KAT Bike heißt: die Kitzbüheler Alpen-Trails per Bike erfahren. Wer in Mariastein im Inntal startet und vier Tage später in Fieberbrunn vom Bergradl steigt, hat 187 km und 8600 Hm auf dem Tacho – und unschätzbare Eindrücke im Kopf.
Etappe eins zählt mit 25 km und 720 Hm als „Bonus-Etappe“ zum Warmradeln. Tag zwei von Hopfgarten nach Brixen im Thale zeigt mit 45 km und etwa 1700 Hm, wo es die nächsten beiden Tage langgeht. Tag drei ist mit gut 50 km und knapp 2000 Hm die Königsetappe, am letzten Tag wollen nochmals gut 50 km und über 1800 Hm bezwungen werden. Die Rückfahrt erfolgt ganz entspannt mit dem Zug.
KAT Bike – die Tiroler Antwort auf den Alpencross!
Infocenter Kitzbüheler Alpen
Lage: „Kitzbüheler Alpen“ heißt die Region zwischen Wörgl im Westen, Wildem Kaiser im Norden und Hochfilzen im Osten. Die Hauptorte von West nach Ost: Wörgl, Hopfgarten, Brixen im Thale, Kirchberg, St. Johann in Tirol, Fieberbrunn und Hochfilzen. Nur Kitzbühel kocht sein eigenes (Tourismus-)Süppchen.
Allgemeine Reise-Infos: TVB Kitzbüheler Alpen, info@kitzbueheler-alpen.com, www.kitzbueheler-alpen.com
Beste Reisezeit: Anfang Mai bis Ende Oktober
Anreise: aus Richtung München über die Autobahn A 8 bis zum Inntaldreieck, auf die Inntalautobahn A 14 bis zur Ausfahrt Kirchbichl und zum Start in Mariastein (105 km/1:15 h ab München).
Bikehotels: In den Kitzbüheler Alpen gibt’s mehr als 2000 (!) Hotels und Gasthäuser. Zertifizierte Bikehotels: Hotel Klausen in Kirchberg (www.klausen.at), Alpenhotel Küchl in Kirchberg (www.kuechl.at), Alpenhotel Kaiserfels in St. Johann in Tirol (www.kaiserfels.at) und Gourmethotel Sportalm in Kirchberg (www.hotelsportalm.at). Mehr Bikehotels unter www.bike-holidays.com
Guiding & Shop: Bikeacademy in Kirchberg (www.bikeacademy.at); Bike Nature in St. Johann (www.bike-stjohann.at); Intersport Patrick in St. Johann (www.intersport-patrick.at); Intersport Günther in St. Ulrich am Pillersee (www.intersport-patrick.at)
KAT-Bike-Pauschalen: z. B. 5 x Ü inkl. HP sowie Gepäcktransport von Hotel zu Hotel nach Fieberbrunn kosten pro Person im Doppelzimmer ab 415 Euro. Detaillierte Infos und Buchung unter Tel. 00 43/5 75 07/85 00 und www.kat-bike.at
Geheimtipps für die Kitzbüheler Alpen
1. Die spaßigsten Trails: Auf dem 2300 Meter langen „Lisi-Osl-Trail“ (S1–2 auf der Singeltrail-Skala) am Kirchberger Gaisberglift werden Singletrail-Einsteiger und Downhiller happy. Das 4-Stunden-Ticket für diesen und den benachbarten „Gaisbergtrail“ (S2–3 auf der Singeltrail-Skala) kostet 27 Euro.
2. So ein Käse! Zuschauen, wie Rohmilchkäse gemacht wird – und dann herzhaft reinbeißen! Das kann man in der Niederkaseralm im Kurzen Grund südlich von Kelchsau (Wegnummer 225).
3. Werdet wie die Affen! Am Harschbichl unterhalb des Kitzbüheler Horns befindet sich der „Hornpark“, der größte Hochseilgarten der Kitzbüheler Alpen. Mit der Seilbahn von St. Johann in Tirol gondelt man entspannt hinauf (www.hornpark.at).
4. Salvenaland Hopfgarten: Nach der Tour rein in den Badesee, ins Schwimmbad und in den Freizeitpark (www.salvena-land.at)!
5. Den besten Schweinsbraten kredenzt Wirt Peter Seiwald auf der Sonnenterrasse seiner aussichtsreichen Wiegalm (Etappe 3; www.wiegalm.at). Und danach den Wiegalmtrail runter ...
MTB-Reisereportage: Kitzbüheler Alpen
Kitzbühel: Das klingt nach High-Snowciety und Herminator. Nach Beckenbauer und Hahnenkamm. Nach Kaviar und Botox. Wenn aber das weiße Pulver geschmolzen, die Bräute keine Pelzmäntel und die Bentleys keine Winterreifen mehr tragen, dann verwandeln sich Kitzbühel und die Tiroler Bilderbuchdörfer in seinem Marketingwindschatten – Hopfgarten, Brixen im Thale, Kirchberg, St. Johann und Fieberbrunn, um die wichtigsten zu nennen – in ein Sommerparadies.
