Die Karriere eines Radprofis ist geprägt von intensivem Training, harten Wettkämpfen und dem Streben nach Erfolg. Das geht an die Substanz, die Zeit als Profi ist begrenzt. Doch was passiert eigentlich, wenn die sportliche Laufbahn eines Radprofis endet? Welche Wege schlagen sie ein und wie gestaltet sich ihr Leben nach dem Radsport?
Wir stellen dir 10 aktuelle und ehemalige Helden des Pelotons vor. Wir sagen dir, was sie heute abseits des Asphalts machen und welche Möglichkeiten sich ihnen nach ihrer aktiven Zeit geboten haben. Nicht jeder blieb dem Radsport treu.

Christian Meier bei der 6. Etappe der Vuelta Catalunya 2013
Christian Meier
Der Name Christian Meier wird vielen zunächst nichts sagen. Der 1985 geborene Kanadier stieg als Jungspund und Profi im Jahre 2006 beim Kontinental Team "Symmectrics Cycling Team" ein. Ein Jahr später wurde er bereits kanadischer Straßenmeister der U23, im folgenden Jahr sogar in der Elite. 2009 bekam er einen Vertrag im UCI WorldTeam "Garmin", wo er bei der Vuelta a España sogleich sein Debut bei einer Grand Tour bestritt. Nach mäßigen Erfolg wechelte er zurück in ein Kontinental Team. Ab 2012 war er als Helfer bei der World Tour zurück und fuhr bis 2016 beim Team Orica GreenEdge vier weitere Grand Tours, jedoch ohne einen Sieg einzufahren. Danach beendete er seine Profi-Laufbahn.
Wer den Namen "The Service Course" hört, der wird spätestens jetzt aufhorchen und leuchtende Augen bekommen. Denn diesen Radladen wird jeder Radsportbegeisterte kennen, der jemals im spanischen Girona mit dem Rennrad unterwegs gewesen ist. Und auch weit über Grenzen Spaniens hat sich der Laden mittlerweile Kultstatus erarbeitet. Christian Meier hat ihn zusammen mit seiner Frau Amber liebevoll und detailverliebt dekoriert. Neben dem möglichen Kauf von speziellen und vor allem hochwertigen Rädern gibt es eine eigene Bekleidungsmarke, schickes Hipster-Zubehör an Race-Caps, Socken und Taschen. Dazu kann man Räder ausleihen, Touren buchen und sogar einen Wäsche-Service gibt es.
Wer also jemals gedenkt nach Girona zu reisen, der sollte sich The Service Course im Herzen der Stadt nicht entgehen lassen. Christian Meier zeigt eindrucksvoll, wie es nach der Karriere eines Radprofis erfolgreich weitergehen kann.

Marcel Kittel bei der vierten Etappe der Tour de France 2016
Marcel Kittel
Der Name Marcel Kittel gehört zu den größten Namen der deutschen Radsport-Geschichte. In seiner Palmarès stehen sage und schreibe 14 Sprint-Etappen-Erfolge bei der Tour de France. Dazu kommen zahlreiche weitere, namhafte Erfolge wie 4 Etappen-Siege beim Giro d'Italia, 5-mal die Gesamtwertung beim Scheldeprijs oder 2 Etappen-Siege bei Tirreno-Adriatico. Von anderen Siegen ganz zu schweigen.
Nach den Juniorenjahren stieg er 2011 zunächst beim Team Skil-Shimano ein, weitere Teams waren Team Giant-Alpecin, Etixx-Quick Step und zum Schluss Team Katusha-Alpecin. 2019, mit 31 Jahren, beendete er bereits seine großartige Karriere. Ausgelaugt vom stressigen und umtriebigen Profi-Leben zog er die Reißleine, um sich mehr um die eigene Familie und den Nachwuchs kümmern zu können.
