Getestet: Scope R5.A Aero-Laufräder

Aero-Laufräder aus den Niederlanden
Getestet: Scope R5.A Aero-Laufräder

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Zuletzt aktualisiert am 28.07.2023
Getestet: Scope R5.A Aero-Laufräder
Foto: Moritz Pfeiffer

Die niederländische Marke Scope hat sich einen Namen gemacht hat mit sehr technisch-wissenschaftlichem Entwicklungsansatz und fairen Preisen – erhältlich sind Scope-Carbonlaufräder für Rennrad, Gravel und Mountainbike bei ausgewählten Händlern und vor allem per Direktversand. ROADBIKE hatte Gelegenheit, die R5.A zu testen – mit satten 57 Millimetern die höchsten und aerodynamischsten Felgen im Scope-Portfolio.

Zur Orientierung: Scope bietet Rennradlaufradsätze in drei Felgenhöhen und zwei Preisstufen an. Die R-Serie kommt wahlweise mit 30, 45 oder 57 Millimeter hohen Carbonfelgen und ebenfalls wahlweise mit Maulweite 21 oder 23 Millimetern (als R-Serie bzw. R.A-Serie). Alle R-Modelle kosten 1498 Euro. Die S-Serie setzt ebenfalls auf drei Felgenhöhen, allerdings auf günstigere Naben und Speichen – hier kosten alle Modelle 998 Euro.

Moritz Pfeiffer

Test: R5.A

Die R5.A sind folglich die mit 57 Millimeter höchsten und mit 23 Millimeter Maulweite breitesten Felgen von Scope, die Außenweite beträgt satte 30 Millimeter. Wenig überraschend gehen sie dadurch nicht unbedingt als Leichtgewichte durch: 1712 Gramm bringt das Set aus Vorder- und Hinterrad mit Felgenband, aber ohne Tubeless-Ventile auf die ROADBIKE-Waage. Angesichts der Felgendimensionen ist das ein ordentlicher Wert, der zudem fast exakt der Herstellerangabe von 1705 Gramm entspricht – nicht wenige andere Hersteller rechnen ihre Produkte großzügiger leicht.

Der Aufbau der Laufräder erwies sich als tadellos: mittig zentriert, kein Höhen- oder Seitenschlag. Die SKF-Naben drehten sich im gesamten Testverlauf leicht und ohne Widerstand, optional bietet Scope ein Upgrade auf CeramicSpeed-Lager, das man sich allerdings mit 500 Euro Aufpreis erkauft.

Moritz Pfeiffer

An der Hinterradnabe setzt Scope auf ein System, das an DT Swiss erinnert: Der Freilauf lässt sich einfach per Hand abziehen, zum Vorschein kommen zwei Zahnscheiben mit 36-Zähne-Stirnverzahnung und einer Spannfeder. Diamond-Ratchet nennt Scope das System, bei dem sich im Handumdrehen der Freilauf wechseln lässt – angeboten werden Shimano (Standard und Micro Spline), Sram XD(R) und Campagnolo (Standard und N3W).

Moritz Pfeiffer

Obwohl Standardreifen zur Verwendung mit Schlauch natürlich kompatibel sind, empfiehlt Scope die Verwendung von Tubeless-Reifen: Tubeless-Felgenband und Tubeless-Ventile sind werkseitig bereits montiert. Als Bereifung empfiehlt Scope 28 bis 32 Millimeter breite Straßen-Pneus – oder maximal 57 Millimeter Gravelschlappen.

Die Montage von Tubelessreifen – in diesem Fall Continentals Wettkampfreifen GP 500 TT TR – gelang ohne Reifenheber, der Reifen sprang auch ohne Kompressor "nur" mit den Hüben einer normalen Standpumpe binnen Sekunden in die Felge und hielt in Kombination mit der neuen Dichtmilch von DT Swiss den Luftdruck beeindruckend – erst nach mehreren Tagen muss man nachpumpen. Die nominell 28 Millimeter breiten Pneus bauen auf der 23-622-Felge exakt jene 30 Millimeter breit, die auch die Außenweite der Felge entsprechen. Sprich: ein harmonischer Übergang von Reifen und Felge, ohne "Überquellen".

