Neues Pedal-Schuh-System von Q36.5 und SRM: die nächste Innovation bei Rennradpedalen

Neues Pedal-Schuh-System von Q36.5 und SRM
Die nächste Innovation bei Rennradpedalen

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ArtikeldatumVeröffentlicht am 05.12.2025
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Bekleidungshersteller Q36.5 und Leistungsmesspionier SRM bringen gemeinsam ein neues Pedal-Schuh-System auf den Markt, das die Aerodynamik, Biomechanik und Tritteffizienz verbessern soll. Wichtigstes Feature dafür: der extrem geringe Abstand zwischen Pedalachse und Fußsohle – dank besonders flach bauender Pedalkörper sowie ultradünner Schuhsohlen und Pedalplatten.

Kurz und knapp

  • gemeinsam entwickeltes Pedal-Schuh-System von SRM und Q36.5
  • neuer Schuhsohlen-Standard nötig
  • extrem geringe Stack-Höhe von nur 8,7 Millimetern
  • sehr große Aufstandsfläche
  • 311 Gramm für die Pedale inkl. Platten und Schrauben
  • Preis: 1100 Euro für das Set aus Pedalen, Platten und Schuhen

Technischer Hintergrund Stack Height

Den Anfang markiert ein Abendessen. Q36.5-Gründer Luigi Bergamo und Leistungsmesspionier Ulrich Schoberer (SRM). Bergamo stellte Schoberer dabei einen Prototypen des neuen Unique Pro Rennradschuhs vor, dessen ultra-dünne Sohlenkonstruktion die sogenannte Stack Height reduziert – dabei handelt es sich um den vertikalen Abstand ab der Mitte der Pedalachse, gemessen wahlweise bis zur Oberkante des Pedals, zur Oberkante der Pedalplatte oder der Schuhsohle.

Technische Zeichnung zum neuen SRM X-Power Direct Road Pedal
Q36.5 x SRM

Bergamo und Schoberer diskutierten, ob man die Stack Height durch einen neuen Ansatz beim Pedalkörper und der Pedalplatten nicht noch weiter verringern könnte. Nun haben die beiden Firmen ein Pedal-Schuh-System vorgelegt, dass genau dies erreichen soll. Das X-Power Direct Road Pedal weist eine Stack Height von gerade mal 8,7 Millimeter auf, die Pedalplatte ist nur einen Millimeter dünn – in Kombination mit dem Unique Pro-Radschuh ergibt sich eine totale Stack Height von 11,9 Millimetern. Zum Vergleich: Die Stack Height weit verbreiterer Pedal-Schuh-Kombinationen von Shimano, Look oder Time liegt zwischen 14 und 17 Millimetern. Darüber hinaus bietet das neue SRM-Pedal eine Aufstandsfläche von 1653 mm² – die Wettbewerber bewegen sich im Bereich um 700 mm².

Shimano SPD-SL und Q36.5 SRM X-Power II Road in der Seitenansicht
Moritz Pfeiffer

Warum sollte man aber überhaupt eine niedrige Stack Height am Pedal und eine große Aufstandsfläche anstreben? Q36.5 und SRM betonen: Aerodynamik, Biomechanik und Tritteffizienz verbessern sich. Der Fuß wird näher an das Zentrum der Bewegungsenergie herangerückt und steht zugleich stabiler auf einer größeren Fläche – die Kraftübertragung soll dadurch verbessert, Reibungsverluste minimiert werden. Die Reduzierung der Stack Height verlangt zudem, dass der Sattel niedriger eingestellt werden muss – der Schwerpunkt von Fahrer/Fahrerin verlagert sich nach unten, was sich auf das Handling auswirkt. Zudem wird die Sitzposition flacher und somit aerodynamischer. Eine reduzierte Stack Height kann so auch die notwendige Erhöhung der Sattelhöhe ausgleichen, sollte man dem Trend zu kürzeren Kurbelarmen folgen wollen.

