- Touren rund um Locarno und den Laggo Maggiore
- Infocenter
- Trailguide: Locarno
Touren rund um Locarno und den Laggo Maggiore
1. Cardada
Länge | 28,40 km |
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Dauer | 3:19 Std |
Schwierigkeitsgrad | Schwer |
Höhenunterschied | 1346 Meter |
Höhenmeter absteigend | 1341 Meter |
Tiefster Punkt | 202 m ü. M. |
Höchster Punkt | m ü. M. |
Diese Tour findest du auch bei unserem Partner
2. Cima della Trosa
Länge | 19,90 km |
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Dauer | 2:17 Std |
Schwierigkeitsgrad | Schwer |
Höhenunterschied | 1518 Meter |
Höhenmeter absteigend | 1520 Meter |
Tiefster Punkt | 380 m ü. M. |
Höchster Punkt | m ü. M. |
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3. Corona dei Pinci
Länge | 32,70 km |
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Dauer | 3:29 Std |
Schwierigkeitsgrad | Schwer |
Höhenunterschied | 1185 Meter |
Höhenmeter absteigend | 1184 Meter |
Tiefster Punkt | 201 m ü. M. |
Höchster Punkt | m ü. M. |
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4. Monte Tamaro
Länge | 24,89 km |
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Dauer | 3:11 Std |
Schwierigkeitsgrad | Schwer |
Höhenunterschied | 1689 Meter |
Höhenmeter absteigend | 2002 Meter |
Tiefster Punkt | 538 m ü. M. |
Höchster Punkt | m ü. M. |
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Infocenter
Lage & Charakter: Locarno liegt am Südrand der Alpen und am Nordufer des Lago Maggiore im Kanton Tessin in der italienischsprachigen Schweiz. Umgeben ist der Ort von über 2000 Meter hohen Bergen, die von zahlreichen Wegen durchzogen sind. Diese stellten früher die einzige Verbindung in die schwer zugänglichen Nachbartäler und die dortigen Ortschaften dar. Grundsätzlich zählt das MTB-Revier zu den anspruchsvolleren Gebieten, die Wege sind aufgrund der Topografie und des felsigen Untergrunds oft steil und ruppig.
Anreise: Locarno erreicht man von Norden über die A 4 und die A 2 von Zürich oder von St. Margrethen auf der A 13 über den San-Bernardino-Pass. Von Süden über die A 9 und die A 2 von Mailand. Auch mit dem Zug ist Locarno über Zürich und Bellinzona gut erreichbar. Der nächstgelegene große Flughafen ist Mailand.
Beste Reisezeit: Wegen der südlichen Lage nahe dem tiefsten Punkt der Schweiz gilt Locarno nach Lugano als zweitwärmste Stadt des Landes, das Klima ist mediterran. Die wärmsten Monate sind Juli und August. Auch im Winter fallen die Temperaturen nur selten unter den Gefrierpunkt. Die ideale Zeit zum Biken sind die Monate April bis Juni sowie September und Oktober.
Übernachtung: Das Hotel Belvedere hat sich mit absperrbarem Radraum, Ladestationen für E-MTBs, Bikewash und Wäscheservice auf die Bedürfnisse von Biker*innen eingestellt: belvedere-locarno.com. Weitere empfehlenswerte Hotels sind das La Barca Blu und das Parkhotel Emmaus. Ein "bikefriendly" B&B ist das Boato Bistrot & Bed in Tegna, das zudem in der Nähe mehrerer MTB-Routen liegt. Infos und weitere Hotels etc. unter: ascona-locarno.com. Der beste Campingplatz: campofelice.ch
Guiding & Shuttle: Patric Käslin bietet mit seinem Unternehmen Ticino Freeride sowohl geführte Touren in der Region als auch individuelle Shuttletransfers für bis zu sechs Biker*innen: ticinofreeride.ch
Abseits der Trails
- Nur 20 Minuten weg vom mondänen Urlaubsort Locarno liegt das ursprüngliche und landschaftlich ungemein reizvolle Verzascatal. Hier gibt es zahlreiche unterschiedliche Möglichkeiten, sich ohne Bike zu vergnügen, zum Beispiel schwimmen in der fast unwirklich smaragdgrün schimmernden Verzasca mit ihren großen Gumpen und den vom Wasser glatt geschliffenen Felsen. Auch zum Tauchen ist das tiefe Becken des Flusses ein Traum.
