Die Fahrradkette ist eine zentrale Komponente des Antriebs. Sie verbindet das vordere Kettenblatt mit den hinteren Ritzeln und überträgt die Kraft, die du in die Pedale trittst, auf das Hinterrad, was wiederum das Fahrrad in Bewegung setzt. Eine gut gepflegte und korrekt gespannte Kette sorgt für reibungslosen Lauf und eine längere Lebensdauer, während eine verschlissene Kette den Verschleiß der Zahnkränze beschleunigen kann. Regelmäßige Reinigung und Schmierung sind daher essenziell, um die Effizienz und die Langlebigkeit des Antriebs sicherzustellen.
Mit ein wenig Know-how fährst du nicht nur effizienter und günstiger, die Kette selbst, die Kassette und die Kettenblätter halten auch länger. ROADBIKE beantwortet dir in den FAQ die wichtigsten Fragen rund um das Thema.
Alles zum Thema Fahrradkette
Warum gibt es so riesige Preisunterschiede bei Ketten?

Ketten der Topgruppen Shimano Dura-Ace oder Sram Red kosten oft doppelt so viel, wie die der preiswerteren Ensembles Ultegra/105 bzw. Force/Rival. Der Gewichtsvorteil hält sich dennoch überwiegend in Grenzen. Meist setzen die Topketten auf höherwertige, etwas leichtere Materialien und bessere Beschichtungen. Shimanos Dura-Ace-Kette etwa spart einige Gramm durch Hohlbolzen, die zudem die Reibung verringern und so Wirkungsgrad und Laufleistung steigern sollen. Srams Red-Kette weist Aussparungen an den Außenlaschen für weniger Gewicht auf. Force- und Red-Ketten haben zudem hartverchromte Oberflächen für geringeren Verschleiß. Firmenintern sind die Ketten zueinander kompatibel, eine 105-Kette funktioniert auch an einem Dura-Ace-Antrieb – und umgekehrt. Voraussetzung: die identische Anzahl von Ritzeln.
Sind Ketten auch herstellerübergreifend Kompatibel?

Nach ROADBIKE-Erfahrung funktioniert das Schalten auch bei „gemischten“ Systemen meist problemlos. Heißt: Eine Sram-Gruppe kann auch mit einer Shimano-Kette – und umgekehrt – angetrieben werden, solange die Kette für die gleiche Anzahl der Ritzel vorgesehen ist. Alle Hersteller empfehlen allerdings, beim Antrieb markentreu zu bleiben. Srams Flat-Top-Ketten besitzen etwa größere Rollen, was bei Mischformen laut Sram Schaltperformance, Lebensdauer und Funktionssicherheit erheblich einschränkt. Für optimale Performance und geringen Verschleiß warnt Shimano ebenfalls davor zu „mischen“.
Sind 11-fach-Ketten mit 12-fach-Antrieben kompatibel?

Je mehr Ritzel eine Kassette aufweist, desto geringer werden die Abstände dazwischen. Folglich bauen die zugehörigen Ketten meist schmaler, um die Zähne richtig zu umgreifen, ohne dass die Außenlaschen an den angrenzenden Ritzeln streifen. Eine 11-fach-Kette kann daher die Zähne eines 12-fach-Antriebs (und umgekehrt) nicht richtig greifen, die Schaltperformance leidet und die Kette droht überzuspringen. Schlimmstenfalls tritt man ins Leere und läuft Gefahr zu stürzen. Ausnahmen gibt’s aber: Srams neue 13-fach Gravel-Gruppe Red XPLR AXS funktioniert mit der 12-fach-Kette von Sram – die ist mit den Gruppen mit zwölf und 13 Ritzeln von Sram kompatibel.
Warum gibt es am Rennrad keine Alternativen zur Kette?

Antriebe mit Zahnriemen sind zwar wartungsarm und versprechen eine hohe Lebensdauer, arbeiten aber etwas ineffizienter als eine Kettenschaltung. Zudem benötigen Zahnriemen Naben- oder Getriebeschaltungen – die meist schwerer sind. Auch müsste der Rahmen geöffnet werden, um den geschlossenen Zahnriemen durch die Kettenstreben zu führen, was gerade bei sehr leichten Rahmen ebenfalls das Gewicht erhöht. Kettenantriebe sind derzeit das leichteste und effizienteste Set-up – und daher am Rennrad bislang alternativlos.
Braucht jeder Antrieb einen eigenen Kettennieter?

Kettennieter sind in der Regel für eine gewisse Bandbreite an Ritzeln freigegeben. Shimanos TL-CN29 etwa ist mit 9- bis 12-fach-Antrieben kompatibel, Topeaks All Speeds Chain Tool nietet bis zu 13-fach-Ketten. Für Campagnolo-Ketten braucht es aufgrund der speziellen Nietstift-Montage einen Campa-Kettennieter. Auch die für einen Kassettenwechsel benötigte Kettenpeitsche sollte für die Ritzelzahl der Kassette ausgelegt sein, damit die Peitsche sicheren Halt findet und ein Abrutschen verhindert wird. Es droht Verletzungsgefahr. Nach ROADBIKE-Erfahrung lässt sich aber mit fast jeder Kettenpeitsche eine Kassette gut lösen, wenn man die Peitsche auf dem größten Ritzel („Rettungsanker“) auflegt und beim Lösen etwas Vorsicht walten lässt.
Welche Anbieter gibt es neben Sram, Shimano & Campa?

