Kompressions-Boots: Hyperice vs. Blackroll im Duell

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Kompressions-Boots: Hyperice vs. Blackroll

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Zuletzt aktualisiert am 31.07.2023
Kompressions-Boots: Hyperice vs. Blackroll

Wer besser regeneriert, kann mehr trainieren: Zahlreiche Profi-Teams nutzen daher so genannte Kompressions- oder Recovery-Boots in Ergänzung zur klassischen Massage, um müde Radsportler-Beine nach anstrengenden Einheiten wieder aufzufrischen. Das Prinzip ist bei allen Modellen auf dem Markt ähnlich: Die Beine werden in Hosenmanschetten gelegt, in denen sich zahlreiche getrennte Luftkammern befinden. Diese werden dann nach und nach mit Luft befüllt und üben so einen mehr oder weniger starken Druck auf die verschiedenen Beinzonen aus. Dieser pneumatische Druck soll die Durchblutung fördern und die Muskulatur beleben, schreibt beispielsweise Hersteller Hyperice. Auch der Lymphfluss soll angeregt werden, was laut Blackroll dazu beitragen kann, Entzündungsprozesse zu verringern, Stoffwechselprodukte abzubauen und den Heilungs- bzw. Regenerationsprozess nach einem intensiven Training zu beschleunigen.

Der große Vorteil für Hobbysportler: Das geht bequem zu Hause auf dem Sofa, kann jederzeit angewendet werden und es braucht keine ausgebildete Massage-Fachkraft. Der Nachteil: Die Geräte sind vergleichsweise teuer, so kostet beispielsweise das neue Normatec 3 von Hyperice, auf das unter anderem Tour-Sieger Jonas Vingegaard vertraut, rund 1000 Euro. Dass es auch günstiger geht, beweist unter anderem Blackroll. Deren "Compression Boots" kosten nur die Hälfte. Doch können sie mit dem deutlich teureren Konkurrenten mithalten, wo liegen die Unterschiede? Sind sie eine gute Investition für Hobbysportler? Deshalb hat ROADBIKE beide Produkte im direkten Vergleich getestet.

Blackroll Compression Boots

Den Auftakt bildet das günstige Produkt, die "Compression Boots" von Blackroll. Zum Lieferumfang gehören die zwei Hosenmanschetten, die es je nach Beinlänge in 3 verschiedenen Größen gibt. Dazu gibt es pro Manschette einen eigenen Akku plus Ladekabel sowie eine Transsporttasche für unterwegs. Praktisch: Das USB-C-Ladekabel hat einen Doppelanschluss, sodass beide Akkus gleichzeitig geladen werden können.

Kurz&knapp

  • Preis: 499,90 Euro
  • 5 überlappende Luftkammern
  • 5 Intensitätsstufen (40 bis 120 mmHG)
  • Akku-Leistung: ca. 4 Nutzungszyklen a 30 Minuten
  • Gewicht Beinmanschette: 1383 g (eine, inkl. Steuereinheit und Akku)
  • In drei Größen S, M und L erhältlich
  • Infos: www.blackroll.com
Christian Brunker/ROADBIKE

Nach dem ersten vollständigen Aufladen der Akkus geht es an die Einrichtung, dazu müssen sich beide Steuereinheiten via Bluetooth miteinander verbinden. Das funktioniert dank der beiliegenden Anleitung problemlos. Allerdings: Im Gegensatz zum aktuellen Trend erfolgt die Steuerung der Compression Boots nicht über eine App auf dem Smartphone, sondern über die auf den beiden Steuereinheiten angebrachten Tasten, deren Funktion allerdings zumindest am Anfang immer wieder in der Anleitung nachgeschaut werden muss. Das ist nicht ganz intuitiv, zumal auch die einzelnen Programme plus Intensitätsstufen über die Tasten ausgewählt werden – vor allem am Anfang ist man da schnell verwirrt. Sehr praktisch ist auf jeden Fall, dass keine schweren Schläuche oder zentralen Steuereinheiten benötigt werden, das reduziert das Gewicht und macht die Compression Boots vergleichsweise leicht und handlich. Genereller Tipp: Man sollte sich auf jeden Fall alles, was man für die nächste Zeit benötigt, vorher zurechtlegen, also Fernbedienung, Getränke, Buch, etc. Mit den beiden, gar vollgepumpten Manschetten an den Beinen ist man vergleichsweise unbeweglich. Zwar lassen sie sich über Reißverschlüsse jederzeit öffnen, aber schöner ist es, wenn man die Massagezeit ununterbrochen genießen kann.

