Tourist-Info:
Tegernsee Tal Tourismus, Tel. 0 80 22/92 73 80, www.tegernsee.com
Anreise:
München – Autobahn A 8 – Ausfahrt Holzkirchen – B 318 bis Gmund, weiter nach Tegernsee (ca. 50 km)
Beste Reisezeit:
Mitte Mai bis Oktober. Die besten Chancen auf lange Schönwetterperioden und klare Sicht hat man im Spätsommer und Herbst.
Bike-Shops:
Bertl’s Bikeshop in Rottach-Egern (auch Verleih), Tel. 0 80 22/6 54 28, www.bertls-bikeshop.de
Bike-Hütten:
Neureuth (www.neureuth.com); Gindelalm (www.gindelalm.de); Wallberghaus (www.wallberghaus.de); Erzherzog-Johann-Klause (www.erzherzog-johann-klause.at); Aueralm (www.aueralm.de)
Après-Bike:
Herzogliches Bräustüberl Tegernsee (www.braustuberl.de); Eiscafé Cristallo in Rottach-Egern (www.eis-cafe-cristallo.de)
Landkarten/Bikeführer:
Kompass-Karte "Tegernsee, Schliersee, Wendelstein"; "Bike Guide Tegernsee, 30 Toptouren zwischen Bad Tölz und Bayrischzell", Delius-Klasing; die beiden Karten "Radltraum Süd" und "Radltraum Nord" des Tourismusverbandes.
GPS-Touren:
Die acht hier vorgestellten Touren stammen von Tegernsee Tal Tourismus GmbH. Alle 37 Touren inklusive GPS-Daten finden Sie unter www.tegernsee.com
Touren
MTB-Reisereportage Tegernsee
"Eigentlich ...", sinniert Bertl Kammerer, "... ja, eigentlich ham wir da a Paradies!" Bertl muss es wissen. Der 41-Jährige mit dem kurz gestutzten Vollbart gehört zu den Mountainbike-Urgesteinen vom Tegernsee.
Schon vor über 25 Jahren stürmte er beim Bergzeitfahren auf seinem stählernen Starrbike die Gipfel, spulte später in seinem Hausrevier beim Training für Marathonrennen tausende von Kilometern ab und wechselte schließlich ins DH- und Dual-Lager.
Sein Bikeshop am Rande von Rottach-Egern ist mittlerweile ein beliebter Szenetreff. Bertl neigt den Kopf zur Seite und überlegt kurz: "Wennst so was vor da Haustür hast, brauchst koan Gardasee."
Der Tegernsee, das weiß-blaue Paradies
Sein Lago ist der Tegernsee. Rund um dessen Ufer verschmelzen Wiesen, Berge, Blasmusik, Almen, Bier und Brezen zu einem weiß-blauen Garten Eden. Alles Klischee? Geschenkt! Schon vor gut 100 Jahren verliebte sich der Schriftsteller Ludwig Thoma in dieses Bilderbuch-Oberbayern und ließ sich am Tegernsee nieder.
Sonnengegerbter Holzbalkon, Geranienmeer über der Brüstung, Hirschgeweih unterm Dachgiebel – sein Haus an der "Tuften 12" sieht noch heute aus wie damals. Hier mussten geradezu zwingend Volksstücke wie "Ein Münchner im Himmel" entstehen.
Kein Wunder, dass Thoma seine Hauptfigur Alois Hingerl, Dienstmann Nr. 172, nach dessen Dahinscheiden im Himmel auf eine Wolke setzte, auf der dieser ("Luja, sog i!") ungefähr so kommod saß wie auf einem Carbon-Sattel. Und klar, dass er Engel Aloisius so einiges vermissen ließ ("Auweh! Dös werd schö fad, da herobn!").
Ähnlich wie Aloisius fühlen wohl auch viele Münchner. Statt in die Kirche pilgern sie sonntags lieber 50 Kilometer gen Süden: An den "See", wie die Einheimischen kurz und herzlich den gut sechs Kilometer langen Voralpenfjord zu Füßen des Wallbergs nennen. Bisweilen wird der Andrang fremder Verehrer derart groß, dass die Staus fast bis in die Landeshauptstadt reichen. Gründe, dem Tegernsee immer wieder eine Liebeserklärung zu machen, gibt es trotz Mega-Andrang jedoch mehr als genug.

Liebeserklärung in fünf Akten
Weil Du mir immer neue Ausblicke fürs Leben gibst: Für Bertl eines der schlagenden Argumente, sich am Tegernsee aufs Bike zu schwingen. "Des Panorama is da Wahnsinn!" Der Wallberg ist nicht nur Bertls Hausberg, sondern auch ein Platz, an dem sich immer wieder neue Perspektiven auftun – ein Logenplatz mit Blick von den Voralpen zur nächsthöheren Etage, dem Alpenhauptkamm.
Ob Wallberg- oder Hirschberggipfel, dort droben bekommt die Seele Flügel – und die Lungen kriegen eine dringend nötige Verschnaufpause. Denn "g’schenkt" gibt’s diese Ausblicke nicht. Die Wallberg-Gondelbahn fährt zwar bis kurz unter den Gipfel, für Biker ist die Aufstiegshilfe aber tabu – genauso wie auch die Lifte im benachbarten Spitzinggebiet.
