Testbericht: Felt AR1

Testbericht: Felt AR1

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Zuletzt aktualisiert am 25.10.2010
RB Felt AR1
Foto: Benjamin Hahn

Bewertung:

Was uns gefällt:

 eigenständiges, auffälliges Aero-Konzept für die Straße

 sehr hochwertige und sinnvolle Ausstattung für lange Etappen

Was uns nicht gefällt:

 spürbar weicher Lenkkopf, verstärkt durch Lenker und Vorbau

 extrem unkomfortabler, hart wirkender Hinterbau

Schmale Gabelscheiden, schmales Steuerrohr, das windschlüpfrig anmutende Unterrohr, Sitzrohr und Sattelstütze in Tropfenform, sogar die Sitz- und Kettenstreben wurden auf geringen Luftwiderstand hin optimiert.
Die Idee dahinter ist schlüssig: Ein Rad mit weniger Luftwiderstand verlangt nach weniger Leistung für die gleiche Geschwindigkeit. Das soll Straßenfahrern wertvolle Körner sparen und bei langen Etappen einen deutlich messbaren Vorteil bringen. Diesen Aero-Trend verfolgt aktuell auch Canyon mit dem in RB 07/10 vorgestellten Aeroad, auf der kommenden Eurobike werden wohl noch mehr Aero-Renner zu sehen sein: Felt darf sich hier also durchaus als Vorreiter bezeichnen.

Auf der Straße ist der Aero-Vorteil freilich nicht direkt spürbar. Hier muss sich das AR1 wie jedes "normale" Rennrad durch Vorwärtsdrang und Laufruhe beweisen, die man sich gerade bei langen Etappen wünscht. Die Lenkung indes überrascht mit ihrem recht direkten Ansprechen: Das Vorderrad reagiert unvermittelt auf jeden Impuls am Lenker, folgt Lenkbefehlen dann allerdings etwas unpräzise. Dies ist dem zu weichen Lenkkopf zuzuschreiben. 62 Nm/° sind ein Wert, den auch ein 75-Kilo-Fahrer "erfahren" kann – angesichts des hohen Rahmengewichts von 1375 Gramm (Größe 58) erstaunt diese nie gefährliche, aber eben doch spürbar weiche Front schon. Zudem verwinden sich Lenker und Vorbau deutlich und verstärken dieses etwas undifferenzierte Lenkverhalten zusätzlich.

Dank der sportlichen Sitzposition stimmt aber der Vortrieb des AR1: Durch das nicht zu kurze Steuerrohr sitzt der Fahrer kompakt, aber nicht zu gedrungen. Das passt – auch nach vielen Stunden im Sattel. Nur der Rahmen wirkt am Heck sehr hart, was einer der schlechtesten bisher von Roadbike gemessenen Komfortwerte bestätigt. Klar, stellen Rennfahrer den Dämpfungskomfort hinten an. Doch auf langen Etappen ist seine Rolle so bedeutsam, wie die der Aerodynamik.
Nur konsequent fällt die Ausstattung des Testrades aus. Shimanos elektronische Di2-Schaltung, die mit ihren im Rahmen verlegten Kabeln, bestens zum Aero-Konzept passt – ebenso wie die hochwertigen Hochprofil-Dura-Ace-Laufräder.

*0–20 schwach, 20–40 befriedigend, 40–60 gut, 60–80 sehr gut, 80–100 überragend

RB Felt AR1 - Einschätzung
RoadBIKE