gelingt das Einladen gerade bei schweren E-Bikes einfacher. Die Gabel findet Halt in der Schnellspanner- oder Steckachsenhalterung. Der Fahrrad-Hinterbau wird mit Zurrgurten gesichert.
Anspruchsvolle Montage bei den Dach- und Heckträgern
Die Installation der Dachträger Atera Giro AF und Atera Giro Speed ist da deutlich anspruchsvoller. Zunächst muss ein Grundträger am Fahrzeug befestigt werden, auf den sich dann die Trägerschienen auffädeln lassen. Der Atera Giro AF kann ohne Werkzeug mit Schnellverschlüssen fixiert werden, der Atera Giro Speed hingegen wird mit einem Torx-Steckschlüssel festgeschraubt.
Bis auch der Vorderradhalter montiert ist, vergehen rund 20 Minuten. Auch die maximal 17 Kilogramm schweren Fahrräder über Kopf auf den 1,66 Meter hohen Zafira zu heben, ist keine leichte Aufgabe. Dafür schont die Gabelaufnahme des Atera Giro Speed empfindliche Carbonrahmen. Der Atera Giro AF hingegen hält das Bike mit einer leicht fixierbaren Kralle am Unterrohr fest, die Position der Halterung lässt sich allerdings nur im demontierten Zustand verändern. Bei Plus-Reifen sind die Radschienen zudem etwas knapp bemessen.
Der erste Aufbau des Heckträgers Thule BackPac 973 ist nochmal deutlich komplizierter: Viele Einzelteile müssen mit Schrauben und Werkzeug zusammengefügt werden. Ein fahrzeugspezifisches Kit garantiert dafür die optimale Anpassung an das Testfahrzeug. Leider hilft die umfangreiche Bedienungsanleitung nicht immer optimal weiter. Alles in allem vergehen rund 30 Minuten. Ist der Thule BackPac 973 einmal vormontiert, kann er nur mit Hilfe einer zweiten Person an der Heckklappe angebracht werden. Auch hier wird wieder Montage-Werkzeug benötigt.
Das Aufladen der Fahrräder gelingt dafür relativ problemlos, fällt aber nicht so leicht wie beim Kupplungs- beziehungsweise dem integrierten Träger. E-Bikes sind nicht zulässig, da jede Laufradschiene nur mit maximal 15 Kilogramm belastet werden darf. Die Heckklappe im beladenen Zustand zu öffnen, ist nur mit hohem Kraftaufwand möglich. Nachdem alle Träger montiert und Beladen waren, galt es herauszufinden, wie sich die verschiedenen Trägersysteme auf das Fahrverhalten im Alltag und im Grenzbereich auswirken.
Unaufälliges Fahrverhalten bei allen Trägersystemen
Auf Landstraßen, Autobahn und der Schlechtwegstrecke im Bosch-Prüfzentrum Boxberg waren nur geringe Einflüsse spürbar. Auch beim Elchtest-ähnlichen Spurwechsel blieben bei allen fünf Trägern die Fahrräder und E-Bikes sicher fixiert. Selbst die verstärkte Wankneigung durch den erhöhten Schwerpunkt bei Dach- und Heckklappenträger beeinflusste die Fahrsicherheit kaum negativ.
Durch das Mehrgewicht hinter der Hinterachse büßt der Zafira mit dem Kupplungsträger Uebler X21 S und dem Flexfix etwas Stabilität im Spurwechsel ein, dafür greift das Opel-ESP bei den schnellen Ausweichmanövern sehr frühzeitig, aber sicher ein. Die auf dem RadFazz-Innenraumträger verzurrten Fahrräder wirken sich nicht auf das Fahrverhalten aus. Erwartungsgemäß verursacht der RadFazz auch keinen messbaren Mehrverbrauch.
Bei Opels Flexfix und dem Kupplungsträger Uebler X21 S reisen die Bikes spritsparend im Windschatten, auf dem Dach oder hoch am Heck stehen die Räder dagegen voll im Wind. Bei konstantem Autobahn-Tempo 130 km/h brauchten die Zafira auf dem Hochgeschwindigkeitsoval in Boxberg rund zwei Liter mehr Diesel auf 100 Kilometer.
Radträger: Die 5 Systeme im Vergleich
Innenraumträger RadFazz
Material: Aluminium/Kunststoff
Preis: ab 142 Euro (zusätzliche Gabelhalterung: ab 65 Euro)
Eigengewicht: 2,5 kg
Zuladung: keine Gewichtsbegrenzung
Max. Anzahl Räder/E-Bikes: 3/3
Montage-/Beladedauer: 2/2 Min. pro Fahrrad
Mehrverbrauch: 0%
Innenraumträger: Vorteile
+ günstig in der Anschaffung
+ sehr einfache und schnelle Montage
+ kein Mehrverbrauch
+ Fahrräder sicher im Innenraum
+ keine Auswirkung auf das Fahrverhalten
+ kein Tempolimit
Innenraumträger: Nachteile
- Rückbank und Kofferraum nicht nutzbar
- Ladekante kratzgefährdet
- Beladung etwas mühsam
- Vorderrad muss demontiert werden
- Innenraum verdreckt schnell
Fazit Innenraumträger: Der Innenraumträger ist eine preisgünstige und vor allem diebstahlsichere Alternative zu den Außenträgersystemen. Allerdings müssen die Vorderräder, bei eng geschnittenen Innenräumen auch die Sattelstangen, demontiert werden. Vor allem das Einladen schwerer E-Bikes ist alleine etwas mühselig – hier das Risiko der Beschädigung der Ladekante durch Kettenkranz und Pedale besonders hoch. Dafür sind auch nässeempfindliche E-Bikes trocken untergebracht. Für Familien ist Inneraumträger eher ungeeignet, da er viel Stauraum und die Fondsitzplätze blockiert.