Technische Details Pedale und Pedalplatten

Optisch ins Auge stechen beim SRM X-Power Direct Road Pedal zwei Dinge: der Pedalkörper und der extreme dünne Mittelteil der Platten. Der Pedalkörper besteht aus anodisiertem 7075-Aluminium und ist zum hinteren Teil hin abgesenkt. "Pedalkörper sind in der Regel flach – Schuhsohlen sind aber oft gerundet", erklärte Ulrich Schoberer bei der Präsentation der Pedale in Gegenwart von ROADBIKE, "unser Pedal reduziert durch die neue Form des Pedalkörpers die Bauhöhe."

Q36.5 SRM X-Power II Road Pedal und Cleat in der Seitenansicht
Moritz Pfeiffer

Durch den abgesenkten hinteren Teil des Pedals kann der dort etwas breitere Part der Pedalplatte beim Einklicken "verschwinden", ähnlich verhält es sich an der Plattennase, die vorne ins Pedal greift. Dadurch wird der Mittelteil – also jener Teil der Pedalplatten unmittelbar über der Pedalachse – extrem flach und rückt den Fuß näher ans Pedal. Die flache Bauweise im Mittelteil der Pedalplatten verlangt, dass die Schrauben zur Befestigung durch die breiteren Endstücke gehen – das macht den neuen Sohlenstandard notwendig mit einer vierten Schraubbohrung zusätzlich zu den bekannten Dreiecksbohrungen der Konkurrenz von z.B. Look, Time oder Shimano.

Q36.5 SRM X-Power II Road Pedal und Cleat eingeklickt
Alex Faedda

Übrigens: Die Pedalplatte besteht aus PA6-Polyamid mit einem 20-prozentigen Glasfaser-Anteil. 54 Gramm gibt SRM als Gewicht für die Pedalplatten samt Schrauben an. Die Platten gibt es in drei Ausführungen: mit 0°, 1.2° und 3° seitlicher Bewegungsfreiheit. Eine Anti-Rutsch-Beschichtung soll gefahrloses Gehen ermöglichen.

Zurück zum Pedal selbst: Es kommt mit einer Stahlachse, die in drei verschiedenen Achslängen angeboten werden soll. SRM und Q36.5 geben für das Pedalpaar ein Gewicht von 254 Gramm an. Zum Vergleich: Das Shimano Dura-Ace SPD-SL-Pedalpaar wiegt 252 Gramm. Das Gesamtgewicht aus Pedal, Platten und Schrauben beträgt laut Hersteller 311 Gramm, der Q-Faktor wird mit 54 Millimeter in Standardachslänge angegeben. Erstaunlicherweise ist das Pedal vorerst nicht mit Leistungsmessung erhältlich – der Name X-Power Direct Road Pedal ist diesbezüglich etwas irreführend, da er "nur" auf die verbeserte Kraftübertragung verweist, nicht aber auf einen Leistungsmesser.

Die neue Schuhsohle des Q36.5 Unique Pro Schuhs
Alex Faedda

Technische Details Unique Pro Road Schuhe

Der Unique Pro Road-Schuh ist keine komplette Neuentwicklung, sondern wurde "nur" angepasst mit einer speziellen Sohle mit vierter Schraubbohrung. Die ursprüngliche Version des Schuhs mit "normaler" Sohle überzeugte bereits in einem ROADBIKE-Dauertest über ein knappes halbes Jahr (vgl. ROADBIKE-Ausgabe 11-12/25). Positiv äußerte sich Chefredakteur Alexander Walz über die an der Ferse weit hochgezogene, sehr dünne Carbonsohle, den Tragekomfort des weichen Innenmaterials, das ohne Zunge auskommt, und die gute Anpassparbeit dank zwei Boa Li2-Drehverschlüssen.

Q36.5 Unique Pro Schuhe und Q36.5 SRM X-Power II Road Pedal
Alex Faedda

Die Belüftung geht auch an heißen Tagen in Ordnung, besonderes Lob erntete die vorgeformte Innensohle von Solestar. Mit 458 Gramm für das Schuhpaar in Größe 42,5 Gramm ist der Unique Pro Road zudem ziemlich leicht.

