Test: Merida Silex (Modelljahr 2018)

Testbericht: Merida Silex (Modelljahr 2018)

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Zuletzt aktualisiert am 14.12.2017

Bewertung:

Was uns gefällt:

 leichtes, vielseitiges Rahmen-Set

 universelle Plattform für Reise, Pendeln, Gravel

Was uns nicht gefällt:

 Lenkung reagiert etwas „hakelig“

 Ausstattung unter Preisniveau

Testurteil

Testsieger-Logo: Testurteil gut

Testurteil: Gut (66 Punkte)

Gravel-Bike, Reise-Renner, Abenteuer-Rad oder doch einfach ein Alleskönner? Merida schickt sein neues Silex in der Rennrad-Kategorie an den Start, in der momentan am meisten Bewegung herrscht. Klar, das Segment ist noch jung – und entsprechend offen für Neues. Und genau das wagt das deutsche Entwicklerteam von Merida beim Silex – beschreitet dabei ganz eigene, neue Wege. Und entfernt sich so ein ordentliches Stück vom traditionellen Rennrad. Einige der Rahmeneckdaten erinnern deutlich an ein Mountainbike.

Sehr viel Stack (langes Steuerrohr) sorgt für eine aufrechte Fahrerhaltung; ein nur 85 mm kurzer Vorbau, flacher Lenkwinkel (71 Grad) und langer Radstand (1064 mm) sorgen für satten Geradeauslauf. Auf einem Rahmen mit dieser Geometrie fühlen sich Umsteiger vom MTB schneller heimisch als traditionelle Rennradfahrer.

Eher Bike als Rennrad

Denn man sitzt sehr aufrecht auf dem Merida Silex, der Geradeauslauf ist stark ausgeprägt. Das ergibt auf ruppigem Untergrund durchaus Sinn – allerdings überrascht das Merida Silex umso mehr beim ersten Einlenken. Das Vorderrad folgt unerwartet direkt und zieht etwas in die Kurve hinein: eine typische Folge des sehr langen Gabelnachlaufs von 80 mm – auch das eher ein MTB-typischer Wert.

Die Verbindung von sicherem Geradeauslauf mit einer trotzdem direkt ansprechenden Lenkung mag gerade für Rennradfahrer interessant sein, denen ein laufruhiges Allroad-Rennrad zu wenig lebendig reagiert. Allerdings muss man sich an diesen speziellen Charakter des Merida Silex erst gewöhnen. Und man muss ihn mögen. Pendler, Reiseradler (Merida hat passende Packtaschen fürs Silex gleich mit im Programm), Abenteuerlustige und, nicht zu vergessen, MTB-Umsteiger, die ein schnelleres Rad fahren wollen, zählen zu den potenziellen Interessenten für das Merida Silex. Eine Probefahrt empfiehlt sich für sie daher unbedingt.

Der Preis des Rahmens

Fernab aller Geschmacksfragen haben die Entwickler beim Carbon-Rahmen und der Gabel ganze Arbeit geleistet: Das Set inklusive Steuersatz wiegt unter 1,6 Kilo – im Segment der Allroad-Räder eines der leichtesten Sets, die RoadBIKE bisher gemessen hat. Angesichts der vielseitigen, geländetauglichen Ausprägung des Merida Silex samt integrierter Befestigungsösen für Gepäckträger und Schutzbleche eine erstaunliche Leistung. Zumal auch die Steifigkeitswerte für jedes Fahrergewicht mehr als ausreichen. Beim Federungskomfort erreicht das Silex ebenfalls gute Werte. 35-mm-Reifen sorgen zudem für exzellente Vibrationsdämpfung.

Den überzeugend konstruierten Rahmen erkaufen sich die Produktmanager beim Testrad allerdings mit einer für den Preis (2349 Euro) etwas dürftigen Ausstattung. Keine Frage: Srams Apex-Gruppe ist solide und funktioniert bestens, besonderes Lob der Tester verdiente sich die kraftvolle, geschmeidig dosierbare Scheibenbremse. Doch liegt die Wertigkeit der Apex noch deutlich unter Shimanos 105 – ein Niveau, das man in der Klasse ab 2000 Euro erwarten darf.

Auch die Laufräder lassen Raum für Kritik: Das Set geriet recht schwer, die Felgen sind nicht tubelesstauglich, was gerade im vorgegebenen Einsatzbereich sinnvoll wäre. Zudem kam das Hinterrad des Testrades mit starkem Seitenschlag. Hier verliert das Merida Silex wertvolle Punkte und verspielt damit eine bessere Note. Schade, denn das eigenständige Konzept weckt Interesse.

Profil:

rb-1217-rennraeder-2018-merida-silex-profil (jpg)
RoadBIKE

Geometrie:

rb-1217-rennraeder-2018-merida-silex-geometrie (jpg)
RoadBIKE

Merida Silex (Modelljahr 2018) im Vergleichstest