Um den Glamourfaktor standesgemäß hoch zu halten, haben sich die Tiroler Touristiker den „KAT Walk“ einfallen lassen – einen mehrtägigen Weitwanderweg quer durch die Kitzbüheler Alpen. In sechs Etappen legen Hiker zwischen Hopfgarten und St. Ulrich am Pillersee gut 100 Kilometer und weit über 6000 Aufstiegsmeter zurück.
Und Mountainbiker? Für die gibt’s seit diesem diesem Sommer den KAT Bike. Wobei KAT für „Kitzbüheler Alpen Trail“ steht. Streckenchef dieses Laufstegs für Biker ist Kurt Tropper. Der Mann aus St. Johann ist Gelegenheitsradler. Er radelt bei jeder Gelegenheit. Zwar erst seit fünf Jahren, aber dafür umso flotter. Bei der Salzkammergut Trophy 2017 belegte er in seiner Altersklasse den 22. Rang. Die Kitzbüheler haben Speed im Blut!
„Der KAT Walk hat bei Wanderern voll eingeschlagen. Da war für mich klar, auch einen KAT Bike zu entwickeln“, erzählt Kurt. Gesagt, getan! Ab sofort können Mountainbiker in vier Tagesetappen von Mariastein bei Wörgl im Inntal über Hopfgarten, Brixen im Thale und Oberndorf (nördlich von Kitzbühel) quer durch die Tiroler Grasberge bis nach Fieberbrunn fahren.
Wer nur drei Tage Zeit hat, lässt die 25 Kilometer kurze Einrolletappe mit einsteigerfreundlichen 700 Höhenmetern ganz einfach weg. Die drei Folgetage haben es aber mit 45 bis 55 Kilometern Länge und 1700 bis knapp 2000 Höhenmetern ganz schön in sich! Retour geht es tiefenentspannt mit dem Zug. Wer in einem Hotel in den Kitzbüheler Alpen schläft, zahlt auf der Rückfahrt keinen Cent.
Überhaupt: Das große Plus dieser Gebietsdurchquerung ist ihre perfekte Infrastruktur. Man kann verschiedene Packages buchen – und sich den ganzen Tag über aufs Hotel, aufs Wellness-Stünderl nachmittags und aufs gediegene Abendmenü freuen. Die Abendgarderobe reist in der Sporttasche tagsüber von Hotel zu Hotel, während man nur mit Mini-Tagesrucksackerl durch die Bergwelt der Kitzbüheler Alpen kurbelt.
Die Kitzbüheler Alpen: mehr zart als hart
Apropos Bergwelt: Die präsentiert sich ausgesprochen vielseitig. Wer an Tag drei auf der Ehrenbachhöhe steht, sieht trefflich fern: Ganz im Westen reckt die beste Aussichtskanzel Tirols, die Hohe Salve (1829 m), ihre grün polierte Glatze in Österreichs Himmel. Drüben im Osten glänzen die hellen Leoganger Steinberge. Weit im Süden blitzt der Großglockner (3798 m), Austrias Höhepunkt, in der Sonne. Und im Norden hält der zackige Wilde Kaiser (2344 m) Audienz. Und überragt mit seiner wuchtigen Dolomitgestalt die Kitzbüheler Wald- und Wiesenberge standesgemäß.
Typisch Kitzbüheler Alpen: Wohin das Auge blickt, kaum ein Gipfel ohne Bergstation. Nur das kecke Kitzbüheler Horn protzt neben seiner Liftstation mit einer über 100 Meter hohen Funkantenne. Ohne kratzt Kitzbühels Hausberg mit 1996 Metern knapp an der Zweitausendermarke. Die Ehrenbachhöhe und der benachbarte Pengelstein sind gar nur 1800 und gut 1900 Meter hoch – und wie alle Berge rings um Kitzbühel eher zart als hart. Aber dafür locken sie mit ihren weiten, perfekt geneigten Waldschneisen winters jede Menge Skifahrer. Und sommers immer mehr Mountainbiker.
Die Kitzbüheler haben Speed im Blut! Die „Streif“, wie die Abfahrt vom Hahnenkamm im Volksmund heißt, ist die schwierigste der Welt. Streckenabschnitte wie „Mausefalle“, „Seidlalmsprung“ und „Hausbergkante“ gehören zum Wortschatz auch von Nichtskifahrern. Während sich die Kitzbüheler aber eher auf ihren winterlichen Streif-Lorbeeren ausruhen, geben andere Orte in den Kitzbühler Alpen im Sommer in Sachen Mountainbike und E-Mountainbike umso mehr Gas. Allen voran die 5000-Seelen-Gemeinde Kirchberg in Tirol.
