Ausprobiert: Die Rouvy-Indoor-Trainingsapp

Trainingssoftware Rouvy
Im Test: Trainingsapp Rouvy

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Zuletzt aktualisiert am 25.07.2023
Im Test: Trainingsapp Rouvy
Foto: Rouvy

In den vergangenen Jahren ist "zwiften" schon geradezu synonym fürs Rollentraining geworden, die Plattform dominiert ohne Zweifel den Markt der Apps fürs Indoor-Training. Aber dennoch gibt es zahlreiche Alternativen, die sich auszuprobieren lohnen. Deshalb hat ROADBIKE einmal einen Blick auf Rouvy geworfen. Welche Schwerpunkte und Stärken bietet diese App? Wo sind die Schwächen? Kann sie sich als Alternative zu Zwift empfehlen?

Kurz&knapp:

  • Name: Rouvy
  • Preis: 15 Euro/Monat (12 Euro bei Jahresmitgliedschaft)
  • Plattformen: PC, MacOS, Android, iOS, iPadOS, AppleTV

Zunächst die Fakten: Wer Rouvy einmal ausprobieren möchte, kann sich die App kostenlos auf PC, MacOS, Android, iOS, iPadOS oder AppleTV herunterladen und einen 14tägigen kostenlosen Probezeitraum starten. Wer anschließend dabei bleiben möchte, zahlt 15 Euro pro Monat bei einem monatlich kündbarem Abo. Wer gleich für ein halbes oder gar ganzes Jahr abschließt, reduziert den monatlichen Preis aus 14 bzw. 12 Euro.

Zunächst erstellt ihr einen Account mit euren Daten, anschließend steht euch die gesamte, äußerst beeindruckende Welt von Rouvy offen. Laut Rouvy stehen insgesamt rund 15.000 km an nahezu fotorealistisch erstellten Strecken zur Verfügung, die ihr mit eurem Avatar abfahren könnt. Dazu kommen Events, Rennen, Gruppenfahrten sowie Workouts und Trainingspläne für einen gezielten Formaufbau.

Rouvy

Bei Rouvy lässt sich auch der Avatar nach den eigenen Vorstellungen gestalten, allerdings ist beispielsweise das Material, also Rennräder/Laufräder bzw. Trikots zu Beginn noch sehr übersichtlich und es stehen nur wenige Rennräder realer Marken zur Verfügung, ich entscheide mich für das Merida Reacto. Erst im Laufe der Zeit verdient man sich Trainingspunkte, mit denen sich mehr Räder und Laufräder freischalten lassen. Da kommt aber hoffentlich noch etwas mehr Auswahl, denn aktuell stehen nur sehr wenige Räder, beispielsweise ein S5 von Cervélo oder ein Shiv von Specialized zur Verfügung. In diesem Bereich kann Rouvy definitiv nicht mit dem prall gefüllten "Drop Shop" von Zwift konkurrieren.

Aber zum Wesentlichen: Das Verbinden von smartem Rollentrainer (im Test ein Wahoo Kickr), Pulsgurt und Trittfrequenz-Sensor gelingt bei Rouvy problemlos, und dann kann es auch schon – fast – losgehen. Denn gerade am Anfang erschlägt einen die Auswahl der verschiendenen Strecken, auch weil die Benutzeroberfläche der App nicht ganz intuitiv ist. Es stehen Routen in Neuseeland, auf Mallorca, den USA und der ganzen Welt zur Verfügung – echt sehr beeindruckend.

Wichtiger Tipp aber: Wenn ihr euch für eine Strecke entschieden habt, nehmt euch die Zeit, sie in passender Auflösung (da gibt's mehrere Möglichkeiten) herunterzuladen. Denn sonst ist das Erlebnis unterwegs bei einer nicht ganz Highspeed-Internet-Verbindung nicht optimal. Nach diesen Minuten kann es dann wirklich losgehen.

