Ursus-Laufräder
Die Laufradmarke Ursus ist hierzulande nicht unbedingt wohlbekannt, dabei gibt es die Marke schon seit über 50 Jahren, und als Ausrüster des Teams Picnic PostNL von John Degenkolb ist sie auch in der WorldTour vertreten. Aufmerksamkeit erlangte das Team dieses Jahr vor allem bei der Tour de France: Oscar Onley entpuppte sich als härtester Widersacher von Florian Lipowitz im Kampf um Platz drei – erst bei der letzten Bergankunft konnte der Deutsche den Schotten abschütteln und seinen Podiumsplatz sichern.
Unterwegs war Onley dabei mit besagter Laufradmarke aus Rosà bei Vicenza. Ob wirklich mit dem hier getesteten Modell Proxima 50 Team Edition, das laut Herstellerwebsite vom Team gefahren wird, oder einem anderen, leichteren Modell sei mal dahingestellt. Dennoch haben wir die plötzliche Präsenz zum Anlass genommen, Ursus-Laufräder in Labor und Praxis zu testen.
Kurz & knapp: Proxima 50 Team Edition
- Modell: Proxima 50 Team Edition
- Carbonfelgen mit Haken, 50mm hoch, innen 23mm weit, außen 30mm breit
- Alu-Naben mit Keramiklagern
- je 24 Sapim CX-Ray-Speichen, 2-fach gekreuzt
- Gewicht: 1555 Gramm
- Preis: 1750 Euro
Labor- und Praxistest
Gute 1000 Kilometer sammelten zwei ROADBIKE-Testfahrer mit den Proxima 50 Team Edition, die laut Herstellerwebsite so auch vom Team Picnic PostNL gefahren werden und die auch mit den Felgenhöhen 35, 40 und 60 Millimeter zu haben sind.

Die Carbonhakenfelge der Ursus Proxima Team Edition-Laufräder gibt es in 35, 40, 50 und 60 Millimetern Felgenhhöhe.
Positiv bemerkten die Testfahrer die Stabilität: Vorne und hinten sorgen je 24, 2-fach gekreuzte Sapim CX-Ray-Speichen für eine spürbar hohe Seitensteifigkeit. "Da quietscht nichts, wackelt nichts, die Dinger sind absolut verwindungssteif und jedes investierte Watt kommt auch auf der Straße an", meldete ein Testfahrer zurück.
Ausgewiesene Federgewichte sind die Laufräder aber nicht: 702 Gramm am Vorderrad und 853 Gramm am Hinterrad ergeben ein Setgewicht von 1555 Gramm – immerhin 75 Gramm mehr als der Hersteller angibt. Bei der Beschleunigung spürt man das Gewicht durchaus: "Die Proxima 50 sind sicher nicht super-spritzig im Antritt, sondern brauchen durchaus etwas Nachdruck", so eine Tester-Rückmeldung, "aber einmal in Fahrt halten sie das Tempo sehr gut." Nicht zuletzt dank der leichtlaufenden Keramiklager.

Je 24, 2-fach gekreuzte Sapim CX-Ray-Speichen verbinden Nabe und Felge - und sorgen für eine spürbar hohe Seitensteifigkeit.
Dazu zählt auch die hohe Laufruhe: Auf den 1000 Testkilometern gab es so manche Ausfahrt bei windigen Bedingungen, doch auch bei strammen und böigem Seitenwind hielten die Ursus-Laufräder trotz immerhin 50 Millimeter Felgenhöhe stoisch die Spur. "Ich ziehe ehrlich gesagt Laufräder, die laufruhig rollen und so steif und stabil sind wie die Ursus, leichteren, dafür aber nervöseren Modellen unbedingt vor", so ein Testfahrer. Auch die Lenkung war immer präzise und direkt.
Kehrseite von Steifigkeit und Direktheit ist jedoch eine gewisse Härte der Proxima 50 Team Edition: Die Kombination mit 28 Millimeter Reifen von Pirelli liefert recht unmittelbares Feedback von der Straße, wenn man es positiv formulieren möchte. Negativ ausgedrückt war der Dämpfungskomfort überschaubar. Angesichts von 23 Millimetern Maulweite könnte man diesbezüglich mit etwas breiteren Reifen und geringerem Luftdruck aber sicher gegensteuern.

Die Maulweite beträgt 23 Millimeter - Reifen bauen so etwas breiter, vor allem ab 30 Millimetern Reifenbreite würde der Komfort so spürbar steigen.
Im Labor gefiel der sehr saubere Aufbau: Vorderrad und Hinterrad sind mittig zentriert, vorne sind Seiten- und Höhenschlag mit 0,16 bzw. 0,23 Millimeter ausgesprochen gering, am Hinterrad mit 0,33 bzw. 018 Millimeter auch kaum größer (ab 0,5 Millimetern sprechen wir von leichtem Seiten- bzw. Höhenschlag). Die Keramiklager laufen nach den ersten 1000 Testkilometern seidenweich – auch der Freilauf dreht sich leicht. Die Geräuschentwicklung trifft übrigens laut Testfahrern eine goldene Mitte: "Der Freilauf knattert vernehmbar, aber keinesfalls störend", so das Fazit.
Fazit: Ursus Proxima 50 Team Edition
Mit sehr gutem Aufbau und leicht laufenden Lagern gefallen die Ursus Proxima 50 Team Edition im Labor, dank hoher Seitensteifigkeit, direkter Lenkung und großer Laufruhe auch in der Praxis. Die Tatsache, dass hochwertige Komponenten wie etwa Keramiklager und Sapim CX-Ray-Speichen verbaut sind, relativiert den nicht unbedingt günstigen Preis von 1750 Euro.

Der Freilauf ist erhältlich für Campagnolo-, Shimano- und Sram-Schaltungen, das Knattern ist vernehmbar, aber nicht penetrant.
Spürbar sind das etwas höhere Gewicht und der eher überschaubare Dämpfungskomfort, die positive Bewertung durch die Testfahrer schränkte dies aber kaum ein. Insgesamt ein Tipp vor allem auch für etwas athletischere Fahrerinnen und Fahrer. Ein maximal zulässiges Gewicht für die Laufräder konnten wir auf der Herstellerwebsite übrigens nicht finden – diese ist zudem Stand Mitte Dezember stark reduziert, da der Launch neuer Produkte für den 10. Januar 2026 angekündigt ist. Zudem gibt sich die Marke ein neues Logo. Die Proxima 50 Team Edition sollen aber im Programm bleiben.





