Die größte Angst auf dem E-Bike ist für viele ein schwacher Akku. Wenn die reichweite nachlässt, stellt sich schnell die Frage: Muss ich einen neuen Akku kaufen – was eine Investition von mindestens 500 Euro, meist deutlich mehr bedeutet. Oder kann ich den Akku reparieren lassen – die Angebote diverser Reparatur-Anbieter im Internet beginnen schon bei 100 Euro. Aber kann ich solchen Angeboten vertrauen, lässt sich der Akku überhaupt so einfach reparieren?
So funktioniert der Akku im E-Bike
Der Akku im E-Bike besteht aus mehreren Lithium-Zellen, also viele einzelne Batterien , die in Reihen zusammengeschaltet werden und nur mit einer speziellen Schutzelektronik betrieben werden können. Dafür ist das das Batterie-Management-System (BMS) zuständig. Es steuert die gleichmäßige Aufladung der einzelnen Zellen, überwacht die Temperatur der Zellen, den Überspannungs- und Tiefenentladungsschutz, und übernimmt die Kommunikation zwischen Akku, Elektromotor und Display, auf dem der aktuelle Ladezustand des Akkus angezeigt wird. Verlieren einzelne Zellen im Akku an Leistung oder fallen ganz aus, dann macht sich das in sinkender Reichweite bemerkbar – in der Regel ist das ab 500 bis 1000 gefahrenen Kilometern deutlich spürbar, je nach Nutzung und Fahrstil kann das aber stark variieren. Daher lässt sich auch nicht pauschal sagen, wie lange ein Akku im E-Bike ausreichend Leistung bringt.
Was tun, wenn der Akku schwächelt?
Bei nachlassender Leistung, oder wenn der Akku gar nicht mehr funktioniert, ist der erste Ansprechpartner immer der Fachhändler, bei dem das E-Bike gekauft wurde. Er hat die entsprechenden Prüfgeräte, mit denen sich der Zustand des Akkus auslesen lässt. So kann der Fachmann den Fehler genau identifizieren: War der Akku nur tiefentladen, gibt es vielleicht ein Problem mit dem Batterie-Management, oder sind tatsächlich Zellen im Akku schwach oder defekt? Der Händler, bei dem das E-Bike gekauft wurde, ist auch dein Vertragspartner des Kaufvertrages und damit zuständig für etwaige Ansprüche auf Garantie und Gewährleistung. Seit dem 1.1.2022 gilt übrigens eine neue Regel zur Gewährleistung, die gesetzlich für zwei Jahre ab Kaufdatum vorgeschrieben ist: Die Beweislastumkehr gilt jetzt 12 statt bisher 6 Monate. Allerdings wird die Gewährleistung bei einem Akku eher selten interessant sein, weil die Probleme nicht schon in den ersten zwei Jahren nach dem Kauf auftreten werden.
Stellt der Fachhändler ein Problem mit dem Akku selbst fest, wird er in der Regel einen neuen Akku empfehlen – weil die Hersteller der Antriebe ihm das so vorschreiben. So heißt es bei Bosch zum Beispiel zur Frage, ob Akkus repariert werden können: "Bosch-Akkus dürfen keinesfalls geöffnet werden, auch nicht im Rahmen einer Reparatur durch Dritte. Ein Öffnen des Akkus bedeutet immer einen Eingriff in den von Bosch freigegebenen Zustand und birgt sicherheitsrelevante Risiken. Es besteht die Gefahr, dass der einmal geöffnete Akku infolge unsachgemäßer Reparatur durch einen Kurzschluss in Brand geraten kann. Nach dem Öffnen kann zudem die Dichtheit des Gehäuses nicht mehr gewährleistet werden, sodass das Eindringen von Wasser oder Staub zu Schädigungen an der Überwachungselektronik oder an den Zellen führen kann. Schon beim Tausch original verbauter Zellen gegen vermeintlich bauartgleiche Einzelzellen im Rahmen einer Reparatur wird in sicherheitsrelevante Bauteile eingegriffen." Bosch beruft sich auf die nach EU-Norm EN50604-1 und UN-T 38.3 vorgeschriebenen Prüfungen für Akkus, die jedoch an einem einzelnen reparierten Akku gar nicht durchführbar sind.
