Geschäftsaufgabe von Gorewear
Für viele Fans der Marke war es ein Schock: Anfang November 2025 informierte Gore darüber, den Geschäftsbetrieb seiner Rad- und Laufbekleidungsmarke Gorewear im Verlauf des Jahres 2026 einzustellen. Bis zum 31. März 2026 sollen noch Bestellungen aus dem Fachhandel angenommen und erfüllt werden, danach werden "nur" noch Lagerbestände über die eigene Website abverkauft. Das Ende der eigenen Bekleidungsmarke nach über 40 Jahren Geschäftsbetrieb hat allerdings keine Auswirkung auf die Produktion von Funktionstextilien wie Gore-Tex-Materialien – diese werden weiterhin entwickelt und vertrieben.
Die Aufgabe der eigenen Bekleidungsmarke ermöglicht es jedoch Sparfüchsen, noch das ein oder andere Schnäppchen abzugreifen. Es dürfte sich lohnen, in den kommenden Monaten im Fach- und Onlinehandel die Augen offen zu halten. Grund genug für uns, Teile der Winterlinie Spinshift Thermo genauer unter die Lupe zu nehmen.
Getestete Produkte
- Gorewear Spinshift Thermo Winterjacke – sechs Größen, acht Farben, UVP 179,95 Euro
- Gorewear Spinshift Thermo Langarmtrikot – sechs Größen, fünf Farben, UVP 129,95 Euro
- Gorewear Spinshift Thermo Trägerhose – sechs Größen, vier Farben, UVP 159,95 Euro
Test: Gorewear Spinshift Thermo Winterjacke
Laut Gorewear ist die Spinshift Thermo Winterjacke "unsere wärmste Thermojacke mit trikotähnlichem Schnitt und figurbetonter Silhouette", die für "maximalen Tragekomfort bei kalten Temperaturen" vorgesehen ist. Das mag für die aktuelle Kollektion gelten, uneingeschränkt für kalte Temperaturen empfehlen können wir die Spinshift Thermo Winterjacke jedoch nicht: Während wir mit der Vorgänger-Winterjacke C5 Gore-Tex Infinium Signal Thermo von Gorewear bedenkenlos auch bei eisigen Temperaturen um den Gefrierpunkt unterwegs waren, wird es ab spätestens 5° C und darunter mit der Spinshift Thermo ungemütlich – individuelles Kälteempfinden mal ausgeklammert.

Ein wärmendes Fleecematerial im Inneren sorgt für hohen Tragekomfort, einen Windstopper sucht man jedoch vergeblich.
Das mag daran liegen, dass die C5 noch mit Gore Tex-Windstoppermaterial ausgerüstet war, die neueste Generation hingegen "nur" mit "schützendem Fleece" kommt, das "zuverlässig vor Wind und Kälte" schützen soll. Das Fleece ist auch angenehm und hauptverantwortlich für den sehr hohen Tragekomfort – wer jedoch eine Thermojacke explizit fürs Wintertraining bei niedrigen einstelligen Graden sucht, sollte trotz des Marketingsprechs von der "wärmsten Thermojacke (...) bei kalten Temperaturen" eindeutig lieber zu Alternativen wie der C5 greifen.

Die Passform ist vergleichsweise weit - unter anderem an der Hüfte bleibt viel Platz. Der Tester ist übrigens 1,90 Meter groß, wiegt 77 Kilogramm und trägt in allen Teilen Größe M.
Auch neben dem Temperaturbereich bietet die Spinshift Thermo-Jacke viel Licht und Schatten: Die versprochene "Slim Fit"-Passform, die laut Hersteller "figurbetont, aber nicht hauteng" anliegt, lässt tatsächlich recht viel Luft an der Hüfte und – wenig aerodynamisch – an den Armen; die drei Rückentaschen sind zwar gut zugänglich, aber etwas knapp bemessen; und der Reißverschluss verlangt zwar wenig Handkraft und hält eine einmal gewählte Position auch sehr gut, allerdings lässt sich der filigrane Zipper mit dicken Winterhandschuhen nur schwer greifen. Warum Gorewear dem Reißverschluss am Rücken für die kleine, separate Schlüsselrückentasche einen längeren und besser zu greifenden Zipper spendiert als dem Hauptreißverschluss an der Front, bleibt ein Geheimnis der Entwickler.