Video: Innenraumträger RadFazz montieren und beladen





Dachträger Atera Giro AF und Atera Giro Speed
Material: Aluminium/Kunststoff
Preis: 68 Euro/82 Euro/ Fahrrad (plus Grundträger: 178 Euro)
Eigengewicht: 2,5 kg/2,9 kg pro Fahrrad (Grundträger 5 kg)
Zuladung: Räder bis 17 kg pro Schiene
Max. Anzahl Räder/E-Bikes: 4/nicht zulässig
Montage-/Beladedauer: 20/5/5 Min. pro Fahrrad
Mehrverbrauch: 27 %
Dachträger: Vorteile
+ günstiger Anschaffungspreis
+ uneingeschränkter Zugang zum Kofferraum
+ keine Sichtbehinderung
+ Träger mit Gabelhalterung schonen empfindliche Fahrradrahmen
Dachträger: Nachteile
- hoher Mehrverbrauch
- problematisch bei der Einfahrt in Garagen und bei Höhenbegrenzungen
- mühsam zu beladen
- nicht für den Transport von Elektrobikes zugelassen
Fazit Dachträger: Dachträger mit Rahmen- oder Gabelhalterung sind die preisgünstigste Alternative, um Fahrräder außen am Fahrzeug zu transportieren. Die Befestigung an Gabel und Laufrad, wie beim Atera Giro Speed, schont empfindliche Carbon- und Alurahmen. Der Atera Giro AF ist günstiger und lässt sich ohne Werkzeug montieren. Gegen Dachträger sprechen der hohe Mehrverbrauch und das Beschädigungsrisiko am Autodach, denn die Räder müssen über Kopf aufs Dach gehoben werden – bei bis zu 17 Kilogramm keine leichte Aufgabe. Die empfohlene Höchstgeschwindigkeit sollte nicht überschritten werden.

Video: Dachträger Atera Giro Speed montieren und beladen





Heckträger Thule BackPac 973
Material: Aluminium/Kunststoff
Preis: 336 Euro (plus Kit passend für Opel Zafira Tourer: 49 Euro)
Eigengewicht: 15 kg/Fahrrad (inkl. Kit)
Zuladung: Räder bis 15 kg/gesamt 30 kg/ Erweiterung 45/60 kg
Max. Anzahl Räder/E-Bikes: 2 bis 4/nicht zulässig
Montage-/Beladedauer: 30/2/2 Min pro Fahrrad
Mehrverbrauch: 27 %
Heckträger: Vorteile
+ an viele Fahrzeugtypen anpassbar
+ Beladung nicht durch Stütz- und Dachlast beschränkt
+ kann unbeladen am Fahrzeug bleiben
+ Rückfahrkamerablickfeld kaum eingeschränkt
Heckträger: Nachteile
- hoher Mehrverbrauch
- zeitintensive Erstmontage
- Anbau nur zu zweit möglich
- eingeschränkte Sicht nach hinten
- beladen ist die Heckklappe kaum zu öffnen
- nicht E-Bike-geeignet
Fazit Heckträger: Der moderate Preis, universelle Anpassung an verschiedene Fahrzeugtypen und die hohe Zuladung machen den Heckklappenträger interessant. Die Sicht nach hinten ist zwar eingeschränkt, das Blickfeld der Rückfahrkamera hier aber nicht. Zudem bleibt die Anhängerkuppling frei, und der Träger kann bei Nichtgebrauch angeklappt am Auto bleiben. Jedoch ist die erst Montage kompliziert und zeitintensiv. Der Kofferraum ist mit beladenem Träger nur schwer zugänglich, und der Spritverbrauch steigt deutlich an. Zudem nerven starke Windgeräusche schon bei Landstraßentempo.