Den Unique Pro Road in der Version für das neue SRM x Q36.5-Pedal wird es in 21 Größen zwischen 37 und 48 geben – von 38,5 bis 46,5 gibt es zudem Zwischengrößen. Erhältlich sind die Farbgebungen weiß sowie blau-weiß.

Erster Praxistest Pedal-Schuh-System

Im ersten Praxistest im Rahmen eines Pressecamps von Q36.5 und SRM am Kalterer See in Südtirol gefiel das neue Pedal-Schuh-System – nach kurzer Einfindungsphase. Die Fersenpartie der in den Dolomiten hergestellten Carbonsohle des Unique Pro Schuhs ist – wie bereits geschrieben – recht weit hochgezogen. Das bewirkt, dass die Fußferse in einer Art Mulde sitzt. Ist die Ferse ausladend breit, kann sich das unangenehm anfühlen. In der Praxis verschwand das anfängliche Unwohlsein aber sehr schnell: Druckstellen gab es überhaupt keine, im Gegenteil, je länger die beiden Fahrten über insgesamt 140 Kilometer fortschritten, desto größer die Gewöhnung und die Freude über den sehr stabilen Stand des Fußes im Schuh. Unterstützt wird dies durch Silikonnoppen oben an der Fersenpartie.

Q36.5 Unique Pro Schuhe, SRM X-Power II Road Pedale, Scope R4.A Laufräder  und Focus Izalco Max
Alex Faedda

Apropos stabil: Aufgrund der großen Aufstandsfläche hat man subjektiv das Gefühl, ausgesprochen stabil auf dem Pedal zu stehen und den Druck aus den Beinen verlustarm über das Pedal auf die Straße zu bekommen. Erfreulich schnell gewöhnt man sich ans Ein- und Ausklicken: Die Nase der Pedalplatte greift zuverlässig in den Gegenpart am Pedal, schon nach kurzer Zeit schaut man gar nicht mehr hin und klickt selbstverständlich ein. Die Auslöshärte des Pedals lässt sich über eine Schraube einstellen – die gewählte Kraft traf eine goldene Mitte.

Sowohl auf der knapp 110 Kilometer langen ersten Tour in einer Gruppe, als auch bei einer 30 Kilometer langen Solo-Runde zum Ausrollen am Tag darauf gefiel das Pedal-Schuh-System mit stabilem Stand, subjektiv hervorragender Kraftübertragung und leichtem Ein- und Ausstieg – bei teils ausgesprochen intensiver Fahrweise, dem natürlichen Begleitumstand so manchen Presscamps... Einziges Manko: Manchmal fühlte es sich so an, als würde der sehr dünne Mittelteil der Pedalplatte leicht federn. In einem ausführlicheren Test über einen längeren Zeitraum werden wir weitere Erfahrungen sammeln und an dieser Stelle mit Euch teilen!

Preis und Verfügbarkeit

Seit November 2025 lassen SRM und Q36.5 hier und da Informationen durchsickern, um das Interesse zu wecken. Das Profiteam Q36.5 fuhr das System bereits über einen längeren Zeitraum. Mit dem 5. Dezember soll nun der Verkauf starten und die ersten 1000 Exemplare des Pedal-Schuh-Systems erhältlich sein. Mit 550 Euro jeweils für Schuhe und Pedalpaar hat das System seinen Preis.

Mit folglich 1100 Euro setzen SRM und Q36.5 noch einmal einen drauf auf das unlängst vorgstellte PW8-System von Ekoi, das mit etwas anderem technischen Ansatz ein ähnliches Ziel verfolgt und viel Aufmerksamkeit generierte, aufgrund des Preises von 550 Euro aber auch Kritik hervorgerufen hatte. Ob sich (genug) Kundinnen und Kunden für das zweifellos innovative, aber auch noch einmal doppelt so teure System von Q36.5 und SRM finden, muss sich zeigen.