DT Swiss betritt Neuland: Die Schweizer, deren Firmenursprung in der Produktion von Stahlspeichen liegt, bringen erstmals einen Laufradsatz mit Carbonspeichen auf den Markt. Er soll unter 1200 Gramm wiegen – und der Auftakt sein für weitere Laufradsätze mit Carbonspeichen.

It´s cool man! 1174 Gramm Setgewicht für Vorder- und Hinterrad sind eine starke Ansage.
Kurz und knapp
- Hersteller: DT Swiss
- Modell: ARC 1100 38 CS
- Art: aerodynamischer Berglaufradsatz
- Felge: Carbonhakenfelge, 38 mm hoch, innen 20 mm breit
- Naben: neue DT Swiss 180-Naben mit Keramiklagern, optimiert für Carbonspeichen
- Speichen: Vonoa-Carbonmesserspeichen, vorne 18, hinten 24
- erhältlich als Wheel-Tire-System (WTS) mit Continental-Reifen (Aero 111 vorne 26 mm, Grand Prix 5000 S TR 28 mm hinten)
- Gewicht: 1174 Gramm für Vorder- und Hinterrad, 1781 g mit Reifen
- max. Systemgewicht: 110 kg (Fahrer, Rad, Ausrüstung)
- Preis: 3199 Euro

Der neue Laufradsatz von DT Swiss dürfte vor allem für den Aufbau sehr leichter Komplettrennräder genutzt werden - so wie in der Kampagne in einem BMC Teammachine SLR 01, das mit den neuen Laufrädern und Sram Red AXS nur 6,5 Kilogramm wiegen soll.
Carbonspeichen = Neuland für DT Swiss
Nachdem DT Swiss aufgrund eines Rückrufs im Jahr 2025 nicht nur positive Schlagzeilen produzierte, will die Schweizer Laufradmarke nun noch einmal punkten: Erstmals in ihrer über 30-jährigen Geschichte bringt DT Swiss einen Laufradsatz mit Carbonspeichen auf den Markt. Dabei handelt es sich um eine besonders leichte Variante des Aero-Laufradsatzes ARC 1100 38 für Straßenrennräder.
Carbonspeichen an einem DT-Laufradsatz sind insofern bemerkenswert, als dass die Schweizer Marke ihre Wurzeln in der Produktion von Stahlspeichen hat: 1994 gegründet, produziert man bis zum heutigen Tag am Firmensitz in Biel Stahlspeichen, darunter so legendäre Produkte wie die Messerspeiche Aerolite. Erst mit der Zeit kamen die Produktion von Naben und kompletten Laufräder hinzu. Insofern stellt der erste Laufradsatz mit Carbonspeichen eine Zäsur für DT Swiss dar.

18 Carbonspeichen am Vorder- und 24 Carbonspeichen am Hinterrad sollen das Gewicht der ARC 1100 38 gegenüber der Version mit Stahlspeichen um 125 Gramm reduzieren.
Das gilt umso mehr, als dass die Carbonspeichen vorerst "nur" zugekauft sind: Sie stammen von Vonoa. Sollte DT gute Erfahrungen mit Carbonspeichen-Laufrädern machen, dürften die Schweizer gemäß ihres Selbstverständnisses als Speichenhersteller und Premiumanbieter früher oder später auch selbst Carbonspeichen produzieren.
Die Laufräder werden aber auch mit Carbonspeichen von Hand aufgebaut – 18 Speichen am Vorderrad, auf der rechten Seite radial, 24 Speichen am Hinterrad, zweimal gekreuzt. DT Swiss verspricht aufgrund der Carbonspeichen ein noch einmal deutlich reduziertes Laufradgewicht sowie eine erhöhte Seitensteifigkeit. Selbstverständlich, aber dennoch erwähnenswert: Natürlich handelt es sich um aerodynamisch optimierte Messerspeichen.
Die neuen DT Swiss ARC 1100 38 CS im Detail
Ein komplettes Experiment ist das Erstlingswerk mit Carbonspeichen indes nicht: DT Swiss hat aus seiner beliebten Laufradfamilie ARC den Satz mit der niedrigsten Felge genommen und für den Aufbau mit Carbonspeichen überarbeitet. Der ARC 1100 38 bekommt folglich das Kürzel CS angehängt – CS für Carbon Spokes. Die Felge bleibt identisch: Hakenkonstruktion, tubeless ready, 38 Millimeter hoch, innen 20 Millimeter breit, aerodynamisch optimiert in Kooperation mit Swiss Side, hergestellt im eigenen PURE-Verfahren, das Gewicht reduzieren und Nachbehandlungen oder Lackierungen überflüssig machen soll.

Die Maulweite von 20 Millimetern ist heutzutage eher gering - und womöglich der eigentliche Grund, sollten die Laufräder schlechter angenommen werden als von DT Swiss erhofft.
Angepasst wurden aber die Naben. Zwar handelt es sich um die bekannten DT Swiss 180-Naben mit Keramiklagern, allerdings kommen diese mit neuen Nabenflanschen, um der neuen Anzahl und Befestigung der Carbonspeichen zu entsprechen. Vor allem die radiale Einspeichung vorne rechts verlangte nach einem neuen Nabenflansch.

