Schwarz auf weiß steht es auf der Karte: Schwarzwälder Hochwald. "Und ich könnte schwören, wir wären gerade noch im Hunsrück unterwegs gewesen", murmele ich verwundert. – "Keine Panik, sind wir ja auch. Aber irgendwie haben die Menschen hier nun mal ihre ganz eigenen Regeln, wenn es um die Flurbezeichnung geht", beruhigt mich Frank.
Beispiele dafür finden wir bei unserem radsportlichen Wochenendtrip durch das Mittelgebirge wahrlich so einige. Bei der Fahrt durch die gleichnamigen Orte hat der Radsportler die Wahl, ob er ein "Langweiler" sein möchte oder doch eher das "Abentheuer" sucht. Hauptsache, er weiß "Bescheid". So wie mir Frank vor einigen Wochen Bescheid gegeben hat, dass es sich im Hunsrück vorzüglich mit dem Rennrad vergnügen lässt.
Die komplette Geschichte lesen Sie in ROADBIKE Ausgabe 10/2019, ab 11.09.2019 am Kiosk.
Schwarz auf weiß steht es auf der Karte: Schwarzwälder Hochwald. "Und ich könnte schwören, wir wären gerade noch im Hunsrück unterwegs gewesen", murmele ich verwundert. – "Keine Panik, sind wir ja auch. Aber irgendwie haben die Menschen hier nun mal ihre ganz eigenen Regeln, wenn es um die Flurbezeichnung geht", beruhigt mich Frank. Beispiele dafür finden wir bei unserem radsportlichen Wochenendtrip durch das Mittelgebirge wahrlich so einige. Bei der Fahrt durch die gleichnamigen Orte hat der Radsportler die Wahl, ob er ein "Langweiler" sein möchte oder doch eher das "Abentheuer" sucht. Hauptsache, er weiß "Bescheid". So wie mir Frank vor einigen Wochen Bescheid gegeben hat, dass es sich im Hunsrück vorzüglich mit dem Rennrad vergnügen lässt.
Weinreben und Nadelwälder, liebliche Flussauen und schroffe Bergrücken: Die landschaftlichen Gegensätze machen den Reiz des lang gestreckten Mittelgebirges und seiner angrenzenden Flüsse aus. Dazu kommt die fantastische Fernsicht auf den unzähligen Hügeln und Gipfeln. Auch ist der Hunsrück nicht so überlaufen wie manch anderes Mittelgebirge. Die meisten Straßen haben wir für uns allein – und das im goldenen Herbst, der Hochsaison der Weinfreunde.
Auftakt am Erbeskopf
Zum Aufwärmen starten wir gleich mal richtig durch und auf den höchsten Berg des Hunsrücks – den 816 Meter hohen Erbeskopf. "Klingt irgendwie niedlich, oder?", fragt Frank. Doch schon wenige Meter nach dem Start in Morbach gibt es statt "niedlich" vor allem zweistellige Steigungsprozente. Ich habe eine erste Ahnung, was mich im Laufe dieses Rennradwochenendes erwarten wird: ein ständiges Auf und Ab in diesem äußerst welligen Mittelgebirge. Hinauf zum Erbeskopf stehen am Wegesrand gar immer wieder kleine Schilder mit den Höhenangaben. "Das fühlt sich ja fast an wie in den Alpen", rufe ich meinem langsam enteilenden Begleiter hinterher – und beziehe mich damit keineswegs nur auf die Schilder. Besser als an so manchem Hochgebirgspass ist indes die Straße in Schuss. Was wahrscheinlich an der Militäranlage im Gipfelbereich liegt.
Die unzähligen Steigungen im Hunsrück liegen fast durchweg im Bereich zwischen neun und elf Prozent. Eine Welle folgt auf die nächste. Vor allem dann, wenn wir stundenlang parallel zur Mosel fahren. "Wäre ja halb so wild, wenn nicht ständig dieser unfassbare Wind dazukommen würde", jammert Frank. Denn das ist die zweite Erfahrung, die wir bei unserem Ritt über die Hunsrück-Höhen machen: Nicht umsonst gibt es hier Windparks wie Sand am Meer. Überall ragen Windräder in den wolkenumtosten Himmel. Fast haben wir das Gefühl, an der Nordsee zu fahren – so stark pfeift es. Doch statt Salzluft zwischen Dünen erwartet uns die klare Luft großer Mischwälder.
Dieses Mittelgebirge ist tückisch: Wo ein Ort ist, muss längst nicht immer auch ein Weg sein. So fahren wir etwa fröhlich auf gutem Asphalt nach Burtscheid, nur um kurz darauf auf dem Acker zu landen. Kein Weiterkommen. Ein älterer Herr klärt uns auf: "Hier können Sie nicht fahren, jedenfalls nicht mit diesen Reifen", sagt er mit fachkundigem Blick auf unsere 25er-Pneus. Schotterpisten in alle Richtungen, außer da, wo wir hergekommen sind. "Sie müssen zurück", ergänzt er. Eine Sackgasse. Komplett unbeschildert – und deshalb völlig überraschend. Es wird nicht die letzte an diesem Wochenende sein ... Aber immerhin haben wir nach dem Wenden für ein paar Minuten Rückenwind.
Rennrad-Reben-Romantik
Auch Freunde der härteren Rennrad-Gangart werden im Hunsrück glücklich. In Örtchen wie Bescheid, Berglicht und wie sie alle heißen, sind die Haupt- und Nebenstraßen oft noch komplett gepflastert. Da steppt das Gesäß auf dem Sattel und die Bidons tanzen in den Flaschenhaltern. "Also langweilig wird es hier auf jeden Fall nicht", stellt Frank klar.
Dafür sorgen aber vor allem die ganz besonderen Strecken, welche der Hunsrück hinter einer Fassade aus Reben-Romantik an der Mosel und windumtoster Bodenständigkeit in den Höhenlagen offenbart. Kein Wunder also, dass wir auch auf unserer nächsten Tour den direkten Weg hinab zur Mosel vermeiden. Stattdessen biegen wir kurz vor Erreichen des stolzen Flusses und seiner berühmten Weinorte wie Bernkastel-Kues oder Traben-Trarbach immer wieder in kleine Quer- und Nebenstraßen ein. Immer hin und her, hoch und runter durch die schier endlos wirkenden Weinberge. Mal auf steilen Rampen, mal in schönen Serpentinen jagen wir durch die Reben. Dazwischen immer wieder ein Blick hinunter ins Tal, auf die Mosel und hinüber auf die Hänge im Norden. Und dann diese ganz besondere Farbenpracht der Blätter: Indian Summer am Riesling-Hang.
Nach mehr als zweistündigem Auf und Ab im Hinterland der Mosel gönnen wir uns dann endlich die Abfahrt Richtung Fluss. Bei einem der zahllosen Winzer kehren wir zur wohlverdienten Rast ein. Nur auf den leckeren Riesling verzichten wir. Noch. "Den gibt es dann nach der Runde, zum Lohn für unsere Beine und zum Anstoßen auf unsere fantastische Sause durch den Hunsrück", vertröste ich Frank. "Versprochen!"