Campagnolo Hyperon Ultra
Erster Test mit Campas neuen Laufrädern Hyperon Ultra

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Campagnolo bringt mit den Hyperon Ultra neue, superleichte Top-Laufräder auf den Markt. Infos, Preise und erste Praxiseindrücke.

Erster Test mit Campas neuen Laufrädern Hyperon Ultra
Foto: Campagnolo

Campagnolo erweitert sein ohnehin schon umfangreiches Angebot an Rennradlaufrädern um ein High-Performance-Fliegengewicht für Scheibenbremsen: die Hyperon Ultra. Campagnolo gibt 1240 Gramm für Vorder- und Hinterrad an – und nimmt den Mund keineswegs zu voll, denn auf der ROADBIKE-Waage schlagen die Hyperon Ultra mit 1252 Gramm zu Buche: 566 Gramm das Vorderrad, 686 Gramm das Hinterrad. Komplett Tubeless-bereift inklusive zwei 160-mm-Bremsscheiben und 12-fach-Kassette von Campa bringt es der Satz auf schlanke 2445 Gramm – zur Einordnung: ein Standard-Alu-Laufradsatz mit mittelhoher Felge wie die Fulcrum Racing 44 DB bringt es mit Ultegra 12-fach-Kassette, 160mm-Scheiben und Continental-Bereifung auf 3175 Gramm, ein identisch ausgestatteter Aero-Laufradsatz mit 50-mm-Carbonfelge wie die DT Swiss ARC 1400 Dicut wiegt 2764 Gramm.

ROADBIKE/Moritz Pfeiffer
Geschmackssache und dennoch stimmig: Campagnolo färbt die Schriftzüge an Felgen und Naben teilweise in gold ein.

Das geringe Gewicht spürt man bei jedem Antritt: Wie von der Tarantel gestochen gehen die Hyperon Ultra nach vorne, immer wieder katapultiert man sich mit kleinen Zwischensprints weiter in Richtung Höchstgeschwindigkeit, einfach weil es Spaß macht und der Hauch von Nichts unterm Allerwertesten dazu verleitet. Auch bergauf zaubern Campas Neue ein dickes Lächeln ins Gesicht: Leichtfüßig pedaliert man dank der geringen rotierenden Masse in Richtung Bergwertung. Geht man aus dem Sattel, sind die Grenzen zwischen "normalem" Wiegetritt und Attacke fließend.

ROADBIKE/Moritz Pfeiffer
"Teileträger": Das Canyon Ultimate CFR mit Campagnolo Super Record-Gruppe und den neuen Campagnolo Hyperon Ultra gibt es so derzeit nicht zu kaufen. Sollte es aber: In Größe S bringt es gerade mal 6,7 Kilogramm auf die Waage - und macht sehr viel Spaß!

Bergab gefällt die Berechenbarkeit und Spurtreue: Die Hyperon Ultra lenken jederzeit vorhersehbar und präzise, Seitenwind stellte bei den ROADBIKE-Ausfahrten kein Problem dar. Ob dies bei stärkerem Wind oder gar Böen anders ist, können wir noch nicht abschließend beurteilen – die "nur" 37 Millimeter Felgenhöhe lassen aber grundsätzlich auch bei windigeren Bedingungen hohe Fahrsicherheit und Stabilität erwarten.

ROADBIKE/Moritz Pfeiffer
Die runden Stahlspeichen - 21 vorne, 24 hinten - werden in Aluminium-Inserts in der Carbonfelge verschraubt, das Felgenbett bleibt ungelocht.

Ebenfalls positiv: Die Seitensteifigkeit gibt zumindest subjektiv keinen Anlass zur Kritik (Messwerte vom ROADBIKE-Prüfstand folgen), und die Laufräder scheinen Fahrbahnunebenheiten recht ordentlich zu dämpfen. Auffällig: Während der Freilauf von manch anderem unlängst vorgestellten Laufradsatz wie etwa den Mavic Cosmic Ultimate 45 Disc röhrt wie ein brünftiger Hirsch, haben die Campagnolo-Techniker beim neuen Hyperon Ultra scheinbar Flüsterfreiläufe eingebaut – lässt man ein paar Pedaltritte aus, breitet sich wohltuende Stille aus.