Neben den drei großen Gruppenherstellern gibt es diverse Drittanbieter für Ketten – wie KMC oder PYC. Deren Ketten sind zu den verschiedenen Systemen der großen Hersteller kompatibel und liegen preislich leicht über dem Niveau von Shimano 105 bzw. Sram Rival. Tipp für Stylisten: KMC etwa bietet Ketten mit farbigen Innenlaschen oder durchgehender Goldbeschichtung an – ein netter Farbakzent passend zum Bike und/oder Outfit. Auch Sram bietet mit seinen Rainbow-Ketten (links) und -Kassetten ein optisches Upgrade für einige Antriebe an.
Welche Schmierstoffe gibt es?

Weit verbreitet, einfach in der Anwendung und kostengünstig zu haben: Kettenöl. Es lässt sich leicht auftragen und kommt in Varianten für trockenes Wetter und nasse Bedingungen. Letzteres hält Regenwasser länger stand, zieht aber auch Schmutz stärker an als Trockenschmierstoffe. Einige Hersteller wie Dr. Wack bieten mittlerweile auch Bio-Kettenöle an, die umweltverträglicher sein sollen und die gleiche Performance wie „klassische“ Öle versprechen. Neben dem Öl steht zudem Kettenwachs bei vielen Radsportlern hoch im Kurs, da es einige Vorteile in puncto Performance und Langlebigkeit der Komponenten bietet.
Ist Wachs besser als Öl?

Kettenwachs erfreut sich zunehmender Beliebtheit, da die Kette viel länger sauber bleibt, reibungsärmer läuft und auch länger hält. Die Reinigung einer gewachsten Kette klappt mit einem trockenen Tuch blitzschnell und ohne Chemikalien. Allerdings schreckt die aufwendige Prozedur des Wachsens immer noch viele Radsportler vor dem Umstieg ab. Doch der Markt für Kettenwachs und Entfettungs-Mittel boomt – ob für die Heißwachsmethode oder als Flüssigwachs, das ähnlich wie Kettenöl aufgetragen wird. Silca bietet mit seinem „Strip Chip“ sogar ein System an, bei dem die Kette während der Heißwachskur gleich noch entfettet wird. Wie der Umstieg auf Wachs klappt, zeigen wir ausführlich in unserem Leitfaden zum Kette wachsen.
Wie öle ich eine Kette?

Kettenöl wird am besten tröpfchenweise auf die Innenseite jedes einzelnen Kettenglieds aufgetragen. Dafür sollte die Kette zuvor möglichst gut gesäubert werden. Von Sprühölen ist abzuraten, da das Kettenöl nicht gezielt aufgetragen werden kann und die Kette aufgrund der vollflächigen Benetzung oft mehr Schmutz anzieht – und dann schneller verschleißt. Denn das Öl gehört zwischen die einzelnen Röllchen, nicht auf die Innen- oder Außenlaschen der Kette. Checke auch die Anwendungshinweise auf dem Fläschchen – viele Öle brauchen einige Stunden Zeit, um sich zu verteilen, damit wirklich alle beweglichen Teile mit Schmierstoff versorgt sind. Vor der nächsten Fahrt wischst du dann oberflächlich anhaftendes, überschüssiges Öl mit einem sauberen, fusselfreien Tuch gründlich ab.
Wann muss ich nachschmieren?

Eine Behandlung mit Kettenöl hält rund 200 bis 500 Kilometer, je nach Produkt, Einsatzgebiet und Wetterbedingungen. Wenn die Kette lauter zu laufen oder gar zu quietschen beginnt, ist es höchste Zeit nachzuschmieren. Dann heißt es, die Kette zunächst vom angesammelten Schmutz und altem Öl zu befreien. Erst dann wird frisches Öl auftragen. Übrigens: Quietscht die Kette unterwegs nervig und kein Öl ist zur Hand, wirkt ein Schuss Speiseöl mit einer Serviette aufgetragen vorübergehend Wunder.
Wie wird die Kette richtig sauber?

Für die schnelle Reinigung nach der Tour kannst du die Kette durch ein trockenes Tuch ziehen. Oder – Profitipp – nimm Babyfeuchttücher. Vor allem direkt nach Regenfahrten schützt du so den Antrieb vor Korrosion. Ist dein Antrieb bereits tiefschwarz, wird es Zeit für eine gründliche Reinigung: Dazu nutzt du am besten einen umweltfreundlichen Kettenreiniger und trägst diesen mit einem Pinsel oder einem speziellen Kettenreinigungsgerät auf Kette, Kassette, Kettenblätter und Schaltröllchen auf. Nach mehreren Minuten Einwirkzeit kannst du den Reiniger mit warmem Wasser abspülen – idealerweise auf einem Waschplatz mit Ölabscheider. Anschließend trägst du frisches Öl auf wie beschrieben.
Wann muss eine Kette getauscht werden?

