Am 23. August 2023 beginnt die diesjährige Deutschland Tour mit einem Prolog in St. Wendel, und bereits jetzt wächst bei den Fans die Vorfreude. Zwischenzeitlich haben die 20 Mannschaften, darunter 14 Teams der diesjährigen Tour de France, ihre vorläufigen Starter angemeldet. Mit dabei: vier Etappensieger und das gesamte Podium des vergangenen Jahres (Mannschaften, Starter und Einschätzungen siehe weiter unten).
Auch die Strecke steht nun endgültig fest. Wer den Radprofis vom Straßenrand aus zujubeln möchte, findet auf der Website des Veranstalters nicht nur Streckenkarten und Höhenprofile, sondern auch die exakten Durchfahrtzeiten, interaktive Karten zum Hereinzoomen und sogar GPX-Tracks – perfekt, um den am besten geeigneten Ort und Zeitpunkt zu finden, um das Rennen zu besuchen. Der Eintritt ist natürlich frei.
Die Strecke
Die Strecke der Deutschland Tour bietet auch in diesem Jahr wieder viele Hotspots. Zwischen den Etappenorten sorgen acht Bergwertungen und acht Sprintwertungen sowie die tägliche Bonuswertung für sportliche Spannung. Mit fast 3.000 Höhenmetern stellt die zweite Etappe nach dem Start in Kassel die größte Herausforderung dar – inklusive dem höchsten Punkt der diesjährigen Rundfahrt auf 776 Metern kurz vor dem Ziel in Winterberg. Dagegen fällt der Schlusstag zwischen Hannover und Bremen mit nur 280 Höhenmetern flach aus.
Zum Auftakt steht am 23. August ein Prolog in St. Wendel an. Im letzten Jahr war das kurze Zeitfahren erstmals im Programm. In diesem Jahr ist der intensive Start in die Rundfahrt 2,2 Kilometer lang. Die technisch anspruchsvolle Schleife um die Innenstadt von St. Wendel kommt zwar ohne Steigungen aus, ist aber kurvenreich. Bereits nach 100 Metern in der Gymnasialstraße wartet die erste 90-Grad-Kehre und führt in den Tempo-Sektor des Tages. Nach 1,4 Kilometern nehmen die Herausforderungen zu: Eine Kurve und Spitzkehre in kurzer Abfolge unterbrechen den Rhythmus vor dem Schlussteil, der zum Ziel Am Schlossplatz führt.

23. August 2023: Prolog in St. Wendel, 2,2 Kilometer
Die 1. Etappe führt über 178 Kilometern von St. Wendel nach Merzig – ein komplett saarländischer Renntag. Früh in der Etappe wird bei Freisen auf den Tageshöhepunkt geklettert. Ein ständiges Auf und Ab, teilweise mit sehr steilen Rampen, prägt den Mittelteil der Etappe. Vorbei am Bostalsee geht es über Wadern, Weiskirchen auf den Weg zur Saarschleife bei Mettlach. Im Finale in Merzig wartet eine schwere Zielrunde mit dem Anstieg zur Kreuzbergkapelle, die einige Profis bereits aus dem Jahr 2018 kennen, und die gleich zweimal bezwungen werden muss. Damals konnte sich der spätere Gesamtsieger Matej Mohoric vor Nils Politt durchsetzen. Der Blick auf das Profil verrät: es wird ein Tag für die Klassikerspezialisten.

24. August 2023: 1. Etappe St. Wendel - Merzig, 178 Kilometer
Die 2. Etappe über 190 Kilometer zwischen Kassel und Winterberg ist das längste und – zumindest was die Höhenmeter angeht (knapp 3000) – schwerste Teilstück der Deutschland Tour 2023. Nach neutralisiertem Beginn in der Kasseler Innenstadt erfolgt der scharfe Start vor dem Marstall Gebäude des Schloss Wilhelmshöhe. Bevor die Landesgrenze passiert wird, verabschiedet sich Hessen mit einem kurzen steilen Anstieg hinter Bad Arolsen auf dem Weg in den Hochsauerlandkreis. Das Terrain bleibt Sauerland-typisch und die wellige Strecke führt über Marsberg, Brilon und Meschede zum Hennesee und weiter nach Eslohe.

