Kurze Übersicht
Sie wirkt in diesen Zeiten so aktuell wie selten, die alte Reiseweisheit: "Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah!" Und so nehmen wir die fränkische Version der Toskana unter die Reifen und besuchen die Haßberge bei Schweinfurt. Frankenland statt Italien. Gut, anstelle von Zypressen strecken sich hier Pappeln dem Himmel entgegen und statt Pinien breiten Kiefern ihre Kronen aus. Aber malerische Dörfer und Weinberge bieten auch die Haßberge reichlich. Selbst das Wetter gibt sich italienisch, als sich die beiden Locals Christof und Katrin mit mir in den Sattel schwingen: Die Sonne lacht vom Himmel, als stünde sie über Florenz oder Siena.
Bunte Blumenwiesen grüßen vom Straßenrand, kleine Äcker und Streuobstwiesen fügen sich wie ein bunter Flickenteppich zusammen. Die sanften Hügel sehen so aus, als hätte der liebe Gott Kissen unter die Wiesen geschoben. Der Duft von wildem Majoran und Beifuß weht durch die Luft. Gegen Mittag erreichen wir das romantische Örtchen Königsberg. Die Fachwerk-Altstadt wirkt wie aus der Zeit gefal len, fast wie eine Zeitreise ins Mittelalter. "Das ist hier ja mindestens so pittoresk wie in Italien", stellt Christof fest. Tatsächlich strahlen die historischen Gassen der Dörfer in den Haßbergen, teilweise noch mit Stadtmauern und Tortürmen, ihren ganz eigenen Reiz aus.

Kombiniert mit vielen Schlössern und Burgruinen, liegt eine besondere Atmosphäre über der Region. Zeil am Main und Bamberg sind weitere Orte, die mit zahllosen malerischen Winkelnaufwarten. Die Altstadt Bambergs zählt gar zum UNESCO-Weltkulturerbe. "Gut, für ihre Pasta sind die Franken vielleicht nicht bekannt," gesteht Katrin bei der Einkehr in einem urigen Biergarten. "Aber mit unserem Frankenwein müssen wir uns nicht verstecken." Die wärmespeichernden Keuperböden und rund 1700 Sonnenstunden verhelfen den regionalen Weinen zu besonderer Güte.
Und Tradition hat der Weinanbau in der fränkischen Toskana auch: Schon im 17. Jahrhundert führte Abt Alberich Degen die Silvanerrebe in Franken ein – heute lässt sich der nachhaltig angebaute Silvaner auf zahlreichen Weinfesten verkosten. Etwa auf dem Zeiler Altstadt-Weinfest, das dieses Jahr allerdings aufgrund der Covid-19-Pandemie ausfallen musste. "Und dann hätten wir ja noch unsere Biere. Da kann die Toskana aber so was von einstecken", ergänzt Christof. Allein in der Umgebung der Haßberge halten mehr als 300 Brauereien die hiesige Braukunst hoch und produzieren eine entsprechende Anzahl an Gerstensäften. Den einen oder anderen zu probieren lohnt sich!

Etwa in der Brauerei Hartleb mit ihrer Gaststätte Zum grü- nen Baum in Maroldsweisach, in der auch wir uns nach der ersten Tour stärken. Seit sechs Generationen wird das unfiltrierte, untergärige Märzen-Landbier nach dem bayerischen Reinheitsgebot und überlieferter Familienrezeptur gebraut. Der Sudkessel wird mit Holz beheizt, das Malz stammt aus Bamberg, der Hopfen aus der Holledau, das Wasser aus regionalem Zulauf. Regelmäßig werden zum Schlachttag eigene Wurst und eigener Schinken hergestellt und auch eingedost – zum Mitnehmen. Eine fränkisch-bürgerliche Küche, dazu süffiges Landbier – das hat sich herumgesprochen. Gestärkt und ausgeruht starten wir am folgenden Morgen zu einer Rennradtour mit Grenzerfahrung.

