Mein Bike-Jahr 2023: Rückblick von BikeX-Redakteur Georg

BikeX-Redakteur Georg Zeppin - mein 2023
MTB, E-Renner, Gravel: mein mehrspuriges Radjahr

Veröffentlicht am 27.12.2023
Bachüberquerung zu Fuß
Foto: Adrian.Greiter.Photodesign

Ich bin Georg Zeppin, Redakteur bei unserer neuen digitalen Marke BikeX und dort zuständig für alles, was E-Motoren hat. Seit mehr als 3 Jahren teile ich meine Leidenschaft für das Radfahren mit unseren Lesern, in der Radbranche bin ich jedoch schon deutlich länger unterwegs.

Meine Liebe zum Fahrrad blüht von Kindesbeinen an: nach zaghaften Versuchen auf einem Kunstrad entdeckte ich als Teenager die Faszination der Schnelligkeit und Eleganz des Rennrades. Dabei hab ich alles mitgenommen: Straßen-, Bahn- und Crossrennen. Heute bin ich nach wie vor regelmäßig auf dem Renner oder einem Gravelbike unterwegs, aber auch ein Fully steht in meinem Keller.

Mein Bike-Produkt 2023

Das Jahr 2023 war geprägt von spannenden Innovationen. Besonders in meinem beruflichen Segment des E-unterstützten Radfahrens gab es faszinierende Entwicklungen, gerade im Antriebsbereich. Bosch mit dem neuen kompakten SX-Antrieb sowie TQ-Systems mit einem so filigranen Mittelmotor, den man erst auf den zweiten Blick als solchen entlarvt. Damit sind beide Unternehmen Anschieber für eine neue Generation im E-Bike-Markt: Light E-Bikes.

Aus technischer Hinsicht hat Pinion mit der MGU eine Neuheit entwickelt, die als Ideentreiber für künftige Motoren und Getriebeeinheiten dienen und den Markt nachhaltig beeinflussen könnte.

Neuer Pinion Antrieb MGU im Trekking E-Bike Flyer Goroc TR:X 8.63
Georg Zeppin

Mit ihren nahezu unzerstörbaren und äußerst robusten Tretlagergetrieben verwirklichten die Pinion-Entwickler ihre Vision einer Motor-Getriebe-Einheit fürs E-Bike. Diese vielfach als Revolution titulierte Pinion MGU trieb die beiden Macher und Pinion-Gründer Michael Schmitz und Christoph Lermen von Beginn an um. Dabei liegt der Gedanke, ein Getriebe mit einem Motor im Pedelec zu "verheiraten" doch eigentlich gar nicht so weit weg. Im Motorradbau ist es gang und gäbe, im Pedelec konnte die Motor-Getriebe-Kombination nur noch keiner massentauglich durchsetzen. Bis jetzt. Ich hatte recht bald die Möglichkeit, das aktuelle Endprodukt Pinion MGU im neuen SUV-E-Bike Flyer Goroc Tr:X ausführlich testen zu dürfen. Das ganze Paket: echt beeindruckend! Sicherlich schleicht sich noch die eine oder andere gegebenenfalls auftretende Kinderkrankheit raus, aber im Großen und Ganzen lautet mein Fazit: Genial! Meine Empfehlung: Unbedingt ausprobieren!

Mein Bike-Event 2023

Meine drei 2023er Event-Highlights fanden auf völlig unterschiedlichen Terrains und Rädern statt.

Start GiroE 2023 Etappe 4
Yamaha by Lorenzo Refrigeri

GiroE 2023

Die Möglichkeit zur Berichterstattung am Giro d'Italia GiroE 2023 teilnehmen zu können, ereilte mich kurz vor dem Start des zweitgrößten Radrennens der Welt. Binnen weniger Tage waren Etappen, Flug und Unterkünfte geklärt und mit großen Erwartungen stieg ich am 08. Mai am Münchener Flughafen in den Flieger. Lange her, dass ich ein Radrennen auf Weltniveau besuchte. Bei unserer Ankunft in Neapel zeigte sich das Wetter nicht gerade von seiner feinen Seite: Bindfadenregen war angesagt, und der hielt sich leider über meinen kompletten Besuch. Der GiroE ist sozusagen der "kleine Giro" mit E-Rennrädern, der täglich parallel zum großen Giro stets an einem separaten Startort beginnt, dann auf die letzten 40 – 50 km der jeweiligen Etappe einfädelt und am Ziel der Profi-Etappe endet. Teilnehmen kann am E-Giro im Grunde jeder, man muss sich allerdings zuvor anmelden und benötigt eine Unbedenklichkeitsbescheinigung des Hausarztes.

Der Giro-E offenbarte sich als Stelldichein ehemaliger Radstars wie Damiano Cunego, der 2004 den Giro d'Italia als Gesamtsieger beendete. Da der GiroE jedoch nicht als echtes Radrennen, sondern als eine entspannte Showveranstaltung den Radsport in den entlegeneren Regionen näherbringen soll, war das morgendliche lebhafte Treiben um die Altstars und uns Begleiter in den Provinzstädtchen am Start beeindruckend. Und beim Zieleinlauf der Profis konnte man im Rahmen der täglichen Regengüsse nur erahnen, wie sehr die Profis in der Spannung zwischen Rennen und schlechter Witterung litten.

