Verrückte Aktion von Red Bull–BORA–hansgrohe: Peloton verhilft Segelflugzeug zum fliegen

Verrückte Aktion von Red Bull–BORA–hansgrohe
Wie ein Profi-Peloton ein Flugzeug abheben lässt

Inhalt von
ArtikeldatumVeröffentlicht am 10.12.2025
Als Favorit speichern
Overview
Foto: www.redbullmediahouse.com

Was sich auf dem Flugplatz Son Bonet auf Mallorca abgespielt hat, klingt wie ein Versuch, der irgendwo zwischen Aerodynamik-Labor, Mutprobe und Radmarathon angesiedelt ist: Ein Neuner-Peloton, angeführt von Tour-de-France-Podiumsfahrer Florian Lipowitz, zog ein Segelflugzeug in die Luft – allein mit Muskelkraft. Das Projekt trägt den passenden Namen Peloton Takeoff und verbindet Physik, Präzision und eine Menge Watt.

Verrücktheit kennt keine Grenzen

Die Crew aus neun Fahrern der Red Bull BORA–hansgrohe-Equipe erreichte auf der 1.500-Meter-Piste rund 53 km/h. Verbunden waren sie über eine 150 Meter lange Leine und eine eigens entwickelte Zug-Konstruktion. In der Spitze produzierte das Team gemeinsam etwa unglaubliche 6.500 Watt im Sitzen. Teamtechnikchef Dan Bigham vergleicht den Kraftaufwand mit einer rennentscheidenden Attacke – nur mit dem Zusatzfaktor, ein Flugzeug am Haken zu haben.

Red Bull Bora Hansgrohe
www.redbullmediahouse.com

Pilot Andy Hediger trug die größte mentale Last: Der Start erfolgte in einer Grenzgeschwindigkeit, bei der kleinste Änderungen zu viel oder zu wenig Zug bedeuteten. Direkt nach dem Abheben sah er die Fahrer nicht mehr – ein Start quasi im Blindflug, nur dass diesmal das Peloton die Rolle des Schleppfahrzeugs übernahm.

Die acht weiteren Fahrer – Callum Thornley, Davide Donati, Nico Denz, Jordi Meeus, Tim Van Dijke, Laurence Pithie, Gijs Schoonvelde und Adrien Boichis – mussten vor allem als Einheit funktionieren. Kommunikation war schwierig, denn niemand hatte Sicht zum Piloten. Und im Gegensatz zum Straßenrennen hätte ein unkoordiniertes Ausscheren hier weit gravierendere Folgen gehabt.

Das Video

Wie Red Bull BORA-hansgrohe von dem Projekt lernen möchte

Ingenieur Bigham bezeichnet das Projekt als "game-changing" für den Sport, weil sich damit eine neue Spielwiese für Aerodynamik und Teamdynamiken öffnet. Zentrales Element war das spezielle Zug-Harness – ein Bauteil, das es vorher nicht gab und das unzählige Entwicklungsstunden verschlang. Nach Modellrechnungen brauchte es rund 500 Watt pro Fahrer, um das Segelflugzeug abheben zu lassen. Jeder zusätzliche Watt brachte mehr Höhe – am Ende erreichte Hediger rund 100 Meter.

Peloton Takeoff sollte vor allem eines zeigen: Radsport ist weit mehr Teamleistung, als Zielankünfte und Einzelzeitfahren vermuten lassen. Und mit genug Tüftelei lassen sich Grenzen verschieben, die vorher kaum jemand für realistisch hielt. Und ein Stück Verrücktheit gehört halt auch dazu.

Ganz nebenbei

Im Zuge dieser Challenge zeigte Red Bull BORA-hansgrohe zudem auch das neue Trikot der deutschen Equipe für die kommende Saison 2026.