Video: Heckträger Thule BackPac 973 montieren und beladen





Integrierter Träger Opel Flexfix
Material: Aluminium/Edelstahl/Kunststoff
Preis: 790 Euro (für Opel Zafira Tourer)
Eigengewicht: 23 kg (integrierter)
Zuladung: Räder bis 30 kg, gesamt 80 kg
Max. Anzahl Räder/E-Bikes: 2 bis 4/2
Montage-/Beladedauer: 1 Min./2 Min. pro Fahrrad
Mehrverbrauch: 6 %
Integrierter Träger: Vorteile
+ schnell einsatzbereit
+ hohe Nutzlast
+ Zugang zum Kofferraum durch Abklappen
+ E-Bikekompatibel
+ tiefgaragentauglich
+ kaum spürbarer Mehrverbrauch
Integrierter Träger: Nachteile
- Trägersystem nicht mit Anhängerkupplung kombinierbar
- hoher Preis
- Sicht nach hinten und Blickfeld der Rückfahrkamera eingeschränkt
- enge Schienenanordnung
Fazit integrierter Träger Opel Flexfix: Der Flexfix-Träger wird wie eine Schublade herausgezogen, aufgeklappt und ist sofort einsatzbereit. Dank verstärkter Karosserie tragen die mit Flexfix erhältlichen Opel-Modelle (Adam, Corsa, Meriva, Mokka X, Zafira Tourer) ohne jede Einschränkung bis zu vier Fahrräder (Gesamtgewicht max. 80 kg). Auch zwei E-Bikes lassen sich schnell und sicher aufladen. Allerdings sind die Führungsschienen für Räder mit langem Radstand etwas zu kurz. Das System lässt sich nicht mit einer Anhängerkupplung kombinieren und ist nicht nachrüstbar. Zudem wird das Blickfeld der Rückfahrkamera blockiert.

Video: Opel Flexfix-Träger ausfahren und beladen





Anhängerkupplungsträger Uebler X21 S
Material: Aluminium/Kunststoff
Preis: 560 Euro plus Anhängekupplung
Eigengewicht: 13,5 kg (plus Grundträger 5 kg)
Zuladung: Räder bis 30 kg, gesamt 60 kg (Stützlast beachten)
Max. Anzahl Räder/E-Bikes: 2/2
Montage-/Beladedauer: 1/2 Min. pro Fahrrad
Mehrverbrauch: 6 %
Anhängerkupplungsträger: Vorteile
+ sehr schnell montiert
+ bequem zu beladen
+ Zugang zum Kofferraum durch einfaches Abklappen
+ E-Bike-kompatibel
+ tiefgaragentauglich
+ kaum spürbarer Mehrverbrauch
Anhängerkupplungsträger: Nachteile
- Anhängerkupplung nötig
- hoher Preis
- Zuladung durch Stützlast begrenzt
- Sicht nach hinten und Blickfeld der Rückfahrkamera eingeschränkt
- Rangieren ist schwieriger
Fazit Anhängerkupplungsträger: Praktisch, sicher und komfortabel, aber leider auch teuer sind Träger für die Anhängerkupplung. Ist bereits ein Haken am Fahrzeug montiert, ist der koffergroße Uebler X21 S in weniger als einer Minute aufgeklappt und angeklemmt. Im Gegensatz zu einigen anderen Vertretern dieser Gattung ist die maximale Zuladung auf zwei Fahrräder beziehungsweise E-Bikes begrenzt. Dafür gelingt das Beladen mit den schweren Rädern durch die tiefe Position auch ohne optionale Auffahrschiene mühelos. Parksensoren und Rückfahrkamera werden allerdings durch Träger und Fahrräder eingeschränkt.

Video: Kupplungsträger Uebler X21 S montieren und beladen