Christian Brunker/ROADBIKE

Über die Tasten auf den Manschetten wird das jeweilige Programm ausgewählt, diese sind auf die Standardzeit von 30 Minuten programmiert. Insgesamt stehen drei verschiedene Massage-Modi (Blau, Grün und Gelb in der Anzeige) zur Verfügung, deren Unterschiede in der Anleitung illustriert werden. Ist das Programm gestartet, pumpen die beiden Steuerungseinheiten synchron Luft in die jeweiligen Kammern, dabei arbeiten sie einigermaßen leise, sodas man auch problemlos dabei fernsehen kann. Dabei bauen sie auch einen ordentlichen Druck auf, es ist auf jeden Fall empfehlenswert, sich erst nach und nach an den Maximaldruck heranzutasten – wenn man ihn denn überhaupt braucht. Im Test war auch schon Stufe 2 oder 3 von 5 schon sehr ausreichend.

Personen mit Vorerkrankungen (Bluthochdruck etc.) sollten auf jeden Fall vorher die in der Anleitung angegebenen Kontraindikationen beachten, bzw. mit ihrem Arzt die Anwendung besprechen.

Hyperice

Hyperice Normatec 3

Hyperice hat auf der Eurobike 2023 die mittlerweile dritte Generation seines Normatec-Beinsystems vorgestellt, und wirbt unter anderem mit Jonas Vingegaard, Tour-Sieger von 2022 und 2023. Mit rund 1000 Euro ist es genau doppelt so teuer wie der Konkurrent von Blackroll.

kurz&knapp

  • Preis: 999 Euro
  • 5 überlappende Luftkammern
  • 7 Intensitätsstufen
  • Akku-Leistung: bis zu 3 Stunden
  • Gewicht Beinmanschette: 893 g (eine, mit Schlauch-Ansatzstück)
  • In drei Größen erhältlich
  • Infos: www.hyperice.com

Zum Lieferumfang gehören die zwei Beinkammern, ein Verbindungsschlauch, die Steuereinheit, ein Ladegerät sowie die Bedienungsanleitung. Nach dem erstmaligen vollständigen Aufladen empfiehlt es sich, die App von Hyperice aufs Smartphone zu laden, um den vollen Funktionsumfang der Normatec 3 nutzen zu können. Für die Anwendung werden beide Beinmanschetten mit dem Verbindungsschlauch an die zentrale Steuereinheit angeschlossen. Nach dem Einschalten lässt diese sich wiederum mit der App verbinden, was problemlos gelingt. Erster Eindruck: Das System mit den recht sperrigen Schläuchen und der Steuereinheit ist aber spürbar unhandlicher als die elegante Lösung von Blackroll mit zwei komplett getrennten Manschetten.

Christian Brunker/ROADBIKE

Die Bedienung und Programm-Auswahl erfolgt dann über die App, bzw. teilweise auch über die – gut beschrifteten – Tasten auf der Steuereinheit. Erster großer Pluspunkt für Hyperice: Über die App können 13 verschiedene Routinen ausgewählt werden. Die Bandbreite reicht von Recovery, Belebung bis hin zu Verspannungen lösen und ist damit zum einen deutlich umfangreicher als bei Blackroll, zudem wird auch unerfahrenen Nutzern sofort der Sinn und das Ziel der Anwendung klar. Die Modi dauern zwischen 15 und 45 Minuten. Via App ist Bedienung insgesamt auf jeden Fall sehr komfortabel und intuitiv, die gedruckte Bedienungsanleitung benötigt man deutlich seltener als bei Blackroll. Weiterer Vorteil: Das Normatec-System lässt sich über separat erhältliche Manschetten für Hüfte (275 Euro) oder Arme (425 Euro) zu einer fast Rundum-Versorgung erweitern.

Christian Brunker/ROADBIKE

Auch die Lautstärke ist erfreulich leise, man hört zwar, dass die Kompressoren arbeiten und immer wieder Luft pumpen, der Pegel bleibt aber bei beiden Herstellern im fernsehtauglichen Rahmen.

Einen Nachteil bringen allerdings beide Modelle mit: Nach Abschluss des Trainings verbleibt Luft in den Kammern. Will man die Manschetten wieder in den Taschen bzw. der Verpackung verstauen, muss man die Luft wie bei einer Luftmatraze mit seinem eigenen Körpergewicht o.ä. hinausdrücken, um sie platzsparend zusammenlegen zu können. Eine Absaug-Funktion wäre da ein deutlicher Komfortgewinn.

FAZIT

1000-Euro-Top-Produkt oder die halb so teure Variante? Im direkten Vergleich von Hyperice und Blackroll wird der Preisunterschied auf jeden Fall deutlich. Für das Normatec 3 von Hyperice spricht die einfachere Bedienung per App sowie der größere Umfang an verschiedenen Anwendungen. Die Compression Boots von Blackroll sind dank des Verzichts auf Schläuche etwas handlicher, die Bedienung dafür etwas hakeliger, zudem ist der Umfang auf drei Modi beschränkt. Bei der Akku-Leistung geben sich beide Produkte keine Blöße, die Ladung reicht problemlos für mehrere Anwendungen – und so oft wird man sie auch nicht fern von einer Steckdose nutzen.