Zugegeben, ich kann mich für wirklich fast jede Art von Fahrrad begeistern. Vor allem haben es mir aber das Rennrad und das Gravelbike angetan. Seit 2008 schreibe ich für das Roadbike Magazin. Und seit 2020 bin ich, obgleich mit einer etwas längeren Kaffeepause, auch für das Gravelbike Magazin im Einsatz. Und jetzt darf ich euch also meine persönlichen Fahrrad-Höhepunkte des Jahres vorstellen.
Mein Bike-Produkt 2023

Das Larage Gravelbike von Cycles Léon88 aus den Vogesen.
Los geht’s mit dem Produkt des Jahres. Und da fällt mir spontan gleich mal gar nichts ein. Denn tatsächlich hat das Erlebnis auf dem Fahrrad mittlerweile einen (noch) viel höheren Stellenwert für mich, als das Material, auf und mit dem ich dabei unterwegs bin. Aber klar, so einfach komm ich aus der Nummer hier nicht raus. Und natürlich lassen neue Gravelbikes wie das Bombtrack Hook EXT-C, das Merida Silex oder das jüngst vorgestellte Bianchi Impulso RC den Puls ein bisschen nach oben schnellen. Aber am meisten zu sehen, gab es für mich auf der Bespoked. In Dresden präsentierten Dutzende Rahmenbauer aus aller Welt ihre handgefertigten Schätze. Da jetzt wiederum nur ein Highlight hervorzuheben, fällt ziemlich schwer. Deshalb gehe ich stellvertretend einfach mal auf das Larage Gravelbike von Cycles Léon88 aus den Vogesen. Nicht nur, weil ich voll auf Titan stehe. Sondern auch, weil das auf der Messe gezeigte Modell einfach eine grandiose Optik bot. Dazu noch die feine Ausstattung mit Sram Red Etap AXS und Carbon-Laufrädern. Ein Träumchen für die Augen. Und ein Albträumchen für die Brieftasche.
Mehr zur Bespoked lest ihr in Ausgabe 01/02 2024 des Roadbike Magazins.
Meine Fahrrad-Anekdote 2023
Kommen wir zur Anekdote des Jahres. Ich hätte den falschen Beruf gewählt, wenn mir hier nicht gleich eine ganze Menge Ideen kommen würden. Aber am frischsten ist wohl die Szene in den Bergen Griechenlands. Zu viert sind wir an einem Sonntag Ende November mit unseren Rennrädern in der Nähe von Sparta unterwegs. Es nieselt immer wieder mal. Je höher wir klettern, desto tiefer fallen die Temperaturen. Irgendwann steht auf der Temperaturanzeige auf dem Radcomputer ein kleines Minus vor der Zahl. Während wir uns eine Kaffeepause gönnen, fängt es draußen an zu schneien. "Vielleicht müssen wir einen von uns den Göttern opfern, damit die anderen in der Sonne weiterfahren können", meint Alex mit einem Augenzwinkern. Als wir weiterfahren, dauert es nur wenige Kurven. Dann bremst Chris auf feuchtem Laub. Er rutscht weg und verstaucht sich den Arm. Geknickt steigt er ins herbeigerufene Begleitfahrzeug. Fünf Minuten später hört es auf zu regnen. Die Sonne kommt raus. Und Alex hat plötzlich ein unglaublich schlechtes Gewissen: "Das war doch nur als Scherz gemeint!" Doch merke: Mit den Göttern des Olymps scherzt man nicht!
Übrigens: Die Reportage zu Felix Tour über die Halbinsel Peloponnes mit Pedal Greece findet ihr in der kommenden Ausgabe 03 2024 des Roadbike Magazins.