Moritz Pfeiffer

In der Praxis gefielen die R5.A mit subjektiv sehr hoher Seitensteifigkeit (in der Vergangenheit getestete Scope-Laufräder hatten im ROADBIKE-Labor stets hohe Werte erzielt). Beim Antreten und Pedalieren wird die investierte Kraft direkt in Vortrieb umgewandelt, die Lenkung ist jederzeit präzise. Das etwas höhere Gewicht hingegen ist beim Antritt spürbar – als Kurvenflitzer oder Pässe-Liebhaber würde der R5.A nicht durchgehen. Einmal auf Schwung gebracht spielt er aber die Vorteile der hohen Felge aus – und die Kombination aus Aero-Laufrad und dem geringem Rollwiderstand eines Wettkampfreifens zauberte immer wieder aufs Neue ein fettes Grinsen ins Gesicht.

Sportograf

Ihre Feuertaufe erlebten die R5.A beim Jedermannrennen Brezel Race – auf einem welligen Kurs über 62 Kilometer mit knapp 700 Höhenmeter, Kopfsteinpflaster und 16-Prozent-Rampe inklusive. Wichtigste Erkenntnis aus dem Rennen, aber auch den anderen Ausfahrten: Trotz der stattlichen Felgenhöhe von 57 Millimetern fuhren sich die Laufräder auch bei Seitenwind und selbst in Abfahrten bei Geschwindigkeiten jenseits der 70 km/h jederzeit stabil. Unruhe, Unsicherheit, Angst? Fehlanzeige! Insgesamt überwog im Ziel zudem das Gefühl, bei der im Durchschnitt 36 km/h schnellen Fahrt mehr von der Aerodynamik der Laufräder profitiert zu haben als durch ihr Gewicht am Berg ausgebremst worden zu sein. Auf Kopfsteinpflaster boten die vorne mit 21, hinten 24 Sapim CX-Sprint-Messerspeichen eingespeichten Laufräder sogar einen gewissen Restkomfort. Trotz der Felgenhöhe ist das Fahrgeräusch überraschend leise – kein auffälliges und motivierendes "Bollern". Dem Freilauf hingegen kann man solche Zurückhaltung nicht attestieren: Die Zahnscheiben knattern so ohrenbetäubend, dass in freier Wildbahn zwar Fußgänger oder andere Radfahrer aus Selbsterhaltungstrieb ruckzuck die Piste freigeben, im Wettkampf aber jedes noch so kleine Ausruhen im Windschatten sofort entlarvt wird und man zur Mitarbeit aufgefordert wird... Geschmackssache!

Sportograf

Attraktives Gesamtpaket

Insgesamt schnürt Scope mit den R5.A ein attraktives Gesamtpaket, das vor allem für diejenigen eine Überlegung wert ist, die einen aerodynamischen Vorteil suchen und/oder ein Aero-Rennrad mit entsprechend hohen Laufrädern pimpen wollen. Den Vergleich mit den Hochprofillaufrädern anderer Hersteller muss Scope dabei nicht scheuen, preislich bleibt man sogar deutlich unter so manchem Konkurrenzangebot.

Auch das Drumherum geht in Ordnung: Die "nur" als Disc-Laufradsätze erhältlichen und für Centerlock-Bremsscheiben ausgelegten R5.A sind ohne Gewichtslimit freigegeben, neben der Möglichkeit, Laufräder 30 Tage kostenlos zu testen bietet Scope drei Jahre Garantie, lebenslanges Crash Replacement und weltweit kostenlosen Versand. Kurzum: ein attraktives Gesamtpaket von unseren Nachbarn aus den Niederlanden.

Moritz Pfeiffer