25. August 2023: 2. Etappe Kassel - Winterberg, 190 Kilometer
Spätestens in der letzten Rennstunde des Tages müssen die Kletterbeine in Bestform sein: In Altastenberg wird der höchstgelegene Ort der diesjährigen Deutschland Tour erreicht, und obwohl Winterberg in Sicht ist, sind bis zum Zielstrich noch 20 weitere Kilometer zurückzulegen. Denn eine Zielrunde führt aus Winterberg wieder heraus und nach einer kurzen, steilen Abfahrt in das Orketal, vorbei an der Wintersport-Arena Sauerland, beginnt die entscheidende Gegensteigung: 2,5 Kilometer Klettern auf der Hochsauerland Höhenstraße bis zum Teufelslappen.

Die Königsetappe der Deutschland Tour 2023 führt nach Winterberg im Sauerland.
Voller Herausforderungen steckt die 3. Etappe von Arnsberg-Neheim nach Essen: 174 Kilometer mit 1520 Höhenmetern. Nach nur 12 Kilometern wartet in Fröndenberg die auch bei Hobbyradsportler*innen berühmt-berüchtigte "Eule" mit Steigungen bis 13%. Die nächste Rennstunde bleibt wellig und verläuft mit vielen Richtungswechseln entlang der Ruhr – dem ständigen Begleiter an diesem Tag -, bevor am Hengsteysee der Serpentinen-Anstieg zur Hohensyburg folgt: der Auftakt für den schweren Mittelteil der Etappe, der ein ständiges Auf und Ab auf 75 Kilometern bietet. Sandberg, Sender Langenberg, Nordtrather Tal – allesamt mit zweistelligen Steigungsprozenten. Wer die Deutschland Tour gewinnen möchte, wird spätestens hier Akzente setzen. Zum Finale wird Essen aus Süden angefahren und das Profil beruhigt sich. Nach einer ersten Zieldurchfahrt vor dem Stadtgarten steht eine Runde von 20 Kilometern durch die Ruhrmetropole an.

26. August 2023: 3. Etappe Arnsberg/Neheim - Essen, 174 Kilometer
Auf der 4. und letzten Etappe von Hannover nach Bremen über 180 Kilometer wartet nach den Strapazen der Vortage das flache Terrain Niedersachsens. Nach dem Start vor dem Neuen Rathaus in Hannover verlassen die Fahrer die Landeshauptstadt entlang des Maschsees in südlicher Richtung. Im ersten Etappendrittel sorgen die Rehburger Berge unweit des Steinhuder Meers für die einzigen Erhebungen im Profil. In Stolzenau wird erstmals die Weser passiert und die Mittelweser-Region erreicht. Topfeben und nahezu auf Meeresniveau geht es von Hoya in die Freie Hansestadt. Über die Karl-Carstens-Brücke fahren die Profis in die Hansestadt und passieren auf dem Weg in die Bremer Altstadt das Weserstadion. Es geht vorbei am Marktplatz mit dem Bremer Rathaus und einem kurzen Kopfsteinpflastersegment. Mit der historischen Kulisse im Rücken und der Überseestadt im Blick wird das Finale eingeläutet. Zum ersten Mal wird das Zielgebiet durchfahren – es folgen drei weitere Runden von jeweils 5 Kilometern durch das Viertel, bevor die endschnellen Fahrer mit einem Sprint Royal auf der langen Zielgerade den Tagessieg ausfahren.

27. August 2023: 4. Etappe Hannover - Bremen, 180 Kilometer
Die Starter
Gleich 14 Teams, die in diesem Jahr schon bei der Tour de France am Start standen, geben sich bei der Deutschland Tour die Ehre. Darüber hinaus haben weitere namhafte Teams der Kategorien UCI Pro Tour bzw. UCI Continental gemeldet oder eine Wildcard erhalten. Erfreulich: Die Deutschland Tour lockt Wiederholungstäter, denn vier Etappensieger und das gesamte Podium des vergangenen Jahres stehen 2023 erneut am Start.
Beim Auftaktzeitfahren in St. Wendel präsentiert sich Nils Politt (BORA – hansgrohe) zum ersten Mal auf heimischen Straßen im neuen Zeitfahrmeister-Outfit. Auch Teamkollege Maximilian Schachmann, Deutschland Tour-Etappensieger von 2018, ist eine gute Platzierung sowohl im Zeitfahren als auch bei der gesamten Rundfahrt zuzutrauen.
Dabei werden die Bora-Profis aber die drei Fahrer schlagen müssen, die im letzten Jahr den Gesamtsieg der Deutschland Tour unter sich ausmachten: Adam Yates (UAE Team Emirates), Gesamtsieger der Deutschland Tour 2022 und Tour de France-Dritter, Pello Bilbao (Bahrain Victorious), Zweiter im vergangenen Jahr und Etappensieger der Tour de France, sowie Ruben Guerreiro (Movistar Team) stehen auch 2023 wieder am Start. Auch Tour-Etappensieger und Ex-Weltmeister Mads Pedersen (Lidl-Trek) sollte man auf der Rechnung haben.
Wie Yates und Bilbao haben auch Caleb Ewan (Lotto Dstny) und Alexander Kristoff (Uno-X Pro Cycling Team) Etappen der Deutschland Tour 2022 gewonnen. Der Norweger war bei jeder der drei vergangenen Austragungen erfolgreich und möchte seine Serie fortsetzen. In die Tagesentscheidungen werden neben Sam Bennett (BORA – hansgrohe) auch weitere deutsche Fahrer wie Max Kanter (Movistar Team), Marius Mayrhofer (Team dsm – firmenich), Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) und Pascal Ackermann (UAE Team Emirates) eingreifen wollen. Während Ackermann bereits 2019 und 2021 erfolgreich war, war Bauhaus mehrfach Etappenzweiter und hat noch eine Rechnung mit der Heimat-Rundfahrt offen.