Dem Radsport ist er trotzdem erhalten geblieben. 2022 kam seine Autobiografie "Das Gespür für den Augenblick" auf den Markt. Auch als Co-Kommentator bei Radrennen im Fernsehen ist er immer noch gefragt. Dazu gründete er 2023 zusammen mit dem ebenfalls äußerst erfolgreichen deutschen Radrennfahrer Tony Martin das Fahrradunternehmen Lion Bikes, welches Kinder- und Jugendfahrräder entwickelt. Das Credo lautet: das sichtbarste und sicherste Kinder- und Jugendfahrrad zu produzieren. Dazu leuchtet der Lack, die Lichtanlage ist markant im Rahmen integriert und der Rahmen und die Gabel bestehen dazu aus recycelten Carbonfasern. Die Auslieferung soll ab Ostern 2024 erfolgen.
So bleibt der sympathische Marcel Kittel also weiterhin aktiv der Fahrradindustrie und dem Radsport verbunden und meistert seinen Weg auch außerhalb des Pelotons.

Greg Lemond
Greg LeMond war und ist ein Name im Radsport. Der US-Amerikaner wurde 1961 in Lake Wood, Kalifornien geboren und fuhr ab 1982 Profirennen. Schnell machte er mit hervorragenden Leistungen Eindruck und gewann 1985 die Straßen-Weltmeisterschaft in der Schweiz. Kein Geringerer als der legendäre Bernard Hinault war sein Team-Kapitän beim Team La Vie Claire. Doch so beeindruckend die Leistung von LeMond war, viele glaubten sogar an den Sieg bei der Tour de France, musste er seine Ambitionen hinten anstellen und wurde "nur" Zweiter hinter seinem Kapitän, der die Tour zum fünften Male gewann.
1986 war es dann so weit und Greg Lemond gewann tatsächlich als erster Nicht-Europäer die Tour de France. Das Unglück nahm jedoch 1987 seinen Lauf, als er bei einem Jagdunfall schwer verletzt wurde. Zig Schrotkugeln drangen in seinen Körper ein, selbst im Herz sollen sich noch heute welche befinden, weitere in der Leber.
Doch das konnte ihn nicht abschrecken. Nach der Genesung zwei Jahre später gewann er 1989 und 1990 die Tour de France erneut, wobei die Tour von 1989 in die Annalen der Radsportgeschichte einging. Sie war die Tour mit dem jemals knappsten Ausgang. Nur acht Sekunden trennte die beiden Kontrahenten LeMond und den Franzosen Laurent Fignon. Der Wahnsinn: Fignon führte beim Einzelzeitfahren auf der letzten Etappe in Paris mit 50 Sekunden Vorsprung, LeMond nahm ihm jedoch noch 58 Sekunden ab! Ein unfassbares Finale.
Einige weitere Erfolge bei anderen Rennen kamen hinzu, 1994 beendete er dann seine Laufbahn als Radprofi nach Querelen mit der Teamleitung. Sein Name stand für Erfolg, bereits 1986 gründete er LeMond Bicycles, um eigene Räder herzustellen. Später übernahm Trek die Lizenz. Doch es lief nicht rund, es gab Streitereien und daraufhin beendete Trek 2008 den Bau von Rädern unter dem Namen LeMond.
Trotzdem ließ er nicht locker und 2014 begann er für einige Jahre ein Stahlrennrad namens "Washoe" zu vertreiben. Dazu war er auch als TV-Experte bei der Tour de France im Einsatz. Mittlerweile steht sein Name auch für schicke E-Bikes (LeMond Bicycles) und Fitness-Geräte unter dem Label "LeMond Fitness". Dort sind Indoor Bike Trainer oder Ergometer erhältlich. Greg LeMond wird also auch weiterhin garantiert etwas mit Pedalen zu tun haben.

