Rennrad: 14 Tubeless-Reifen im ROADBIKE-Test

Tubeless-Reifen-Test
Das sind die Top- und Endurance-Reifen

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ArtikeldatumVeröffentlicht am 28.08.2025
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Continental,Reifen,Fahrer
Foto: Continental

Auf die Gefahr hin, Altbekanntes zu wiederholen: Reifen sind die "Hidden Champions" am Rennrad! Wer Handling, Sicherheit und Optik seines Renners nachhaltig verändern möchte, schafft das mit keinem anderen Bauteil so preisgünstig und effektiv wie mit einem Satz neuer Reifen. Stichwort Handling: Ein leichter Reifen beschleunigt schneller, ein geringer Rollwiderstand verleiht subjektiv Flügel, und die Bauform beeinflusst das Fahrgefühl substanziell. Thema Sicherheit: Pannenschutz, effektiver Grip, aber auch subjektives Vertrauen ins Material bestimmen maßgeblich mit, wie wohl man sich auf einem Rad fühlt – und wie sicher man fährt. Und zur Optik: Die Farbe der Reifenflanke prägt das Erscheinungsbild des Renners stärker, als manche vermuten. Klar, auch neue Laufräder, eine neue Gruppe oder eine schicke Lenker-Vorbau-Einheit sind beliebte Tuningteile.

Die Gewinner auf einen Blick

Das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bei hohem Praxiseffekt haben aber Reifen. Kein Wunder, dass die Hersteller großen Aufwand bei der Entwicklung treiben, ihr Angebot immer weiter ausdifferenzieren und auch die Preisspanne bei Reifen immer größer wird. Unsere regelmäßigen Tests bieten Orientierung (vgl. Ganzjahres- und Gravel-Reifen in RB 11–12/24, Top-Allrounder vs. Wettkampfpneus in RB 08/24 oder Tube-Type-Reifen in drei Preisklassen in RB 06/24, erhältlich unter: www. bike-x.de/roadbike-shop).

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Agron Beqiri

Diese 14 Reifen haben wir getestet

Endurance

  • Continental Grand Prix TR
  • Goodyear Eagle TLR
  • Hutchinson Challenger TLR
  • Michelin Pro 5 TLR
  • Schwalbe One TLE
  • Specialized Mondo TLR
  • Vittoria Corsa N.EXT TLR

Top-Reifen

  • Continental Grand Prix 5000S TR
  • Goodyear Eagle F1 R Tubeless Complete
  • Hutchinson Blackbird Racing Lab TLR
  • Michelin PowerCup TLR
  • Schwalbe Pro One TLE
  • Specialized S-Works Turbo TLR
  • Vittoria Corsa Pro TLR

Reifenkategorie

Eine interessante junge Reifenkategorie ist die der Endurance-Pneus: sportlicher als Ganzjahresreifen, weniger kompromisslos als Top-Modelle, dafür günstiger, robust und haltbar, oft sowohl als Tubeless- oder Tube-Type-Version und in vielen Breiten bis 35 Millimeter erhältlich. Und wo stehen die Endurance-Reifen im Vergleich zu den Top-Allroundern? Um das zu beantworten, haben wir aus beiden Kategorien je sieben Tubeless-Modelle in Labor und Praxis getestet und verglichen – mit spannenden Ergebnissen.

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Agron Beqiri

Gleich fünf Hersteller vermarkten ihre hier getesteten Reifen als Endurance-Pneus: Continental, Goodyear, Hutchinson, Michelin und Specialized. Schwalbe und Vittoria verwenden zwar nicht den Begriff Endurance, richten ihre Reifen gemäß Produktbeschreibung aber darauf aus. Und sie buhlen um dieselben Käufer. Innerhalb der Kategorie zeigen sich indes Unterschiede: Während etwa Specializeds Mondo, Goodyears Eagle und Schwalbes One das Thema Endurance eher sportlich interpretieren, konzentriert sich Hutchinson mit dem Challenger auf maximale Haltbarkeit: Über 10 000 Kilometer Laufleistung versprechen die Franzosen – die Lauffläche ist dick, Mehrgewicht und hoher Rollwiderstand sind die Folge.