Vom Marktplatz des beschaulichen Kurorts Bad Königshofen geht es ohne Umwege direkt in Richtung Norden an die ehemalige innerdeutsche Grenze, wo in Breitensee bereits die ersten Relikte von dieser Epoche zeugen. Mit ihren nördlichen Ausläufern grenzen die Haßberge an das Bundesland Thüringen, während der Teilung Deutschlands lagen sie im Grenzgebiet. Und genau hier beginnt sie, die große Freiheit, welche die Bewohner und Rennradfahrer dieser Region noch vor 30 Jahren eben nicht hatten: mit dem Rad einfach mal eben über die Grenze fahren. Was damals undenkbar war, ist heute selbstverständlich: Auf den folgenden Kilometern passieren wir die ehemalige Grenze gleich vier Mal. Ein Höhepunkt der Tour – im wahrsten Sinne des Wortes – steht direkt nach der letzten Grenzüberfahrt zwischen Rieht nach Zimmerau an, der schon von Weitem sichtbar ist: der Bayernturm.
Ein 38 Meter hoher Aussichtsturm, der in den 1960er-Jahren eigens für West-Touristen gebaut wurde. 180 Stufen mussten sie erklimmen, um einen Blick über die Grenzanlagen und den Todesstreifen in die DDR zu werfen. Sightseeing mit Gruseleffekt. Heute ist das alles zum Glück Geschichte und die Aussicht vom Turm lädt zum Verweilen ein, fällt der Blick doch auf dieses traumhaft schöne Stück Deutschland. Uns führt die Strecke schließlich wieder zurück nach Bad Königshofen, im steten Auf und Ab durch die sanft hügelige Landschaft der Haßberge. Eine Landschaft, die sich als fränkische Toskana wahrlich nicht vor dem italienischen Original verstecken muss. Und näher liegt sie allemal.

Höhepunkte
Den besten Kaffee gibt’s im Café & Kunsthand- werkerhof Königsberg: selbst gemachte Kuchen und Kaffee zwischen ganz viel Kunst. kunst-handwerkerhof.de
Typisches Souvenir der Region ist der Frankenwein. Leckere Tropfen zwischen Tradition und Moderne gibt es beim Weingut Rippstein in Sand am Main. Weingut-rippstein.de
Infocenter
Ob fleißig kurbelnd oder betont kulinarisch: Im Norden Bayerns verzaubern die Haßberge ihre Besucher nicht nur mit traumhafter Natur, sondern auch mit Leckereien in fester und flüssiger Form.
Erleben
Fachwerkstadt Hofheim
Verträumte Altstadt im Deutschen Burgenwinkel mit fränkischen Fachwerkhäusern und alten Stadtmauern. stadt-hofheim.de
Badesee Nassach
Schwer romantisch liegt der naturbelassene kleine Stausee direkt am Haßbergtrauf. Gleich am See liegt auch ein Zeltplatz.jugendzelten.de
Frankentherme
Den ersten Natur-Heilwassersee Deutschlands, ein finnisches Saunadorf, eine einzigartige Brauhaussauna mit Bieraufguss, dazu Mineralheilwasserbecken im Innen- und Außenbereich sowie zahlreiche Wellness-Anwendungen: die Frankentherme in Bad Königshofen hat eine Menge zu bieten. frankentherme.de
Traditionelles Wirtshaussingen
Viele Dörfer der Haßberge pflegen die Tradition des Wirtshaussingens. Kult sind das "Iwinner Wirtshaussingen" im Tunnelsaal des Fränkischen Gasthauses Faber-Rädlein in Burgpreppach-Ibind und das Mundartwirtshaus "Madenhäusle" in Madenhausen. Nach der Stärkung mit fränkischen Spezialitäten wird aufgespielt und kräftig gesungen.
