Neue Aero-Laufräder von Fulcrum: Wind 42 und Wind 57

Fulcrum Wind 42 und Wind 57
Erster Test: Neue Aero-Laufräder von Fulcrum

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Veröffentlicht am 23.12.2023
Erster Test: Neue Aero-Laufräder von Fulcrum
Foto: Fulcrum/Chiara Redaschi

Ähnliche Technik, günstigerer Preis

Nach den High-End-Laufradsätzen Speed 42 und Speed 57 bringt Fulcrum mit den Modellen Wind 42 und Wind 57 identische oder ähnliche Technologien zum kleineren Preis auf den Markt. Die größten Überschneidungen gibt es bei den Aero-Felgen: Diese weisen das identische UV-Profil auf (oben bauchig, unten spitzer zulaufend), sind wie der Name nahelegt je nach Modell 42 beziehungsweise 57 Millimeter hoch, verfügen über ein ungelochtes Felgenbett sowie eine Maulweite von 23 Millimeter.

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Auch das minimalistische Felgendesign mit mattschwarzer Oberfläche und teilweise per Laser aufgetragenen, reflektierenden Icons, die auf bei den Laufrädern eingesetzte Technologien verweisen, ist bei Speed- und Wind-Modellen ähnlich. Allerdings sind die neuen Wind-Felgen aus etwas günstigeren Carbonfasern gefertigt.

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Im Bereich der Nippel ist ein spezieller Kunststoffsockel in das Carbon der Felgen eingelassen, um eine höhere Steifigkeit und Haltbarkeit des Systems zu gewährleisten, die Belastung der Nippel auf einen größeren Bereich zu verteilen und die Haltbarkeit zu erhöhen. Die Felgen sind tubeless-fähig, dank der traditionellen Hakenkonstruktion der Felge können alle auf dem Markt befindlichen Tube Type- und Tubeless-Reifen montiert werden und gleichzeitig maximale Sicherheit für Fahrerin/Fahrer gewährleistet werden, wie Fulcrum betont. Freigegeben sind die Felgen für Reifenbreiten von 25 bis 45 Millimeter.

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Dank Klassifizierung in die ASTM-Kategorie 2 sind sie auch für leichtes Gelände mit kleineren Sprüngen zugelassen – und damit durchaus auch fürs Gravel- oder gar Cyclocross-Bike eine Überlegung wert.

Naben und Speichen

Die geschmiedete Naben unterscheiden sich optisch und technisch etwas von jenen der teureren Speed-Modelle: Keramik-Kegelkugellager bei Speed, gedichtete Rillenkugellager bei Wind. Positiv: Bei allen Ausführungen kann man das Lagerspiel einfach über einen Inbusschlüssel feinjustieren, um den Verschleiß zu minimieren und den größtmöglichen Leichtlauf zu ermöglichen. Das Sperrklinkensystem des Freilaufs wurde verstärkt und vergrößert, es besitzt nun 36 Zähne. Freiläufe sind verfügbar für Campagnolo (N3W), Shimano (HG) und Sram (XDR).

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Bei den Speichen handelt es sich um konifizierte Edelstahlspeichen (Durchmesser 2,0, 1,8, 2,0) mit selbstsichernden Aluminiumnippeln, was eine dauerhaft hohe Speichenspannung und dadurch Haltbarkeit der Laufräder gewährleisten soll.

Die Laufräder sind im 2:1-Muster eingespeicht, mit doppelt so vielen Speichen auf der Seite mit besonders hoher Beanspruchung – um Energieverlust zu vermeiden und die Torsion zu kompensieren, wie Fulcrum betont. Die Speichen sind auf beiden Seiten gekreuzt, berühren sich aber nicht, was Reibungen, Verformungen und Geräuschentwicklung dauerhaft vermeiden soll.

Fulcrum/Chiara Redaschi

Gewichte, Preise, Verfügbarkeiten

Gegenüber den Vorgängern (Wind 40 und Wind 55) will Fulcrum je 100 Gramm Gewicht gespart haben: Die neuen Wind 42 sollen als Set aus Vorder- und Hinterrad 1510 Gramm, die neuen Wind 57 1585 Gramm wiegen. Nicht zuletzt dadurch will Fulcrum das Handling um 22% und die Reaktionsschnelligkeit um 10% verbessert haben.

Das Gewichtslimit für das System aus Fahrer, Rad und Ausrüstung liegt bei 120 Kilogramm. Die in Italien entwickelten und vollständig innerhalb der EU produzierten Laufräder kosten 1415 Euro (Wind 42) beziehungsweise 1436 Euro (Wind 57) – jeweils mit Shimano HG-Freilaufkörper. Mit Sram- oder Campagnolo-Freilaufkörper kommen jeweils neun bzw. sechs Euro Aufpreis hinzu.

Während die niedrigere Variante Wind 42 bereits erhältlich ist, werden die höheren Wind 57 laut Fulcrum ab Oktober 2023 verfügbar sein.

Fulcrum/Chiara Redaschi

Erster Praxistest: Fulcrum Wind 42

Die niedrigere Ausführung der beiden neuen Fulcrum Wind Laufräder – die Wind 42 – stellten sich einem ersten Praxistest von ROADBIKE. Nach 1500 Kilometern fällt das Fazit durchaus positiv aus.