Eine zusätzliche Rückentasche ist mit Reißverschluss gesichert. Dessen Zipper ist deutlich größer und entsprechend besser zu greifen als der Hauptreißverschluss an der Front.
Positiv ist die Länge der Ärmel und des Kragens – an beiden Stellen zudem mit weichen Bündchen ausgestattet und sehr angenehm zu tragen: An den Ärmeln pfeift es dadurch nicht kalt herein, der Hals wird gegen Fahrtwind geschützt. Leichten Nieselregen hält das DWR-imprägnierte Außenmaterial für eine gewisse Zeit ab, für ausgewachsene Regenschauer sollte man aber noch besser geeignete Schutzkleidung dabei haben.
Geschmackssache sind die Farben: Sechs von acht verfügbaren Farben sind gedeckt bis dunkel und in winterlichen Sichtverhältnissen nicht optimal. Wer seine Sichtbarkeit im Straßenverkehr bestmöglich erhöhen will und nicht auf die je zwei kleinen Reflektorstreifen an Rücken, Schultern, Ärmeln und Ärmelabschluss vertrauen will, dem bleibt bei der Spinshift Thermo Jacke "nur" die Version in hellerem Beige oder natürlich neongelb.
hoher Tragekomfort
innen kuscheliges Fleece
lange Ärmel, hoher Kragen
Silikonbund für stabilen Sitz
entgegen dem Herstellerversprechen nicht für wirklich kalte Temperaturen
nur bedingt sportliche Passform
bei den meisten Farbvarianten eingeschränkte Sichtbarkeit in der dunklen Jahreszeit
Reißverschluss mit dicken Handschuhen schwer greifbar
- Acht Farben
- Sechs Größen von XS bis XXL
- Made in Vietnam
- UVP 179,95 Euro
Test: Gorewear Spinshift Thermo Langarmtrikot
Quasi den gleichen Namen, aber einen ganz anderen Charakter offenbart das Spinshift Thermo Langarmtrikot: Dieses kommt mit der Passform "Form Fit" – und sitzt knackig eng und sportlich. Zwei unterschiedliche Fleecematerialien sollen das Körperklima regulieren: ein groberes und wärmeres Fleece an der Frontpartie um Brust und Bauch, das zudem DWR-imprägniert ist und Spritzwasser abhält, sowie ein feineres, atmungsaktiveres Fleecegewebe an Armen und Rücken, das ein Überhitzen verhindern soll.

Das Gorewear Spinshift Thermo Langarmtrikot ist trotz des weitgehend identischen Namens deutlich sportlicher geschnitten als die Jacke - wegen der anderen Stoffzusammensetzung aber auch für deutlich wärmere Tage zwischen 12 und ca. 16 Grad gedacht.
In der Praxis gefällt diese Kombination größtenteils gut: Das insgesamt sehr dehnbare Gewebe schmiegt sich eng, aber sehr bequem an den Körper, kein flatterndes Material an Ärmeln oder Brust bremst die Fahrt. Der Reißverschluss ist auf ganzer Länge mit einer winddichten Stoffbahn hinterlegt, sodass es auch hier nicht kalt werden kann. Der Zipper ist identisch mit jenem der Spinshift-Thermojacke und dementsprechend mit dicken Winterhandschuhen nicht optimal zu greifen – das fällt hier jedoch weniger ins Gewicht, da das Trikot insgesamt für deutlich wärmere Tage in der Übergangszeit von Frühling und Herbst ausgelegt ist: Zehn Grad sollte das Thermometer schon mindestens anzeigen. Und dann sollten selbst kälteempfindliche Fahrerinnen und Fahrer selten mit dicken Winterhandschuhen unterwegs sein...
Die drei Rückentaschen sind gut zugänglich, und dank des dehnbaren Stoffes passt auch etwas mehr hinein als bei der Jacke. Doch ebenso wie dort sind die Abmessungen eher knapp. Positiv: Das stramme Bündchen verhindert, dass Dinge herausfallen können. Zusätzlich gibt es – wie bei der Jacke – auch beim Langarmtrikot eine reißverschlussgesicherte Zusatztasche. Übrigens mit einer dritten Zippergröße, diesmal ziemlich filigran bemessen und am besten unbehandschuht zu bedienen.

