Schon auf den ersten Blick wird klar: das Moustache Lundi 20.5 ist kein gewöhnliches Longtail-Lastenrad. Mit den kleinen 20 Zoll-Laufrädern wirkt es ein wenig gedrungen und lang zugleich. Beim genau Blick offenbart das kompakte Longtail eine Menge cleverer Details.
Konzept des Cargobikes
Schon rein aufgrund der Spezifikationen ist das Lundi 20 als Lastenrad ausgelegt: Mit einem Systemgewicht von 200 kg bleiben beim 32 kg fürs Rad (Herstellerangabe) rund 168 kg als maximale Beladung übrig. Zieht man diesbezüglich beispielsweise 80 kg für den Radfahrer ab, ermöglicht dies eine Zuladung an Gepäck oder Personen von 88 kg; verteilt auf Front- und Gepäckträger. Das Heck bzw. der Heckträger selbst ist mit maximal 70 kg belastbar, demgegenüber der Frontgepäckträger eine Traglast bis zu 15 kg aufweist. So darf dann auch ein Erwachsener auf der Rückbank Platz nehmen. Lädt man nun in unserem Beispiel die beiden Träger voll, sind immer noch drei kg übrig.

Raffinierte Details
Nimmt man auf dem Lundi 20.5 Platz, bemerkt man direkt, dass der Sattel beim Aufsitzen nachgibt. Das liegt nicht am Sattel selbst, sondern an der gefederten Sattelstütze! Diese ist per Remote-Hebel vom Lenker aus in der Höhe verstellbar. Ein kurzer Blick nach unten: Vorn und hinten rollt der Moustache-Transporter auf 20"-Laufrädern und großvolumigen Reifen. Das Hinterrad ist zum Schutz eingekastet: eine Haube verhindert, dass sich Gegenstände im rotierenden Laufrad verfangen können.

Geschaltet wird die Enviolo Heavy Duty Nabenschaltung mechanisch per Drehgriff, und zwar stufenlos. Das typische Einrasten der Gänge entfällt. Großer Pluspunkt: die Enviolo mit einem Übersetzungsumfang von 380 % lässt sich auch unter Last problemlos schalten. Wobei "schalten" hier nicht der richtige Ausdruck ist, besser: das Übersetzungsverhältnis ändern. Die Kombi Enviolo und Gates Riemen harmoniert gut und geräuscharm, fußend auf der Erfahrung etlicher Tests. Ein weiterer Pluspunkt dieser Antriebskombination ist der geringe Wartungs- und Pflegeaufwand.

Motor, Akku und Reichweite
Wie bei all seinen E-Bikes setzt Moustache ausschließlich auf Bosch-Motorpower. So ist es nicht überraschend, dass in dem Cargobike der Franzosen, der Cargoline-Motor der Schwaben für die Unterstützung zuständig ist. Mit seiner Unterstützung von bis zu 400 % zusätzlich zur eigenen Tretleistung ist dieser genau richtig für den Lastentransport und performt solide, auch bei niedriger Drehzahl. Das zeigt sich beim Ampelstart mit ordentlich Zuladung – das Anfahren gelingt zügig. Der Akku hält 500 Wattstunden an Kapazität bereit. Wem das nicht ausreicht, der kann optional einen zusätzlichen Akku im Rahmen platzieren. In Bezug auf die mögliche Reichweite sind Schätzungen schwierig. Das hängt natürlich auch vom pilotierten Gewicht des Rades ab. Innerstädtisch dürften rund 40 km mit dem 500er drin sein.
Testrides
Bereits bei der ersten Ausfahrt im Rahmen der Präsentation schonten wir das Lundi 20 nicht: Beim Testride auf dem Münchner Olympiaberg stieg ein Kollege (mit wackligen Knien) auf die Sitzbank: Den steilen Anstieg schob der Bosch Cargoline das beladene Lundi 20 souverän hoch. Bergab schloss der Beifahrer lieber seine Augen. Auf der abschüssigen, kurvigen Schotterstrecke ließ sich das Lundi aber nicht aus der Ruhe bringen. Die Stadtrunde konnten Fahrer und Beifahrer dank ausgewogener Fahreigenschaften genießen.
Rund um unsere Zentrale in der Stuttgarter Innenstadt testeten wir nun erneut das Moustache, und beluden es mit allem, was unsere Werkstatt so hergab: Kleine und größere Teile, sodass am Ende rund 45 kg zusammen kam. Aufgrund des starren Rahmenkonzepts gibt das Cargobike die Oberflächenbeschaffenheit des Untergrunds wieder. Dank der 2,35 Zoll breiten Schwalbe-Pneus lässt sich die Dämpfung aber über den Reifendruck ganz gut regulieren. Außerdem verpuffen die meisten Stöße an der gefederten Sattelstütze, die außerdem zum problemlosen Handling des Rades auch mit Beladung beiträgt. In flotter Fahrt spurt das Lundi souverän geradeaus, den kompakten Rädern und dem Radstand von 127 cm sei Dank.
Interessiert hat uns natürlich auch die Standfestigkeit beim Abstellen. Auch mit Gepäck ist das Lundi einfach auf den T-Ständer aufzuziehen: Man drückt den Ständer mit dem rechten Fuß auf den Boden und schiebt das Rad zurück. Das geht leicht. Darüber hinaus kann das Cargobike platzsparend auf den Gepäckträger geliftet werden: Der Ständer bleibt eingeklappt, Kurbel und Pedal auf der linken Seite werden waagrecht nach hinten gedreht. Man greift mit beiden Händen den Lenker und aktiviert die Schiebehilfe. Jetzt heißt es Ruhe bewahren und fest stehen bleiben, das Hinterrad schiebt (schön stehen bleiben!) und das Vorderrad liftet sich langsam in die Höhe. Sobald der Gepäckträger hinten den Boden berührt, zieht man das Bike noch ein wenig nach hinten, bis es vollständig auf dem Träger steht. Klingt kompliziert, ist jedoch mit ein wenig Übung und Technik ohne Kraft dank Schiebehilfe machbar. Zum Losfahren zieht man die Hinterradbremse und senkt es sachte wieder auf beide Räder. Echt pfiffig!
Fazit
Das Moustache Lundi 20.5 zeigt sich mit vielseitigen Ausstattungsvarianten als echter Packesel, der mit souveränen, ausgewogenen Fahreigenschaften und cleveren Detaillösungen ordentlich punkten kann. Das richtige Rad zum Kindertransport für Familien. Beide Eltern können, unabhängig von der Körpergröße, das Rad nutzen. Gut geeignet ist es auch für Pendler mit permanentem Transportbedarf oder Handwerker.
👍 Das gefällt
- Clevere Detaillösungen und Feature
- Enviolo-Schaltung und Gates harmonieren gut
- Einfaches, unkompliziertes Handling und ausgewogene Fahreigenschaften
- Akku zum Laden gut zugänglich und leicht entnehmbar
- Lässt sich platzsparend senkrecht parken
👎 Das weniger
- Dämpfung nur über die Reifen
💗 Das perfekte Rad für...
- ... Familienspediteure, Transportpendler und Wochenendausflügler mit den Kids.
Weitere E-Bike-Tests auf BikeX