MountainBIKE-Lexikon: Alles über Reifen
MTB-Reifen von A-Z

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Es sind nur wenige Quadratzentimeter, und doch entscheidet diese geringe Aufstandsfläche über Wohl und Wehe beim Biken. Kein Wunder also, dass Reifen voller Technik und Know-how stecken. MB wagt einen Einblick in die Welt der Gummis.

MB Reifen-Lexikon Teaserbild

C-F: Clincher, Compound, Drahtreifen, Durchschlag, Durchschlagschutz, Durchstich, EPI, ETRTO, Faltreifen, Felgenband, Flankenschutz

Clincher

(siehe Drahtreifen)

Compound
Engl. für Verbund. Werden in einem Pneu verschiedene Gummimischungeen für unterschiedlich beanspruchte Bereiche verbaut, spricht man, je nach deren Anzahl, von Dual- oder Triple-Compound-Reifen.

Drahtreifen
Für die Verwendung mit einer Drahtreifenfelge (auch Clincher-Felge) und Schlauch ausgelegter Reifen, der mit einem verstärkten Wulstkern am so genannten Felgenhorn Halt findet.

Durchschlag

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Der Durchschlag wird auch als Snakebite bezeichnet.

Bezeichnet den Vorgang, wenn der Reifen beim Überfahren eines Hindernisses durch (zu) geringen Luftdruck kurzfristig so stark komprimiert wird, dass die Reifenflanken von der Felgenkante gequetscht werden. Oft wird dabei der Schlauch beschädigt, was sich an zwei symmetrisch angeordneten Löchern erkennen lässt. Deshalb auch als Snakebite bezeichnet (siehe Bild).

Durchschlagschutz

Reifen mit speziell verstärkter Seitenwand sind für Durch­schläge weniger anfällig als Leichtbaureifen, man spricht deshalb von einem besseren Durchschlagschutz.

Durchstich

Durchstößt ein spitzer Gegenstand (Dorn, Scherbe, Nagel etc.) den Reifen/Schlauch, so dass er Luft verliert, spricht man von einem Durchstich.

EPI

(siehe Karkasse)

ETRTO

Organisation, die das Ziel verfolgt, nationale Normen, die Reifen, Felgen und Ventile betreffen, in Europa anzugleichen und zu vereinheitlichen. Die Abkürzung steht für „European Tyre and Rim Technical Organisation“. Besser bekannt als die Organisation dürfte den meisten Bikern die ETRTO-Norm mit den (in Europa verbindlichen) Größenangaben sein. Im Unterschied zu den immer noch häufig verwendeten Zoll-Angaben, die nur den (ungefähren) Außendurchmesser und die Breite des Reifens angeben, sind die ETRTO-Angaben für die Felge verbindlich: 599 steht etwa für den Durchmesser der Felge am Sitz des Wulstkern oder für den Innendurchmesser des Reifens. Die Breite wird nach ETRTO-Norm ebenfalls in mm angegeben, der gemessene Wert kann aber in Abhängigkeit von der verwendeten Felge um einige Millimeter von der Angabe auf dem Reifen abweichen.

Faltreifen

Variante des Drahtreifens, bei dem anstatt eines Drahts biegsame Kevlarfasern im Wulstkern des Reifens verbaut sind. Dadurch lässt sich der Reifen problemlos und ohne bleibende Knicke verformen oder falten. Faltreifen sind meist leichter als Drahtreifen.

Felgenband

Meist aus flexiblem Kunststoff gefertigtes Band, das straff im Felgenbett liegt, um den Schlauch vor mechanischer Beschädigung durch Felgenlöcher (Grate), Speichennippel und Speichenenden zu schützen. In speziellen Tubeless-Felgen nicht notwendig.

Flankenschutz

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Der Flankenschutz bietet höheren Schutz gegen spitze Steine.

Speziell verstärkte Seitenwand des Reifens, die dessen Anfälligkeit gegen seitliche Beschädigung, etwa gegen spitze Steine, herabsetzen soll (siehe Bild).

