In 4 Etappen: Mit dem MTB ums Dachstein-Massiv – Etappeninfos und GPS-Daten
Alle Infos zur 4-tägigen Dachstein-Umrundung

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Den Gipfel des Dachsteins können Biker zwar nicht erklimmen, aber das fast 3000 Meter hohe Massiv umrunden! Es gibt verschiedene Varianten in unterschiedlicher Länge. Wir stellen hier eine 4-tägige Dachstein-Umrundung im Uhrzeigersinn vor. Inklusive Routenbeschreibung und GPS-Daten zu allen vier Etappen.

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Foto: Heiko Mandl

Charakter: Die vier Etappen führen meist über beste Forstwege. Lange Anstiege sind selten, man sollte auf dieser Genusstour
aber dank der vielen Attraktionen am Wegesrand und Einkehrmöglichkeiten einen ganzen Tag pro Etappe einplanen.

Infos und Pauschalangebote: www.dachsteinrunde.at Beste Reisezeit: Die Runde um den Hohen Dachstein ist ab Mai zu fahren und bis in den Oktober hinein machbar.

Anreise: von München über Salzburg, Mondsee, St. Gilgen und Bad Ischl nach Bad Goisern(210 km/2:30 h ab München).

Bikehotels: Agathawirt in Bad Goisern (bike-holidays.com); Hotel Dirninger in Gröbming (dirninger.at); Neubergerhof in Filzmoos (neubergerhof.at); Hotel Gutjahr in Abtenau (gutjahr.at)

Equipment: Das ideale Bike für die Dachsteinrunde ist ein Hardtail oder ein Tourenfully mit etwa 120 mm Federweg. Auch mit dem E-MTB ist diese Genießerrunde perfekt machbar. Bike-spezifische

Bike-spezifische Landkarten: Kompass-Wanderkarte, Blatt "Dachstein Ausseerland, Bad Goisern", Maßstab 1:50 000, Preis 10 Euro; Verlag Freytag & Berndt, Blatt "WK 5201 Schladming – Ramsau am Dachstein – Haus im Ennstal – Filzmoos – Stoderzinken", Maßstab 1:35 000, Preis: 8 Euro.

Allgemeine Reiseinformationen: TVB Schladming-Dachstein (www.schladming-dachstein.at) SalzburgerLand Tourismus (www.salzburgerland.com) Tourismusverband Ausseerland (www.ausseerland.at)

Touren

MTB-Reisereportage Dachstein-Umrundung

Gehört sein Gipfel nun den Oberösterreichern oder den Steirern? Und ist er nun magere 2993 Meter oder touristisch bedeutend interessantere 3004 Meter hoch? Seit Menschengedenken ist der Hohe Dachstein Stein des Anstoßes. Um Prominente zankt es sich schließlich weitaus besser als um Nobodys. Und prominent ist der Hohe Dachstein wie kaum ein anderer Berg Österreichs. Nicht nur wegen seiner von allen Seiten uneinnehmbaren Festungsform, die von drei noch halbwegs intakten Gletschern gekrönt wird. Sondern auch prominent im topografischen Sinne. Die "Prominenz" (oder "Schartenhöhe") ist nämlich ein objektives Maß für die Selbständigkeit eines Gipfels. Und hier belegt der Dachstein unter allen Alpengipfeln den beachtlichen achten Rang.

Fünfte. Diesen beachtlichen Rang belegte Petra Bernhard in ihrem letzten Rennen. 13 Jahr lang war die "Petzi" im Downhill-Weltcupzirkus unterwegs, letztes Jahr ging die Österreicherin mit 34 Lenzen in Ruhestand. Und setzte beim European- IXS-Cup "daheim" in Schladming nochmals ein letztes Ausrufezeichen – quasi vom Vorruhestand nochmals rein in die Europaspitze!

Jetzt ist Schluss mit dem Zirkus! Petzi steht unter den Felswänden des Hohen Dachstein und blickt hinüber auf die andere Seite des Ennstals, wo sie schon hundertfach die Schladminger Downhill-Strecke hinabgeflogen ist. Dieses Wochenende allerdings steht im Zeichen der Gemütlichkeit, der Natur und der Ruhe. "Zeit habe ich jetzt genug – und die Muße, mein Endurobike auch bergauf zu treten", sagt die sympathische Steirerin und lacht. Gemeinsam mit Freundin Larissa hat sie sich den Bergpromi zwischen Steiermark und Oberösterreich vorgenommen: den Dachstein. Ein wahrhaft überragendes Ziel.

König Dachstein – einfach überragend!
Und der ragt wie eine gigantische Festung aus Fels und Eis aus der lieblichen Almlandschaft heraus. Ob nun 2993 oder 3004 Meter hoch – "auffi" auf den Gipfel führen nur Routen mit Kraxelei und oder Gletscherei. Dafür wartet oben ein Stück alpiner Landschaft wie aus einer anderen Welt: die drei Eiswüsten Schladminger , Hallstätter und Gosaugletscher und das Plateau am Krippenstein auf 2000 Meter Höhe – ein Bergparadies, das in den Alpen seinesgleichen sucht.

Petra und Larissa kurbeln locker die breite Forststraße hinauf, die sich unter den Felswänden durch die Almlandschaft zieht. Immer wieder bringen ein paar kurze Rampen den Puls in die Höhe. Sie rollen an weidenden Kühen vorbei, nehmen eine Erfrischung in den vielen Gebirgsbächen und genießen den Sommertag. Lässiger kann der Bike-Ruhestand wohl kaum sein!

