In allen Bereichen verbessert
„Die Erwartungshaltung ist groß“, weiß Janosch Wintermantel, Road & Triathlon Bike Marketing Manager beim Schweizer Anbieter Scott, wenn das nach eigener Aussage „bestverkaufte Scott-Rad der vergangenen zehn Jahre“ neu aufgelegt wird. Der Auftrag an das Entwicklerteam war entsprechend schnell umrissen: „Create the best performing road bike on the market“, verrät Rico Süße, Head of Engineering bei Scott, den eigenen Anspruch. Das neue Addict RC sollte in allen Belangen besser werden als sein Vorgänger, mit dem Simon Yates 2018 noch die Vuelta gewonnen hatte. In puncto Steifigkeiten ebenso wie beim Gewicht, in Sachen Komfort wie auch bei der Aerodynamik. Und auch das Thema „Integration“ – mit innen liegenden Leitungen und Zügen, passendem Cockpit, formschlüssigen Spacern etc. wollte man bei Scott auf ein neues Level heben.

Der erste Eindruck: Die Formensprache des Addict RC fügt sich nahtlos in die aktuelle Scott-Linie ein, der neue Renner sieht schon im Stand schnell aus. Und trotz der für ein Race-Bike (noch?) ungewöhnlichen Reifenbreite von 28 mm verspricht der Hersteller eine „race ready“ Fahrerpositionierung, bereit für den Renneinsatz also. Um das zu erreichen wurde das Tretlager etwas tiefer angesetzt, die Gabel verlängert, das Steuerrohr gekürzt. Bei der Entwicklung holte sich Scott Unterstützung vom renommierten Radlabor in Freiburg und setzte auf das Feedback der Profis vom Team Michelton-Scott.

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Neues Cockpit für optimale Integration
Stolz sind die Ingenieure auf die Innenverlegung der Leitungen und Züge durch Lenker/Vorbau und Steuerrohr, die keine Einbußen bei der Steifigkeit und Lenkpräzision mit sich bringen soll. Möglich macht das der der für runde Gabelschaft (für optimale Steifigkeit bei geringem Gewicht), der sich in überdimensionierten Lagern dreht, durch die auch Züge und Leitungen geführt werden.

Die ebenfalls neu entwickelte Lenker-Vorbau-Einheit Syncros Creston iC SL soll bestmögliche Ergonomie, optimalen Kraftfluss durch bedarfsgerecht dimensionierte und verlegte Carbon-Fasern mit geringem Gewicht kombinieren. Was bei den Top-Ausstattungen im One-Piece-Design ausgeführt ist, kommt bei den günstigeren Varianten als ebenfalls sehr elegante Kombination aus Lenker und Vorbau (Syncros Creston IC 1.5).





Beiden Cockpit-Varianten gemeinsam: Kabel, Hydraulikleitungen oder Züge sind an keiner Stelle zu sehen – unabhängig davon, ob eine mechanische oder elektronische Schaltung verbaut ist. Gebremst wird übrigens ausschließlich per Disc, eine Felgenbremsvariante des Addict RC bietet Scott nicht an. Durch die clevere Zugführung und Spacer, die sich öffnen lassen, können Höhe und Vorbaulänge angepasst werden, ohne dass die Hydraulikleitungen gekappt werden müssen. Passende Halterungen für Radcomputer hat Scott ebenfalls im Angebot.

Der Rahmen mit den aero-optimierten Rohrformen soll „messbar besser sein als der Vorgänger“, Detaillösungen wie die tief angesetzten Sitzstreben, die optimierte D-Shape-Sattelstütze, hohle Ausfallenden oder die leichte, materialschonende Sattelstützenklemmung helfen, das Gewicht unten zu halten und den Komfort („vertical compliance“) zu verbessern. Sieben Rahmengrößen in zwei Qualitäten sind lieferbar (XXS-XL, entsprechend 47 bis 61cm). Der Top-Rahmen HMX SL soll 160 g weniger wiegen als der Vorgänger, dabei aber 14, 5 % steifer sein. Für den etwas günstigeren HMX-Rahmen verspricht Scott immer noch 100 g Gewichtsvorteil.

Modellvarianten des Scott Addict RC
Für das Top-Modell Addict RC Ultimate mit dem leichten Top-Rahmen HMX SL, Srams elektronischer Top-Gruppe RED eTap AXS, hochwertigen Anbauteilen von Syncros und Zipp-202-NSW-Laufrädern und Schwalbe Pro One Microskin verspricht Scott ein Gesamtgewicht von 6,9 kg (RH 54).

Das günstigste Modell Addict RC 30 kommt mit HMX-Rahmen, Shimano Ultegra 8000 und Syncros RP2.0-Laufrädern auf 7,95 kg.
Dazwischen gibt es fünf weitere Modellvarianten mit Shimano- oder Sram-Ausstattung in verschiedenen Farben.
Die Räder sollen ab Herbst erhältlich sein, Preise nannte Scott bis dato nicht.

Erster Fahreindruck
Und wie fährt sich das neue Addict RC? Zunächst einmal fühlt es sich sehr leicht an, keine Frage. Es beschleunigt spielerisch und sehr beherzt, die 28-mm-Reifen machen sich dabei nie negativ bemerkbar. Ohne Zweifel, das Addict RC ist ein Vollblut-Sportler: Das Rad geht gut ums Eck, fährt sich direkt, vermittelt aber auch eine ordentliche Portion Sicherheit, gerade in schnellen Abfahrten. Allerdings stand für die ersten Testfahrten nur der etwas schwerere HMX-Rahmen zur Verfügung, die übrige Ausstattung entsprach dagegen dem Top-Modell RC Ultimate.

Die Sitzposition fällt eher gestreckt aus, die Sattelüberhöhung ist sportlich. Sehr angenehm: das Creston-iC-SL-Cockpit – steif, aber ohne Härte, passt es gut zum Gesamtkonzept und greift sich angenehm. Überhaupt kommt der Komfort nicht zu kurz. Die Sattelstütze federt spürbar, ohne zu wippen, zum guten Komforteindruck tragen sicher auch die Reifen ihren Teil bei. Kurz: Mit dem Addict RC stellt Scott einen überzeugenden Sportler vor, der auch auf langen Etappen eine gute Figur abgibt. Die Scott-Entwickler haben offensichtlich nicht zu viel versprochen.