Entdecken
Fakten
Die Haßberge liegen recht zentral in Deutschland im Norden Bayerns, nahe der Grenzen zu Thüringen, Hessen und Baden-Württemberg. An der Nahtstelle von Bier- und Weinfranken kommen Genießer nicht nur mit fränkischen Spezialitäten direkt vom Bauern voll auf ihre Kosten – der Deutsche Burgenwinkel mitten im Naturpark ist auch ein traumhaftes Rennradrevier.
Beste Reisezeit
Von Mai bis September lohnt sich der radsportliche Trip in die Haßberge. Speziell von Juni bis August locken angenehme Temperaturen und geringe Niederschlagsmengen.
Anreise
Bahn: Egal ob aus Frankfurt, München oder Berlin: Dank ihrer zentralen Lage sind die Haßberge von vielen Großstädten in zwei bis drei Stunden per Zug erreichbar. Zielorte sind etwa Haßfurt, Zeil, Ebelsbach.
Auto: Auch per Auto ist es aus vielen Städten Deutschlands nicht weit bis in die Haßberge. Von Frankfurt und Stuttgart sind es etwa zwei, von München drei und von Berlin rund vier Stunden Fahrzeit.
Unterkunft
- Brauhaus: Schicke Ferienwohnungen in Köslau mit Sram-Gravelbike-Teststation.brauhaus3.de
- Landhotel Rügheim: Für eine Auszeit im Grünen mit schönem Naturbadeteich, Sonnenterrasse und guter Küche mit fränkischen Spezialitäten.landhotel-ruegheim.de
- Schäferwagenhotel:In Sulzfeld finden Gäste eine einfache, gemütliche Unterkunft für den kleinen Geldbeutel: Genächtigt wird hier im rustikalen Holzwagen. schaeferwagenhotel.de
Essen & Trinken
- Landgasthof Bärental: Von Herzen und aus Respekt vor Tier und Natur wird im Bärental in Sulzfeld Regionales "from nose to tail" serviert. baerental-sulzfeld.de
- Fränkischer Hof: Im Ambiente eines prächtigen, denkmalgeschützten Gemäuers bietet das Restaurant in Hofheim feinbürgerliche fränkische Küche. fraenkischer-hof-hofheim.de
- Zur Alten Freyung: Traditionsreiche Brauereigaststätte in Zeil am Main mit selbstgebrautem Bier und deftiger Küche. zur-alten-freyung.de
Burgerstürmen-Runde
Länge | 112,60 km |
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Dauer | 5:25 Std |
Schwierigkeitsgrad | Schwer |
Höhenunterschied | 1369 Meter |
Höhenmeter absteigend | 1372 Meter |
Tiefster Punkt | 273 m ü. M. |
Höchster Punkt | m ü. M. |
Diese Tour findest du auch bei unserem Partner
Durchs Abt-Degen-Weintal
Länge | 44,97 km |
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Dauer | 2:00 Std |
Schwierigkeitsgrad | Mittelschwer |
Höhenunterschied | 333 Meter |
Höhenmeter absteigend | 337 Meter |
Tiefster Punkt | 232 m ü. M. |
Höchster Punkt | m ü. M. |
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Fachwerk – und Seen-Runde
Länge | 79,21 km |
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Dauer | 4:06 Std |
Schwierigkeitsgrad | Schwer |
Höhenunterschied | 613 Meter |
Höhenmeter absteigend | 614 Meter |
Tiefster Punkt | 266 m ü. M. |
Höchster Punkt | m ü. M. |
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Grenzgänger-Runde
Länge | 76,60 km |
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Dauer | 3:35 Std |
Schwierigkeitsgrad | Schwer |
Höhenunterschied | 707 Meter |
Höhenmeter absteigend | 709 Meter |
Tiefster Punkt | 279 m ü. M. |
Höchster Punkt | m ü. M. |
Diese Tour findest du auch bei unserem Partner