Karwendel-Tour

Kaum war ich vom Giro-E zurückgekehrt, wartete auch bereits das nächste Abenteuer anderer Art auf mich. Zusammen mit dem Fotografen Adrian Greiter und Local-Bike-Guide Tine Busch produzierten wir einen Karwendel-Trailguide für unser Mountainbike-Magazin. Leider hatte auch mir das schlechte Wetter des Giro eine Erkältung mitgegeben, sodass ich nur halb genesen am Morgen des 25. Mai auf einem Fully saß, um mit meinen beiden Mitstreitern vier Etappen rund um die Soierngruppe zu erkunden. Dass sich die Entdeckungstour zu einer echten Herausforderung mauserte, merkte ich schon am ersten Tag: Der Schlussanstieg auf einem breiten Feldweg war so steil und ich zwischen Himmel und Hustenanfällen, dass unser Fotograf Adrian kurzerhand das Kommit Abschleppseil auspackte und mich ein paar Meter hochliftete. Tine dagegen strampelte hinauf, als wär's flach. Chapeau!

Karwendel Trailguide 2023
Adrian.Greiter.Photodesign

Von Tag zu Tag lief's besser und die Etappen vergingen viel zu schnell. Und zum ersten Mal in 2023 spielte auch das Wetter mit. Hautnah konnten wir zu den Almen hinauf die Kämpfe der Murmeltiere miterleben. Trotz Schneeresten und noch frischen Temperaturen waren die paar Tage ein klasse Highlight im atemberaubend schönen Karwendelgebirge.

Everesting Event KOM Berlin Challenge

In der Regel geht es im Radsport darum, wer eine bestimmte Strecke am schnellsten absolviert. Dieses Relikt aus einer früheren Zeit ist für die Gravelgemeinde nicht mehr en vogue. Bei der Everesting Event KOM Berlin Challenge geht's nämlich darum, wer als erster die 8842 Hm der Mount Evererst überfährt. Wie die Berliner halt so sind, wurde der Mount Everst kurzerhand nach Pankow kopiert: Die Arkenberge sind (fast) so hoch wie der höchste Berg der Welt.

Kollegen Tom und ich fuhren im Bergamont-Vierer-Team um Kopf und Kragen und schafften es knapp. Ein sehr anspruchsvolles, kleines und feines Event gefiel uns trotz der Strapazen außerordentlich gut und wird uns auch vermutlich 2024 wieder sehen. Und Leute: Diesmal mit leichterem Material!

Meine Rad-Begegnung 2023

Meine Rad-Begegnung 2023 war nicht die mit einem großen "Star". Nein, ein paar unbeschwerte Tage zusammen mit meinem Sohn auf zwei Bikes über die Alpen bescherte mir unvergessliche schöne Momente und den gemeinsamen Entschluss, dies alsbald zusammen mit meinem zweiten Sprössling zu wiederholen.

Mein Bike-Bild 2023

Bergmassiv Falkenhütte
Adrian.Greiter.Photodesign

Die Kulisse ist mehr als gewaltig, wenn man am Falkenhaus im Karwendel steht und die nahezu senkrechte schroffe Felswand des Bergmassivs direkt vor sich erblickt. Bei jedem Knacken der herabfallenden Steine zuckt man unweigerlich zusammen. Atemberaubend!

Meine Fahrrad-Anekdote 2023

Wie jedes Jahr brachte auch 2023 Situationen zum Schmunzeln. 2023 war dies aus meiner Sicht der Test mit dem Kwiggle-Klapprad. Als eines der kleinsten Falträder der Welt lässt sich das Kwiggle problemlos im beigefügten Rucksack unterbringen, Fahren will geübt sein! Im Vorfeld dessen rief mich mein Kollege vom Aerokurier an und erkundigte sich, ob es neben dem Kwiggle weitere Klappräder gäbe, die man problemlos in einer Cessna unterbringen könnte. Eine Steilvorlage: Ich entgegnete, dass ich das momentan nicht ausprobieren könne, da meine Cessna eben bei der Inspektion sein und ich mich ansonsten in der Regel von meinem Chauffeur in der Strechlimo hinfahren lasse. Wir lachten beide herzlich.

Kwiggle Faltrad
Kwiggle

Nach ein paar Tagen stand das Kwiggle dann bei mir im Büro und die anwesenden Kollegen staunten über das kompakte Faltrad mit den kleinen Rädchen nicht schlecht. Die Fahrt mit dem außergewöhnlichen ist gewöhnungsbedürftig und man muss, um das Rad gut zu beherrschen, schon etliche Kilometer üben. Da ja alle meine Kollegen wie ich Kettenöl im Blut und den Entdeckerdrang haben, wollte das putzige Rädchen natürlich jeder mal testen. Der Flur um die Büroküche war das richtige Terrain, dem Teppich sei Dank. Und so auf die Schnelle klappt dies dann aber leider nicht: Die Balance zu halten mit dem frei schwingenden Sattel ist erstmal schwierig, aber machbar. Auf den ersten Metern sieht das dann aus wie eine Slapstick-Einlage von Dick & Doof, denn man kippt erstmal hin und her. Die meisten Kollegen scheiterten auch bereits nach ein paar Metern, was stets für große Heiterkeit sorgte. Dass wir die fehlerfreie Fahrt mit dem Kwiggle aber künftig in den Einstellungsprozess als Fahrprüfung mit einbeziehen, gehört dann doch ins Reich der Sagen. Aber ich kann alle Neugierigen beruhigen: mit engagierter Übung klappt's, und das Kwiggle entfaltet dann seinen Nutzen.