Fast senkrecht ragen die 900 Meter hohen Wände des Massivs in den blauen Himmel. Petzi und Larissa müssen ihre Köpfe schon weit in den Nacken schieben, um bis zum Gipfel hochblicken zu können. Die beiden Mädels haben anders als die bunt gekleideten Langläufer, die oben am Gletscher eifrig ihr Höhentraining absolvieren, alles außer Eile. "Klar könnten wir den Dachstein auch in drei oder vielleicht sogar in zwei Tagen umrunden, aber wir lassen uns lieber Zeit", verrät Petzi. Zeit verlieren, nicht gewinnen! Wenn man schon mal ’ne Audienz beim König höchstselbst erhält, dann sollte man sie auch voll auskosten.

Aber genug der Huldigung! Die beiden Bikerinnen kehren dem Hohen Dachstein am zweiten Tag erst einmal demonstrativ den Rücken und fahren Richtung Filzmoos. Die Dämmerung bricht langsam herein, und es wird Zeit, dass sie ihre Unterkunft erreichen. Nur gut, dass die Dachstein- Runde in puncto GPS-Daten, Kartenmaterial und Übernachtungsmöglichkeiten vorbildlich infrastrukturiert ist. Damit die Audienz auch ja nicht in die Hose geht, können sich Mountainbiker unter www.dachsteinrunde.at ein Rundumsorglos- Paket inklusive Gepäcktransport von Bikehotel zu Bikehotel schnüren lassen.

Neuer Tag, neues Tourenglück! Am Morgen der dritten von vier Etappen brechen Petzi und Larissa schon früh auf. Der Nebel liegt noch wie eine durchsichtige Decke über den Wäldern, und die Natur ist erst dabei, richtig wach zu werden. Zunächst führt sie ein breiter Weg ins Hinterwinkltal, danach wollen am Marchegg- und Langeggsattel die ersten zwei Steigungen überwunden werden. Als Lohn für die vormittäglichen Anstrengungen winken zwei schöne Abfahrten über Forstwege und breite Trails, die durch dunkle Wälder und über saftige Weiden führen. Unzählige Almen fechten hier einen stillen Wettstreit aus, wer den schönsten Blumenschmuck vor der Hütte hat. Glückliches Österreich!

Ex-Downhillerin trifft Weltcup-Ass. Fast.
Am Nachmittag rollen die Mädels das Lammertal hinab. Hier hat einst Marcel Hirscher, seines Zeichens Skiheld Nummer eins der Alpennation, seine ersten Schwünge gemacht. Und heute holt sich Marcel seine Power für den Winter hier daheim. Natürlich mit dem Bike. Petzi und Larissa halten Ausschau. Umsonst. Schade eigentlich ...

Aber was soll’s! In Abtenau beginnt schließlich die vierte und letzte Etappe der Dachstein-Umrundung. Durch tiefgrüne Wälder kämpfen sich die beiden Girls den Weg hoch zur Bergstation der Hornspitz. Es ginge zwar auch leichter, denn mit dem Lift können Biker den Gipfel ohne viel Schweiß erreichen. Liftfahrten hat Petzi aber in ihrer Karriere schon mehr als genug gemacht. Im Ruhestand gilt: Wer rastet, der rostet! Sie möchte den 1433 Meter hohen Berg also aus eigener Kraft erobern. So schrauben sie sich Kehre für Kehre hoch, bis sie an einer Lichtung am Ameisensee ankommen. Vom See ist jetzt nicht viel zu erkennen, nur eine trockene Lacke liegt in der Senke. Die umliegenden Ameisenhaufen zeigen aber, woher der See seinen Namen hat. Also bloß weg hier und weiter zur Edtalm! Schnell vergisst man hier oben Zeit und Raum – Wellness für Körper und Seele. Und das ohne Sauna und Entschlackungskur. Im Süden leuchtet der Dachstein- Gletscher herüber, und weit unten im Tal können Petra und Larissa zwischen dunklen Wäldern die Gosauseen erkennen. Da wollen sie hin!

China-Stein aufs Dachstein-Dach gesetzt
Das Beste hebt man sich am besten für den Schluss auf. Die drei Seen liegen zwar nicht direkt auf ihrer geplanten Strecke, doch die Aussicht auf das kühle Nass in dem idyllisch gelegenen Tal lässt sie die paar zusätzlichen Kilometer gern in Kauf nehmen. So düsen sie den leichten Trail bergab nach Gosau und sprinten die Straße entlang bis zu den Seen. Nach der letzten Kurve kommen sie aus dem Staunen nicht mehr heraus: Das kristallklare Wasser funkelt in der Sonne und spiegelt das Dachstein-Massiv auf seiner Oberfläche wider. So schön ist die Heimat!

Aber gehört der Dachstein-Gipfel nun den Oberösterreichern oder den Steirern? Beiden! Und ist er nun magere 2993 Meter oder touristisch bedeutend interessantere 3004 Meter hoch? Weder noch! Zentimetergenau: 2995,01. Aja! Stein des Anstoßes ist und bleibt der Hohe Dachstein aber nach wie vor. 2010 hat der chinesische Konzeptkünstler Ai Weiwei einen Vier-Tonnen-Stein dem König direkt aufs Dach gesetzt. Weniger, um ihn zum Dreitausender zu machen. Sondern als Protest- Kunst. Auch darüber ließe sich streiten ...

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10 / 2023

Erscheinungsdatum 05.09.2023