Mario Cipollini , Sieger bei den Weltmeisterschaften 2002
Mario Cipollini
Der Italiener Mario Cipollini, geboren 1967 in San Giusto di Compito, gehörte zu den besten Sprintern in den 1990er-Jahren. Insgesamt stehen in seiner Palmarès unglaubliche 189 Siege. Davon sind 12 Etappen-Siege bei der Tour de France, wo er insgesamt bei acht Teilnahmen sechs Tage lang das Gelbe Trikot trug. Dazu gewann er das begehrte Regenbogentrikot des Weltmeisters im Jahre 2002. Auch bei Mailand-San Remo war er in seinem wohl besten Jahr als Profi erfolgreich.
Die Vergangenheit in der wilden Zeit des Dopings der 90er holte ihn nach der Karriere ein. Recherchen der La Gazzetta dello Sport ließen den Schluss zu, dass er kein weißes Blatt gewesen ist und leider auch bei ihm Dopingmissbrauch stattfand.
Cipollini war und ist für sein aufbrausendes Temperament und seine Extravaganzen bekannt. Ein Klassiker: Während der Vuelta stieg Cippo nach Etappenende in den Flieger nach Mailand und saß am Abend in einer Live-Show einer Miss-Wahl. Er flog in der Nacht wieder zurück, um am nächsten Morgen brav am Start zu stehen.
Auch das ist Cippo: Es gab Strafen für ihn, weil er mit falscher Teamkleidung zum Rennen kam oder schlug sogar einmal seinen Kontrahenten Francisco Cerezo vor einem Start ins Gesicht. Auch abseits des Peloton gab es seinetwegen aufsehenerregende und teils unrühmliche Gerichtsprozesse wegen Steuerhinterziehung oder häuslicher Gewalt. Dennoch genießt er gerade in Italien immer noch ein hohes Ansehen als ehemaliger Radprofi.
Im Jahre 2010 gründete er seine eigene, bis heute erfolgreiche Fahrradmarke MCipollini. Bei der Präsentation des ersten Modells sprach er damals in der Gazzetto dello Sport davon, dass das Bike ein egoistisches Bike wäre, weil es für einen Fahrer wie ihn entwickelt wurde, er das Beste verlangt und sehr auf Details achtet. Die heutigen Bikes des Ex-Profis sind up to date und können selbst auf der Website konfiguriert werden.
So bleibt Mario Cipollini, dessen Spitzname Re Leone (dt.: König der Löwen) oder aber Supermario ist, dem Radsport bis heute treu.

Kämpfer am Berg: Sebastian Baldauf
Sebastian Baldauf
Mit 18 Jahren unterschrieb der 1989 geborene Sebastian Baldauf seinen ersten Profi-Vertrag beim Team Ista, einst die Nachwuchsschmiede von Team Gerolsteiner. 2007 belegte er bereits den 3. Platz bei den Deutschen Bergmeisterschaften. Er wechselte unter anderem zum Nachwuchsteam von Milram und danach zu dem Pro Continental Team Vorarlberg-Corratec. 2014 dann wohl sein größter Erfolg, als er die Deutsche Bergmeisterschaft gewann. Weitere Erfolge waren Bergtrikots bei der Czech Cycling Tour 2014 oder 2018 bei der Oberösterreich Rundfahrt. Im selben Jahr beendete er dann seine Karriere als Profi.
Doch dem Radsport blieb er bis heute erhalten und gründete 2020 seine eigene Fahrradmarke Baldiso mit Sitz im wunderschönen Allgäu bei Waltenhofen. Dazu gibt es einen Flagship-Store im schweizerischen Horw bei Luzern.
Sebastian schreibt auf der Firmen-Hompeage: "Auf der Suche nach einem Rennrad nach meiner Profikarriere fand ich keines, welches in Farbe, Design, Laufräder und alle Details hundertprozentig passte." Mit dem Baldsio one, welches in Zusammenarbeit mit CarbonWorks entstand, zeigt Sebastian seine Vorstellung von einem Traumbike. Die herkömmliche Rahmenform wurde überdacht und am Ende kam ein Rennrad mit höchsten Ansprüchen heraus. Prima: im Konfigurator lässt sich das Bike ganz individuell zusammenstellen.