Die Ärmel sind angenehm lang, der Bund nicht zu eng. Weitere Detailfotos zu allen Teilen findet ihr in der Bildergalerie.
Von fünf Farben sorgen zumindest drei potenziell für eine gute Sichtbarkeit im Straßenverkehr, je zwei kleine Reflektoren finden sich an verschiedenen Positionen der Ärmel.
angenehm zu tragendes Langarmtrikot für einen Temperaturbereich von ca. 12 bis 16 Grad
sportlich-enge Passform
hohe Atmungsaktivität
angenehme Ärmellänge, Silikonbund für stabilen Sitz
vergleichsweise warmes, trockenes Wetter vorausgesetzt
Rückentaschen eher knapp bemessen
- Fünf Farben
- Sechs Größen von XS bis XXL
- Made in Kambodscha
- UVP 159,95 Euro
Test: Gorewear Spinshift Thermo Trägerhose
Die lange Bibtight besteht aus weichem, elastischem Fleecematerial, das sich angenehm an Beine und Rumpf schmiegt. Neben dem hohen Tragekomfort und einer angenehmen Beweglichkeit gefällt die durchgängige DWR-Imprägnierung, die Spritzwasser zumindest eine Zeit lang abhält.
In Ermangelung eines Windstoppers ist der Kälteschutz aber etwas eingeschränkt: Bei Temperaturen unter 5° C kann es kalt werden, zumal an den Kniegelenken oder im Schritt. Wer bei solchen Bedingungen ohnehin nicht Rad fährt, trifft eine gute Wahl, zumal das Sitzpolster auch nach mehreren Stunden im Sattel angenehm dämpft und mit hohem Sitzkomfort erfreut ohne allzu dick aufzutragen.

Dezent und praktisch: die aufgenähte Tasche am rechten Oberschenkel der Spinshift Thermo Trägerhose von Gorewear. Weitere Detailfotos zu allen Teilen findet ihr in der Bildergalerie.
Die Passform soll laut "Form Fit"-Definition zwar ähnlich wie das Langarmtrikot sportlich-eng ausfallen, ist aber eher leger: Für einen ähnlich engen Schnitt wie noch beim Trikot sollte man ausgewachsene Sprinterhaxen vorweisen können. Gut gefällt der recht hohe Bund am Bauch, der entsprechend wärmt. Praktisch ist das kleine aufgenähte Täschchen am Oberschenkel, in dem Riegel, Gel oder Handy Platz finden, das aber so dezent ist, dass man es erst auf den zweiten Blick erspäht.
Die Träger aus bedrucktem Mesh sind dehnbar und passen sich gut der Torsolänge an, ohne zu drücken. Wer besonderen Wert auf Sichtbarkeit legt, sollte die Version mit neongelber Wadenpartie nehmen – ansonsten finden sich "nur" je zwei kleine Reflektoren auf den Waden und dem Allerwertesten.
hoher Tragekomfort, sehr dehnbares Material
angenehmes, ordentlich dämpfendes Polster
unauffällige Tasche auf dem Oberschenkel
Spritzwasserschutz
nur eingeschränkt für wirklich kalte Tage geeignet
Sichtbarkeit im Straßenverkehr war nicht oberstes Entwicklungsziel
- Vier Farben
- Sechs Größen von XS bis XXL
- Made in Rumänien
- UVP 159,95 Euro
Fazit
Nachdem wir mit früherer Winterbekleidung aus dem Hause Gorewear sehr gute Erfahrungen gemacht haben, überzeugt die aktuelle Spinshift-Generation diesmal nicht auf voller Länge – zumindest, was den Kälteschutz für wirklich kalte Tage angeht. Auch die teils recht unterschiedlichen Ansätze unter ein und demselben Namen überraschen – etwa was Passform, Kälteschutz und Reißverschlusszipper angeht.
Positiv ist, dass alle Teile aus recycelten Materialien hergestellt sind und viele Größen und Farben angeboten werden. Auch ist die Verarbeitung durchgängig sehr hochwertig. Wer mit den hier zusammengetragenen Kritikpunkten klarkommt, findet also durchaus einen hohen Gegenwert für seine Investition – und macht aufgrund der mittelfristigen Geschäftsaufgabe von Gorewear und des damit einhergehenden Abverkaufs unter Umständen womöglich noch ein richtiges Schnäppchen.