DIE typische Verschleißdauer für eine Kette gibt’s nicht. Der Verschleiß hängt von Krafteinsatz, Wetter und Pflege ab. Mit einer Verschleißlehre (ca. 10 Euro) kannst du alle paar Wochen überprüfen, ob sich die Kette bereits (zu stark) gelängt hat. Fällt das Ende der mit 0,75 markierten Seite in die Kette (an mehreren Stellen messen), ist ein Tausch ratsam, denn dann verschleißen auch Kassette und Kettenblätter schneller. Das wird richtig teuer. Fällt die Kette auf der mit 1,0 markierten Seite „durch“, ist es höchste Zeit für einen Wechsel. Shimanos Kettenlehre TL-CN42 wurde speziell für Shimano-Ketten entworfen und kommt ohne die Zahlen aus: Fällt die Lehre zwischen die Kettenglieder, ist es Zeit zu tauschen. Grundsätzlich gilt: Wenn die neue Kette auf der alten Kassette oder den Kettenblättern springt, müssen diese dringend ebenfalls erneuert werden.
Wie hole ich die maximale Laufleistung heraus?

Ein sauberer Antrieb ist die halbe Miete – wer die Kette regelmäßig reinigt und schmiert, schafft viele Tausend Kilometer. Mit Kettenwachs ist die Lebenserwartung sogar noch höher. Auch das eigene Verhalten trägt zur Langlebigkeit der Kette bei: Wer nicht ständig unter Volllast schaltet und starken Kettenschräglauf (z. B. groß/groß) vermeidet, verlängert die Lebensdauer signifikant.
Wohin mit der alten Kette?

Da Rennradketten in der Regel aus Stahl bestehen, gehören sie ins Altmetall. So kehrt der Rohstoff in den Wertstoffkreislauf zurück. Tipp: Aus Teilen der alten Kette lässt sich mit einem Stück Holz z. B. eine Kettenpeitsche bauen, mit der die Kassette bei der Demontage fixiert werden kann.
Was gilt es bei der Montage zu beachten?

Moderne Ketten haben eine definierte Laufrichtung, oft durch einen kleinen Pfeil auf der Außenlasche angezeigt. Bei Shimano gehört die geprägte Schrift nach außen, bei Srams Flat-Top-Ketten die abgeflachte Seite nach oben. Auch Kettenschlösser werden oft laufrichtungsgebunden montiert. Deshalb immer die Vorgaben des Herstellers beachten, etwa auf der Montageanleitung der Kette.
Wie bestimme ich die Kettenlänge?

Für die Ermittlung der richtigen Kettenlänge gibt es verschiedene Methoden. Die gängigste: Die Kette muss auf klein/klein so kurz sein, dass das Schaltwerk unter leichter Spannung steht und sich vom Ausfallende des Rahmens wegzieht. Einige der Methoden haben wir in ROADBIKE 09/24 detailliert vorgestellt.
Kettenschloss oder Nietstift?

Ketten kommen heute oft mit Kettenschloss und werden nicht mehr vernietet. Praktisch, um die Kette bei Wartungs- oder Reinigungsarbeiten zu öffnen und später wieder zu montieren. Ein Nietstift hingegen muss zum Öffnen der Kette herausgedrückt und am besten durch ein Kettenschloss ersetzt werden, da die Kettenenden durch den Stift leicht geweitet sein können und ein neuer Stift nicht sicher hält. Achtung: Viele Kettenschlösser sind nur einmalig zu verwenden und sollten nach dem Öffnen gegen ein neues getauscht werden. Aber auch wiederverwendbare Schlösser können nicht beliebig oft montiert werden. Spätestens wenn das Schloss beim Schließen nicht mehr spürbar einrastet, sondern „weich“ schließt, solltest du das Schloss erneuern, damit es sich nicht beim Fahren öffnet und du ins Leere trittst. Natürlich muss das Kettenschloss zur Ritzelzahl (10-/11-/12-fach) passen.

Wie verniete ich die Kette?

Ein Kettennieter kostet meist nur wenige Euro und gehört in jede Fahrradwerkzeugkiste. Denn auch Ketten mit Kettenschloss müssen mit dem Nieter zunächst auf die korrekte Länge gekürzt werden. Dazu wird der Nietstift am entsprechenden Kettenglied mithilfe des Kettennieters herausgedrückt. Um die Kette mit einem solchen Stift wieder zu verschließen, braucht es zwei unterschiedliche Kettenenden (Innen- und Außenlasche), bevor der Nietstift bei Shimano und Sram von außen bündig in die Kette hineingedrückt wird und das innen herausstehende Ende mit einer Zange an der Sollbruchstelle abgebrochen wird. Bei Campa wird der Nietstift hingegen von innen nach außen montiert. Dann wird bei 11-fach und 12-fach-Ketten der abgebrochene Nietstift von außen bündig in die Kette gepresst, ältere 10-fach-Ketten kommen mit einem Führungsstift. Für die Montage braucht es Campas Kettennieter UT-CN200 (10-fach), UT-CN300 (11-fach) bzw. UT-CN400 (12- und 13-fach).