G-P: Grip, Gummihärte, Gummimischung, Haftung, Karkasse, Kurvenhaftung, Lauffläche, Luftdruck, Mantel, Nasshaftung, Pannenschutzgürtel, Pannenmilch, Profil

Grip

(siehe Haftung)

Gummihärte
(siehe auch Gummimischung). Wird als Zahlenwert angegeben, beispielsweise 60 a. Je höher die Zahl, desto härter die Mischung. Das „a“ kennzeichnet die Prüfmethode („Shore A“, verwendet für Weichelastomere), bei der mit einem Federstift die Eindringtiefe ins Material gemessen wird.

Gummimischung
Sie beeinflusst Eigenschaften des Reifens, die teilweise in Konkurrenz zueinander stehen – etwa Rollwiderstand, Verschleiß und Haftung. Weiche Gummi­mischungen haften meist gut, rollen dafür schlechter und verschleißen schneller. Harte Mischungen rollen in der Regel leichter, verschleißen weniger und haften schlechter. Gefragt ist der beste Kompromiss für den jeweiligen Einsatz. Einige Hersteller verwenden mehrere Gummimischungen pro Reifen (siehe Compound).

Haftung

Umschreibt die Fähigkeit des Reifens, in unterschiedlichen Fahrsituationen und bei verschiedenen Wetterbedingungen möglichst optimalen Kontakt zum Untergrund zu halten. Gute Kurven- oder Seitenhaftung stellt ein möglichst spätes Wegrutschen des Reifens in Kurvenlage sicher, ein Reifen mit guter Nasshaftung funktioniert auch auf feuchtem Untergrund gut. Gute Bremshaftung lässt die Übertragung hoher Bremskräfte zu, bevor der Reifen ins Rutschen gerät.

Karkasse

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Feine Karkasse (67 TPI)

Das „Gerüst“ des Reifens besteht meist aus Textilgewebe und ist mit Gummi ummantelt. Je dichter die Fäden der Karkasse gewebt sind, desto weniger anfällig ist sie theoretisch für Durchstiche (Angaben: TPI, Threads per Inch oder EPI, Ends per Inch, siehe Bild). Sehr feine Gewebe (ab 100 TPI) sind teuer und werden meist für leichte Race-Reifen verwendet. Gute/robuste Allrounder haben oft 60- bis 70-TPI-Karkassen.

Kurvenhaftung

(siehe unter dem Begriff Haftung)

Lauffläche

Außenseite des Reifens und Kontaktfläche zum Untergrund. Die Profilierung und Gummimischung der Lauffläche haben maßgeblichen Einfluss auf den Rollwiderstand des Reifens.

Luftdruck

Er wird in Bar oder Psi (pound per square inch) angegeben und beeinflusst Traktion, Rollwiderstand und Fahrkomfort des Reifens. Zu wenig Druck erhöht das Risiko für Durchschläge, zu hoher Luftdruck verschlechtert Bodenhaftung und Komfort. Mit zunehmender Reifenbreite können geringere Drücke gefahren werden. Abhängig vom Fahrergewicht bieten Werte um zwei Bar den optimalen Kompromiss aus den genannten Faktoren.

Mantel

Andere Bezeichnung für Reifen.

Nasshaftung

(siehe Haftung)

Pannenschutzgürtel

Eine zwischen Karkasse und Lauffläche eingearbeitete Schutzschicht gegen Durchstiche, die sich negativ auf Gewicht und Rollverhalten des Reifens auswirken kann.

Pannenmilch

Flüssigkeit, die in den Schlauch oder Reifen (siehe auch Tubeless) eingefüllt wird und im Schadensfall (kleinere) Löcher umgehend abdichtet.

Profil

(siehe Stollen)

R-W: Reifenbreite, Rollwiderstand, Schlauch, Schlauchreifen, Seitenhalt, Seitenwand, Snakebite, Stollen, TPI, Traktion, Tubeless, Tubeless-Kit, Tubular, Tubetype, UST, Ventil, Wulstkern

Reifenbreite

Im MTB-Bereich wird die Reifenbreite noch immer häufig in Zoll angegeben (siehe auch ETRTO). Race-Reifen messen meist um zwei Zoll. Tourer fahren meist Reifen um 2,25 Zoll, AM-Piloten häufig bis zu 2,4. Freerider/Downhiller setzen oft auf Reifen > 2,5“.