Zahlen, Daten, Fakten

Zu den technischen Details: Campagnolo baut die Carbonfelgen der Hyperon Ultra mit der exklusiven HULC-Technik auf (handmade ultra-light Carbon), 37 Millimeter Höhe, maximal 27 Millimeter Breite und 21 Millimeter Maulweite treffen eine goldene Mitte aus Aerodynamik und Leichtbau. Das Carbon soll der Güteklasse Raumfahrt entsprechen.

Campagnolo
C-LUX-Finish nennt Campagnolo das Verfahren, mit dem die glatte Oberfläche der Felgen erzeugt wird, die keine Lackierung erfordert und zusätzlich Gewicht spart - optisch in jedem Fall ein Hingucker!

In den Naben mit Aluminiumkörper drehen sich CULT-Keramiklager, die auffällig leicht laufen und deren Lagerspiel sich ohne großen Aufwand selbst einstellen lässt. Campagnolo betont, eine neue, hochpräzise Verbindung aus Speichenkopf und Nabe (Head-2-Bay) garantiere die hohe Reaktionsfreudigkeit und den großen Vortrieb, während die gleichmäßige Speichenspannung das Risiko von Beschädigungen verringere – in Ermangelung von Langzeiterfahrungen können wir vorerst "nur" die auffällige Agilität bestätigen. Zeitgemäß sind Centerlock-Bremsscheibenaufnahme und 12-Millimeter-Steckachsen.

Neben der 1240 Gramm leichten 2-Way-Fit-Version für "normale" Reifen mit Schlauch sowie Tubeless, bietet Campagnolo auch eine Schlauchreifenversion an, die gerade mal 1160 Gramm auf die Waage bringen soll. 21 Stahlspeichen am Vorder- und 24 Stahlspeichen am Hinterrad verbinden zweifach-gekreuzt Felge und Nabe – etwas überraschend setzt Campagnolo hierbei auf Rund- statt auf Aero-Speichen. Diese sind übrigens mit Aluminium-Inserts in die Carbonfelge geschraubt, das Felgenbett bleibt dementsprechend ungelocht. Je nach Bedarf kommen die Campagnolo Hyperon Ultra mit Campagnolo N3W Light-, Sram XDR- oder Shimano HG-Freilauf.

Campagnolo
Die runden Stahlspeichen werden mit dem neuen Head-2-Bay-System mit der Nabe verbunden. Es soll unelastische Verformungen der Speichen verhindern, das Risiko von Beschädigungen verringern, gleichmäßige Speichenspannungen erhalten und optimale Kraftübertragung gewährleisten.

Campagnolo nennt für die Laufräder ein maximales Systemgewicht von 115 Kilogramm für Fahrer, Rad und Ausrüstung und gewährt bei Einhaltung dieser Vorgabe drei Jahre Garantie. Der Preis ist – wie zu erwarten – happig: 3650 Euro ruft Campagnolo für die neuen Hyperon Ultra auf, die übrigens vollständig in Handarbeit in Italien gefertigt werden.

Fazit

Bei unseren Ausfahrten begeisterten die neuen Campagnolo Hyperon Ultra-Laufräder – was man für den Preis allerdings auch erwarten darf. Auch optisch sind sie mit ihrem hochglanzpolierten Finish ohne Lackierung eine Augenweide – allenfalls die goldenen Decals auf Felge und Naben sind Geschmackssache, passen aber zum Auftritt. Insgesamt ein Traum – leider nur, wenn man über das Geld verfügt (und auch bereit ist, es auszugeben).

ROADBIKE/Moritz Pfeiffer
Sündhaft teuer, aber auch eine Sünde wert? Camapgnolos neue Hyperon Ultra sind kein Schnapper, begeistern aber in der Praxis.
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6 / 2023

Erscheinungsdatum 10.05.2023