Weil wir zusammen wunderbare Geheimnisse haben: Die gehen keinen anderen was an und machen eine Beziehung erst so richtig prickelnd. Für Bertl gehören dazu auch die unwiderstehlichen Kurven der vielen Singletrails. Ja, richtig!
Viele klassische Tegernsee-Mountainbikerouten wie zur Aueralm oder die Hauptstrecke auf die Neureuth mögen noch aus Zeiten stammen, in denen es spannend war, auf Forstautobahnen auf- und abzufahren. Doch es spricht ja nichts gegen ein bisschen Fantasie. "Da hilft oft schon ein Blick auf die Landkarte", grinst Bertl und ist in Gedanken schon längst wieder auf einem seiner vielen Geheimpfade. "Du bist ja nicht gezwungen, auf den Forststraßen auch wieder abzufahren ..."
Liberalitas Bavariae
Und das Beste: Auf den meisten "Tegi-Trails" hat man selbst mit dem Hardtail noch Spaß. Loser, grober Schotter ist eher die Ausnahme. Meist besteht das Geläuf aus festem Gestein oder Waldboden und Wurzelpfaden. Nicht umsonst haben auch die Macher der bayerischen Bike-Schmiede Bionicon am Südufer des Sees ihr Headoffice mit Trail-Anschluss eingerichtet.
"Na", schickt Bertl hinterher, "Stress mit Wanderern gibt’s so gut wie koan." Jedenfalls wenn man deren Hauptrouten an Wochenenden meidet. Vielleicht gehört das ja auch zur gelebten "Liberalitas Bavariae". Zur Pflege des Mottos "leben und leben lassen" gibt es direkt am Tegernsee-Strand sogar eine Institution: das Herzogliche Bräustüberl ...
Weil du dich so fein ums leibliche Wohl kümmerst: Das Bräustüberl ist gewissermaßen das bessere Hofbräuhaus – persönlicher, erdiger, gemütlicher und einen Tick ruhiger, auch wenn der Geräuschpegel der Diskurse über die letzte Tour, über CSU, NSA oder den letzten Deal von Landesvater Horst Seehofer schon mal lautstark werden kann. Ein Traditionstempel eben, in dem man sich noch in die Augen schaut und zusammen lacht, egal wo man herkommt und wie dick der Geldbeutel ist.
Ähnlichen Kultstatus genießen die Hütten+ und Almen auf den Bikerouten: Gindelalm, Schwarzentennalm, Wallberghaus, Neureuth, Aueralm, Berg-gasthof Galaun. "Oben find’st bei uns eigentlich immer a Wirtschaft", hebt Bertl die Augenbrauen, als wolle er unterstreichen, was für ihn unverzichtbarer Teil des Tegernseer Biker-Himmels ist. "Vor zwei Jahren war i auf La Palma", erinnert er sich. "Schee war’s scho. Aber da fahrst die Berg’ rauf und oben kriegst koan Kaffee!" Spricht‘s und schleicht an seine Espressomaschine im Shop-eigenen Café.
Weil du mir eine kalte Dusche verpasst, falls nötig: "Das Einzige, was uns no fehlt", gibt Bertl zu, "is des mediterrane Klima". Aber immerhin – zumindest bei Föhn, wenn morgens um sechs Uhr schon bei Gmund die Kitesurfer übers Wasser gleiten, kommt auch am "Tegi" a bisserl Lago-Feeling auf. Tagsüber legt sich der warme Südwind dann meist wieder, und es kann im Sommer schon mal drückend schwül werden. Gerade richtig für Tourstopps am See oder an einem der vielen Bäche mit ihren klaren Gumpen.
"Am schönsten aber", meint Bertl, "is da Herbst." Der Nebel aus dem Alpenvorland reicht dann oft bis Gmund am nördlichen Seeende. Überm Südende dagegen blauer Himmel. Auf den Almwiesen zirpen die letzten Grillen, die Sonne streichelt noch einmal die Haut, es ist "ganz staad".
Weil du mir stets die Augen öffnest: Genau solche Momente sind es, die wirklich zählen. Augenblicke, die Kraft geben – und Bertl die Antwort auf die Frage, "warum i so gern aufm Radl sitz". Er nippt an seinem Espresso. Sein Blick schweift in die Ferne, als stünde er auf dem Setzberggipfel und schaue hinüber zum Risserkogel. "Wasser, Berge, Wälder, Wiesen, Felsen – eigentlich", sinniert Bertl wieder, "... ja, eigentlich ham wir da a Paradies! Bei uns gibt’s koan Grund, wegen Lappalien schlecht aufg’legt zu sein. Ich woaß sehr zu schätzen, wo i dahoam bin." So kompakt und einfach ist Bertls Liebeserklärung an den Tegernsee.
Bayerische Philosophie der Glückseligkeit
Und während Alois Hingerl, Dienstmann Nr. 172, im Hofbräuhaus hängenblieb und die bayerische Regierung bis heute auf die göttlichen Ratschläge wartet, bleiben Münchner nach der Rückkehr aus dem Tegernseer Biker-Himmel allzu gerne noch a bisserl im Herzoglichen Bräustüberl in Tegernsee sitzen. Was braucht man mehr zum Glück?