Rollwiderstand

Er gibt an, wie viel Energie durch den Abrollvorgang des Reifens verloren geht. Er resultiert weitestgehend aus der fortwährenden Verformung des Reifens beim Abrollen.

Schlauch

Luftdichter Gummi- oder Latexschlauch, der mittels Ventil mit Luft befüllt wird und – zwischen Felge und Tubetype-Reifen eingelegt – den Reifen stützt.

Schlauchreifen

Im MTB-Bereich selten, im Straßenradsport beliebt. Der Schlauch ist in den Reifen eingenäht. Gewicht und Rolleigenschaften sprechen für Schlauchreifen, die auf speziellen Felgen gefahren werden. Der Reifen wird mit Reifenkit oder Klebeband auf der Felge fixiert.

Seitenhalt

(siehe Haftung)

Seitenwand

Sich an die Lauffläche des Reifens anschließender seitlicher Bereich des Reifens. Ausführung und Machart der Seitenwand haben Einfluss auf die Stabilität und Pannenanfälligkeit (siehe auch Flankenschutz).

Snakebite

(s. Durchschlag)

Stollen

Erhebungen auf der Lauffläche, die für Haftung und Rollverhalten maßgeblich verantwortlich sind (siehe Bild unten). Beim Übertragen von Antriebskräften spielen die Mittelstollen die wesentliche Rolle (im Bild grün). Bremskräfte werden von der gegenüberliegenden Seite übertragen (orange). Für den Seitenhalt sorgen die Seitenstollen und die Flanken der Mittel­stollen (gelb).

TPI

(siehe Karkasse)

Traktion

Steht für die Fähigkeit des Reifens, eingesetzte Energie in Beschleunigung und Vortrieb umzusetzen.

Tubeless

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Standard-(li.)/ Tubeless-Felge (re.)

Bezeichnung für Felgen/Reifen, die ohne Schlauch gefahren werden können (auch: Schlauchlos-Systeme). Durch den Verzicht auf (durchgehende) Felgenlöcher bilden Reifen und Felge – ohne Schlauch – eine luftdichte Einheit. Tube­less-Reifen sind schwerer als ihre Tubetype-Pendants, rollen leichter, sind weniger pannenanfällig. Die Montage von Tube­­­less-Reifen erfordert mehr Kraft, im Pannenfall sind sie schlecht zu flicken.

Tubeless-Kit

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Tubeless-Kit

Erlaubt es, eine klassische Felge mit Tubeless-Reifen zu fahren. Ein spezielles Felgenband dichtet die Speichenlöcher ab, meist muss zusätzlich Pannenmilch eingefüllt werden.

Tubular

(siehe Schlauchreifen)

Tubetype

Andere Bezeichnung für Reifen, die mit Schlauch gefahren werden.

UST

kurz für: Universal System Tubeless. Von Mavic eingeführter Standard für Tubeless-Systeme.

Ventil

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versch. Ventile

Dient zum Befüllen des Schlauchs/Reifens mit Luft. Im MTB kommen vor allem Sclaverand-Ventile (auch: Presta-/französisches Ventil, linkes Ventil) sowie Schraderventile (auch: Autoventile, rechtes Ventil) zum Einsatz. In Alltagsrädern oft verbaut: Dunlop-/Blitzventile (mittleres Ventil).

Wulstkern

Er sorgt dafür, dass der Reifen sicher in der Felge sitzt. Im Wulstkern stecken entweder ein Draht (Drahtreifen) oder leichtere Kevlar-Fasern (Faltreifen).

Kleine Reifen- und Stollenkunde – plus: welcher Reifen für welche Felge

Reifen im Detail

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Stollen im Detail

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Die passenden Reifen-Felgen-Kombis

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Erscheinungsdatum 16.03.2023