Die Top-Reifen sind alte Bekannte. Allerdings lohnt sich der Test auch bei ihnen, denn nicht selten bringen "running changes" kleinere Veränderungen bei der Gummimischung, den Pannenschutzlagen oder dem Material der Karkasse. Das führt dazu, dass wir über die Jahre vermeintlich identische Reifen mit teils deutlich abweichenden Ergebnissen getestet haben. Was sich natürlich in Ranglisten, Punktetabellen und Endnoten widerspiegelt. An dieser Stelle nochmals der Hinweis: ROADBIKE-Tests sind immer in sich geschlossen, das heißt, die jeweils im Test vergebenen Punkte und Noten spiegeln immer das Leistungsspektrum des jeweiligen Testfelds wider und lassen sich nicht beliebig mit Ergebnissen anderer Tests vergleichen.

Prüfstand

Apropos ROADBIKE-Tests: Auch diesmal haben wir für die Prüfstandtests wieder vor Ort in externen Einrichtungen gemessen – im Rotationsprinzip diesmal in den Laboren von Continental und Specialized. Den Aufwand, zwei Prüfeinrichtungen aufzusuchen, betreiben wir übrigens – anders als andere Rennradmagazine oder -Websites – bewusst, damit nicht ein Hersteller ohne Korrektiv sein eigenes Produkt testet (siehe auch "So testet ROADBIKE", Seite 51).

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Benjamin Zöller

Genug der Vorrede, wo stehen die Reifen denn nun? Beim Preis punkten die Endurance-Modelle: Sie kosten von 55 bis 72 Euro (unverbindliche Preisempfehlung) und damit spürbar weniger als die 70 bis 96 Euro, die für die Topreifen aufgerufen werden. Unterschiede, die in der Regel auch bei den realen Stra- ßenpreisen erhalten bleiben. Erfreulicherweise zeigen die günstigeren Endurance-Reifen auch bei den Labormessungen von Gewicht, Rollwiderstand und Pannenschutz mehrheitlich gute Leistungen.

Vor allem beim Pannenschutz rangieren auf den ersten acht Plätzen gleich fünf Endurance-Modelle, Continentals neuer Grand Prix erreicht hier fast das Niveau seines großen Bruders Grand Prix 5000S TR. Und beim Gewicht halten zumindest drei Endurance-Modelle Anschluss an die besten Reifen, von denen nur die Top-Pneus von Specialized und Continental etwas herausstechen. Beim Rollwiderstand setzt sich ein Trio mit den Topreifen von Conti, Michelin und Schwalbe deutlich von der ansonsten eng beieinanderliegenden Hauptgruppe ab, zu der auch verschiedene Endurance-Reifen gehören.

Der Blick auf die Prüfstandsergebnisse belegt aber einmal mehr: Die hohe Kunst beim Reifenbau besteht darin, einander eigentlich widersprechende Anforderungen bestmöglich zu vereinen. So gefallen die Topreifen von Michelin, Hutchinson und Vittoria zwar mit attraktivem Leichtgewicht, erkaufen sich das jedoch mit Abstrichen beim Pannenschutz. Umgekehrt müssen die Endurance-Reifen von Continental, Schwalbe und Specialized zwar beim Gewicht fast der gesammelten Konkurrenz den Vortritt lassen, zeigen sich dafür aber auch deutlich pannenresistenter.

Kategorieübergreifend schaffen die Reifen von Conti, Schwalbe und Specialized den Spagat zwischen geringem Gewicht, hohem Pannenschutz und niedrigem Rollwiderstand am besten. Michelin gelingt mit seinem Topreifen Power Cup der Sprung aufs Treppchen, das neue Endurance-Modell Pro 5 fällt demgegen- über stärker ab. Vittoria positioniert beide Pneus nah beieinander im Mittelfeld vor den Goodyears und Hutchinsons Top-Modell Blackbird. Der Hutchinson Challenger – Schlusslicht bei Gewicht und Rollwiderstand – setzt den großzügigen Materialeinsatz in ordentlichen Pannenschutz, landet hier im soliden Mittelfeld und liefert im Sticheltest gar den Bestwert.

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Agron Beqiri

Und wie schlagen sich die Reifen in der Praxis? Insgesamt erfreulich gut: Neun von 14 Reifen erreichen die höchste bzw. zweithöchste Punktzahl, wobei Specializeds Mondo als subjektiv sehr schnell rollender, gut dämpfender und Vertrauen vermittelnder Tausendsassa heraussticht. Einmal mehr erstaunt, wie sehr die Reifen die Gesamtperformance eines Rennrads beeinflussen: So offenbaren etwa die Goodyear- und Hutchinson-Modelle im Handling einen sehr agilen Charakter und kippen sportlich in Kurven ab, während als Gegenbeispiel Vittoria eher mit satter Straßenlage und gutem Dämpfungskomfort gefällt.