Dazu bietet die Bike-Schmiede von Sebastian Baldauf noch weitere, hochkarätige Rennräder an. Trotz der erst kurzen Zeit auf dem Markt hat sich die Marke Baldiso durch Qualitätsarbeit bereits einen guten Ruf erworben. So bleibt es weiterhin spannend, wohin der Weg führt. Sebastian baut also nicht nur nach seiner eigenen Vorstellung Traumbikes, er lebt auch weiterhin einen Traum nach der Radsportkarriere.

Phil Gaimon bei der ersten Etappe der Tour de San Luis 2014, Argentinien
Phil Gaimon
Phil Gaimons Spitzname lautet "Cookie-Monster". Der Grund: er bezeichnet sich selbst als absoluten Experten rund um das Thema Plätzchen. Man könnte sagen, er wäre quasi genau aus diesem Grunde zum Radsport gekommen, weil er abnehmen wollte. Der 1986 in Columbus, Ohio geborene ehemalige Radprofi fing zwar erst mit 18 Jahren mit Rennradfahren an, es stellten sich aber rasch einige bemerkenswerte Erfolge ein, die ihn direkt in die Arme von Jonathan Vaughters und dessen UCI WorldTeam Garmin-Sharp trieben.
Er gewann direkt bei seinem ersten Rennen für das Team die erste Etappe der Tour de San Luis 2014 in Argentinien, wo er tatsächlich auch noch für vier weitere Etappen der Gesamtführende blieb. 2015 gewann er beim Team Optum-Kelly Benefit Strategies die Redland Classics.
Kurz darauf kam er zurück zum Team von Vaughters, das jetzt Cannondale Pro Cycling hieß, die Einsätze waren jedoch gering und eine erneute Fusion des Teams ließ den Kader schrumpfen. Der Vertrag lief aus. Sah es zunächst so aus, als ob er beim Team Dimension Data unterkommen würde, gab es aber am Ende kein Happy End. Daraufhin beendete Phil Gaimons seine Karriere als Radprofi im Jahre 2016.
Doch die Erfolge nach der Karriere stellten sich rasch ein. Er schrieb ein Buch unter dem Titel "Pro Cycling on $10 a Day: From Fat Kid to Euro Pro", welches ihm viele Sympathien und eine große Fangemeinde einbrachte. In seinem eigenen "Fahrradshop" vertreibt er einige seiner Markenzeichen, wie ein Cookie Monster-Jersey, Plätzchen und eigene Riegel und hat auch so viel um die Ohren.
Er bloggt auf diversen Radsport-Websites, engagiert sich für mehr Sicherheit von Radfahrern und organisiert einige Social Rides. Und wer bei der Trainings-App Wahoo Systm einmal die richtige Strecke wählt, der wird höchstwahrscheinlich das Cookie-Monster als seinen Tourguide haben und interessante Einblicke erhalten.

Der Blick zurück und dennoch immer nach vorn: Jan Eric Schwarzer
Jan Eric Schwarzer
Der Name Jan Eric Schwarzer wird zunächst nicht jedem geläufig sein. Doch bereits mit 8 Jahren fing seine Begeisterung für den Radsport an. Nicht verwunderlich, denn auch sein Vater fuhr in der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre unter dem damaligen Bundestrainer Gustav Kilian, der in seiner Karriere 34 Siege bei Sechstage-Rennen errang.
Dementsprechend fiel der Apfel nicht weit vom Stamm bei der radsportverrückten Familie und Jan feierte bei den deutschen Steher-Meisterschaften 2006 in Leipzig erste Erfolge. Auch bei den nordrhein-westfälischen Landesmeisterschaften fuhr der Bielefeder in diversen Disziplinen nach ganz oben auf das Treppchen. Der größte Erfolg war dann 2007 auf der Nürnberger Radrennbahn am Reichelsdorfer Keller zu feiern, als er mit dem Schrittmacher Christian Dippel Deutscher Steher-Meister wurde.