- Oder man besucht die berühmte Römerbrücke Ponte dei Salti, die sich mit ihren zwei Natursteinbögen elegant über den Fluss spannt und (legal) Wasserspringer*innen herausfordert.
- Wem das nicht hoch genug ist, der kann sich, wie einst Pierce Brosnan als James Bond in Golden Eye, mit einem Bungeeseil an den Füßen 220 Meter tief von der Staumauer des Lago di Vogorno stürzen und 7,5 Sekunden freien Falls genießen.
Trailguide: Locarno
Mit 2300 Sonnenstunden pro Jahr gilt Locarno nach Lugano als zweitwärmster Ort der Schweiz. Das ist mehr als nur ein Argument für mich, um aus dem noch kalten Bayern mit schneebedeckten Bergen zu fliehen und die Trails an den steilen, dicht bewaldeten Bergen am Lago Maggiore zu besuchen. Bisher war ich stets im Hochsommer und Herbst in (hohen) Schweizer Bergen unterwegs, diesmal brechen wir im Mai zum südlichsten Zipfel der Eidgenossenschaft auf.
Als wir nach sechsstündiger Autofahrt das Nordufer erreichen, werde ich aus meinen frühsommerlichen Träumen gerissen. Eine dunkle Wolkendecke wabert über den See und verhüllt die Berge. Was für eine triste Stimmung! Auf den letzten Metern zu unserer Unterkunft, dem Hotel Belvedere, kommt immerhin mediterranes Flair auf: Zitronenbäume und Palmen zieren den Straßenrand. Nach dem Einchecken sind Fotograf Adrian und ich mit unserem Guide Patric Käslin verabredet, um das Programm der nächsten Tage zu besprechen. Vorab waren uns Trails und Lebensart der Sorte "Typisch Tessin" versprochen. Ich bin gespannt. Auf all meinen MTB-Reisen waren die Menschen, die hinter den Bike-Destinationen stehen, so interessant wie die Trails selbst. Seinen giftgrünen Bus mit der Aufschrift "Two Wheels one Love" parkt Patric direkt vor der Lobby und sorgt mit Baseballkappe und seinen Tattoos gleich für Aufsehen im noblen Ambiente des 4-Sterne-Hotels.
Unterwegs mit Traildog Teo
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde kann ich mich nicht zurückhalten: "Was machen wir morgen? Wann starten wir?" Patric runzelt die Stirn: "Das Wetter ..." Ich schaue ihn fragend an. "Nicht so gut. Auch wenn alle froh sind, dass es regnet. Wir hatten den Winter keinen Niederschlag", erklärt er. Tatsächlich gehören Mai und Oktober zu den niederschlagsreicheren Monaten am Maggiore. Natürlich soll es am nächsten Tag dann dennoch losgehen.
Am Morgen blicke ich verschlafen aus dem Hotelfenster auf den stillen See. Die Berge sind im Nebel der Restfeuchte eingehüllt. Aber es ist trocken. Patric holt uns ab und stellt seinen besten Freund vor: Teo, seine Zeichens Traildog, shuttelt mit uns zum Corona dei Pinci. Meine Blicke schweifen aus dem Bus, während wir das enge Asphaltsträßchen nach oben schaukeln. Schicke Villen schmücken die Auffahrt, aber auch alte Steinhäuser mit Tiefblicken zum "Langen See", wie der von Gletschern geformte Maggiore genannt wird. Im Hochsommer erreicht er übrigens eine maximale Wassertemperatur von bis zu 27° Celsius. Obwohl wir von solchen Hitzeschlachten weit entfernt sind, bin ich froh, die gut 1000 Höhenmeter nicht selbst kurbeln zu müssen. Erst ab einer Schranke gilt es, für 20 Minuten ins Pedal zu langen. Genau richtig, um den Kreislauf in Schwung und die Muskeln auf Temperatur zu bringen. Am Ende der Straße lege ich erwartungsfroh die Knieschoner an, um für den angekündigten Bergabspaß gewappnet zu sein. Zu früh gefreut. Es wartet noch ein Uphill-Trail, der meinen Puls nach oben jagt. Ungeduldig frage ich, wann der Weg endlich ins Tal kippt. Teo hegt ähnliche Gedanken und hat seine spitzen Ohren nach hinten angelegt. Mit den Worten "Ab jetzt geht es nur noch runter" erlöst uns sein Herrchen.

