Die Strecke 2024
Auch in diesem Jahr standen zwei Strecken bei den Bemer Cyclassics zur Auswahl: die kurzen "Cyclassics 60" und die langen "Cyclassics 100". Im Wesentlichen blieben beide Runden dabei auf altbewährten Straßen und wichen nur geringfügig vom Kurs der letzten Jahre ab. So war etwa nach zweijähriger Pause die Rückkehr auf die Elbchaussee in ihrer vollen Länge möglich. Nach den Bauarbeiten rollt es dort auf neuem Asphalt besser als je zuvor.

Die Bemer Cyclassics lockten auch 2024 weit über 10 000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an. Die Strecke führt aus dem Hamburger Stadtzentrum nach Norden Richtung Pinneberg und kehrt in einer weiten Schleife über Wedel wieder auf das Gebiet der Hansestadt zurück. Über Elbchaussee, Reeperbahn und Hamburger Michel erreicht man das Ziel in der Mönckebergstraße.
Schnelle Siegerinnen und Sieger
Die Ziellinie in der Mönckebergstraße, auf der später auch die Profis um den Sieg sprinteten, erreichten die ersten 30 Fahrer schon nach 1:11 Stunden. Sie waren die kürzere Runde gefahren. Nachdem am Kösterberg mehrere Attacken gefahren wurden, lief die Spitzengruppe erst rund 500 Meter vor dem Ziel wieder zusammen. Dort erwies sich Nico Hörnig vom PSV Rostock als bester Sprinter. Bereits knapp vier Minuten später kam mit Miriam Gensicke die erste Frau ins Ziel.

Viele weibliche Fahrerinnen waren am Start der Bemer Cyclassics 2024 - wahlweise auch in einem separaten Startblock.
Auf der langen Runde verteidigte Hanno Rieping seinen Titel aus dem Vorjahr. Auch der Mannheimer setzte sich im Sprint einer mehr als 50 Fahrer starken Gruppe durch. Gut 2:10 Stunden benötigte er für den Sieg. Bei den Frauen ging der Sieg in die Schweiz: Irina Lützelschwab gewann als Solistin und kam nur eine halbe Minute nach den ersten Männern ins Ziel. Sowohl im Rennen über 100 als auch über 60 Kilometer erreichten die Schnellsten mit einer Durchschinttsgeschwindigkeit von über 44 km/h das Ziel. Zum Vergleich: Der Sieger des Profirennens bretterte mit durchschnittlich 48 km/h aufs Podium.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Bemer Cyclassics 2024 vor dem Hamburger Michel.
Teil des Feldes der Cyclassics100 war auch Ex-Profi Rick Zabel. Der Ex-Profi fand lobende Worte für das Event. "Es hat sehr viel Spaß gemacht. Ich habe hier ein gut organisiertes Breitensport-Event gesehen. Und was gibt es Schöneres, als am Sonntagmorgen bei diesem Wetter eine Runde Rad zu fahren? Ich habe coole Menschen getroffen, ein paar Fotos gemacht und noch ein alkoholfreies Bier getrunken. Früh selbst fahren und hinterher noch das Profi-Rennen schauen können, das ergibt einen Supersonntag."

Erst selbst fahren, dann die World-Tour-Profis anfeuern. Radsportfans bekommen bei den Bemer Cyclassics Radsport der Extraklasse geboten.
Hobbyrennen zwischenzeitlich unterbrochen
Wie bei vielen anderen Jedermann-/-fraurennen kam es auch in Hamburg leider zu zahlreichen Stürzen. Zwei größere mit vielen Beteiligten sorgten sogar für eine Unterbrechung des Rennens: Elf Verletzte mussten in Krankenwagen abtransportiert werden, ein weiterer Fahrer mit einem Rettungshubschrauber. Um die Einsatzfahrzeuge passieren zu lassen, bildeten die wartenden Fahrerinnen und Fahrer eine Rettungsgasse, ihr Rennen wurde anschließend neutralisiert – also ohne Zeitnahme – zu Ende gefahren.

Tausende Zuschauerinnen und Zuschauer säumten die Rennstrecke, um das Profi- und Hobbypeloton anzufeuern.
Auch das Profirennen war durch die Geschehnisse im Hobbyrennen beeinflusst: Durch die Zeitverzögerung startete es erst mit 45 Minuten Verspätung und wurde zudem um 21 Kilometer verkürzt. Laut dem Sportlichen Leiter des Hamburger Rennens, Ex-Radprofi Fabian Wegmann, zeigten die Radprofis Verständnis für die Verkürzung ihres Rennens, der Rennverlauf wurde dadurch nicht beeinflusst.
So unschön es ist: Stürze gehören zum Radsport dazu, auch die Radprofis landen oft genug unsanft auf dem Asphalt. Welche Maßnahmen Rennveranstalter ergreifen können, um die Sicherheit zu erhöhen, und was Radprofis und Hobbyfahrer tun können, um ihre Sicherheit und die ihrer Mitfahrenden zu erhöhen, haben wir mit Fabian Wegmann im April in einer Podcastfolge diskutiert.
Laut Veranstalter waren alle Gestürzten und medizinisch Versorgten bei Bewusstsein und hätten sich "radsporttypische Verletzungen" zugezogen.

Die Ziellinie der Bemer Cyclassics befand sich auch in diesem Jahr auf der Mönckebergstraße im Herzen Hamburgs.
Profirennen und Zukunftspläne
Das Profirennen wurde wie erwartet im Sprint eines dezimierten Hauptfeldes entschieden. Olav Kooij (Visma Lease a Bike) setzte sich hauchdünn vor Jonathan Milan (Lidl-Trek) und dem Gewinner des Grünen Trikots bei der diesjährigen Tour de France Biniam Girmay (Intermarché-Wanty) durch. Dahinter platzierten sich mit Jordi Meeus (Red Bull-BORA-hansgrohe) und Alexander Kristoff (Uno-X Mobility) zwei weitere namhafte Sprinter aus der WorldTour.

Das Podium der Bemer Cyclassics 2024: Olav Kooij siegt vor Jonathan Milan und Biniam Girmay.
Erstmals wurde das Rennen von der Gesellschaft zur Förderung des Radsports mbH veranstaltet, die zum Tour de France-Veranstalter A.S.O. gehört und auch für Eschborn-Frankfurt und die Lidl Deutschland Tour verantwortlich zeichnet. Matthias Pietsch, Geschäftsführer der GFR, zog ein zufriedenes Fazit und blickte in die Zukunft: "Jedes Rennen hat seine eigene Geschichte und Strukturen. Für einen neuen Veranstalter ist es da wichtig, alles zu berücksichtigen. Das Event hat ein großes Potenzial, das wir in den kommenden Jahren noch mehr nutzen wollen. Bei den Profis haben wir ein spannendes Rennen mit einem starken Sieger gesehen. Im Breitensportbereich haben wir mit 11 000 Teilnehmenden eine gute Zahl. Das Event hat aber mehr verdient. Wir wollen schauen, ob wir vielleicht wieder mehr Hamburger Highlights wie den Hafen in die Strecke integrieren können. Das Feedback aus dem Feld war zudem, dass sich die Teilnehmenden wieder über eine dritte Distanz freuen würden."
Auch ein Profiradrennen der Frauen wäre eine erfreuliche Entwicklung der Bemer Cyclassics.