Auch international gab es ein paar Achtungserfolge zu verzeichnen. Für die Karriere nach der Karriere studierte Jan Eric Schwarzer nebenbei an der Deutschen Sporthochschule in Köln und schloss 2009 sein Studium als Diplom-Sportwissenschaftler erfolgreich ab.
Als Mallorca-Fan hat Jan sich, mit seinem Gästehaus MA-13, einen Traum erfüllt. Auffällig ist das Haus in der Ortschaft Sineu im Herzen der Insel mit seinem großen, aber nicht aufdringlichen Logo auf der Hauswand. Radsportbegeisterte finden dort einen Anlaufpunkt für ausgiebige Radtouren auf der Insel. Und natürlich die passende Infrastruktur für alles rund um's Rennrad. Ob Fahrradgarage mit allen notwendigen Werkzeugen, Waschplatz oder sogar Trainingspläne, Sitzpositionsanlyse oder Radsportcoaching werden angeboten.

Sensationell: Linus Gerdemann im ehrwürdigen "Maillot Jaune".
Linus Gerdemann
Man muss schon kurz überlegen, wenn man den Namen liest. Dass der aus dem Münsterland stammende Linus Gerdemann am 14. Juli 2007 mit einem Etappen-Sieg bei der Tour de France aufwarten konnte, dabei an dem Tag auch die Bergwertung am Col de la Colombière gewann und einen Tag das Gelbe Trikot trug, hat nicht jeder direkt vor Augen.
2003 startete er seine Karriere beim Team Winfix, auf Vermittlung von Jens Voigt wechselte er 2005 zum Team CSC, wo Ex-Profi Bjarne Ries Teamchef war. 2006 und 2007 fuhr in schwierigen Zeiten für das Team T-Mobile. Etappensiege bei verschiedene Rennen folgten. Darunter auch bei der Tour de Swiss.
Fast jährliche Team-Wechsel prägten seine Laufbahn. Bei der Deutschlandtour 2008 gewann er für Team High Road/ Columbia die Gesamtwertung, genau wie bei der Tour de l’Ain im selben Jahr und 2009 als Kapitän bei Team Milram die Bayernrundfahrt. Nachdem das Team 2010 aufgelöst wurde, wechselte er zum luxemburgischen Team Leopard-Trek, wo er 2011 ebenfalls die Gesamtwertung bei der Luxemburg-Rundfahrt gewann.
Die Umstände beim Team waren ungünstig, weitere Wechsel und sogar ein Jahr ohne Rennen folgten. Im Jahr 2015 gewann er mit dem Kontinental Team Cult Energy Pro Cycling noch einmal die Luxemburg-Rundfahrt. 2017, mittlerweile unter dem Team Stölting Service Group firmierend, war dann Schluss. Das Team löste sich auf und Gerdemanns zweite Laufbahn begann.
Auf Mallorca in Deià eröffnete er zusammen mit seiner Lebensgefährtin Namali, die asiatische Wurzeln hat, das sehr beliebte Restaurant Nama. Dort werden allerlei kulinarische Köstlichkeiten aus Fernost angeboten. Auch als Restaurantchef scheint dem ehemaligen Radprofi eine zweite Karriere abseits des Rennrads wohlgesonnen zu sein.

Mike Kluge
Mike Kluge ist in Deutschland und darüber hinaus im Radsport kein Unbekannter. Untrennbar ist der Cyclocross-Sport mit ihm verbunden. Dort feierte der 1962 in Berlin geborene Mike seine größten Erfolge. Ein Auszug aus seinen Erfolgen lässt einem die Spucke wegbleiben: Weltmeister 1985 und 1987 im Cyclocross der Amateure, 13-facher Deutscher Meister Cyclocross, 1992 Cyclocross Weltmeister Profi, Deutscher Meister MTB 1993. Die Liste könnte man noch einige Zeit fortführen.