Rouvy

Erfreulich: Zusammen mit eurem Avatar gehen 3 Bots (deren Anzahl lässt sich aber auch einstellen) mit euch auf die Strecke, die sich eurem Tempo anpassen und euch Windschatten geben. Wie stark der ist, wird oben auf dem Bildschirm angezeigt. Außerdem seht ihr auf der Anzeige, wo sich andere, reale Fahrer auf der Strecke befinden, wie viel Leistung sie treten und wie groß der Abstand ist. Somit ist natürlich alles für den Jagdtrieb bereitet. Ein Nachteil allerdings: Wegen der immensen Auswahl an Strecken, ist jenseits von Events nicht wirklich viel los und es kann sein, dass der einzige andere mehrere Minuten vor euch ist – ein- und überholen nahezu ausgeschlossen.

Die Optik der Strecken ist aber absolut beeindruckend und fast auf fotorealistischem Niveau. Im Vergleich dazu kann Zwift definitiv einpacken, und sie sehen auch deutlich besser aus als die vergleichbaren Strecken bei Wahoo RGT Cycling. Für den ersten Test habe ich mich fürs gute, alte Cap Formentor entschieden – einfach auch deshalb, weil ich die Strecke aus der realen Welt ganz gut kenne.

Ein besonderes Feature: In Verbindung mit Strava werden auf der Route Strava-Livesegmente angezeigt und wenn ihr den Startpunkt passiert, kommt ein Strava-KOM an euch vorbeigeschossen, an dem ihr euch orientieren könnt. Aber das sind laut Rouvy die echten KOMs auf der Route – und nur wenige Hobbyfahrer werden da mithalten können. Bei mir jedenfalls waren die KOM-Fahrer schnell außer Sicht. Wäre spannend zu wissen, ob man da auch den persönlichen KOM auswählen kann.

Rouvy

Außerdem bietet Rouvy auch Trainingspläne für ganz unterschiedliche Zwecke an. Das startet vom Beginner-Plan für die Heranführung an gezieltes Rollentraining bis hin zu abgestimmten Trainingsplänen für die Formverbesserung. Erfreulich, dass die Zeitumfänge mit bis zu 3 Stunden pro Woche in einem normalen Alltag erfüllbar sind. Besser wäre es allerdings, wenn sich diese Pläne noch etwas stärkeran die persönlichen Anforderungen, Möglichkeiten und Umfänge anpassen lassen würden, wie es beispielsweise bei Wahoo SYSTM möglich ist. Diesen Bereich werden wir aber noch intensiver testen.

Außerdem bietet Rouvy Challenges, Gruppenfahrten und Rennen an. Die Rennen starten alle paar Stunden, sodass man nie lange auf das nächste warten muss. Allerdings zeigen unsere Stichproben, dass auch dort die Zahl der Teilnehmer recht übersichtlich bleibt. Im Test waren es mal 11, mal 20 Teilnehmer. Ebenfalls kein Vergleich mit den fast im 5-Minuten-Takt startenden Rennen bei Zwift, wo bei den "Großereignissen" wie der Tour de Zwift etc, schnell mal mehrere Hundert Starter ins Rennen gehen.

FAZIT

Ist Rouvy eine lohnende Alternative zu den bekannten Trainingsapps, was zeichnet Rouvy aus und wo liegt noch Potenzial? Die große Stärke von Rouvy sind die nahezu fotorealistischen Strecken überall auf der Welt, von Neuseeland bis Mallorca. Da macht es richtig Spaß, neue Gegenden zu erkunden. Grafisch ist das ganze auf einem extrem hohen Niveau und um Welten besser als man es von Zwift oder RGT Cycling kennt. Der Nachteil – wie bei fast allen Zwift-Konkurrenten – ist die teils gähnende Leere unterwegs. Wer nicht bei einem Event startet, hat gute Chancen, auf einer der vielen Strecken quasi allein mit seinen Bots unterwegs zu sein. Aber auch die Events sind nicht gerade überlaufen. Da fehlt ein bisschen der soziale Aspekt, wer gerne mit vielen anderen unterwegs ist, fährt mit Zwift sprichwörtlich besser. Natürlich ist es ein bisschen das Henne-Ei-Problem: Wenn niemand Rouvy nutzt, weil sonst niemand da ist, gibt es nur schwer einen Ausweg aus diesem Teufelskreis. Die Trainingspläne bieten eine geringe Einstiegshürde, lassen sich aber nicht so gut auf die eigenen Bedürfnisse anpassen. Hier bietet beispielsweise Wahoo SYSTM deutlich mehr Möglichkeiten und Ergänzungen wie Core-Training oder Yoga.