Im Umkehrschluss heißt das: Die Wahl des Reifens ist immer eine Frage von Vorlieben und persönlicher Gewichtung. Auch praktische Fragen wie die Montage verdienen Beachtung: Hier überzeugt vor allem Schwalbe. Um beide Reifen von Specialized und Vittorias Corsa N.EXT zu montieren, braucht es dagegen Frustrationstoleranz, gute Reifenheber – und unterwegs sollte man besser keine Panne haben.

Die Ergebnisse des Tests im Detail: Endurance-Reifen (28mm)

1
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Agron Beqiri

Continental Grand Prix TR

2
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Agron Beqiri

Goodyear Eagle TLR

3
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Agron Beqiri

Hutchinson Challenger TLR

4
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Agron Beqiri

Michelin Pro 5 TLR

5
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Agron Beqiri

🏆 Schwalbe One TLE

6
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Agron Beqiri

Specialized Mondo TLR

7
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Agron Beqiri

Vittoria Corsa N.EXT TLR

1
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Agron Beqiri

🏆 Continental Grand Prix 5000S TR

2
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Agron Beqiri

Goodyear Eagle F1 R Tubeless Complete

3
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Agron Beqiri

Hutchinson Blackbird Racing Lab TLR

4
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Agron Beqiri

Michelin Power Cup TLR

5
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Agron Beqiri

💰 Schwalbe Pro One TLE

6
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Agron Beqiri

Specialized S-Works Turbo TLR

7
Top-Reifen,ROADBIKE Test,Vittoria_Corsa_Pro
Agron Beqiri

Vittoria Corsa Pro TLR

Fazit

Wer nicht aus Prinzip Top-Reifen fährt, findet im neuen Endurance-Segment leistungsstarke und günstigere Alternativen. Vergleichen lohnt sich, denn die unterschiedliche Auslegung der Modelle ist im Wortsinn erfahrbar. Conti, Schwalbe, Specialized und zum Teil Michelin ragen aus dem Testfeld heraus.

So testet ROADBIKE

Die Prüfstandsmessungen wurden unter Aufsicht von ROADBIKE in den Laboren von Specialized und Continental durchgeführt, die Werte der Prüfreihen aus beiden Laboren anschließend gemittelt und gewichtet.

  1. Rollwiderstand: Auf den Prüfständen dreht sich eine glatte Stahltrommel konstant mit einer Geschwindigkeit von 30 km/h. Um Verfälschungen durch Erwärmung zu verhindern, läuft der Prüfstand bereits eine Stunde vor Testbeginn. Per Aufhängung wird ein Laufrad mit aufgezogenem Testreifen mit 50 kg Gewicht auf die Trommel gepresst. Die Testreifen werden schlauchlos auf dasselbe Laufrad aufgezogen, der Luftdruck beträgt stets 6,0 Bar. Ermittelt wird die erforderliche Leistung (in Watt), um die Trommel bei angepresstem Reifen konstant mit 30 km/h zu bewegen.
  2. Pannenschutz: Die Testreifen werden auf Prüftischen maschinell durchstoßen: mit spitz und stumpf zulaufender, 1,5 mm breiter Nadel durch die Lauffläche, mit 5 mm breiter Klinge durch Lauffläche und Seitenwand. Je größer die Summe der dafür notwendigen Kräfte (in Newton), desto besser der Pannenschutz.
  3. Gewicht: Von jedem Modellwerden je vier Reifen gewogen, die Werte (in Gramm) gemittelt und dann bewertet. Je geringer der Mittelwert, desto besser.
  4. Montage: Sind dafür Reifenheber und/oder viel Kraft nötig, erhält ein Reifen weniger Punkte, als wenn er sich problemlos von Hand aufziehen lässt. Probleme beim Einrasten bzw. Abdichten kosten ebenfalls Punkte.
  5. Fahrverhalten: Die Testfahrten werden mit identischen Laufrädern und jeweils 6,0 Bar unmittelbar hintereinander auf gleicher Runde mit Anstiegen, Abfahrten, schlechtem Straßenbelag und schnellen Kurven durchgeführt. Die Testfahrer bewerten die Kandidaten hinsichtlich Straßenlage, Handling, Dämpfung, Abrollverhalten sowie Grip beim Bremsen, in Kurven und auf wechselndem Untergrund.
  6. Punkteschlüssel: 100–91: überragend; 90–71: sehr gut; 70–51: gut; 50–31: befriedigend; 30–0: schwach.