Eine unglaubliche Erfolgsgeschichte, die auch nach dem Karriereende weiterging. 1993 wurde die heute noch bekannte, aktive und beliebte Fahrrad-Marke Focus-Bikes nämlich von Mike Kluge und seinem langjährigen Partner Hans Jörg Furrer gegründet. Zunächst lag der Schwerpunkt auf Mountainbikes im Premium-Segment. Später kamen auch Straßenrennräder oder die heutigen modernen Gravelbikes hinzu. 1999 verkaufte Kluge die Firma bereits an DerbyCycle.
Umtriebig ist genau das richtige Wort für eine Beschreibung zu Mike "The Bike" Kluge. Wer auf seiner Website vorbeischaut, der sieht ihn auf allen Wegen und Pfaden unterwegs. Das Abenteuer lässt ihn auch bis heute nicht los. So nahm er u. a. bereits am legendären MTB-Rennen "Cape Epic" teil, auf You-Tube zeigt er Videos aus seiner Werkstatt, in Podcasts erzählt er spannende Geschichten.
Der als bodenständig geltende Kluge bietet dazu Fahrtraining mit Gravelbikes, E-Bike Urlaub in Südtirol oder auch Personal Training an. Spaß. Das ist es, was Mike Kluge auch heute noch am Radsport hat und was er gerne anderen Menschen vermittelt.

Die Legende himself: Eddy Merckx als Gast beim Grand Depart der Tour de France 2019 in Brüssel.
Eddy Merckx
Wenn nicht er ein Business nach der Karriere aufbauen konnte, wer dann? Der Belgier Eddy Merckx ist eine, wenn nicht DIE Radsportlegende. Die Siege kann man fast unmöglich alle auflisten. Bei unvorstellbaren 525 Straßenrennen siegte er. Fünfmal gewann er die Tour de France, viermal den Giro und auch bei der Vuelta stand er ganz oben auf dem Treppchen. Eintagesrennen wie Mailand-San Remo beendete er siebenmal als Sieger. Und auch auf der Bahn "frass" der "Kannibale", so sein Spitzname, seine Gegner reihenweise. 98 Siege stehen dort zu Buche.
In allen Disziplinen konnte er Erfolge feiern. Bei Grand Tours, den Klassikern, am Berg, beim Sprint oder beim Einzelzeitfahren. So ist es nicht verwunderlich, dass während und nach seiner Profi-Karriere in den 1960er- und 70er Jahren allerlei Auszeichnungen noch obendrauf kamen. Ein ganz kurzer Auszug: 1975 zum Ritter der französischen Ehrenlegion geschlagen, 1996 durch König Albert II. zum Baron ernannt oder Welt-Sportler des Jahres 1969, 1971 und 1974.
1978 war die offizielle Profi-Karriere vorbei. Doch bereist 1980 gründete er eigene Fahrradmarke. Logischerweise mit seinem Namen. Zunächst hochwertige Stahlrennräder aus Columbus Rohr, später auch aus Aluminium und sogar Titan. Einige Teams und Top-Profis der 1980er- und 90er Jahre wie Jan Ullrich, und Erik Zabel wurden mit ihnen ausgestattet. Mittlerweile sind die Räder in der Firma Ridley aufgegangen, es werden in Belgien Räder aus Carbon und hochwertigem Aluminium hergestellt und erfreuen sich auch heute großer Beliebtheit.
Natürlich ist Eddy Merckx auch heute noch gern gesehener Gast und Interviewpartner bei sämtlichen Radsportveranstaltungen. Wenn also einer richtig Karriere nach dem Profitum gemacht hat, muss der Name Merckx defintiv fallen.