Wir tauchen in den Buchenwald ein, wedeln auf tiefem Waldboden und bei perfekter Hangneigung um die mächtigen Stämme. Ich komme mir vor wie Robin Hood on Bike. Der butterweiche Untergrund verleiht ein dermaßen smoothes Fahrgefühl, dass mir die Federelemente meines Enduros überflüssig vorkommen. Teo? Der zieht bei jeder kleinen Wurzelstufe ab. Auch Patric legt ein ordentliches Tempo vor, ich versuche dranzubleiben – bis mich eine Steilstufe ausbremst. Teo und Patric nehmen verschiedene Linien. Ich entscheide mich für die flachere Variante und schliddere unter den Blicken zweier kritischer Augenpaare mit schleifender Hinterradbremse hinab. Patric warnt: "Jetzt kommt der rumpelige Part." Er hat nicht zu viel versprochen. In den nun prägenden Kastanienwäldern wird der Untergrund steiniger. Und dann geht es zur Sache: Enge Serpentinen mit zahlreichen Steinstufen bringen meine Arme zum Glühen. Jetzt bin ich über jeden Millimeter Federweg dankbar, die Kehren werden immer enger, sodass ich nur mit Hinterradversetzen und sauberer Linienwahl im Flow bleibe. Als eigentlicher Alpen-Biker zaubern mir diese Abschnitte dennoch ein dickes Grinsen ins Gesicht, und ich klatsche mit Patric begeistert ab. Der antwortet beiläufig: "Typisch Tessin halt."
Es bleibt kaum Zeit zum Durchschnaufen. Wir passieren kleinere Gräben mit schmierigen Holzbrücken, die Feingefühl an der Bremse fordern. Nach einiger Zeit lichtet sich der Wald, und der Maggiore mit seinem berühmten Delta blitzt unter uns auf. Von unserem Aussichtsbalkon genießen wir den Blick auf Ascona und Locarno, die durch den Fluss Maggia in nahezu symmetrische Hälften geteilt werden.

Für das Finale des Tages preist Patric einen Leckerbissen an. Am Monte Arcegno, einem kleinen Hügel, hat sich die lokale MTB-Szene verwirklicht und Trails mit Drops, Sprüngen und Anliegern für Feierabend- Rides geschaufelt. Darunter eine kurios steile Felsstufe, die an berühmt-berüchtigte Passagen in Whistler erinnert. "Einfach abrollen", rät Patric, "aber auf die Kompression aufpassen." Natürlich lasse ich dem Hausherrn den Vortritt. Auch Teo kratzt schon am "Drop-in". Nach weiteren Tipps von Patric rolle ich auf die Kante zu, von der ich erst im letzten Moment die Ideallinie erkenne. Ich bleibe tief überm Lenker, unten schlägt meine 170-mm-Gabel voll durch. Puh! Nach so viel Action fahren wir gemütlich am Radweg neben der Maggia nach Locarno. Dort gönnen wir uns ein Après- Bier in der Altstadt am Piazza Grande, einem kopfsteinpflasterbesetzten Platz mit pulsierendem Leben.