Pascal Ackermann (l.) und Maximilian Schachmann - hier 2019 mit ROADBIKE-Redakteur Moritz Pfeiffer - fahren mittlerweile in unterschiedlichen Teams und sind beide für Tagessiege bei der Deutschland Tour 2023 gut.
Georg Zimmermann (Intermarché – Circus – Wanty) glänzte in den letzten beiden Jahren als bester Nachwuchsfahrer der Deutschland Tour. Aktuell fährt er die bisher stärkste Saison seiner Karriere, die fast mit einem Etappensieg bei der Tour de France gekrönt wurde. Mit diesem Selbstbewusstsein und Rückenwind reist er zur Deutschland Tour. An der Seite von Rick Zabel gibt Chris Froome nach 2021 ein Comeback in Deutschland. Israel – Premier Tech hat den vierfachen Tour de France-Sieger zusammen mit den Routiniers Jakob Fuglsang und Domenico Pozzovivo nominiert. Das routinierte Trio blickt zusammen auf nicht weniger als 50 Profisaisons.
Neben den etablierten Namen der Szene werden die deutschen Talente die fünf Renntage durch die Heimat nutzen, um auf sich aufmerksam zu machen. Für Fahrer, wie Johannes Adamietz (Lotto Dstny) war eine erfolgreiche Deutschland Tour das Sprungbrett zum Profivertrag. Die deutschen Continental-Teams bieten gleich 22 deutschen Fahrern Gelegenheit, sich zu präsentieren – darunter Tobias Nolde (P&S Benotti), Führender der Rad-Bundesliga.
Die Liste der 120 Starter ist vorläufig. Alle Mannschaften können in den kommenden zwei Wochen Änderungen an ihrem Kader vornehmen. Die finale Startliste wird am 23. August bestätigt – dann, wenn die Deutschland Tour 2023 endlich startet.
Teams und voraussichtliche Top-Starter
UCI World Teams
- Alpecin – Deceuninck Quinten Hermans, Alexander Krieger
- Bahrain Victorious Pello Bilbao, Phil Bauhaus
- Bora – hansgrohe Nils Politt, Maximilian Schachmann
- Ineos Grenadiers Ethan Hayter, Michal Kwiatkowski
- Intermarché – Circus – Wanty Lilian Calmejane, Georg Zimmermann
- Lidl – Trek Mads Pedersen, Natnael Tesfatsion
- Movistar Team Ruben Guerreiro, Max Kanter
- Soudal Quick-Step Mauro Schmid, Jannik Steimle
- Team dsm – firmenich Marius Mayrhofer, Kevin Vermaerke
- UAE Team Emirates Pascal Ackermann, Adam Yates
UCI Pro Teams
- Israel – Premier Tech Chris Froome, Rick Zabel
- Lotto Dstny Johannes Adamietz, Caleb Ewan
- Q36.5 Pro Cycling Team Matteo Moschetti, Nickolas Zukowsky
- TotalEnergies Mathieu Burgaudeau, Anthony Turgis
- Tudor Pro Cycling Team Arvid de Kleijn, Mika Heming
- Uno-X Pro Cycling Team Alexander Kristoff, Rasmus Tiller
UCI Continental Teams
- Bike Aid Vinzent Dorn, Dawit Yemane
- P&S Benotti Tobias Nolde, Jannis Peter
- rad-net Oßwald Vincent John, Tobias Müller
- Saris Rouvy Sauerland Team Dominik Bauer, Silas Koech