Um die Carbonspeichen mit T-Head befestigen zu können, hat DT Swiss für seine 180er-Naben neue Flansche entwickelt - nicht zuletzt dank der radialen Einspeichung am Vorderrad.
Erhältlich sind die neuen DT Swiss ARC 1100 38 CS als Wheel-Tire-System (WTS), sprich: mit Reifen. Dabei handelt es sich in erster Linie um den in Kooperation von DT Swiss, Swiss Side und Continental entwickelten Aero-Reifen Aero 111, der in 26 Millimeter Breite am Vorderrad montiert sein wird. Am Hinterrad rollt ein Continental Grand Prix 5000 S TR in 28 Millimetern Breite. Das Set-up wird komplettiert durch Continental TPU-Schläuche, die im Auslieferungszustand montiert sind. Dank beiliegender Tubeless-Ventile kann man die Laufräder aber natürlich auch schlauchlos fahren.
Interessant ist der Blick auf die Gewichte: 1174 Gramm gibt DT Swiss für die neuen ARC 1100 38 CS ohne Reifen an, mit Pneus soll das Set aus Vorder- und Hinterrad 1781 Gramm wiegen. Fahrer, Rad und Ausrüstung dürfen zusammen maximal 110 Kilogramm wiegen – das entspricht der Freigabe für andere Laufräder der ARC-Familie, liegt aber unter den 120 Kilogramm, die beispielsweise bei den ERC-Laufrädern von DT zugelassen sind.

Die neuen DT Swiss ARC 1100 38 CS-Laufräder sind als Wheel-Tire-System erhältlich - mit Reifen von Continental, darunter am Vorderrad der Aero-Reifen Aero 111.
Preis und ROADBIKE-Kommentar
Spannend ist der Preis: Satte 3199 Euro ruft DT Swiss für die neuen ARC 1100 38 CS auf. Dafür ist ein stattlicher Lieferumfang mit an Bord, der neben dem Laufradsatz samt Reifen und TPU-Schläuchen auch Laufradtaschen, Tubeless-Ventile und -felgenband sowie einen Sram XDR-Freilaufkörper beinhaltet.
Die Version der ARC 1100 38 mit Stahlspeichen kostet übrigens 700 Euro weniger, bringt dafür aber laut Herstellerabgabe 125 Gramm mehr auf die Waage. Positiv für alle, die angesichts der Preise jetzt der nackte Schweiß ausgebrochen ist: DT Swiss nennt traditionell UVP-Preise, die aufgrund der großen Stückzahlen der Schweizer in der Praxis aber oft deutlich unterboten werden. Nichts desto trotz: Ein Schnapper sind die neuen Leichtbaulaufräder der Schweizer nicht unbedingt.

Leichte Laufräder sind ein großer Spaßfaktor für Rennradfahrerinnen und -fahrer. Und DT Swiss musste in den letzten Jahren hinnehmen, dass immer mehr Laufradhersteller sehr leichte - und oftmals leichtere - Laufräder als die Schweizer auf den Markt gebracht haben. Übrigens mit und ohne Carbonspeichen.
Dass DT Swiss nun vergleichsweise spät nachzieht, muss kein Nachteil sein, zumal die leichte Verzögerung aus der Historie des Unternehmens als Stahlspeichenhersteller betrachtet durchaus erklärbar ist.
Zwei Fragen habe ich dennoch: Erstens packt DT Swiss seine neuen Stahlspeichen in den ARC 38-Laufradatz - dessen 20 Millimeter Maulweite rangieren sehr weit am unteren Ende dessen, was heutzutage bei modernen Rennradlaufrädern gefahren wird. Auch die serienmäßig verbauten Reifen sind mit 26 bzw. 28 Millimetern Breite heutzutage eher schmal - zur Erinnerung: Aktuell sind selbst im traditionell eher konservativen Profiradsport bereits 30-Millimeter-Pneus gesetzt. Sollte sich der neue ARC 1100 38 CS-Laufradsatz also nicht so gut verkaufen, wie von DT Swiss erhofft, könnte das weniger eine Absage an die Carbonspeichen sein als vielmehr an die Felgen- und Reifendimensionen.
Zweitens lässt mich der Preis schlucken. Schon klar, DT Swiss ist eine beliebte Marke mit Endmontage in der EU, gutem Service und großzügigem Lieferumfang. Und ja, manch anderer Hersteller ist noch (deutlich) teurer. Doch am Markt schaffen es mittlerweile auch viele Wettbewerber, ebenso leichte Laufräder - mit und ohne Carbonspeichen - zu teilweise deutlich attraktiveren Preisen anzubieten. Diese große Bandbreite ist vor allen Dingen eins: gut für Verbraucherinnen und Verbraucher.