Flair wie in Bella Italia
Das Flair erinnert mich – genauso wie das Erscheinungsbild mit den im lombardischen Stil erbauten Laubengängen – mehr an Italien als an die Schweiz. Jung und Alt, Geschäftsleute, Einheimische und Touristen tummeln sich um die Bars und in den Geschäften. Erst im letzten Licht cruisen wir am See zum Hotel und verabreden uns für den nächsten Tag zu Patrics Lieblingstour. Wir treffen ihn an der Talstation der Seilbahn in Orselina, um nach Cardada zu gelangen. Früh am Morgen sind wir die einzigen Gäste und stehen ruckzuck in der geräumigen Gondel. Fast lautlos schweben wir die 950 Höhenmeter hinauf – mit spektakulären Tiefblicken zum See. Oben auf 1340 Metern pfeift eine frische Brise. Da kommt die leicht bergauf führende Traverse zur nächsten Aufstiegshilfe auf die Cimetta wie gerufen. Für den 2er-Sessellift hat sich der Tessiner Star-Architekt Mario Botta etwas Besonderes einfallen lassen: Die Sessel sind um 90 Grad gedreht, sodass man nicht nach vorne, sondern zur Seite schaut – und die Sicht auf den See noch mehr genießen kann. Die eindrucksvollste Liftfahrt meines MTB-Lebens!

Mir wird wieder klar, warum ich die Schweiz zum Biken so schätze: Die Akzeptanz unseres Sports, die perfekte Infrastruktur, die genialen Trails und die Bilderbuchlandschaft sind einzigartig. Wir wollen noch eine Etage höher zum Gipfel des Cima della Trosa. Der Wanderweg lässt sich laut Patric nur im Tragemodus erklimmen, sodass wir unsere Bikes schultern. Das Gipfelkreuz scheint zum Greifen nah, doch der Weg durch die Westflanke mit zahlreichen Spitzkehren zieht sich. Nach 45 quälenden Minuten erreichen wir den Gipfel. Der imposante Ausblick ermöglicht es, sowohl den tiefsten (Lago Maggiore) wie den höchsten Punkt (Dufourspitze) der Schweiz zu erblicken!
Höhenweg ins Paradies
Nachdem wir uns sattgesehen haben, schieben wir die Bikes auf den gegenüberliegenden Bergrücken, um in die Abfahrt zur Alpe di Bietri zu gelangen. Sofort ist gute Fahrtechnik gefragt. Der Weg ist schmal, liegt tief unter der Grasnabe. Ich konzentriere mich, um nicht mit dem Pedal hängen zu bleiben. Garniert wird das Ganze mit Platten, Steinen und Stufen. Im Zickzack zieht der Trail zur Alpe. Noch ist kein Weidevieh da, alles wirkt verlassen. "Jetzt kommt meine Lieblingspassage", ruft Patric: "Wir sehen uns am Monti di Lego!" Im Wiegetritt zieht er in eine leicht abfallende Traverse im lichten Bergwald. Bald schon verliere ich sein Hinterrad aus den Augen, bleibe aber mit ein bisschen "Pushen" stets im Fahrfluss. Eingerahmt von einem Meer aus Farn schwebe ich förmlich über den Trail. Wenn nur Beine und Arme nicht schon brennen würden. Aber, nein, ich will nicht anhalten und schaffe es bis zur Steinsiedlung Monti di Lego, die auf einer Lichtung auftaucht. Patric wartet natürlich schon und plaudert mit der Wirtin der Alphütte. Bewirtschaftete Steinhäuschen, Grotto genannt, haben im Tessin Tradition. Ursprünglich wurden sie als "Kühlschränke" genutzt, um in den Mauern Käse, Schinken und Wein zu lagern. Heute sind es kleine Lokale, in denen es Spezialitäten wie Risotto oder Polenta mit Schmorbraten gibt. So traditionell und einfach es hier oben zugeht, vergesse ich, dass wir uns eigentlich unweit des Stadtzentrums von Locarno befinden.
Zurück zur Talstation Orselina warten noch knapp 800 Tiefenmeter auf uns. Der von uns auf der Hütte einverleibte Tessiner Teller mit heimischen Wurst- und Käseköstlichkeiten ist noch nicht ganz verdaut, als uns der inzwischen gewohnte "Rumpel- Flow" mit Steintreppen, Holzbrücken, Felsplatten und Spitzkehren durchschüttelt. Im dichten Wald brettern wir ausschließlich auf Trails gen Tal. In Summe kommen wir an diesem Tag auf 1750 Tiefenmeter, die wir abends mit einem Feierabendbier unter Palmen feiern. Eben typisch Tessin.