Ähnlich äußert sich Shimano zu defekten Akkus: Eine Reparatur ist nicht möglich. Immerhin bieten die Japaner seit Juli 2021 ihren Fachhändlern an, den Service nicht nur für Akkus von Shimano, sondern auch für ausgewählte Akkus der Marken Darfon und Trend Power abzuwickeln. Diese Ersatz-Akkus der beiden Drittanbieter tragen ein Label von Shimano, Ersatz-Akkus und Ersatzteile wie Ladegeräte, Stecker und Kabel dieser Marken sind also von Shimano anerkannt und verbessern die Auswahl und Verfügbarkeit für Kunden.
So läuft ein Akku-Check beim Fachhändler ab:
- Diagnose – per Software wird geprüft, ob der Akku nur tiefentladen war, ob das BMS falsch eingestellt ist, oder ob tatsächlich Akkuzellen defekt sind
- Reparatur – je nach Ursache wird die Software neu kalibriert – oder der Händler empfiehlt, einen neuen Akku zu kaufen
Was ist bei einer Akku-Reparatur zu beachten?
Immer mehr Unternehmen bieten eine Reparatur von E-Bike-Akkus an, vor allem im Internet. Bei einer Akku-Reparatur wird nach defekten oder leistungsschwachen Zellen gesucht, die dann durch neue ersetzt werden. Da in den meisten Akkus Rohstoffe wie Lithium oder Kobalt verarbeitet werden, klingt so eine Reparatur vernünftig und nachhaltiger, als gleich den ganzen Akku zu tauschen. Doch wie sieht es mit den Risiken eines Schadens oder gar Akku-Brands aus, vor dem die Hersteller der Antriebe warnen?
Oliver Buttler, Abteilungsleiter Telekommunikation, Internet, Verbraucherrecht bei der Verbraucherzentrale Baden Württemberg sagt dazu: "Wenn jemand was an dem Akku macht, dann muss der Reparateur geradestehen. Ich habe dann bei diesem Anbieter Gewährleistung auf die Zellen. Würde nach einer Reparatur ein Schaden oder gar ein Brand auftreten, wären das mangelbedingte Folgeschäden, dafür habe ich Schadenersatzansprüche." Rein rechtlich ist so eine Reparatur, von der die Hersteller der Antriebe so vehement abraten, also ein kalkulierbares Risiko. Aber wie erkenne ich, ob ein Anbieter kompetent und vertrauenswürdig ist? "Ich würde für solche reparaturen oder auch Ersatzakkus keine Internetanbieter nehmen, sondern einen Laden, zu dem man gehen kann. Da sieht man, wie die arbeiten. Hilfreich ist auch, sich vorher schlau zu machen, gezielt nach negativen Bewertungen des Anbieters zu suchen." Gleiches gilt übrigens für den Kauf von Ersatz-Akkus: Vor den Verlockungen günstiger Angebote im Internet warnt der Verbraucherschützer, er empfiehlt den Kauf bei einem Fachhändler vor Ort. Denn der kann bei etwaigen Fragen oder Problemen direkt weiterhelfen. Und er weiß, welcher Ersatz-Akku dur richtige für dein E-Bike ist.
Praxistipps: So bleibt der Akku lange frisch
In der Regel erreichen Akkus im E-Bike eine Lebensdauer von fünf Jahren und mehr, aber irgendwann gibt selbst der beste Akku den Geist auf. So kannst du den Akku in deinem E-Bike schonen:
- Vermeide überflüssige Ladezyklen – du solltest den Akku erst bei einer Restladung von etwa 30 Prozent wieder aufladen
- den "Memory-Effekt" gibt es nicht mehr – Akkus können problemlos nur zum Teil aufgeladen werden
- Verwende immer das Original-Ladegerät
- Der Akku sollte keinen extremen Temperaturen ausgesetzt werden – lade und lagere ihn am besten immer bei Zimmertemperatur
- Wenn du den Akku länger nicht benutzt, dann checke regelmäßig den Ladezustand – auch wenn du den Akku nicht benutzt, sollte die Ladung nicht unter 30 Prozent fallen
- wenn du dein E-Bike reinigst, nimm den Akku wenn möglich ab, um ihn vor Nässe zu schützen – ein Hochdruckreiniger ist zum reinigen von Fahrrädern ohnehin tabu