Spitzenduell: Canyon Ultimate CF SLX vs. Rose XLite 06

Getestet auf Herz und Nieren
Das Duell: Canyon Ultimate CF SLX vs. Rose XLite 06

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Veröffentlicht am 04.01.2024
Duell,Rennräder,Canyon gegen Rose
Foto: Bjoern Haenssler

Maximale Performance zum besten Preis: Canyon Ultimate CF SLX und Rose XLITE 06 lassen selbst für hoch ambitionierte Hobbyfahrer praktisch keine Wünsche offen, das haben beide Modelle bereits in ROADBIKE bewiesen. Aktuell liegen die Räder im gehobenen Mittelklasse-Spec mit Shimano Ultegra Di2 (Canyon) und Sram Force eTap AXS (Rose) sogar preislich exakt auf einem Level: Je 6499 Euro zeigt das Preisschild des Online-Warenkorbs, was die Entscheidung nicht einfacher macht. Klar ist: Mit keinem der beiden Renner macht ihr wirklich etwas falsch, selbst wenn die Auswahl rein nach Optik, Image oder Sympathie für die Marke erfolgt. Ganz nüchtern betrachtet, punktet Canyon in Sachen Ausstattung: Denn beim Ultimate zählt der Powermeter zum Lieferumfang, das Rose kommt ohne Leistungsmessung. Worin sich die beiden Räder sonst unterscheiden, haben wir in allen Details unter die Lupe genommen – im Labor und natürlich in der Praxis auf der Straße. Hier die spannenden Erkenntnisse!

Im Roadbike-Labor

Die Rahmen

Herzstück beider Modelle ist, ganz klar, der Rahmen – und schon hier zeigen sich weitere Unterschiede. In vergleichbarer Rahmengröße (Canyon: M, Rose: 57) setzt das Ultimate CF SLX hier ein Ausrufezeichen: Nur 851 Gramm zeigt die ROADBIKE-Waage an, der Rose-Rahmen wiegt mit 941 fast 100 Gramm mehr. Durchaus nachvollziehbar, sind beim XLITE die Rohre doch etwas flächiger – für eine bessere Aerodynamik. Das Ultimate wirkt dagegen graziler. Auch bei der Gabel hat Canyon die Nase vorn, wenn auch weniger deutlich: mit 351 zu 378 Gramm. Noch enger wird das Rennen bei den inneren Werten, also bei Steifigkeiten und Komfort. Im Tretlager ist das Canyon um 8 N/mm steifer – ein Unterschied, der in der Praxis nicht erfahrbar ist, zumal beide Werte auf herausragend gutem Niveau liegen. Auch die Steifigkeit im Lenkkopf, wichtig beispielsweise für die Lenkpräzision in schnellen Kurven, ist mit 77 Nm/° (Canyon) und 79 Nm/° (Rose) fast identisch. In puncto Komfort hingegen kann sich das XLITE mit seiner D-Shape-Sattelstütze deutlicher absetzen und liefert mit 173 N/mm einen besseren Wert als die ebenfalls D-förmige Stütze des Ultimate mit 200 N/mm. Aber auch diesen Unterschied werden in der Praxis nur sehr fein getunte "Popometer" wirklich spüren können.

Canyon Ultimate CF SLX in Bildern

Canyon Ultimate und Rose XLITE – beides Rennräder auf absolutem Top-Niveau. Schön, dass es doch auch spürbare Unterschiede im Charakter gibt, so kann jeder seinen Favoriten finden und das Rad wählen, das zu ihm passt. – Christian Brunker, Redakteur

Zur vollständigen Betrachtung der Rahmen gehört ein Blick auf die Geometrie, entscheidend für die Fahreigenschaften und die Sitzposition auf dem Rad. Das XLITE-Oberrohr ist drei Millimeter, das Cockpit einen Zentimeter länger als beim Canyon – man sitzt hier etwas gestreckter. Das zeigt sich auch im Stack-to-Reach-Quotienten, der die Höhe des Rahmens ins Verhältnis zu seiner Länge setzt und so Rückschlüsse auf die Sitzposition erlaubt. Dieser Wert fällt für das XLITE 06 mit einem Verhältnis von 1,39 minimal knackiger aus als beim Ultimate, das mit einem Wert von 1,42 kaum weniger sportlich daherkommt. Das Canyon hat einen etwas kürzeren Radstand, was das Rad agiler macht, während das XLITE mit einem Hauch mehr Laufruhe punktet.

Die Ausstattung

Sram oder Shimano? Eine Entscheidung, die fast einem Glaubensbekenntnis gleichkommt. Da beide Renner aber auch mit der jeweils anderen Gruppe zu haben sind, blenden wir den Punkt an dieser Stelle aus. Funktional haben beide Gruppen einen sehr hohen Reifegrad erreicht. Deutlich spannender: die übrige Ausstattung. Können etwa die Rose-eigenen RC Sixty den ARC 1400-Laufrädern von DT Swiss im Canyon das Wasser reichen? Auf der Waage ist das Set aus Vorder-/Hinterrad knapp 100 Gramm schwerer (ARC 1400: 1536 g, RC Sixty: 1630 g), was auch auf die höheren Felgen zurückgeht (plus ein Zentimeter). Diesen Vorsprung halten die ARC 1400 im Komplett-Set-up mit Reifen, Kassette und Discs – allerdings setzt Rose auf breitere 28er-Reifen (Canyon: 25 mm) – beides übrigens Schwalbe Pro One. Bei der Seitensteifigkeit liegen beide Sätze auf vergleichbar hohem Niveau.

Rose XLite 06 in Bildern

Einen genaueren Blick verdienen die Lenker-Vorbau-Kombinationen: Mit dem XLITE 06 hat Rose erstmals ein eigenes One-Piece-Cockpit entwickelt. Im Gegensatz zu Canyons CP0018 verlaufen die Bremsleitungen nicht intern, sondern in Führungen auf der Unterseite. Einfacher für die Wartung, dafür beeinträchtigen die Nuten das Griffgefühl minimal.

Der Praxiseindruck

Nach all dem Zahlenwerk: Sind diese Differenzen wirklich auf der Straße spürbar? Auf jeden Fall! Der kürzere Radstand und die etwas leichteren Laufräder verleihen dem Ultimate einen minimal agileren und wendigeren Charakter, zudem beschleunigt das Ultimate einen Tick beherzter. Das Rose hingegen ist der bessere Tempobolzer: Es bietet ein wenig mehr Laufruhe und hält dank der höheren Felgen hohe Geschwindigkeiten besser.

* Gesamtgewicht ohne Pedale

Fazit

Sowohl bei Rose XLITE wie auch bei Canyon Ultimate gibt es richtig viel Rennradspaß fürs Geld – und doch mit spürbaren Unterschieden. Das XLITE punktet als richtig schneller Racer, das Ultimate fährt sich etwas lebendiger.