Beim Gewicht hält Fulcrum Wort: 1519 Gramm entsprechen nahezu dem Herstellerversprechen von 1510 Gramm – manch anderer Anbieter nimmt es hier nicht so genau... Das Hinterrad bringt es dabei auf 817, das Vorderrad auf 702 Gramm.

Die Fulcrum Wind 42-Laufräder überzeugten im ROADBIKE-Praxistest.
Georg Zeppin

Als positiv entpuppte sich auch der Aufbau: Vorder- und Hinterrad waren mittig und ohne Seiten- oder Höhenschlag zentriert. Das wirft nicht nur ein gutes Licht auf die Sorgfalt des Herstellers, sondern bedeutet in der Praxis auch ruhigen Geradeauslauf und in der Werkstatt weniger Sorge vor Speichenbrüchen oder anderen "fehlhaltungsbedingten" Defekten.

Apropos Praxis: Auf den 1500 Testkilometern gefielen die Fulcrum Wind 42 mit Komfort, Kraftübertragung, Lenkpräzision und Fahrspaß. Der Reihe nach: Auf ruppigem Untergrund, Kopfsteinpflaster oder aufgefräster Straßendecke schluckten die Laufräder so manche Vibrationen und vermittelten ein grundsätzlich angenehmes Fahrgefühl. Gefahren wurden die Laufräder übrigens mit Goodyear Eagle F1 Tubelessreifen in 28 Millimetern Breite.

Die Fulcrum Wind 42-Laufräder überzeugten im ROADBIKE-Praxistest.
Georg Zeppin

Durch das geringe Gewicht, aber auch die als subjektiv sehr hoch empfundene Seitensteifigkeit beschleunigen die Laufräder durchaus spritzig. Vor allem bergauf sorgen kurze Reaktionszeiten bei schnellen Antritten oder beim Beschleunigen im Sattel für ein zufriedenes Grinsen im Gesicht.

Einschränkend sei erwähnt, dass der Testfahrer "nur" 70 Kilogramm wiegt. Ob auch ein 120-Kilogramm-Pilot die Seitensteifigkeit subjektiv als hoch empfinden würde, kann, muss aber nicht so sein und muss in diesem Praxistest offen bleiben. Fulcrum scheint aber davon überzeugt zu sein und gibt die Wind 42 und auch die Wind 57 bis zu diesem relativ hohen Gewicht frei.

Auch bei hohem Tempo und beim Lenken gefielen die Fulcrum Wind 42: Die Laufräder lenken sich auch auf schnellen Abfahrten vorhersehbar und präzise, in hoher Schräglage vermitteln sie viel Vertrauen und scheinen immer über große Sicherheitsreserven zu verfügen. Kleine Korrekturen in der Fahrlinie verzeihen die Wind 42 problemlos und führen den/die Fahrer/in allzeit souverän durch die Kurve. Erfreulich: Auch bei Seitenwind ziehen die immerhin mittelhohen Felgen unbeirrt ihre Bahn und sind der Felgenhöhe angemessen fahrstabil.

Ihren bisher einzigen Wettkampfeinsatz erlebten die Fulcrum Wind 42 beim Granfondo Squali in der Emilia Romagna. Im hügeligen Hinterland von Cattolica an der italienischen Adria-Küste ließen sich die Wind-Laufräder trotz der teilweise wüsten Straßenbeläge nie aus der Ruhe bringen, kletterten leichtfüßig bis zu 14 Prozent Steigung hinauf und vermittelten jederzeit viel Vertrauen ins Material – auch auf schnellen Abfahrten und inmitten größerer Gruppen.

Die Fulcrum Wind 42-Laufräder überzeugten im ROADBIKE-Praxistest.
Georg Zeppin

Auch was den Verschleiß angeht, gibt es keinen Anlass zu Kritik: Nach 1500 Kilometern findet sich am Vorderrad ein winziger, kaum sichtbarer Kratzer in der Felge. Die Lager laufen leichtgängig, einzig das hintere Lagerspiel wurde einmal nachgestellt. Der Freilauf ist übrigens auffällig leise.

Fazit

Die Fulcrum Wind 42 sind insgesamt ein sehr gelungener Laufradsatz für gehobene Ansprüche mit sehr ausgewogenen Fahreigenschaften. 1519 Gramm Setgewicht sind attraktiv und im Vergleich zum Wettbewerb bei diesem Preispunkt absolut konkurrenzfähig. In Summe qualifizieren sich die Fulcrum Wind 42 als Allround-Laufradsatz für alle Rennrad-Einsatzbereiche (und würden dank ihrer großen Maulweite auch nicht vor Gravelbereifung zurückschrecken). Von Endurance- und Langstrecken-Fans über ambitionierte Marathonisti bis hin zu Rennfahrer*innen dürfte ein großes Publikum an den Laufrädern Gefallen finden. Ein Schnäppchen sind die Fulcrum Wind 42 sicher nicht, das Preis-Leistungsverhältnis erscheint dennoch fair – auch im direkten Vergleich mit den teureren Fulcrum Speed 42.

Die Fulcrum Wind 42-Laufräder überzeugten im ROADBIKE-Praxistest.
Georg Zeppin