Mein Bike-Event 2023
Ich gestehe: Mein Event des Jahres war gar kein Event, sondern eine Solo-Fahrt auf einen Pass in Andalusien. Mein Kumpel Robert hatte mir vor ein paar Jahren begeistert von der Straße auf den Puerto de Alteo de Velefique berichtet. In den Sommerferien wollte ich mir nun endlich selbst ein Bild machen. Kurz nach Sonnenaufgang habe ich mich auf einem Parkplatz bei Tabernas auf mein Rennrad geschwungen. Übrigens ein fast schon antikes Trek Madone 4.7 mit mechanischer Schaltung und Felgenbremsen. Funktioniert aber trotz seiner mehr als zehn Jahre nach wie vor tadellos. So ging es die ersten 16 Kilometer eher flach ansteigend, die nächsten 14 Kilometer dann etwas und teils auch deutlich steiler gen Himmel. Vor allem aber führte die Strecke durch unzählige Kehren. Und wenn ich unzählige sage, meine ich etwa 23. Die Sonne schien, aber es war noch nicht zu heiß. Und es war kein Mensch weit und breit. Rund 2:30 Stunden habe ich bei gemächlichem Tempo und mit vielen Fotostopps für die 1300 Höhenmeter auf 30 Kilometern benötigt. Und dabei wirklich nicht ein einziges Auto gesehen. Erst als ich oben das obligatorische Foto des von Milliarden Aufklebern zugekleisterten Passschildes machte, fuhr ein motorgetriebenes Fahrzeug mit vier Rädern an mir vorbei. Auch in der Abfahrt zurück nach Tabernas kamen mir lediglich zwei oder drei Rennradfahrer entgegen. Ansonsten hatte ich diese Traumstraße die gesamte Zeit komplett für mich. Grandios!
Meine Rad-Begegnung 2023
Meine vielleicht interessanteste Fahrrad-Begegnung des Jahres fand schon im Frühjahr statt. Am 6. Februar war ich mit Freunden nebst Gravelbikes im Süden Spaniens (mal wieder) unterwegs. Wir hatten einen tollen Tag mit richtig schönen Schotterwegen. Aber speziell gegen Ende der Tour wollten wir mal einen Weg ausprobieren, der sich dann als so gar nicht fahrradtauglich erweisen sollte. Wir mussten unsere leichten Bikes über weiter Strecken schieben oder gar tragen. Dann kommen wir am Ende dieses viel zu schmalen und viel zu steilen Pfades raus und was sehen wir? Einen jungen Mann mit einem schwer beladenen Cargo-Gravelbike. Selbst gebaut. Aus Bambus. Der junge Mann hieß Lasse. Er war mit seinem Rad unterwegs von Deutschland nach Nordafrika. Später fuhr er wieder gen Norden, bis ans Nordkap. Aber wie er sein Rad plus Gepäck an diesem besagten 6. Februar ganz alleine über den Singletrail gewuchtet hat, ist mir bis heute ein Rätsel. Genau wie die Frage, warum er nicht einfach die ein paar Kilometer weiter westlich verlaufende Straße genommen hat. Aber für die waren wir uns ja auch zu fein.
Mein Bike-Bild 2023

Gravelbike-Weltmeister Matej Mohori&; im stilgerechten Flanellhemd.
Die Bike-Bild gibt es ja seit Ende 2023 tatsächlich nicht mehr. Aber wenn es um mein persönliches Lieblingsfoto von 2023 geht, dann kommt mir spontan der neue Gravelbike-Weltmeister Matej Mohorič in den Sinn. Im Interview stellte ich fest, dass ein echter Gravel-Champion ja wohl auch ein Flanellhemd tragen müsse. Der Radprofi überlegte kurz, sah dann gleich seinen Fehler ein und fragte spontan, ob er nicht mein Hemd haben könne. Fürs Foto habe ich es ihm gerne überlassen. Anschließend forderte ich es dann aber doch wieder zurück.
Das Interview mit Matej Mohorič und unseren ersten Fahreindruck seines neuen Merida Silex Gravelbikes findet ihr hier.