So beschaulich das Tiroler Dorf wirkt, so hart hängt es am Gashahn des Mountainbike-Rennsports. Der „KitzAlpBike“-Marathon feierte dieses Jahr seinen 22. Geburtstag. Und vor vier Jahren fand hier im Rahmen des KitzAlpBike die Marathon-WM statt.
Kleines Dorf mit großem Herz für Bikesport
Vorletztes Jahr suchten (und fanden) Europas beste Enduristen in Kirchberg ihre Sieger. Topfavorit Jérôme Clementz verwies seinen Landsmann Rémy Absalon auf dem Fleckalmtrail auf den Silberrang und wurde der erste Enduro-Europameister in der Geschichte. Aber nicht nur die Franzosen können biken. Lisi Osl, die 2009 als erste und seither einzige Österreicherin den CC-Gesamtweltcup gewinnen konnte, kommt aus Kirchberg. Die Dorfältesten haben ihrer berühmtesten Tochter gar einen eigenen Trail gewidmet.
Wer also nach seiner beschaulichen Viertages-KAT-Bike-Tour noch Adrenalinschulden hat, kann diese auf dem spaßigen „Lisi-Osl-Trail“ (Schwierigkeit: S1 und S2, am Ende zwei fast senkrechte „Abkürzer“) einlösen. Da es 4-Stunden-Tickets gibt, am besten gleich mehrmals hintereinander – und zwischendurch gleich noch auf den benachbarten, schwierigeren „Gaisbergtrail“ (S2 und S3)! Den dritten Trail im Bunde, besagten Fleckalmtrail, an dem 2015 die Enduro-EM ausgetragen wurde, können KAT-Biker auf ihrem langen Weg gen Osten gleich mitnehmen.
So wie Lena Koller und Fabian Spindler. Die beiden kennen das Revier wie ihre Westentaschen, stehen oben an der Ehrenbachhöhe und genießen das 360-Grad-Panorama. Unter ihnen: der Hahnenkamm. Von hier stürzen sich jeden Winter die besten Abfahrer der Welt die Streif hinunter. Gegenüber: das prominente Kitzbüheler Horn mit seiner Antenne. Da hinauf (zumindest zu zwei Dritteln) führt die morgige Schlussetappe. Aber erst einmal freuen sich Lena und Fabi auf das Grande Finale von Tag drei.
Auf der Königsetappe mit fast 2000 Höhenmetern kommt nämlich das Beste zum Schluss: die nicht enden wollende Abfahrt von der Ehrenbachhöhe hinab nach Kirchberg. 1000 Meter tiefer glitzert der Schwarzsee bei Kitzbühel in der Spätnachmittagssonne. Dort hinunter führt der Fleckalmtrail. Der ist nicht nur der längste Singletrail Tirols, sondern auch Teil des KitzAlpBike-Marathons – und war Schauplatz des Finale Furioso bei der Marathon WM 2013, bei der Christoph Sauser und Gunn-Rita Dahle gewannen.
KAT-Biker sausen im oberen Teil wie Dahle und Sauser vor vier Jahren – nur vielleicht nicht ganz so schnell – durch liebevoll geshapete Anlieger das steile Wiesengelände hinab. Aber bald schon erreichen sie die Baumgrenze und duellieren sich mit jeder Menge Wurzeln, die ihre Finger nach dem feinen Trail ausstrecken. An manchen Stellen haben die Kirchberger ihrem Lieblingstrail sogar die eine oder andere Holzrampe à la Northshore spendiert – Kanada mitten in Tirol!
In vier Tagen zum Wahl-Kitzbüheler
„Das Feine: Am Fleckalmtrail werden Trailfans nirgends überfordert. Einsteiger fahren einfach außenrum. Und den Profis schläft hier garantiert nie das Gesicht ein“, sagt KAT-Bike-Macher Kurt Tropper. Stimmt! Fabi fliegt meterhoch über Kicker und Lena brettert mit Highspeed über Wurzelteppiche. Am Fleckalmtrail zeigt sich wieder mal: Die Kitzbüheler haben Speed im Blut!
Schönstes Beispiel: Lena aus Söll belegte Ende Juni bei ihrem Heimrennen, dem KitzAlpBike, Platz eins. Und schnupfte nebenbei alle Lizenzfahrerinnen. „Aber nicht auf der Ultra-, sondern auf der Extremdistanz“, fügt die 25-jährige Studentin fast entschuldigend hinzu. Also „nur“ 58 Kilometer und 2700 Höhenmeter ...
Ob auf dem Fleckalmtrail oder auf dem nagelneuen Harschbichltrail, der am vierten und letzten Tag im Tourenbuch steht – hier zeigt sich, dass es beim KAT Bike nie um Sekunden geht, sondern nur um den Spaß. Den Spaß, in vier Tagen Land und Leute mit allen Sinnen zu erfahren. Danach ist eines sonnenklar: Kitzbühel ist viel mehr als Beckenbauer, Bentley und Botox!